Читать книгу SF Abenteuer-Paket 1006 - Raumkapitän am Schwarzen Loch: Science Fiction Sammelband 1006 - Margret Schwekendiek - Страница 12

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„Du solltest zu den Seraif gehen, wie ich es tat“, sagte mein Onkel Feran-San, der Bruder meines Vaters. „Die Seraif sind eine Elite unter den Kämpfern des Glaubens. Allein ihnen anzugehören ist eine Ehre.“

„Später, Feran-San“, erwiderte ich, während wir auf einem der Balkone des Vierundzwanzigsten Turms der Krieger standen. Jemand, der nicht aus Qatlanor stammt, dieser heiligsten aller Städte, weiß vielleicht nicht, was ein Turm der Krieger ist, denn auf fast allen anderen Planeten unseres Heiligen Imperiums wird eine bodennähere Bauweise bevorzugt. Nicht so in Qatlanor, das auf der westlichen Hemisphäre unserer Urheimat Qriidia einen halben Kontinent ausfüllt. Und diese Stadt der Städte wächst noch immer. Allerdings gibt es eine Bergkette, die das Wachstum der Stadt eingrenzt.[Maßeinheiten sind in dieser Übersetzung aus dem Hoch-Qriidischen in irdische Maße umgerechnet worden.] Das Bauhindernis liegt dabei einerseits in der Tatsache begründet, dass manche dieser Höhen weiter als zehntausend Meter emporragen. Aber auch ein religiöses Tabu lässt die Stadtverwaltung davor zurückschrecken, wenigstens die tiefer gelegenen Hänge und Hochebenen zu besiedeln, denn die Priesterschaft vertritt die Ansicht, dass der gesamte Gebirgszug als Berg des Ersten Aarriid anzusehen ist.

Tatsache ist, dass sich heute nicht mehr feststellen lässt, auf welchem genau der Erste Aarriid die Gebote Gottes empfing und wo ihm verkündet wurde, der Anführer eines auserwählten Volkes zu sein, dessen Aufgabe es sei, die Göttliche Ordnung bis zu den Grenzen des Universums zu tragen. Da aber nicht gewiss ist, welcher dieser zahlreichen Berge nun als heilig anzusehen ist, so hat man kurzerhand, alle in Frage kommenden Höhen als heilig definiert. Das hat durchaus einen gewissen Sinn. Schließlich minimiert man auf diese Weise die Gefahr eines Frevels. So kann es nicht geschehen, dass wir die heiligste Stätte der gesamten Qriidheit schänden, ohne es auch nur zu ahnen, in dem wir ein profanes Gebäude errichten. Dagegen gibt es seit langem eine Opposition, die vor allem in der Stadtverwaltung von Qatlanor ihren Sitz hat. Im Laufe von Jahrtausenden hat sich der typische Baustil dieser Stadt auf diese Weise herausgebildet.

Man baut in die Höhe und nicht in die Breite, wie es sonst unserer Art entspräche.

Allerdings ist bereits absehbar, wann auch diese Bauweise uns vor theologische Probleme stellen wird. Schließlich reichen die Gebäude Qatlanors immer höher empor. Wie Stacheln ragen sie in den Himmel und es gibt immer mehr Schriftgelehrte und Würdenträger der Priesterschaft, die es als Frevel ansehen, wenn ein bestimmtes Maß überschritten wird.

Sie verweisen auf das zuerst erwählte Volk Gottes, die wir Sambano oder Sambana nennen. Jene Rasse, die das Universum beherrschte, goldene Artefakte hinterließ und ein technisches Verständnis besaß, von dem unsere Ingenieure nicht einmal zu träumen wagen. Aber sie erlagen der Hybris und jedes Gebäude, das zu weit in die Höhe ragt, hält uns selbst diese Gefahr immer vor Augen.

Immerhin gibt es Gesetze, die vorschreiben, dass die Wohntürme nicht höher sein dürfen, als die Tempel. Findige Stadtplaner sind allerdings einfach dazu übergegangen, im Laufe von Jahrhunderten, die Tempel immer weiter in die Höhe wachsen zu lassen. Vorgeblich zu Ehren Gottes, aber vielleicht auch deshalb, weil ein religiöses Tabu im Sinne einer effektiven Stadtplanung umgangen werden sollte.

Es kann manchmal nicht leicht sein, den Geboten Gottes und den Erfordernissen des unvollkommenen Kosmos gleichermaßen gerecht zu werden. Irgendwann werden Tempel und Wohntürme zu den Heiligen hinaufreichen. Ich weiß nicht, ob es je möglich sein wird, sie zu übertreffen. Aber Tatsache ist auch, dass sie wie Symbole jener Gefahr wirken, der schon einmal ein auserwähltes Volk erlag. Der Gefahr der Hybris nämlich. Der Gefahr, dass der Gläubige seine eigene Rolle im Kosmos überschätzt, dass er nicht mehr nur an Gott glaubt, sondern glaubt, selbst Gott zu sein.

Innerhalb der Menschheit gibt es viele, die so denken. Die ihr eigenes Urteil, ihre eigenen Bedürfnisse, die Entfaltung ihrer eigenen Individualität als höchstes Gut ansehen. Eine Gesellschaft von lauter selbsternannten Klein-Göttern fand ich unter den Heiden vor, von denen jeder einen Allmächtigkeitsanspruch stellte, der sich zumindest auf das eigene Schicksal beziehen sollte.

Natürlich konnte dieser Anspruch für so gut wie keinen dieser schnabellosen Narren erfüllt werden.

Aber ich schweife ab - bedingt durch den tiefen Eindruck, den meine Zeit als Austauschoffizier des Menschenschiffes STERNENKRIEGER hinterlassen hat. Aber darüber habe ich mich an anderer Stelle breit genug ausgelassen.

Die Ereignisse, über die ich berichten will, sind viele Jahre früher geschehen. Die Menschheit und das Heilige Imperium der Qriid standen sich feindlich gegenüber. Im Moment gibt es ein Bündnis zwischen ihnen, weil ein Prediger für den noch unmündigen Nachfolger des Aarriid regiert, der die Auffassung vertritt, dass der Heilige Krieg keineswegs ewig sein muss. Aber eins steht auch fest – irgendwann wird man ihn wieder aufnehmen müssen. Denn wir sind dazu auserwählt, dem Universum die göttliche Ordnung zu bringen. Es wird sich zeigen, wie die Menschheit sich dazu stellt. Ob sie ein Werkzeug der Göttlichen Ordnung oder des Chaos wird. Ich fürchte, es wird wieder Krieg geben. Irgendwann. Und es mag sein, dass ich dann jenen, die ich unter den Menschen als Freunde gewann, im Kampf gegenüberstehen würde.

Ich tat es schon einmal. Als Rekrut, als Raumkapitän, für kurze Zeit sogar als Mitglied der Seraif-Elite. Aber letzteres ist ein anderes Kapitel, über das ich jetzt nicht berichten möchte. Manches bleibt für immer verschlossen. Und das ist gut so.

Doch für anderes ist jetzt die Zeit da, es zu offenbaren.

Mein Ungeschick und meine mangelnde Begabung dabei möge man mir verzeihen.

Es werden andere kommen und es mir gleichtun, davon bin ich überzeugt.

Und sie werden aus meinen Fehlern lernen – auch davon bin ich überzeugt.

SF Abenteuer-Paket 1006 - Raumkapitän am Schwarzen Loch: Science Fiction Sammelband 1006

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