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Angst

Sie ist da – diese lähmende Angst. Fast liebevoll schmiegt er seinen Kopf an meinen Bauch. Fast leidenschaftlich leckt seine Zunge über meine kahle Scham. Wenn er so ist, so ... zärtlich, dann weiß ich, dass der Wolf aus seinem Schafspelz steigt.

Mein Körper zittert. Nackt und ungeschützt. Gleich wird er mir wehtun. Gleich! Weil ich dieses verräterische Zittern nicht unterdrücken kann. Diesen ältesten aller menschlichen Reflexe. Flucht! Ich will fortlaufen, doch es gibt für mich kein Entrinnen. Nicht mehr ...

»Jetzt hab dich doch nicht so! Du musst vor mir doch keine Angst haben«, flüstert er an meinen Schamlippen, leckt darüber und beißt hinein. »Mein saftiges Pfläumchen, du schmeckst so süß.«

Ich presse die Zähne zusammen, verdränge den Schmerz, stehe zitternd im kalten Badewasser, in dem meine abrasierten Schamhaare schwimmen. Das letzte bisschen Schutz. Wie naiv ich doch war ...

Keuchend saugt er an meiner Klitoris, rammt seine Zähne in das zarte Fleisch. Ihn macht das geil, mir macht es Angst. Axel wird erst aufhören, wenn sein Trieb befriedigt ist. Nein, er wird heute nicht in die Kneipe gehen, nicht zu seinen Nutten. Es herrscht Ausgangssperre. Die Menschen haben Angst vor dem Virus. Die Welt ist im Ausnahmezustand. Niemand wird sich für mich interessieren, niemand wird mir glauben. Heute noch weniger als sonst.

»Weiber finden es geil, geleckt zu werden. Warum bist du nicht geil?«, fragt er mich, sieht zu mir auf und zwängt seine Finger in mich. Zwei, drei, vier ... Seine Augen glänzen. Geilheit. Wut!

In mir tobt die Angst. Meine Muskeln ziehen sich zusammen, jede Zelle fordert Widerstand. Ich kann nicht, fühle mich wie eine Puppe, eine Marionette, wie eine schmutzige Barbie, die in irgendeinem dunklen, kalten Keller vergessen wurde.

Axel zerrt mich aus der Badewanne, trocknet mich ab und greift erneut in die Plastiktüte, die er heute mitgebracht hat.

»Du hast deine Belohnung zwar eigentlich nicht verdient, aber ich will mal nicht so sein.« Er zieht etwas Rotes aus der Tüte. Zarte Spitze. Natürlich! Wenn der Wolf aus seinem Schafspelz steigt, sich in all seiner Brutalität und Härte zeigt, ist er besonders spendabel, lockt sein Opfer mit süßem Tand, obwohl es längst in der Falle sitzt.

Ich habe kaum etwas anzuziehen. All meine Sachen sind zu groß. Das einzige, was mir noch passt, ist die Reizwäsche. Nichts daran ist reizvoll, zumindest nicht für mich. Unmengen an bunten Korsagen und Strapsen lagern in meinem Kleiderschrank. Für jeden Bluterguss ein Stück rote, grüne, blaue oder schwarze Spitze. Als er mich damals fast totgeprügelt hatte, gab es hinterher einen Extrasatz halterlose Strümpfe. Wie fürsorglich und spendabel er doch ist!

Routiniert streife ich mir das rote Spitzenkorsett über, schnüre es, damit meine Brüste auch gut zur Geltung kommen. Axel ist stolz auf meine Titten, die opulent aus meiner ›Belohnung‹ ragen. Seit unserer Hochzeit habe ich etwa fünfzehn Kilo abgenommen, der Goldring an meinem Finger musste schon mehrfach enger gemacht werden. Darauf legt Axel großen Wert. Damit ich ihn nicht verliere, diesen goldenen Ring, meine Fessel, das Zeichen meiner Unterwerfung.

Er wichst, ist schon wieder hart, kann es kaum abwarten, bis ich die Strümpfe an den Strapsen des Korsetts befestigt habe. Meine Hände zittern und haben Mühe mit den kleinen Verschlüssen. Ungeduldig massiert dieser Scheißkerl seinen Schwanz, dann schubst er mich vor die Waschmaschine, knallt meinen Kopf darauf.

»Deine Fotze ist doch wieder ganz. Warum bist du nicht geil, du dumme Schlampe? Jede andere Frau wäre froh, wenn ich sie ficken würde.«

Erst spät, viel zu spät, habe ich erkannt, dass mit Axel etwas nicht stimmt. Sein Narzissmus, seine verquere Wahrnehmung, seine sadistische Vorliebe, andere zu erniedrigen und zu quälen. Als wir uns vor sechs Jahren in einem Café kennenlernten, meinte er, ich wäre die perfekte Frau für ihn. Damals machte ich den ersten Fehler und interpretierte dieses ›perfekt‹ falsch, aber irgendwie stimmt es wohl. Ich bin das perfekte Opfer. War es schon immer gewesen. Früher für meinen Vater und heute für ihn – diesen besessenen Tyrannen.

»Mein Schwanz reicht dir wohl nicht mehr, du willst etwas Größeres. Oder? Soll dich ein Bimbo ficken, ist es das, was du willst? Ein großer schwarzer Bimboschwanz?«

Seit der Flüchtlingswelle fragt er das immer wieder. Er, der arische Soldat für Volk und Vaterland. Ein Patriot, der in seiner Uniform endlich für saubere Straßen sorgen will. Deshalb hat er auch die AfD gewählt, weil er hofft, von den Kameraden bald die nötige Macht zu erhalten, um endlich für Ordnung zu sorgen. Nicht selten singt er irgendwelche Nazilieder, während er meinen Körper für seine dominanten Spielchen missbraucht.

Mein Kopf knallt auf die Waschmaschine, immer wieder, während er sich in mich bohrt. Wenn ich nicht stillhalte, wird er mich schlagen. Wenn ich stillhalte, wird er mich schlagen. Ich weiß es. Also stöhne ich, tue so, als würde mir gefallen, was er mir antut. Den Fehler, mich zu wehren, werde ich nicht mehr begehen. Zu oft habe ich lernen müssen, dass es nichts bringt. Das letzte Mal hat mich dieser Bastard fast verrecken lassen. Vor vier Monaten, als er vor einem Flüchtlingsheim Wache schieben und gegen besorgte Bürger und kampfbereite Patrioten vorgehen musste. Gegen seine eigenen Leute von der Partei. Natürlich musste er da seinen Frust loswerden. Er bestieg mich wie ein wildes Tier, prügelte auf mich ein – mit seinem Schlagstock, den er auf meinen blutenden Körper krachen ließ und dann in mich rammte, als wäre es seine heilige Pflicht, mir den Teufel des Ungehorsams auszutreiben.

Das ungeborene Leben in mir starb, vergiftete meinen Uterus Tag für Tag ein bisschen mehr, bis dieser ehrenwerte Mann, dieses respektable Mitglied der Gesellschaft, endlich seinen Parteifreund Peter zu uns in die Wohnung schleppte, damit er das ›Malheur‹ aus mir schabte und ein paar Pillen verschrieb. Doch ich unartiges Mädchen gab mich damit nicht zufrieden, sondern fieberte weiter und wollte einfach nicht gesund werden.

Nachdem sie mir im Krankenhaus die vereiterten Eierstöcke, den unbrauchbaren Uterus entfernt und mich mit reichlich Antibiotika wiederhergestellt hatten, brachte mich der heilige Axel zwei Wochen später nach Hause, wo er mich erneut verprügelte und stundenlang fickte – als Strafe dafür, dass ich ihn so lange alleingelassen und mich seinem ›Charme‹ widersetzt hatte.

Nein, diesen Fehler werde ich kein zweites Mal begehen. Auch wenn es im Grunde nichts mehr gibt, was er in mir zerstören kann. Da ist nur noch Leere ... und die Angst.

MAD-MIX2: Corona-Shorts

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