Читать книгу Der Alchimist kommt zurück - Maria Antonie Hutter - Страница 6
2. Kapitel
ОглавлениеWas vorher geschah
Die junge Frau hieß Stephanie. Sie war anders als ihre Kollegen in der Bank. Stephanie arbeitete nicht den ganzen Tag oder ging Beschäftigungen nach, denen man als Bewohnerin Málagas ebenso nachging.
Vor drei Monaten hatte sie das Buch der Alchimist gelesen. Seitdem war es ihr ergangen wie dem Hirten Santiago aus dem Buch. Sie hatte drei Mal von einem Schatz geträumt, der am Fuße der Tempel von Luxor lag.
Sie spürte, dass es noch mehr geben musste im Leben als ihre Arbeit für die Bank. So beschloss sie ihr Leben grundlegend zu ändern.
„Wieso wollen Sie auf einmal kündigen?“, wollte der Bankdirektor wissen.
„Ich möchte reisen.“
Wieder so eine Spinnerin, dachte der Alte. Was war bloß mit seinen Mitarbeitern los. Es war die dritte Kündigung innerhalb von einer Woche. Erst gestern hatte ihm ein langjähriger Mitarbeiter gekündigt, weil er ein Sabbatjahr einlegen wolle. Angeblich plane er eine Weltreise.
„Ist die Arbeit bei uns denn so uninteressant?“, fragte er laut.
„Im Gegenteil. Sie ist so anstrengend, dass ich mich nach etwas Ruhe und Abwechslung sehne.“
„Ich könnte Ihnen eine Teilzeitstelle anbieten?“
Die junge Frau schüttelte den Kopf. „Sie mögen die Bank nicht“, stellte der Direktor enttäuscht fest.
Daraufhin schwieg die junge Frau eine Weile. Dann sagte sie: „Zwar möchte ich reisen, aber dass ich die Arbeit in der Bank nicht mag, habe ich nicht gesagt. Ich habe viel lernen können in den letzten Jahren. Durch die Arbeit bei der Bank bin ich diejenige geworden, die ich heute bin. Ich möchte nach Ägypten reisen, weil sich jedes Mal, wenn ein Kunde an meinen Schalter kommt, mein Traum vom Reisen in seinen Augen widerspiegelt." Und weil ich einen wiederkehrenden Traum hatte. Aber sie sprach es nicht aus. Denn die meisten Menschen glauben nicht an solche Dinge.
Am Abend ging die junge Frau ans Meer.
Zum ersten Mal hatte sie einen Job gekündigt, ohne an die Konsequenzen zu denken. Dies war ein hohes Risiko: Ihr Erspartes würde nicht ewig reichem. Wenn sie nicht innerhalb von drei Monaten eine neue Möglichkeit fand, ihren Lebensunterhalt zu verdienen, würde sie womöglich auf der Straße landen.
Die junge Frau versuchte in der Zeitung zu lesen, die sie gekauft hatte, aber sie konnte sich nicht mehr konzentrieren. Sie war unruhig, denn sie wusste, dass das Buch, das sie zuvor gelesen hatte, die Wahrheit sagte. Es gab Zeichen im Leben, denen man folgen musste. Sie hatte denselben Traum mehrmals geträumt. Selbst wenn sie niemals einen Schatz finden sollte, so würde sie zu mindesten Ägypten zu sehen bekommen. Vielleicht konnte sie dort in einem Hotel arbeiten. Wenn sie genug gespart hätte, konnte sie eine Zeit lang reisen und die dortige Kultur kennenlernen.
Sie erinnerte sich an die Worte ihres Vaters: Träume sind wie Lichtmomente, in denen man einen Blick auf das Paradies erhaschen kann. Der große Prüfstein im Leben bestand darin, seine Grenzen zu überwinden, dachte sie, und so weit zu kommen, wie man es sich in seinen kühnsten Träumen nicht hätte ausmalen können.
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