Читать книгу Der kunstfertige Fälscher - Maria Attanasio - Страница 13
(Notiz)
ОглавлениеEin Schusterkollege war es, der Don Giuseppe Ciulla — er verstand sich sehr gut aufs Rechnen, stolperte beim Lesen aber über jede Silbe — die erste offizielle Verlautbarung über seinen Sohn vorlas.
In einem Artikel vom 17. Oktober 1885 in Il Cimento — eines der zahlreichen kurzlebigen Blätter, die in den letzten zwei Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts für Bewegung im politischen und kulturellen Leben von Caltagirone sorgten — war die Rede von dem außergewöhnlichen Malertalent des jungen Mannes und von einem sehr schönen, in der Via del Corso ausgestellten Portrait, gemalt »ohne fremde Hilfe, nur mit natürlicher Begabung; doch weit mehr könnte er erreichen, wenn ihm jemand, zum Beispiel die Stadtverwaltung, die Mittel für ein Studium zur Verfügung stellte«.
Und das Rathaus stattete Paolo tatsächlich mit solchen Mitteln aus, wie es jahrhundertealter Brauch einer Stadt so wollte, in der eine kleine Elite aristokratischer Familien, sich in den Amtssesseln der Institutionen abwechselnd, den überaus reichen öffentlichen Besitz verwaltete. Sie taten das zum eigenen Vorteil, aber mit großem politischem Gespür: So versahen sie die Gemeinde mit allen denkbaren kulturellen Einrichtungen und Wohltaten und schickten die Verdienstvollsten unter den jungen Leuten — aller Gesellschaftsschichten — auf Kosten der Stadt zum Studium an die renommierten Universitäten und Akademien Italiens. Im Gegenzug wuchsen Ansehen und Macht der Honoratioren, wie es just in diesen Jahren bei Giorgio Arcoleo der Fall war.6 Auch dem vielversprechenden Paolo Ciulla wurde ein Stipendium zugesprochen, damit er weiterhin Malerei an den Kunstakademien in Rom und in Neapel studieren konnte, doch mit der stillschweigenden Verpflichtung, nach Beendigung des Studiums sein Können der Gemeinschaft zur Verfügung zu stellen. In devotem Einvernehmen mit ihrer führenden Klasse.