Читать книгу Am Ende des Regenbogens - Maria Rohmer - Страница 5

11. Kapitel

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Vater ruft aus Köln an: „Die Ärzte wollen mich doch nicht operieren“, dann versagt ihm die Stimme. Mutter versucht mehr aus ihm herauszubringen. Vergebens. „Ich kann nicht operiert werden“ ist alles. „Wir kommen."

Nachmittags sind Mutter und ich in der Klinik. Wir finden Vater vollkommen verzweifelt vor. Er, der seine ganze Hoffnung, seine Rettung in diesen Eingriff gesetzt hat, der sich an den Gedanken geklammert hat: So ist es zu schaffen, er ist am Ende.

Wir reden mit dem Oberarzt und erfahren von einem Schreiben, das am Morgen eingetroffen ist: Die endgültige Diagnose der Knochenszintigrafie. Darin spricht nun der Professor - entgegen des Vorabbefundes - den dringenden Verdacht auf eine Metastasierung aus!

`Herdförmig gesteigerter Knochenstoffwechsel im Trochantermassiv rechts. Der Befund spricht für eine Metastasierung. Weitere Abklärung durch gezielte Röntgenuntersuchung, ggf. mit Tomografie`.

Wir stehen da und begreifen nichts mehr.

Vollkommen durcheinander können wir keinen klaren Gedanken mehr fassen. Was wird einem schwerkranken Menschen da angetan? Wochenlang baut man einen Berg von Hoffnung und Zuversicht in ihm auf, um ihn dann von ganz oben abstürzen zu lassen. Woher jetzt neuen Mut nehmen, wie die Kraft finden, nicht aufzugeben? Das ganze kann nur ein Irrtum sein! Das an der Hüfte, das sind normale Verschleißerscheinungen, bei dem Beruf! So ist es Vater vor Jahren bereits von seinem Orthopäden bescheinigt worden.

Vater ist Heizungsinstallateur, hat sein Leben lang schwere, körperliche Arbeit verrichten müssen. Und geschont hat er sich nie. Er war stets da, wenn ihn jemand brauchte. So mancher Heiligabend, an dem die Familie mit dem Essen auf ihn warten musste, weil irgendwo eine Heizung ausgefallen war. So manche Nacht, die durchgearbeitet wurde, weil eine Anlage zu einem bestimmten Termin fertig zu sein hatte. Es gab nichts, was er nicht wieder hinkriegte. Egal wie diffizil die Sache war und wie viel Zeit sie erforderte.

Die `Aufhellung` auf dem Röntgenbild war also damals schon da, worauf Vater den Professor auch hingewiesen hatte. Aber nun, im Zusammenhang mit Krebs, gewinnt sie wohl einen ganz anderen Stellenwert.

Wie soll es jetzt weitergehen? Wieder eine neue Untersuchung, wieder Warten, wieder Angst haben vor dem Resultat. Wie lange hält man sie aus: Diese grauenvolle psychische Belastung? Wie lange erträgt man dieses Leben zwischen Hoffen und Bangen? Im Moment sind wir alle am Ende, haben einen Tiefpunkt erreicht.

Am Abend fährt meine Schwester noch einmal nach Köln.

Vater ist fast nicht ansprechbar, läuft den Flur rauf und runter, hält es nicht aus in seinem Zimmer.

„Sollen wir nach Hause fahren?“ Er nickt. Sie reden mit dem behandelnden Arzt, der sich erst mal fürchterlich aufregt, nach einem langen Gespräch aber einsieht, dass es das Beste ist, wenn der Patient für einige Tage dort rauskommt. „Finden Sie wieder zu sich und dann melden Sie sich. Versprochen?“

Mitte Juli wird der Patient wieder in der Klinik sein.

Dann wird er auf der `Onkologischen` liegen.

Am Ende des Regenbogens

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