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II LEBENSPHASEN UNTER DEM ZWANG DES KONSUMS

Soziale und technische Errungenschaften können wir uns unter dem Regime des Konsumismus nur vorstellen als eine ununterbrochene Erweiterung und Diversifizierung der Angebotspalette, auf die die Mitglieder der Gesellschaft zugreifen können. Der Sozialstaat bewährt sich daran, dass immer mehr Menschen in immer größerem Umfang teilhaben an der staatlichen Daseinsfürsorge. Unser Wohlleben bemessen wir daran, wie viel wir von der großen Menge der Produkte, die die Güter- und Dienstleistungsindustrie ausspuckt, abkriegen. Und unsere Freiheit kommt zum Ziel, wenn wir aus dem Angebot aussuchen können, wonach uns der Sinn steht. Damit alle zufriedengestellt werden, werden die Offerten immer genauer zugeschnitten auf jeweilige Lebenslagen. Und so werden auch für die Lebensphasen spezielle Versorgungspakete geschnürt, die deren Bedürfnissen präzis entsprechen. Wie ja überhaupt die Bedürfnisse der Menschen als diejenige Instanz gelten, die der Waren- und Dienstleistungsproduktion ihre Aufträge erteilt. Was die Menschen brauchen, das sollen sie nach Möglichkeit kriegen. Kinder zum Beispiel – und ihre Eltern – brauchen Kindergärten. Familien brauchen Entlastung, Jungendliche brauchen Förderung und Unterhaltung, Alte brauchen erst Bewegung und später Pflege und Sterbende brauchen einen guten Ort, um zu sterben.

Wie nun aber, wenn es ganz anders ist?

  Wenn eine Gesellschaft, die für ihre Kinder flächendeckend Kindergärten bereitstellt, kinderfeindlich und nicht kinderfreundlich ist.

  Wenn Familien nicht gefördert, sondern zerschlagen werden durch die Entlastung, die sie erfahren.

  Wenn Sterbeorte nicht Orte zum Sterben sind, sondern zum Gestorben-Werden.

  Wenn Generationen nicht mehr kommen und gehen, sondern durch Waren und Marken hergestellt und zusammengeschweißt werden?

Simple Wahrheiten und warum ihnen nicht zu trauen ist

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