Читать книгу Die Frau mit dem zweiten Gesicht - Marie Louise Fischer - Страница 5
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ОглавлениеDer Hof war stockdunkel; die kleine Lampe über der Tür des Hinterhauses genügte nicht, ihn zu erhellen, sondern verstärkte noch den Eindruck pechschwarzer Finsternis. Aber Marie Forester empfand keine Spur von Furcht. Sie war sicher, daß ihr hier keine Gefahr drohte.
Ohne ihn wahrzunehmen, wich sie dem Lieferwagen der Computerfirma aus, die das Hinterhaus gemietet hatte. Es war stets die gleiche Stelle, an der er nachts geparkt wurde. Tagsüber ging es hier lebhaft zu. Es war ein ständiges Anfahren und Abfahren, Ausladen und Aufladen, Kommen und Gehen. Aber nach Geschäftsschluß lagen Haus und Hof völlig verlassen. Marie Forester hatte die einzige Privatwohnung, ein Atelier im fünften Stock unter dem Dach. Es machte ihr nichts aus, ja, es gefiel ihr sogar, und nicht nur deshalb, weil sie ihre Stereoanlage so laut aufdrehen konnte, wie sie wollte, ohne daß sie fürchten mußte, jemanden dadurch zu stören.
Ohne Angst schloß sie das leere Haus auf, trat ein, knipste die Beleuchtung an und schloß hinter sich ab. Mit dem Lift fuhr sie in den vierten Stock hinauf.
Dabei schoß es ihr durch den Kopf, daß ihr Bruder sie oft davor gewarnt hatte.
„Paß nur auf“, sagte er immer wieder, „früher oder später wird er einmal steckenbleiben, und du wirst die ganze Nacht darin verbringen müssen.“
„Und wenn schon!“ lautete ihre stereotype Antwort. „Für eine Person ist Platz und Luft genug drin.“
Heute, gestand sie sich allerdings, wäre ihr ein solcher Zwischenfall höchst unwillkommen gewesen. Sie sehnte sich nach ihrem Bett und war froh, als sie aussteigen konnte. Die letzte Treppe mußte sie zu Fuß erklimmen, denn der Lift fuhr nicht bis zum fünften Stock.
Sie schloß ihr Atelier auf – das Deckenlicht hatte sie brennen lassen –, schlüpfte aus ihrem Parka und hängte ihn auf den runden Kleiderständer. Sie streifte sich die Turnschuhe von den Füßen, lief ins Bad, riß sich Hemd und Hose vom Körper, warf sie achtlos in eine Ecke, stieg in die Badewanne und duschte sich ab. Danach hüllte sie sich in ein großes Frotteetuch, löschte alle Lichter und schlüpfte in das Bettzeug der schon für die Nacht gerichteten Couch.
Kaum daß sie den Wecker gestellt hatte, war sie auch schon eingeschlafen.
Hauptwachtmeister Werner, der Marie Forester am nächsten Morgen empfing und sie in ein kleines, kahles Vernehmungszimmer führte, war ein ruhiger, erfahrener Beamter. Er bat sie, Platz zu nehmen, fragte sie sogar, ob sie einen Kaffee haben oder rauchen wollte, was sie beides ablehnte.
„Ist es Ihnen recht, wenn ich ein Tonband laufen lasse?“ fragte er. „Dann kann einer meiner Leute es gleich anschließend abschreiben. Das ist angenehmer, als wenn ich selber tippe.“
Marie war einverstanden.
Mit einem Klick schaltete sich das Tonband ein und lief dann geräuschlos weiter.
Oberkommissar Werner zündete sich eine Zigarette an und zog einen schweren Porzellanaschenbecher mit der Reklame einer Autofirma näher an sich heran. Er schlug einen grasgrünen Ordner auf.
„Ihre Personalien haben wir also!“ stellte er fest. „Sie heißen Marie Forester, sind zwanzig Jahre alt, in Bayreuth geboren und leben seit zwei Jahren in München. Ist das richtig?“
„Ja.“ Sie merkte, daß sie die Hände verkrampft hatte, löste sie und versuchte, sich zu entspannen.
„Daß Sie nicht vorbestraft sind, haben wir inzwischen festgestellt. Aber hatten Sie jemals etwas mit der Polizei zu tun?“
„Nein.“
„Denken Sie genau nach!“
Angestrengt überlegte Marie die Antwort auf diese Frage. Dann gab sie zu: „Einmal. Ich war noch ein halbes Kind. Vierzehn Jahre alt. Da ist in der Nacht ein Feuer ausgebrochen. Im Bastelraum, der war in einem Nebengebäude. Damals besuchte ich ein Internat. Ich geriet in Verdacht, das Feuer gelegt zu haben. Aber ich hatte nichts damit zu tun.“ Sie blickte ihn an, und die leicht verschleierte blaugrüne Iris verwandelte sich in ein intensives Blau. „Wirklich nicht.“
„Ist man grob mit Ihnen umgesprungen?“
„Nein. Der Polizist war eher nett. Ich hatte das Gefühl, daß er von Anfang an den Verdacht, den die anderen gegen mich hatten, nicht teilte.“ Die Erinnerung an jene entsetzlichen Tage, in denen die Lehrer sie schikaniert und ihre Freundinnen sich von ihr distanziert hatten, überfiel sie mit Macht.
„Ist Ihnen nicht gut?“ fragte der Kommissar besorgt.
Marie schüttelte den Kopf.
„Möchten Sie vielleicht ein Glas Wasser?“
„Nein, danke. Es geht schon.“
„Sie haben also keinerlei Ressentiments gegenüber der Polizei? Keine Abneigung gegen die ,Bullen‘, wie man heutzutage so schön sagt?“
„Nein. Bestimmt nicht.“
„Freut mich zu hören. Dann werden Sie uns also helfen, und das ist gut so. Gestern nacht standen Sie unter einem Schock. Verständlich.“ Er schlug den Ordner zu. „Ich mache Ihnen einen Vorschlag: wir vergessen Ihre erste Aussage und fangen von vorne an.“
„Was ich Ihrem Kollegen gesagt habe, war die Wahrheit.“
„Fräulein Forester, ich fürchte, Sie machen sich nicht klar, um was es geht. Ihr Bruder ist niedergestochen worden. Ein Verbrechen, das wir aufdecken wollen. Es kann doch nicht in Ihrem Sinne sein, daß der Täter entkommt?“
„Warum fragen Sie nicht meinen Bruder?“
„Das werden wir tun.“ Hauptwachtmeister Werner drückte mit einer fast brutalen Geste seine Zigarette aus. „Falls er überlebt.“
„Das wird er!“ sagte Marie heftig. „Er darf nicht sterben!“
„Sein Tod würde die Situation für Sie ändern?“
„Nein! Natürlich doch. Es würde einen schweren Einschnitt in mein Leben … in unser Familienleben bedeuten. Aber eine andere Aussage machen könnte ich trotzdem nicht.“
„Versuchen Sie es bitte noch einmal. Ganz von vorne. Vielleicht kommen wir dann der Wahrheit auf die Spur. Versuchen Sie es!“
„Es fing damit an, daß ich nicht einschlafen konnte. Das passiert mir nicht oft, aber manchmal. Plötzlich hatte ich es satt, mich hin und her zu werfen und mir dumme Gedanken zu machen. Wenn man nachts nicht schlafen kann, tut man das ja. Ich entschloß mich, noch ein bißchen herumzulaufen, um müde zu werden.“
„Sie haben nicht etwa einen Anruf bekommen?“
„Nein.“
„Denken Sie genau nach!“
„Nein. Es war ja auch schon sehr spät. Um diese Zeit ruft niemand mehr an.“
„Haben Sie auf die Uhr gesehen?“
Ja, auf meinen Wecker. Es war fünf Minuten nach eins, als ich aufstand.“
„Also weit nach Mitternacht. Pflegen Sie öfter um diese Zeit durch die Stadt zu laufen?“
„Manchmal. Wenn ich nicht schlafen kann, wie gesagt.“
„Haben Sie denn keine Angst?“
„Nein.“
„Sie wissen nicht, daß solche Streifzüge für eine junge Frau gefährlich enden können?“
„Das schon. Aber nicht für mich. Ich habe einfach so das Gefühl, daß mir nichts passieren kann.“
„Wenn Sie meine Frau oder meine Tochter wären, würde ich es Ihnen verbieten.“
Marie reckte das Kinn. „Ich bin erwachsen – und unabhängig.“
Hauptwachtmeister Werner beugte sich zum Mikrophon. „Diese Zwischenbemerkung können Sie weglassen!“ sagte er in amtlichem Ton. Dann wandte er sich wieder Marie zu: „Sie hatten es plötzlich so eilig, aus dem Haus zu kommen, daß Sie sich nicht einmal die Zeit nahmen, sich ordentlich anzukleiden?“
Sie blickte ihm fest in die Augen. „Stimmt. Mich überfiel eine Art … ich weiß nicht, wie ich das nennen soll … eine Art Budenangst. Ich hatte das Gefühl, die Decke würde mir auf den Kopf fallen. So ähnlich. Deshalb streifte ich mir nur eine lange Hose über mein Nachthemd, Turnschuhe über die Füße und zog meinen Parka an.“
„Finden Sie das nicht selber, jetzt im nachhinein, einigermaßen sonderbar?“
„Nein, wieso denn? Ich wußte doch, daß ich um diese Zeit niemandem mehr begegnen würde.“ Sie machte eine kleine Pause. „Natürlich nahm ich meine Schlüssel und meine Taschenlampe mit.“
„Wieso ist das natürlich? Nachts in der Stadt eine Taschenlampe dabeizuhaben, meine ich.“
„Für mich schon. Ich wohne in einem Hinterhaus, und der Hof ist nicht beleuchtet. Außerdem“, fügte sie trotzig hinzu, „kann so eine schwere Lampe auch eine ganz gute Waffe sein – für den Fall, daß mich jemand anpöbeln wollte.“
„So ausgerüstet, rannten Sie also geradewegs nach Alt-Schwabing hinüber. Wieso das?“
„Auf den Weg habe ich gar nicht geachtet.“
Hauptwachtmeister Werner schlug den Ordner wieder auf. „Der Anruf des Wirtes erreichte den Notruf Punkt zwanzig nach eins. Wenn Sie um fünf nach eins aufgestanden sind, müssen Sie ja einen Affenzahn draufgehabt haben.“
Marie dachte nach. „Wahrscheinlich habe ich mich in diesem Punkt geirrt. Ich gebe zu, was die Uhrzeit betrifft, bin ich mir jetzt nicht mehr sicher. Wahrscheinlich war es vor und nicht nach eins, als ich aufgestanden bin.“
„Eben haben Sie noch mit Bestimmtheit behauptet …“
Sie fiel ihm ins Wort: „Ja, da habe ich es auch noch geglaubt. Aber wenn Sie sagen, der Notruf kam schon um zwanzig nach – das muß ja registriert worden sein muß ich mich eben vertan haben. Ich habe ja auch nicht sofort Alarm geschlagen, sondern mich erst über meinen verletzten Bruder gebeugt und versucht, ihm zu helfen. In so kurzer Zeit kann das einfach nicht alles passiert sein.“
„Jetzt erzählen Sie mir doch mal genau, wie Sie ihn gefunden haben.“
„Es fiel mir auf, daß das Tor zu der Sackgasse offenstand. Es ist sonst abends immer geschlossen. Auch die Laterne im hintersten Winkel brannte nicht, ja, vielleicht ist mir das sogar zuerst aufgefallen. Gewöhnlich kann man sie von der Straße aus sehen.“
„Sie scheinen sich erstaunlich gut dort auszukennen.“
„Erstaunlich würde ich nicht sagen. Ich gehe oft in Schwabing spazieren, dort, wo es noch einen gewissen dörflichen Charakter hat. Ich finde es malerisch und interessant. Außerdem übe ich mich darin, mir Einzelheiten einzuprägen.“
„Klingt überaus plausibel!“ bemerkte der Hauptwachtmeister nicht ohne Ironie. „Wenn Sie mir jetzt noch erklären können, was Sie zum Teufel bewogen hat, in diese doch wahrscheinlich stockdunkle Sackgasse einzudringen.“
„So dunkel war es nicht. Es fiel ja Licht aus den rückwärtigen Fenstern, und ich hatte meine Taschenlampe.“
„Das erklärt gar nichts.“
Marie schwieg.
„Ihre Darstellung des Hergangs entbehrt jeder Logik. Soll ich Ihnen jetzt mal erzählen, was sich wirklich abgespielt hat?“
„Ich habe es Ihnen ja gerade geschildert.“
„Nein, das haben Sie nicht. Günther Grabowsky ist von jemandem niedergestochen worden, sei es nun Mann oder Frau, wahrscheinlich können wir aber davon ausgehen, daß es sich um einen Mann handelt, der ihm persönlich bekannt war. Nach der Tat hat er dann das große Nervenflattern bekommen und Sie angerufen, worauf Sie losgestürzt sind, um Ihren Stiefbruder zu suchen.“
„Nein!“
Der Hauptwachtmeister tat ihren Widerspruch mit einer Handbewegung ab. „Natürlich wäre es richtiger gewesen, wenn Sie den Notruf gewählt hätten. Dann wäre Ihr Bruder zwanzig Minuten früher gefunden worden. Aber das haben Sie nicht gewagt, weil Sie fürchteten, dann den Namen des Informanten preisgeben zu müssen.“
„Nein!“
„Ich gebe zu, daß es nicht unbedingt der Täter gewesen sein muß, der Sie alarmiert hat. Es kann auch ein Zeuge gewesen sein. Aber auch durch dessen Aussage hätten wir den Täter eruiert.“
„Sie sollten mir keine Unlogik vorwerfen, Herr Hauptwachtmeister“, sagte Marie und warf den Kopf zurück. „Unterstellen wir mal, ich wäre angerufen worden – was ich allerdings nach wie vor mit Nachdruck bestreite –, dann hätte der Täter oder Zeuge nicht nur meinen Bruder kennen, sondern auch meine Telefonnummer haben müssen. Das wäre doch äußerst unwahrscheinlich.“
„Kann ich nicht finden.“
„Außerdem hätte ich sehr wohl den Notarzt alarmieren können. Nach Ihrer Darstellung hätte ich ja genau angeben können, wo der Verletzte zu finden war. Das hätte doch genügt. Meinen Namen hätte ich ja gar nicht zu nennen brauchen. Oder ich hätte einen falschen angeben können. Warum denn nicht?“
„Das fällt Ihnen erst jetzt ein. In der Nacht haben Sie nicht daran gedacht. Sie waren äußerst bestürzt, in echte Panik geraten.“
„Sie machen sich ein völlig falsches Bild von mir, Herr Hauptwachtmeister. Ich würde niemals wie eine kopflose Henne reagieren.“
„Ich glaube Ihnen kein. Wort.“
„Das werden Sie schon noch. Spätestens, wenn Sie mit meinem Bruder gesprochen haben.“
„Falls es dazu kommt.“
„Ich finde es nicht anständig, daß Sie mir dauernd Angst einjagen wollen. Ich habe heute früh in der Klinik angerufen. Er hat die Nacht überlebt und ist so gut wie außer Gefahr.“
„Da bin ich gar nicht so sicher.“
„Aber ich!“
Ohne Marie anzusehen, zündete der Polizeibeamte sich eine neue Zigarette an. „Wechseln wir mal das Thema, ja? Sie kennen die Kreise, in denen er verkehrt.“
„Nicht sehr gut.“
„Wirklich nicht? Sie leben beide in derselben Stadt, fern von zu Hause, sind beide jung …“
Marie fiel ihm ins Wort. „Günther ist fünf Jahre älter als ich.“
„Was macht das schon für einen Unterschied?“
„Einen gewaltigen. Außerdem haben wir nicht die gleichen Interessen.“
„Sie wissen also nicht, ob er mit Drogen zu tun hat?“
„Drogen?“ wiederholte Marie verblüfft.
„Noch nie von so etwas gehört, wie?“
„Gehört schon und auch gelesen. Aber ich verstehe nicht, wie Sie darauf kommen, daß ausgerechnet mein Bruder …
Er ließ sie nicht aussprechen. „Weil es gerade in der Drogenszene häufig zu Schlägereien und Messerstechereien kommt, zum Beispiel, wenn ein Dealer einem Kunden den Stoff verweigert. Etwas Derartiges könnte hinter der Tat stecken. Der verschwiegene Winkel, in den sich die Streitenden zurückgezogen haben, spricht dafür.“
„Hören Sie, Herr Hauptwachtmeister! Ich kann zwar nicht beschwören, daß Günther nicht schon mal Hasch oder Marihuana genommen hat, obwohl ich das niemals mitgekriegt habe – aber ein Dealer ist er mit Gewißheit nicht!“
„Daß er sich Rauschgift besorgen wollte, halten Sie also für möglich?“
„Jetzt versuchen Sie, mir das Wort im Mund zu verdrehen!“ rief Marie empört. „Was ich nicht ausschließen wollte, war ja nur, daß er es mal versucht haben könnte, wenn man es ihm auf einer Party angeboten hat oder so. Und Sie unterstellen sofort, daß er süchtig ist.“
„Unterstellen tue ich gar nichts. Ich versuche nur, der Wahrheit auf den Grund zu kommen. Aber Sie machen es mir verdammt schwer.“
„Ich habe Ihnen alles gesagt, was ich weiß. Jetzt wird es Zeit, daß ich zum Unterricht komme.“
„Sie besuchen das ,Privatinstitut Geissler‘?“
„Ja.“
„Wozu?“
„Komische Frage. Ich will malen lernen, besonders zeichnen. Die Aufnahmebedingungen für die Kunstakademie sind sehr schwer.“
„Malen wollen Sie also? Ist das nicht in der heutigen Zeit eine ziemlich brotlose Kunst?“
„Über meine Zukunft und meine Finanzen brauchen Sie sich aber nun wirklich keine Gedanken zu machen!“ Marie griff nach ihrem Köfferchen, das ihre Zeichenutensilien enthielt, und stand auf.
Hauptwachtmeister Werner hielt sie zurück. „Nicht so hastig! Wir müssen noch das Protokoll aufsetzen.“
„Ich wette, das können Sie auch allein. Ich habe alles gesagt, was zu sagen war.“
„Eine letzte Frage …“
„Ja?“ Marie blieb abwartend stehen.
„Betätigt Ihr Bruder sich politisch?“
„Nein.“ Vorsichtig setzte sie hinzu: „Soviel ich weiß.“
„Wie ist seine politische Einstellung?“
Marie verbiß sich die Frage, was dies denn mit dem Fall zu tun habe, denn sie hatte es jetzt sehr eilig fortzukommen. „Eher konservativ“, erklärte sie.
„Na dann!“ sagte Hauptkommissar Werner ausdruckslos und stellte das Tonbandgerät ab. „Laufen Sie also los! Aber machen Sie nicht den Fehler, Ihren Bruder zu besuchen, bevor wir ihn vernommen haben!“
„Das können Sie mir nicht verbieten!“
„Das will ich gar nicht, und ich setze ihm auch keinen Wachtposten vor die Tür. Dafür ist der Fall nicht wichtig genug. Ich rate es Ihnen nur im Guten.“
„Warum?“
„Damit Sie nicht in den Verdacht der Absprache geraten. Sie können sich doch nichts Besseres wünschen, als daß er unbeeinflußt Ihre Darstellung bestätigt.“
„Ach so. Ja, natürlich.“
„Und vergessen Sie nicht, daß wir noch Ihre Unterschrift brauchen.“
„Ich könnte in der Mittagspause kommen.“
„Sehr schön. Vielleicht war bis dahin schon einer meiner Kollegen in der Klinik.“
„Hoffentlich!“ erwiderte Marie und beeilte sich fortzukommen.