Читать книгу Und Erdbeeren wachsen doch auf dem Mond - Marie Lu Pera - Страница 3
Scheinfrüchtchen
ОглавлениеErdbeeren sind eigentlich ziemlich schön – so aus der Nähe betrachtet.
Oft nehmen wir uns nicht mehr die Zeit, Dinge richtig zu betrachten. Wir sind gefangen in einem Strudel der Hektik, der uns in einen durchgeplanten Alltag saugt.
Wenn man aber genauer hinsieht, erkennt man die gelben Samen, die die gesamte Oberfläche säumen. Genau 126 gelbe Pünktchen hat diese hier und der grüne Kelch umfasst sie wie ein schützender Hut.
Komisch ist nur, dass es gar keine Beeren sind. Sie gehören zur Familie der Rosengewächse. Es sind Scheinfrüchte, um genau zu sein.
Hm, wenn ichs mir recht überlege, dann haben die Erdbeeren und ich einiges gemeinsam. Ich bin ein Mensch, aber auch wiederum keiner. Ein Scheinmensch sozusagen.
Der Direktor meint, meine Fähigkeit ist entweder bedeutungsvoll oder bedeutungslos – er sagt, er wolle sein Urteil darüber nach diesem Schuljahr fällen. Ich weiß nicht, wovor ich größere Angst habe.
Das wären dann noch gefühlte tausend Tage, bis ich wieder ein normales Leben führen kann. Was auch immer „normal“ bedeutet. Auch davor habe ich Angst.
Es ist ziemlich kalt, für Oktober, aber um ehrlich zu sein, friere ich ständig. Darum lege ich meine Wollmütze und meine Jacke auch nie ab. Ich hab mich so daran gewöhnt, sie zu tragen – ohne sie fühle ich mich nackt. Ich ziehe mir meine rote Strickjacke fester um die Schultern und rücke meine Fäustlinge zurecht.
Die meisten Schüler sitzen drinnen, aber ich ziehe das Draußen vor, was erschreckend viele Vorteile hat. Es ist ruhig und man läuft nicht Gefahr, irgendetwas Stinkendes an den Kopf zu bekommen, falls ein Zauber „unabsichtlich“ schiefgelaufen ist. Ja – richtig gehört, seit zwei Monaten weiß ich, dass es so etwas wie Hexen, Kelten, Werwölfe, Elfen, Wassermänner, usw. wirklich gibt. Und das ist jetzt kein Scherz. Obwohl – hey, kein Thema – ich hätte es auch nie geglaubt.
Ich kann natürlich nicht zaubern und auch sonst ist mein „magisches Unvermögen vorherrschend“ – sagen zumindest meine Lehrer. Das hält sie aber nicht davon ab, mir haufenweise blödsinnige Kurse aufzubrummen.
Ihr Urteil ist jedes Mal das gleiche. Sie schütteln den Kopf und sehen mich mit diesem Keine-Ahnung-was-du-hier-eigentlich-willst-Blick an.
Ich habe nämlich die abartigste aller „Gaben“, wie sie der Direktor nennt – ich sehe die Toten. Es hat sich mir noch nicht erschlossen, wozu das gut sein soll. Wir sind noch am Diskutieren, aber für mich steht fest – das ist definitiv keine Gabe, das ist ein Fluch.
Zaubersprüche aufzusagen und Dinge schweben zu lassen – ja, das ist eine Gabe, aber scharenweise toten Kreaturen über den Weg zu laufen, die einen entweder pausenlos beschimpfen, vollheulen, volllabern oder einfach nur anstarren, als würde mir ein Auge raushängen und nicht ihnen, ja – das fällt unter die Kategorie ABARTIG und erklärt darüber hinaus, warum mein mp3-Player lebensnotwendig ist. Er schottet mich zusätzlich von der Außenwelt ab und hat den angenehmen Nebeneffekt, die Quasselstrippen unter den Geistern auszublenden.
Ja, und wer jetzt denkt – ist doch klar, die wollen nur deine Hilfe und du sollst für sie irgendwelche letzten Videos aus dem Kästchen unter ihrem Bett ziehen – ja, ich hab den Film „The Sixth Sense“ auch im Kino gesehen – dem kann ich nur eins sagen: Schon alles versucht. Zwecklos, sag ich nur.
Die wollen meine Hilfe nicht. Die wollen einfach nur ihren Frust oder Kummer bei mir abladen. Echt krank so was. Ich meine, ich verstehs ja – echt – ich wär auch sauer, wenn ich aus der Blüte meines Lebens gerissen werden würde, aber hey, ich kann ja auch nicht zu jedem Fremden an der Straße gehen und meinen emotionalen Müll ablassen – und da hat sich bei mir in letzter Zeit so einiges aufgestaut, kann ich nur sagen.
So gesehen ist es irgendwie klar, dass sich keiner gern mit seinem Pausenbrot zu einer setzt, die Geister anzieht, wie das Licht die Motten. Was mich genaugenommen zu einem ziemlich einsamen Freak macht. Die meisten ignorieren mich glücklicherweise. Naja, immer noch besser als verarscht oder gehauen zu werden.
Und das alles nur, weil ich die Treppe runtergefallen bin. Da schreitet man in einem Moment noch grazil über die Stufen und im nächsten stolpert man über seine eigenen Füße, was bewirkt, dass man so richtig schön purzelbaummäßig Richtung Erdkruste kugelt.
Als ich aufgewacht bin, hab ich in die Augen eines Asiaten gesehen, der eine Axt im Kopf stecken hatte.
Da zu der Zeit nicht Halloween war, hab ich mich zu Tode – Grins – erschrocken. Und jetzt keine Angst – ich bin nicht tot – so viel zu „The Sixth Sense“.
Nein, mich hat es nicht erwischt, aber so wie es der Zufall will, kann ich sie seitdem sehen.
Das und die Tatsache, dass mein Gehirn wahrscheinlich beim Aufprall aufs Geländer kaputtgegangen ist, machen mich wohl zu einer verrückten, vor magischem Unvermögen strotzenden Siebzehnjährigen, die sich gerade draußen den Arsch abfriert und ihre Erdbeeren anstarrt. Zumindest hab ich noch meinen schwarzen Humor, an den ich mich klammern kann.
In der letzten Schulstunde – Runen längst vergangener Hochkulturen – liegt Spannung förmlich in der Luft. Die Spannung über das ersehnte Fortschreiten der Zeit, mein ich. Ein Gong erlöst uns dann kollektiv und ein Strom von magischen Wesen zieht sich gen Ausgang.
„Melody, du bleibst bitte noch.“ Na wunderbar. Schnell verberge ich das seitenlange Gekritzel in meiner bunt gehäkelten Umhängetasche.
Professor Dexter, ein Riese von einem Kelten mit langen blonden Haaren, soll nicht sehen, wie talentfrei ich im Abmalen der Keltischen Symbole bin.
„Was immer es ist, ich wars nicht“, spotte ich. Er zieht die Augenbrauen hoch und baut sich vor mir auf. Ich muss den Kopf bis auf Anschlag in den Nacken legen und entscheide mich, aufzustehen. Ist auch nicht besser.
„Ich möchte, dass du mich am Samstag ins Keltische Dorf begleitest. Der Älteste wird mal ein Auge auf dich werfen“, verlautbart der Professor.
„Okay, aber nur, wenn er sein Auge drin behält“, entgegne ich wie aus der Pistole geschossen. Hey, das sollte ein Scherz sein – jetzt kuck nicht so böse.
„Wie meinst du das, Melody?“ Hab ich schon erwähnt, dass Kelten echt null Humor haben.
„Naja, sein Auge … werfen.“ Ich mache sogar eine charakteristische Wurfbewegung, aber es scheint nicht Klick zu machen, also ergänze ich: „Schon gut, vergessen Sie’s einfach.“
Die Keltischen Schüler wohnen alle im Dorf und normalerweise verschwinden sie auch gleich wieder dorthin, nachdem die Schule aus ist. Da muss es ja echt toll sein.
Ich wohne natürlich nicht dort. Nein, ich wohne in so einer Art Auffanglager für gestrandete Talentfreie an der Küste alias die „Bude des Grauens“, wie ich sie liebevoll bezeichne.
Am Schulhof herrscht reges Treiben. Anscheinend gibt es neuesten Klatsch und Tratsch und ich schnappe noch ein paar Wortfetzen auf, bevor ich mich wieder mit meinem mp3-Player zustöpsle.
„Hoffentlich … Jungs … wie sie wohl aussehen.“ Kicher, kicher. Mann, ich könnt kotzen. Das hatte ich fast vergessen. Morgen kommen ja die männlichen Wesen zurück.
Bis jetzt war das hier eine reine Mädchenschule. Jeder magische Junge muss so eine Art Militärdienst leisten. Nach den zwei Monaten stoßen sie zu uns und steigen ins laufende Schuljahr ein. Deshalb sind alle schon ganz aus dem Häuschen. Mich lässt das natürlich kalt – zumindest tue ich so. Naja, ist ja auch egal.
Wie jeden Tag, mache ich mich auf den Nachhauseweg, der durch ein Waldstück führt. Um ehrlich zu sein, ist es dort ganz schön gruslig, aber ich versuche zu ignorieren, dass ich vollkommen allein bin und mich hier niemand schreien hören würde.
Stattdessen singe ich lauthals mit meinem Player um die Wette und wirble herum. Das ist zwar voll peinlich, aber hier ist mir noch nie jemand begegnet.
Alle Schüler werden entweder abgeholt oder haben selber ein Auto. Naja, alle außer mir natürlich, die die drei Kilometer jeden Tag zu Fuß packt. Ich sehs positiv – ich bin an der frischen Luft und betätige mich körperlich. Naja, man kann sich ja so ziemlich alles schön reden. Außer Pickel oder so eine Scheiße.
Nach einer gefühlten Stunde erreiche ich eine hügelige Ebene, die aus, mit hohem Gras bewachsenen, Wiesen besteht.
Gerade frage ich mich, wie viele Blumen hier im Sommer wohl blühen, als mich ein unbekanntes Flugobjekt hart an der Schulter trifft. Die Wucht des Aufpralls war so groß, dass ich keuche, rückwärts stolpere und hart auf den Boden einschlage.
Im ersten Moment bleibt mir die Luft weg und da mein Schädel ebenfalls Bekanntschaft mit dem Erdboden gemacht hat, wird mir im nächsten Augenblick schwarz vor Augen.
„Du … getroffen. Wach …“ Langsam öffne ich die Augen, doch alles ist verschwommen und meine schweren Lider bleiben erst nach dem vierten Versuch von selbst offen.
Da ist ein verschwommener Junge über mir, der die Lippen bewegt. In meinen Ohren pfeift es laut und ich stöhne vor Schmerz auf. Mein Schädel dröhnt, als würde er gleich zerspringen.
„Hey. Kannst du aufstehen? Hallo? Nicht wieder einschlafen“, ertönt es über mir.
„Seh ich so aus, als ob ich schlafen würde?“, fauche ich mit kratziger Stimme.
Jetzt wird mir das dann doch zu blöd und ich versuche, mich hochzurappeln. Das funktioniert nicht ganz so, wie ich mir das vorgestellt hatte, also drehe ich mich auf die Seite und wuchte mich schwerfällig auf einen Ellbogen.
„Was zum Teufel war das?“, raune ich genervt.
„Mein Molok hat dich getroffen.“ Jetzt sehe ich mir den Typen genauer an und erkenne einen muskelbepackten Jungen der Marke Traummann, der schwarzes, schulterlanges Haar hat und dessen Augen tiefblau leuchten. Sein ärmelloses Hemd entblößt Arme mit Bizeps, die breiter als meine Oberschenkel sind. Ein Kelte also – super.
„Ich will nicht wissen, was das ist, oder?“, stoße ich genervt aus. Er zieht die Augenbrauen hoch und sieht mich an, als hätte ich ihn gerade gefragt, ob er mich heiraten will. Netter Gedanke – und so viel dazu, dass mich Jungs eigentlich kaltlassen.
„Du weißt nicht, was ein Molok ist?“, erwidert er ungläubig.
„Ich weiß, dass es wehtut, wenn es einen trifft – das reicht mir schon.“ Im nächsten Moment gibt mein Arm nach und ich sinke wieder Richtung Boden.
Seine Hand – korrigiere: Pranke – an meiner Schulter verhindert den erneuten Absturz. Bevor ich „Rune“ sagen kann, hat er schon einen Arm unter meine Beine gelegt und hebt mich hoch, als würde ich rein gar nichts wiegen. Das kam so überraschend, dass ich mich in sein Hemd kralle, das ich im nächsten Moment aber wieder freigebe, als sich unsere Blicke treffen. Das ist nahe – viel zu nahe.
Ein „Kannst du stehen?“, reißt mich dann aus meinem Schmachten.
„Denke schon.“ Der Koloss zieht seine Hand langsam zurück und bringt mich in eine aufrechte Position.
Als ich Bodenkontakt habe, lässt er mich los. Fehler, sag ich nur. Augenblicklich geben meine Beine nach und ich verliere bedenklich an Höhe.
Hätte er mich nicht geschnappt und würde ich nicht gerade an seine Brust gepresst den Schwindel wegatmen, wär das sicher eine Geschichte, über die man sich hinterher halb todlachen kann. So gesehen ist es einfach nur peinlich und ich drücke mich von ihm weg, nachdem ich wieder halbwegs fit bin.
„Du sagtest, du könntest stehen“, knallt er mir fast vorwurfsvoll an die Birne.
„Ich sagte, ich denke, ich könnte stehen. Da ist ein Unterschied“, belle ich zurück. Erst jetzt sehe ich, dass da noch zwei Keltenjungen stehen, die mich amüsiert mustern.
Mein Kommentar scheint sie zu erheitern – oder meine Kleider, wer weiß das schon so genau. Im nächsten Augenblick tue ich das, was man als Mädchen in so einer Situation am besten kann – ich zicke.
Mit vor der Brust verschränkten Armen entgegne ich ein ungeduldiges: „Ich warte.“
„Worauf?“, fragt er doch tatsächlich.
Ist das zu fassen. „Auf den Bus für gestrandete Zauberer“, spotte ich. Er lacht nicht. Kelte eben. Also ergänze ich: „Mann, auf eine Entschuldigung natürlich. Du hast mich ja mit dem Ding sauber aus dem Weg geräumt.“
„Ich sehe es so. Du warst meinem Molok im Weg“, kontert er. Was?
„Dann wird sich dein Molok bei mir entschuldigen“, fordere ich ungeduldig. Keine zwei Sekunden später prusten alle drauflos – naja alle außer mir natürlich. Na toll. Ich bin wohl die reinste Lachnummer. Jetzt bin ich echt stinksauer.
„Weißt du was? Vergiss es einfach.“ Ein leichter Schwindel packt mich und ich wanke bedrohlich.
Sein Arm hält mich wieder in der Vertikalen. Prompt entreiße ich mich seinem Griff und mache auf dem Absatz kehrt. Ich lasse es mir nicht nehmen, ihm noch ein für ihn hörbares „Troll“ mit auf den Weg zu geben.
„Wie war das?“, knurrt er hinter mir.
„Du hast mich schon verstanden“, entgegne ich, mich umdrehend.
„Du wagst es, mich zu beschimpfen“, raunt er forsch.
„Du wagst es, über mich zu lachen, also wage ich es, dich zu beschimpfen. Dort wo ich herkomme, nennt man das ausgleichende Gerechtigkeit.“
„Und dort wo ich herkomme, steht auf Beleidigung ein Kampf.“ Er will echt was auf die Fresse. Okay.
Herausgefordert stelle ich mich ihm entgegen und strecke die Arme von meinem Körper weg. „Bringen wirs hinter uns, Kelte.“ Ihm ist gerade vor Verblüffung die Kinnlade runtergeklappt. Damit hatte er wohl nicht gerechnet. Als er sich gefangen hat, bricht er in Gelächter aus.
Toll, jetzt lacht er wieder über mich.
„Ich schlage keine Mädchen“, verkündet er eingebildet.
„Angst zu verlieren?“, spotte ich. Ja Melody, reiß die Klappe noch weiter auf. Okay, ich sollte ihn lieber nicht noch wütender machen.
„Du bist verrückt, Weib“, knallt er mir kopfschüttelnd hin.
„Erzähl mir etwas, das ich noch nicht weiß“, brülle ich ihn an. Ups. Kurzer Kontrollverlust. Meine Stimme hallt sogar über die Ebene. Und verdammt, eine Träne hat sich aus meinem Augenwinkel gelöst. Das hat niemand gesehen. Hoffentlich. Vollkommen in Rage mache ich mich sprichwörtlich vom Acker und schimpfe vor mich hin.
Ungehobelte Rabauken diese blöden Kelten. Denken, sie können Frauen wie den letzten Dreck behandeln.
Mein Zuhause als Bruchbude zu bezeichnen, wäre noch ein Kompliment. Das Gebilde ist so wacklig und zusammengezimmert, dass ich Angst habe, es könnte beim nächsten Windstoß zusammenbrechen.
Und das Beste kommt erst noch. Ich bin hier der einzige Bewohner – sieht man von den Mäusen und Spinnen ab. Angeblich soll es hier spuken. Willkommen in meinem Leben sag ich nur.
Die Eingangstüre fällt quietschend in die Angeln und ich frage mich, ob sie mich beim nächsten Mal unter sich begraben wird.
Vor mir tut sich die pompöse Eingangshalle auf. Ich schreite die Stufen zur Zwischenebene empor. Nach einem kurzen Flur öffne ich die Türe, die in den obersten Turm führt.
„Zweihundertfünfundsiebzig Stufen. Keine mehr und keine weniger. Oder?“ Ich glaube, ich werde echt verrückt, denn ich zähle die Stufen jedes Mal und komme immer zu einem anderen Ergebnis. Und ja – ich kann zählen. Mal sind es mehr, mal weniger. Echt gespenstisch.
Mühevoll stemme ich mich hoch. Ich schätze, ich hab doch ganz schön was abbekommen. Mein Schädel bringt mich schon mal fast um. Prima.
Hm, heute waren es 270 Stufen – nett. Immerhin weniger als sonst.
Ich stoße die Tür zu der winzigen Kammer auf und öffne das Fenster. Kühle Meeresluft strömt herein. Das Zimmer ist spärlich möbliert, aber immerhin hab ich fließend heißes Wasser und ein Bett. Alles, was man braucht.
Die Dämmerung beginnt bereits einzubrechen und der Gruselfaktor steigt ab jetzt exponentiell an. In den ersten Nächten bin ich fast umgekommen vor Angst. Das Haus macht echt viele gruslige Geräusche, aber das ist ja auch kein Wunder, bei dem baufälligen Zustand. Mittlerweile bin ich dazu übergegangen, bei leichter Klaviermusik zu schlafen und zu hoffen, dass der Akku die ganze Nacht über hält. Man ist ja flexibel.
Wie jeden Abend, lasse ich die Wanne volllaufen und genieße ein Bad mit Melissenblättern, die ich ins Badewasser streue. Hier drin könnte ich stundenlang eingetunkt bleiben. Bis zum totalen Schrumpeln meiner Finger reichts aber jedes Mal. Meine Schulter ist an der Stelle, an der mich das Ding getroffen hat, ziemlich rot und tut auch dementsprechend weh. Wunderbar.
Ich fahre hoch. Wow, bin wohl eingeschlafen. Das Wasser ist schon ziemlich kalt und die Kerze runtergebrannt.
Ein Knarren geht durchs Haus. Ich schnappe mir mein Handtuch und stöpsle meinen mp3-Player ein. Ich habe es aufgegeben nachzusehen, ob jemand im Haus ist. Zwecklos.
Das macht einen nur unnötig fertig. Das heißt nicht, dass ich keine Angst habe. Es bedeutet nur, dass ich gelernt habe, damit umzugehen – da ist ein Unterschied. Ich hab aber dennoch gewaltig Schiss.