Читать книгу Die Menstruationstasse - Marina Wolfschaffner - Страница 8

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DARF ICH VORSTELLEN? DEIN KÖRPER

Viele lernen sich und ihren Körper durch den Gebrauch einer Menstruationstasse zum ersten Mal richtig kennen. Sonst befasst man sich ja eher selten mit der eigenen Anatomie. Warum auch? Es wird kaum darüber gesprochen. Weder mit den Eltern noch mit Freunden und nur selten mit dem Partner. Man geht davon aus, dass man das Wichtigste im Sexualkundeunterricht gelernt hat, und hakt das Thema ab. Für kleine Jungs ist es normal, schon im Kleinkindalter alles an sich zu entdecken und genau zu erforschen. Ihre Geschlechtsorgane sind auch einfach präsenter. Für Mädchen ist es schwieriger zu erfahren, wie ihr Körper genau funktioniert, denn der spannende Teil liegt im Inneren verborgen. Gerade die etwas Älteren haben außerdem noch oft zu hören bekommen: »Fass dich da nicht an! Das macht man nicht.« Statt ermuntert zu werden, den eigenen Körper kennen- und lieben zu lernen.

Spätestens mit der Pubertät und der ersten Menstruation stehen wir dann vor einem Rätsel: Warum verhält sich mein Körper plötzlich anders? Wieso tut er, was er tut?

Die wenigsten Eltern nehmen sich leider die Zeit und klären ihre Kinder geschlechtsunabhängig über die Periode auf. Manchen scheint es peinlich zu sein, andere wiederum wissen selbst oft zu wenig, um wirklich fundierte Informationen weitergeben zu können. Nicht selten habe ich in meiner Gruppe gelesen, dass Mütter ganz erstaunt waren, dass ihre Töchter bereits mit zehn oder elf Jahren anfingen zu menstruieren. Forscher haben herausgefunden, dass die Mädchen bei ihrer ersten Periode immer jünger sind. Mütter sollten sich somit rechtzeitig informieren und – egal welche Monatshygieneformen sie selbst nutzen – zu Hause alles vorbereiten, damit das Kind sich die passende Form wählen kann.

Es müssen übrigens nicht nur oder immer die Mütter sein. Auch Väter sollten sich mental darauf vorbereiten, dass ihre Kinder erwachsen werden. Die Pubertät ist der erste Schritt dorthin. Je offener auch Väter über das Thema mit ihren Kindern sprechen, umso natürlicher wird der Umgang. Denn die Menstruation ist kein reines Frauenthema, das nur im Mädelskreis und/oder hinter vorgehaltener Hand besprochen werden darf. Auch ein liebender Vater sollte Binden und Tampons für Frau und Tochter einkaufen gehen. Doch viele Männer schämen sich dabei. Warum? Das ist mir unerklärlich. Sie werden von den Frauen im Geschäft oder an der Kasse sicher nur wohlwollend betrachtet, und die ein oder andere wünscht sich dann vielleicht selbst so ein Exemplar Mann in ihrem Leben.

Genau dieser Ungewissheit und Unsicherheit, die entsteht, wenn auch zu Hause niemand bereit ist, offen über das Thema Menstruation zu sprechen, folgt oft die Abneigung gegen die eigene Monatsblutung und somit gegen den eigenen Körper. Wie oft musste ich schon lesen, dass erwachsene Frauen ihre Menstruation als »die Pest« betitelt haben!? Mir persönlich tut das einfach nur leid. Denn jeder Körper ist ein Wunderwerk! Und was während des gesamten Zyklus passiert, ist mehr als nur spannend. Es ist aufregend, wunderbar und jeden Monat ein bisschen Magie.

»Aber ich habe Schmerzen! Wo ist dabei die Magie?« Zu wissen, woher diese Schmerzen stammen und sie damit besser zu verstehen und besser mit ihnen umgehen zu können, hat schon vielen geholfen, sich in dieser Zeit wohler zu fühlen. Natürlich erwartet niemand Luftsprünge. Aber wenn man weiß, ob die Schmerzen von einer krampfenden Gebärmutter kommen, die versucht, die mühsam aufgebaute Schleimhaut loszuwerden, oder lediglich von einem Tampon, das gegen den Gebärmutterhals drückt, kann das im Zweifel viel ausmachen.

Ich habe es mir zum Ziel gesetzt, Frauen ihren eigenen Körper etwas näher zu bringen und ihnen zu zeigen, dass es spannend sein kann, sich selbst zu entdecken und so natürlich auch viel besser zu verstehen, was über den Zyklus hinweg so passiert. Nimm dir die Zeit. Es wird sich lohnen! Später im Buch werden dir für das Finden des richtigen Cups ein paar Fragen gestellt, die du ohne ein bisschen Vorwissen vielleicht nicht sofort beantworten könntest. Dieses Wissen liefert dir die folgende kurze Einführung. Also, lass dich von mir ein bisschen in die spannende Welt der weiblichen Anatomie entführen.

DEINE VULVA

Das von außen sichtbare Genital der Frau ist die Vulva, das Innere wird als Vagina bezeichnet. Zur Vulva gehören die äußeren und inneren Schamlippen, die Klitoris mit der Klitorisvorhaut, die Harnröhrenöffnung und die Vaginalöffnung.


Die Vulva – die von außen sichtbaren weiblichen Geschlechtsorgane:

a: Vulva als Ganzes

b: Äußere Schamlippen

c: Klitoris mit Klitorisvorhaut

d: Harnröhrenöffnung

e: Innere Schamlippen

f: Vaginalöffnung

ACH, ECHT?

Vulva? Ja! Oft wird die Vulva fälschlicherweise als Vagina bezeichnet. Allerdings ist »Vagina« tatsächlich nur das Innere. Also der Scheidenkanal. Von außen sichtbar ist nur die Vaginalöffnung.

Die äußeren Schamlippen

Schauen wir uns die einzelnen Bereiche an und beginnen wir mit den Schamlippen. Die äußeren Schamlippen (Labia majora) oder Venuslippen sind die äußeren Hautfalten, die die Scham- beziehungsweise Venusspalte bilden. Sie verdecken und schützen die Harnröhrenöffnung, die Klitoris und den Scheideneingang vor Schmutz und Bakterien. Manchmal bedecken sie die inneren Schamlippen komplett, aber häufig ragen die inneren Schamlippen auch heraus. Sie können unterschiedliche Farben haben: von pink über purpur bis rotbraun. Alle diese Farben gelten (bei hellhäutigen Menschen) als normal. Die Schamlippen können kurz oder lang sein, glatt oder runzelig. Die individuellen Unterschiede sind groß. Auch hier sind sogar erwachsene Frauen oft unsicher, ob sie »da unten« ganz normal sind. Mit wem können wir uns auch groß vergleichen? Wo sieht man denn mal eine Vulva, die nicht die eigene ist? Egal, ob man sich mit »naturgetreuem« Sexspielzeug vergleicht oder mit den Frauen in Erotikfilmen – was man dort sieht, hat meist wenig mit dem Durchschnitt der Bevölkerung zu tun. Ähnlich wie bei Models und deren Körperformen sollte man sich auch hier nicht direkt vergleichen, sondern sich klarmachen, dass dabei nicht die große Mehrheit gezeigt wird.

Wie groß die Unterschiede allein von außen sind, hat der Künstler Jamie McCartney mit seiner »Great Wall of Vagina« anschaulich dargestellt. Wie man daran sehr schön erkennt, gibt es kein Richtig oder Falsch. Genau wie beim Rest des Körpers sind die Unterschiede auch hier so groß, dass nahezu alles der Norm entspricht. Das Bild ist nur ein Ausschnitt und die ganze Wand wirklich einen Blick wert. Wer sie sich anschauen möchte, der kann sich auf der Website umsehen: www.greatwallofvagina.co.uk.

Die inneren Schamlippen

Die inneren Schamlippen oder Venuslippen (Labia minora) sind die dünnen Hautfalten innerhalb der äußeren Schamlippen. Sie begrenzen seitlich den Scheidenvorhof und treffen oberhalb der Klitoris zusammen. Sie schützen den Scheideneingang und die Harnröhrenöffnung vor Bakterien (ebenso wie die äußeren Schamlippen), außerdem beherbergen sie besonders viele Nervenenden und sind daher sehr berührungsempfindlich.

Auch sie können viele unterschiedliche Farben, Formen und Größen haben. Von Zartrosa über Rot bis hin zu Grau und Braun ist (bei hellhäutigen Menschen) alles normal. Auch die Größen können stark variieren. Bei manchen sind die inneren Schamlippen von außen kaum zu sehen, bei anderen sind sie viel länger als die äußeren Schamlippen und ragen deutlich heraus. Diese großen Unterschiede zeigen ein ums andere Mal die natürliche Vielfalt.

Die Klitoris


Die Klitoris, mehr als nur ein kleiner »Knopf«.

a: Klitorisschaft

b: Klitorisspitze

c: Klitorisschenkel

d: Harnröhrenöffnung

e: Vaginalöffnung

f: Klitorisschwellkörper

Die Klitoris, umgangssprachlich auch Kitzler genannt, ist ein hochempfindlicher Teil, der sich oberhalb der Harnröhrenmündung befindet beziehungsweise dort von außen sichtbar ist. Dieser sichtbare Teil der Klitoris wird durch die Klitorisvorhaut geschützt. Im Vergleich zum männlichen Penis ist sie mit der doppelten Anzahl Nervenenden ausgestattet, dient nur zur sexuellen Stimulation und reicht noch weit in den Körper hinein – bis zu zwölf Zentimeter!

Wer an die Klitoris denkt, hat meist nur den kleinen »Knopf« vor Augen. Jedoch besteht die Klitoris aus Spitze, Schaft und zwei Schenkeln sowie Schwellkörpern. Somit ist sie aus ähnlichen Bestandteilen aufgebaut wie ein Penis.

Die Harnröhrenöffnung

Der Ausgang der Harnröhre befindet sich unterhalb der Klitoris. Die Harnröhre ist mit der Blase verbunden und ermöglicht das Ausscheiden des Urins. Die Vaginalöffnung wiederum ist unterhalb der Harnröhrenöffnung. Bei der Suche nach dem Muttermund landen manche fälschlicherweise beim Harnröhrenausgang, und tatsächlich fühlen sich beide ähnlich an: ein Knubbel mit einer Öffnung. Jedoch liegt der Muttermund innerhalb der Scheide und selten so nah am Eingang. Außerdem ist er viel größer.

Die Scheidenöffnung (Vagina)

Diesem Ort werden wir in den weiteren Kapiteln die größte Aufmerksamkeit zukommen lassen. Denn aus der Scheidenöffnung menstruieren wir, und dort platzieren wir auch die Tasse.

Der Damm

Der Damm ist die Region zwischen dem After und den äußeren Geschlechtsorganen. Während einer Geburt kann es hier zu Rissen mit anschließender Narbenbildung kommen. Diese Narben sind oft empfindlich und machen deshalb nicht selten eine Nutzung von Tampons unangenehm bis unmöglich. Auch bei der Wahl der richtigen Menstruationstasse sollten deshalb Geburtsnarben mit beachtet werden, sofern sie Probleme bereiten.

Das Hymen

Das Hymen ist ein Stück Schleimhaut, das den Scheideneingang ganz oder teilweise verschließt. Es wird auch oft als »Jungfernhäutchen« bezeichnet. Inzwischen versucht man, von diesem Wort loszukommen, denn Jungfrau wird genannt, wer noch keinen Geschlechtsverkehr hatte. Das Hymen hat damit jedoch nicht ganz so viel zu tun. Es muss nämlich nicht erst beim Geschlechtsverkehr kaputtgehen, das kann auch beim Sport passieren, bei jeder Art von Bewegung, bei der Selbstbefriedigung, beim Gebrauch von Menstruationshygiene … oder eben beim Sex. Manchmal ist es auch so elastisch, dass es erst bei einer Geburt reißt. Manche Mädchen besitzen von Anfang an gar kein Hymen. Auch das ist weder schädlich noch unnormal, sondern einfach eine andere Ausprägung.

Viele junge Mädchen, auch wenn sie noch keinen Sex hatten, kommen prima mit Tampons klar. Andere tun sich schwer oder haben Schmerzen. Wenn man sich die verschiedenen Formen von Hymen einmal ansieht, wird auch schnell klar, warum das so ist. Hier mal ein paar Beispiele:

1: Unperforiertes Hymen

Hier ist das Hymen komplett geschlossen. Ein Eindringen mit einem Menstruationshygieneartikel oder einem Penis ist nicht ohne Verletzung möglich. Diese Form des Hymens ist kritisch, da es auch für das Menstruationsblut keine Möglichkeit gibt abzufließen. Es kann sich so bis zur Gebärmutter zurückstauen. Das kommt aber nur sehr selten vor. Wenn es der Fall ist, haben junge Mädchen statt einer Menstruation alle vier Wochen heftige Bauchschmerzen. Die Diagnose wird heute mit einem Ultraschall vom Bauch aus gestellt, und das zu feste, geschlossene Hymen wird unter Narkose eröffnet.


2: Anulares Hymen und 3: Labiales Hymen

Hier liegt das Hymen ringförmig um ein kleines rundes oder längliches Loch. Wenn das Loch in der Mitte sehr groß ist, kann es auch nach dem Eindringen eines Tampons, einer Tasse oder eines Penis manchmal nicht einreißen. In der Alltagssprache wird es »dehnbares Hymen« genannt. Es ist die Hymenform, die am meisten gesehen wird.

4: Septales Hymen

Hierbei ist das Hymen ein Gewebe, das den Vaginaleingang horizontal oder vertikal in zwei Bereiche trennt. Es kann lediglich ein kleines Stück Haut sein, oder es kann sich bis in den Scheidenkanal hineinziehen. Es kann hier sogar zwei vollständige Scheidenkanäle und sogar auf jeder Seite jeweils eine komplett von der anderen getrennte Gebärmutter geben, wobei beide dann auch getrennt voneinander menstruieren. Allerdings ist das eine echte Ausnahme. Bei einem septalen Hymen verursacht sowohl das Einführen eines Hygieneartikels als auch eines Penis ein Reißen des Häutchens.

ACH, ECHT?

Auch bei einem sogenannten Uterus duplex, also bei einer doppelten Anlage der Gebärmutter, kann eine Menstruationstasse genutzt werden.

5: Cribriformes Hymen

In der Mitte des Hymens befinden sich hier wie bei einem groben Sieb mehrere Löcher. Hierdurch kann zwar das Menstruationsblut meist abfließen, das Einführen eines Tampons oder einer Tasse wäre jedoch nicht ohne Verletzung möglich. Auch kann es hier beim Abgang von größeren Gewebestücken zu Schmerzen kommen, wenn die oft zu kleinen Löcher verstopfen.

6: Multipares Hymen

Zerrissenes Hymen – die Ursachen dafür können wie bereits beschrieben ganz unterschiedlich sein. Auch nach mehreren Geburten sind Reste eines Hymens gar nicht so selten.

Wenn du also nicht sicher bist, inwieweit dein Hymen noch intakt ist, dann schnapp dir einen Spiegel! Nichts ist so spannend, wie sich selbst besser kennenzulernen.

DEINE INNERE ANATOMIE

Zur inneren Anatomie gehören alle Fortpflanzungsorgane, die wir von außen nicht sehen: die Vagina (Scheidenkanal), der Gebärmutterhals mit dem Muttermund, die Gebärmutter, die Eileiter und die Eierstöcke.


Die innere Anatomie einer Frau:

a: Gebärmutter

b: Dickdarm

c: Blase

d: Schamlippen

e: Gebärmutterhals

f: Vagina

Die Gebärmutter

Die Gebärmutter (auch Uterus genannt) ist eine birnenförmige Muskelstruktur, in der der Embryo während einer Schwangerschaft heranwächst. Während des Zyklus baut sich an der Innenwand der Gebärmutter eine Schleimhautschicht auf. Nistet sich dort bis zum Ende des Zyklus keine befruchtete Eizelle ein, kommt es zur Menstruationsblutung. Während der Monatsblutung lösen sich, vereinfacht gesagt, die Schleimhautwände der Gebärmutter ab und werden mit der unbefruchteten Eizelle nach außen transportiert, damit im neuen Zyklus eine frische Schleimhautwand für eine potenzielle Schwangerschaft aufgebaut werden kann. Das Bett wird also neu bezogen, in der Hoffnung, dass sich im nächsten Zyklus ein Gast einnistet. Die Schleimhaut ist von vielen Blutgefäßen durchdrungen, über die das werdende Kind versorgt und genährt werden kann.

Um die Schleimhäute von den Wänden zu lösen und das Gewebe nach draußen zu transportieren, kontrahiert die Gebärmutter: Sie zieht sich zusammen, und das wird von vielen als Menstruationsschmerz wahrgenommen. Dieses Kontrahieren ist ähnlich wie ein Muskelkrampf und kann sich auch genauso anfühlen.

ACH, ECHT?

Wenn du Binden nutzt, hast du sicher schon mal ein Stück Schleimhaut gesehen. Es ist ganz normal, dass größere und kleinere Stückchen mit dem Menstruationsblut ausgeschieden werden.

Gebärmutterhals und Muttermund

Der Gebärmutterhals, Zervix, ist die Verbindung zwischen Gebärmutter und Scheide. Wenn man den unteren Teil, den Muttermund, mit den Fingern ertastet, fühlt es sich ein bisschen wie die eigene Nasenspitze mit einem Loch in der Mitte an. Das Menstruationsblut verlässt die Gebärmutter durch den Gebärmutterhals in die Vagina. Männliche Samenzellen schwimmen durch den Gebärmutterhals, um in die Gebärmutter zu gelangen. Bei der Geburt dehnt sich dieser Bereich, um das Baby durchzulassen. Seine Position variiert von Frau zu Frau, verändert sich während der Periode und im Laufe des Lebens. Für die richtige Platzierung eines Diaphragmas oder einer Menstruationstasse sollte man wissen, wo sich der eigene Muttermund befindet.

Der Gebärmutterhals ist nicht das Ende der Scheide. Da er teilweise recht weit von oben in sie hineinragt, geht es daneben noch ein ganzes Stück weiter. Beim Geschlechtsverkehr zum Beispiel rutscht der Penis meist an der Zervix vorbei.

Die Zervix kann wie ein kleiner Rüssel innerhalb der Scheide mit dem Finger ertastet werden. Das kleine Loch am unteren Ende nennt sich Muttermund. Sowohl die Zervix als auch der Muttermund verändern sich während des Zyklus. Zur Zeit des Eisprungs zieht sich die Zervix zusammen und ist dann am weitesten vom Scheideneingang entfernt. Die Spitze wird ganz weich, etwa wie deine Unterlippe, und der Muttermund öffnet sich etwas mehr. Bei einigen ist die Zervix zu diesem Zeitpunkt so weit oben, dass sie nicht mehr so einfach tastbar ist.

Nach dem Eisprung wird der Gebärmutterhals länger und etwa so hart wie deine Nasenspitze. Er ragt weiter in die Scheide hinein, derweil sich der Muttermund schließt. Während der Menstruation, manchmal auch schon ein bis zwei Tage vorher, hat er seinen tiefsten Punkt erreicht, ist besser tastbar und kann wieder etwas weicher, sogar schwammig werden. Der Muttermund öffnet sich dann etwas, sodass das Menstruationsblut gut abfließen kann.


Zervix mit Muttermund im Laufe des Zyklus

ACH, ECHT?

Kennst du das, wenn du ein Tampon entfernst und es auf wundersame Weise nur auf einer Seite voller Blut ist? Die andere Seite sieht aus wie nicht benutzt? Des Rätsels Lösung ist, dass du das Tampon halb am Gebärmutterhals vorbeigeschoben hast. Da wir nur aus dem Muttermund bluten, der an der Spitze des Gebärmutterhalses sitzt, konnte das Blut somit nur auf einer Seite des Tampons landen.

Die Scheide oder Vagina

Die Vagina ist eine muskuläre röhrenförmige Verbindung zwischen der Vaginalöffnung und dem Gebärmutterhals. Sie ist fünf bis zehn Zentimeter lang und kann ihre Länge verdoppeln, wenn die Frau sexuell erregt ist. Sekret wird produziert, um die Vagina feucht zu halten. Es reinigt außerdem die Vagina, fördert das natürliche Milchsäurebakterienmilieu und fungiert als Gleitmittel beim Sex. Daneben gibt es noch den Muttermundschleim, der fängt die Samenzellen für die Befruchtung auf und nährt sie. Die durchschnittliche Menge des Muttermundschleims variiert, zwei Wochen vor Eintreten der Periode wird die Produktion normalerweise zunehmen. Ausscheidungen der Vagina, eine Kombination aus Scheidensekret und Muttermundschleim, sind also ganz normal und helfen dabei, die Vagina gesund und sauber zu halten. Mit ihrer Hilfe werden auf natürliche Weise Bakterien, die durch die Vaginalöffnung eingedrungen sind, wieder hinausgespült. Die Beschaffenheit des Vaginalsekrets – also die Menge, die Farbe und die Konsistenz – ist von Frau zu Frau verschieden. Tritt Ausfluss auf, der unangenehm riecht, eitrig-gelb oder grünlich ist, juckt oder brennt, sollte das dringend von einem Arzt abgeklärt werden, da sich auf diese Weise auch Infektionen zeigen können.

Die Wände der Vagina bestehen aus weicher Schleimhaut, ähnlich wie in der Mundhöhle. Und die Scheide endet nicht mit der Gebärmutter, wie so oft fälschlicherweise angenommen. In die Scheide ragt der Gebärmutterhals, an dem es noch rundherum weitergeht.

Bei starkem Ovulationsschleim rund um den Eisprung kann ebenfalls eine Menstruationstasse genutzt werden, wenn man in dieser Zeit auf Binden oder Slipeinlagen verzichten möchte. Auch hier muss jedoch vorab geprüft werden, wie hoch oder tief die Zervix sitzt. Denn wenn ein Cup während der Menstruation passt, muss das nicht bedeuten, dass er auch außerhalb dieser Phase perfekt sitzt (zu all dem kommen wir noch genauer).

Über die Scheide fließt natürlich auch das Menstruationsblut ab und hier wird daher auch deine Tasse sitzen. Je nachdem, wie lang dein Scheidenkanal bis zur Zervix ist, sitzt die Tasse weiter oben oder näher am Scheideneingang. Hier ist jeder Körper anders gebaut – ähnlich wie jeder Penis anders ist. Bei vielen sitzt auch von Anfang an ein Stück der Zervix mit in der Tasse. Durch Bewegung und das Anspannen der Beckenbodenmuskulatur kommt es vor, dass die Tasse während des Tragens weiter nach oben rutscht und den unteren Teil der Zervix umschließt. Das ist völlig in Ordnung. Man muss hierbei nur bedenken, dass der Gebärmutterhals etwas Volumen vom Cup klaut und man dann früher wechseln muss.

Die Scheide ist innen nicht so glatt und einheitlich strukturiert wie zum Beispiel die Mundhöhle. Sie ist schwammiger, weicher und beim ersten Tasten gefühlt verwinkelter. Auch die Scheidenwand ändert ihre Struktur während des Zyklus. Zum Eisprung wirkt alles straffer und fester und während der Menstruation um einiges weicher und unförmiger. Das hat zur Folge, dass eine Tasse, die während der Menstruation super passt, während des Eisprungs vielleicht viel zu weich ist und sich gar nicht entfalten kann. Oder andersherum. Du solltest also immer in der Zeit, in der du die Tasse tragen möchtest, die Messung der Zervixhöhe vornehmen.

Wie das geht und welche anderen Daten wichtig sind, klären wir noch.


Die inneren Geschlechtsorgane der Frau:

a: Eileiter

b: Eierstöcke

c: Gebärmutter

d: Zervix mit Muttermund

e: Vagina

Eierstöcke und Eileiter

Die Eierstöcke befinden sich auf beiden Seiten der Gebärmutter. Hier reifen die Eizellen bis zum Eisprung heran. Nach dem Eisprung wandert das unbefruchtete Ei durch die Eileiter in die Gebärmutter. Die Befruchtung findet immer im Eileiter statt, und dann dauert es vier bis sieben Tage bis zur Einnistung in der Gebärmutter. Wird das Ei auf seinem Weg in die Gebärmutter nicht befruchtet, wird es mit der Gebärmutterschleimhaut, die innen die Gebärmutter auskleidet, während der Periode ausgeschieden.

Der Dickdarm

Die Gebärmutter, die Scheide und der Dickdarm sind direkte Nachbarn. Der Enddarm läuft parallel zur Scheide. Deshalb empfiehlt es sich, vor dem Platzieren der Tasse erst den Darm zu entleeren.

ACH, ECHT?

Wenn du kurz vor oder während der Menstruation bemerkst, dass du einen dickeren Unterbauch als sonst hast, liegt das daran, dass die Gebärmutter nun durch die voll aufgebaute Schleimhaut mehr Platz im Bauch benötigt. Das aufgeblähte Gefühl wird zusätzlich von Hormonen verstärkt. Nach dem Ende der Blutung ist auch der Bauch wieder flacher.

Die Blase

Da die Blase genau vor dem Scheidenkanal (in Richtung Bauchdecke) liegt, kann sie manchmal beim Platzieren der Tasse störend sein, wenn sie ganz gefüllt ist. Denn wird die Tasse gerade nach oben eingeführt und nicht, wie sie sollte, etwas in Richtung Rücken, kann sie auf die Blase oder die Harnröhre drücken. So entsteht entweder eine dauerhafte Reizung, man hat also ständig das Gefühl, auf die Toilette zu müssen, oder die Harnröhre wird ein Stück eingedellt, und das Wasserlassen fällt schwerer. Das richtige Einsetzen hilft hier direkt weiter, und die genannten Probleme entstehen erst gar nicht. Wie du dabei am besten vorgehst, erfährst du weiter hinten im Buch.

Das Schambein

Die Wölbung des Schambeins lässt sich in der Vagina ertasten, und das ist für die richtige Platzierung der Menstruationstasse wichtig. Sie sollte nämlich oberhalb dieser Wölbung platziert werden, also weiter innerhalb der Scheide, damit sie sich entfalten kann und nicht herausrutscht. Dabei kann mittig die Harnröhre und der Harnröhrenschwellkörper getastet werden. Drückst du dabei zu kräftig auf die Harnröhre, entsteht das Gefühl, pinkeln zu müssen.

Eine spezielle Tassenform, die sogenannten Disc-Cups (mehr dazu im Kapitel »Welche Arten von Tassen gibt es?«), werden mit einer Seite direkt in die Schambeinnische über dem Venusbogen platziert, sodass sie nicht herausrutschen können.

Der Beckenboden

Warum der Beckenboden für die Wahl der richtigen Tasse so wichtig ist, erkläre ich später – und dort auch mit einer Abbildung zum besseren Verständnis. So viel zunächst an dieser Stelle: Der Beckenboden ist eine zusammenhängende Muskelgruppe, die das Becken auskleidet. Man kann ihn sich vorstellen wie eine aus einzelnen Strängen bestehende verzweigte Schale, die alle Organe im Unterbauch schützt und stützt: die Gebärmutter, die Vagina sowie die Blase, den Darm und das Rektum. Die Muskeln und das Bindegewebe halten die Organe an der richtigen Stelle. Zusätzlich stützen sie die Rücken- und Bauchmuskulatur, geben passiv Halt, können aber bewusst eingesetzt auch den Spaß am Geschlechtsverkehr deutlich fördern, da frau sich enger oder weiter stellen kann, so wie sie die Stimulation gut gebrauchen kann.

Ein gut trainierter Beckenboden hat viele Vorteile. Ist er etwas untrainierter oder vorbelastet, kann das zu medizinischen Problemen, wie zum Beispiel Inkontinenz, führen. Bei einer Schwangerschaft oder einer allgemeinen Bindegewebsschwäche kann er zum Beispiel in Mitleidenschaft gezogen werden. Bei einer Schwangerschaft drückt zehn Monate lang das Kind auf die Muskeln und dehnt sie. Deshalb spielt es bei der Frage der Rückbildungsgymnastik eigentlich auch keine Rolle, ob das Kind natürlich oder per Kaiserschnitt geboren wurde. Denn die wenigen Stunden der Geburt im Vergleich zu den vielen Monaten des Austragens sind nicht mehr ausschlaggebend.

Die gute Nachricht: Wie bei allen Muskeln hilft auch hier konsequentes Training. Muskeln sind lernwillig, und je regelmäßiger man trainiert, umso schneller kann man die alte Form zurückgewinnen (mehr dazu später).

DIE ANATOMIE BEI DER WAHL DER RICHTIGEN TASSE

Für einen perfekt sitzenden Cup muss die Höhe des Muttermundes bestimmt werden. Denn ist der Cup zu lang, kann er aus der Scheide herausragen und unangenehm reiben. Ist er zu kurz, kann es unnötige Probleme beim Entfernen geben. Auf den Verpackungen der Menstruationstassen werden diese Daten leider nicht abgefragt. Zum einen verständlich, denn wer weiß diese Details schon, wenn er gerade in der Drogerie vorm Regal steht? Zum anderen entstehen so leider viele Fehlkäufe. Diejenigen, die sich auf die Angaben auf der Verpackung verlassen, stehen nicht selten zu Hause mit einem Fehlkauf da. Sie haben Dinge gelesen wie: »Sind Sie über 30, benötigen Sie eine lange Tasse. Sind Sie unter 30, genügt eine kleine.« Wer sich darauf verlässt, kauft oft etwas ein, mit dem er dann wenig bis gar nichts anfangen kann. Denn was hilft eine Tasse, die drückt und/oder undicht ist?

Alternativ findet sich auf der Verpackung auch »Starke Blutung = große Tasse. Schwache Blutung = kleine Tasse.« Hier kommt es zu den meisten Problemen. Denn wer sich mit einer hohen Zervix eine kleine Tasse holt, der hat leider häufig Schwierigkeiten, diese zu entfernen. Die Höhe der Zervix hat nichts mit der Blutungsstärke zu tun.

Damit dir das alles nicht passiert, nimm dir die Zeit! Du bist nun schon so viele Jahre (oder Jahrzehnte?) ohne eine Tasse ausgekommen. Gönn dir noch den einen Monat, um die für dich richtige zu finden. Dieses Buch hilft dir dabei.

ACH, ECHT?

Nur wenige Hersteller verweisen auf die eigentlich wichtigen Daten. Aber ich hoffe, dass es durch die Aufklärungsarbeit, die ich nicht nur bei Käufern, sondern auch bei Händlern und Herstellern betreibe, immer mehr werden.

Wo genau ist dein Muttermund?

Der Muttermund verändert sich während des Zyklus in Position und Beschaffenheit und sollte deshalb während der Menstruation ertastet werden. Denn zu diesem Zeitpunkt wird schließlich auch die Tasse getragen. Der Muttermund hat die Form eines kleinen Donuts, eines Kringels. Er ist das untere Ende des Gebärmutterhalses beziehungsweise das kleine Loch in der Mitte. Nach einer Geburt kann sich dieses Loch auch eher wie ein Schlitz anfühlen und sogar durchgehend, während des gesamten Zyklus, geöffnet sein.


Der Gebärmutterhals kann weit oder weniger weit in die Scheide hineinragen. Links siehst du einen hoch sitzenden Gebärmutterhals, rechts einen mittelhoch sitzenden.

Wichtig ist: Der Gebärmutterhals muss nicht unbedingt von oben oder von vorn in den Scheidenkanal ragen. Er kann auch von hinten (aus der Richtung des Rückens) kommen. Deshalb ist es auf der Suche nach deinem Gebärmutterhals wichtig, die gesamte Scheidenwand abzutasten. Und auch wenn du viele Knubbel entdecken wirst (das ist völlig normal, die Scheidenwände sind nicht glatt), warte auf den einen mit einem kleinen Loch in der Mitte, um den du komplett mit dem Finger herumfahren kannst.

Die Höhe der Zervix kann, wie bereits angemerkt, immer unterschiedlich sein. Auch wenn die Gebärmutter meist an der gleichen Stelle liegt. Manchmal ist sie auch anders platziert oder anders geformt, und das muss nicht immer Auswirkungen auf die Zervix haben. Auch bei einer geknickten Gebärmutter kann der Gebärmutterhals aus der gleichen Richtung kommen und an der identischen Stelle sitzen wie bei einer regulär geformten.


Unterschiedliche Lagen und Formen der Gebärmutter.

a: Gebärmutter

b: Blase

c: Scheide

d: Mastdarm

Schritt für Schritt: Wie findest du deinen Muttermund?

1. Da du den Muttermund mit den Fingern ertasten sollst, wasch dir vorher gut die Hände, damit keine Bakterien oder sonstigen Keime in deine Gebärmutter eindringen können. Auch bei langen Fingernägeln ist Vorsicht geboten. Da die Scheideninnenwand genau wie der Muttermund sehr empfindlich ist, könntest du dich damit verletzen. Hier können Einmalhandschuhe helfen.

2. Den meisten Frauen fällt es leichter, den Muttermund im Sitzen zu ertasten. Am einfachsten geht es, wenn du dich entspannt auf die Toilette setzt, die Beine öffnest und dann einen Finger (am besten den längsten) in die Scheide einführst. Wichtig dabei ist es, wirklich entspannt zu sein. Also nicht nach unten schauen, denn damit spannst du deinen kompletten Unterbauch an, und das Einführen des Fingers wird sich schwierig gestalten. Lehn dich zurück, schau nach oben und du wirst den Unterschied direkt merken.

3. Während der Menstruation sollte der Muttermund relativ nah am Scheideneingang sein. Allerdings variiert der Abstand hier auch. Von zwei bis mehr als acht Zentimeter ist alles im normalen Rahmen. Solltest du deine Zervix näher am Scheideneingang ertasten, weist das oft auf einen untrainierten Beckenboden hin.

Führe also einen Finger ein und versuche, den Muttermund zu finden. Dieser muss nicht mittig in der Scheide sitzen, sondern kann auch zur Seite geneigt sein oder »ums Eck« liegen. Nimm dir also Zeit und mach dich ganz entspannt auf die Suche.

Der Gebärmutterhals ragt meist kugel- oder zapfenförmig in die Scheide hinein und fühlt sich glatt an. Die Scheidenwände hingegen sind eher rau oder gewellt. Manchmal unterscheiden sich Gebärmutterhals und Scheidenwand auch in der Festigkeit: Während die Wand eher weich ist, ist die Zervix härter. Während der Menstruation ist sie in etwa so wie deine entspannte Unterlippe, während des Eisprungs ist sie fester, vergleichbar mit deiner Nasenspitze.

4. In der Ruhe liegt die Kraft. Manchmal kann man den Muttermund nicht gleich beim ersten Mal finden. Oft ist man nicht entspannt genug und kann deshalb den Finger nicht weit genug einführen. Vielleicht bist du auch zu trocken? Dann nutze Gleitgel oder Kokosöl. Achte aber darauf, dass du niemals Vaseline oder andere Cremes nutzt, die nicht extra für den Vaginalbereich gedacht sind. Befasse dich mit deinem Körper und lerne dich kennen. Das kann spannend sein. Wenn du mehrfach pro Tag misst, du wirst merken, dass der Muttermund auch zu unterschiedlichen Tageszeiten leicht unterschiedlich hoch oder tief liegen kann.

5. Für das Finden der richtigen Menstruationstasse ist es wichtig, den Muttermund zu ertasten und am Finger die Zentimeter vom Scheideneingang bis dorthin abzumessen. Leg dir also zum Messen ein Lineal oder Zollstock bereit. Auf dem Bild siehst du genau, wo du an deinem Finger die Länge messen solltest.


So misst du den Weg bis zum Muttermund: Rechts ist dein Bauch, links ist dein Rücken. Leg einfach deinen Daumen auf den Punkt A an deinem Messfinger und schon kannst du die Zentimeter bis dahin abmessen.

ACH, ECHT?

Der Muttermund ist nicht das Ende der Scheide. Du wirst links und rechts am Gebärmutterhals entlangfahren können. Vielleicht spürst du auch nur ein rüsselförmiges Gebilde und ertastest kein Loch? Kein Problem, hier bist du trotzdem richtig.

Noch ein Tipp: Wenn du dir nicht vorstellen kannst, wonach du da eigentlich suchen sollst, und dir auch die Zeichnungen nicht weiterhelfen, dann schau doch mal auf www.beautifulcervix.com. Da findest du in der Fotogalerie wunderbare Aufnahmen diverser Gebärmutterhälse und Muttermundöffnungen. So weißt du genau, wonach du tasten musst.

DEIN BECKENBODEN

Der Beckenboden spielt eine große Rolle, sowohl bei der Wahl des richtigen Durchmessers als auch des Weichheitsgrades des Cups. Bei einem spannungsarmen (schwachen) Beckenboden wird meist ein großer und eher weicher Cup benötigt, während bei einem festen (starken) Beckenboden ein festerer Cup verwendet werden sollte. Andersherum würde ein starker Beckenboden eine zu weiche Tasse einfach komplett zusammendrücken und sie würde auslaufen. Eine zu harte Tasse könnte von einem zu schwachen Beckenboden hingegen nicht gehalten werden und würde herunter- oder sogar herausrutschen. Für die Wahl des richtigen Weichheitsgrades spielt neben dem Beckenboden auch eine Rolle, ob empfindliche Geburtsnarben oder Ähnliches vorliegen und wie sensibel frau grundsätzlich ist. Damit alle inneren Organe und Gewebe so in Position bleiben, wie es sein soll, werden sie von den Beckenbodenmuskeln gestützt und gehalten. Sie unterstützen dich auch, wenn du den Cup trägst. Da die Muskeln viele wichtige Aufgaben haben, solltest du mal schauen, wie es um sie bestellt ist. Ein Grund für einen spannungsarmen (schwachen) Beckenboden kann zum Beispiel eine zurückliegende Schwangerschaft und Geburt sein, doch auch Übergewicht und ungünstige Alltagsbelastungen können die Muskulatur strapazieren und im Tonus, also im Grad der Anspannung, beeinflussen.

a: Äußere Schicht

b: Mittlere Schicht

c: Innere Schicht

Die Muskulatur des Beckenbodens

Teste deine Beckenbodenmuskulatur

Führe einen sauberen Finger in die Scheide ein und umgreife ihn mit der Beckenbodenmuskulatur. Spürst du hierbei eine Kontraktion und ein leichtes Heben der Muskulatur nach innen oben, sind deine Beckenbodenmuskeln aktiv. Zusätzlich solltest du prüfen, ob du auch direkt wieder locker lassen kannst.

Mithilfe eines Handspiegels kannst du die Kontraktion – mit und ohne Finger – betrachten, wobei die vaginale und die anale Kontraktion sichtlich erkennbar sein sollten.

Bist du dir nicht sicher, ob es geklappt hat? Dann sind hier weitere Fragen, die dir bei deinem Selbsttest helfen können:

→ Verlierst du ungewollt Urin? Zum Beispiel beim Niesen, Lachen oder Hüpfen?

→ Kannst du Urin nur schwer zurückhalten, wenn du dringend auf die Toilette musst?

→ Hattest du eine Schwangerschaft und hast keine Rückbildungsgymnastik gemacht?

Solltest du öfter den Drang zur Toilette verspüren und es dann kaum halten können, obwohl du nicht viel getrunken hast, kann das mehrere Ursachen haben. Nur in den wenigsten Fällen liegt es an einem nicht intakten Beckenboden. Suche bei diesen Beschwerden bitte in jedem Fall einen Gynäkologen oder Physiotherapeuten mit Schwerpunkt Beckenboden auf.

Gelingt dir die kleine beschriebene Übung mit dem Finger nicht oder musst du eine oder mehrere der drei Fragen mit Ja beantworten, dann solltest du dich am besten direkt ans Training machen. Keine Sorge, ein Fitnessstudio oder ein teurer Trainer sind hierfür nicht notwendig.

Eine Anleitung zum Beckenbodentraining

Zieh die Harnröhre zurück, als ob du beim Urinieren den Harnstrahl anhalten würdest. Oder stell dir vor, du hättest eine Erbse in der Vagina, die du festhalten willst. Probiere auch mal, die Sitzbeinhöcker zusammenzuziehen. Entspanne nach ein paar Sekunden wieder. Beim Training solltest du keine anderen Muskeln, wie etwa die Gesäßmuskeln oder die Oberschenkelmuskeln anspannen.

Wiederhole solche Bewegungen fünf bis zehn Mal. Am besten übst du jeden Tag. Du wirst schnell merken, wie es einfacher wird. Du kannst deinen Beckenboden auch beim Heben schwerer (oder leichter) Gegenstände anspannen und damit aktivieren. Oder auch bewusst beim Husten. Trainieren kannst du eigentlich immer und überall. Ob beim Zähneputzen oder beim Spazierengehen, beim Stehenbleiben an der Ampel, beim Einkaufen, abends auf dem Sofa … Such dir am besten eine Gelegenheit aus, die öfter am Tag kommt. Zum Beispiel das Zähneputzen. Dabei kannst du einfach vorm Waschbecken stehen und immer wieder den Beckenboden anspannen und locker lassen. Je regelmäßiger du diese Trainingseinheiten machst, umso schneller wirst du Erfolge bemerken. Sehen oder merken wird dein Training niemand, auch wenn du es unterwegs machst.

ACH, ECHT?

Mit vielen Sportarten wie Yoga, Reiten oder Tanzen trainierst du deinen Beckenboden ganz nebenbei mit. Auch Sex mit dem Partner (genau wie Solo-Sex) trainiert deinen Beckenboden. Also los!

Es gibt extra für das Training der Beckenbodenmuskeln auch sogenannte Liebeskugeln oder Beckenbodentrainer. Sie helfen dir, deine Muskulatur zu aktivieren. Das Praktische: Wenn du sie einmal in deine Vagina eingeführt hast, musst du nicht einmal mehr daran denken und kannst gleichzeitig etwas anderes tun.

Wichtig dabei ist aber: Nicht übertreiben! Auch an diesen Muskeln kann man Muskelkater oder Verspannungen bekommen. Und das ist wirklich sehr unangenehm. Anfangs reichen ein bis zwei Minuten. Lieber regelmäßig üben als einmal zu lange.

Ein zu fester Beckenboden, der auch nicht gut wieder gelöst werden kann, bringt genauso Probleme wie ein spannungsarmer. Auch hier hilft Training, allerdings nicht zum Muskelaufbau, sondern zum aktiven Entspannen. Wie immer ist es wichtig, die goldene Mitte zu finden.

Solltest du zum Beispiel Probleme beim Einführen der Tasse (oder eines Tampons) haben, weil du das Gefühl hast, »zu eng« zu sein, liegt es oft nur daran, dass der Beckenboden (ungewollt) angespannt ist und du untenrum dicht machst. Hier helfen zum einen Lockerungsübungen, zum anderen – sollte das Problem auch an anderer Stelle, zum Beispiel beim Geschlechtsverkehr auftauchen – ein bewusstes Training. Dafür gibt es sogar spezielle Physiotherapeuten, die sich auf den Beckenboden spezialisiert haben und dir konkrete Übungen zum Lockerlassen zeigen können. Eine solche Physiotherapeutin, die ich empfehlen kann, findest du in der Adressliste am Ende des Buches.

Wenn du dieses Problem der Enge nur beim Einführen der Tasse oder eines Tampons hast, dann musst du nicht tausend Verrenkungen probieren, auch wenn diese online oft empfohlen werden. Häufig wird sogar dazu geraten, sich hinzulegen, was ich mir in öffentlichen Toiletten aber extrem unpraktisch vorstelle. Tipps für ein einfaches Einführen der Tasse findest du etwas weiter hinten im Buch. Damit sollte es ohne Verrenkungen, Kopfstand und ein mitgebrachtes Bett klappen.

DEIN ZYKLUS

Irgendwie hört man immer, dass der normale Zyklus achtundzwanzig Tage hat. Aber was (oder wer) ist schon normal? Gynäkologen haben in einer Studie mit gesunden Frauen zwischen neunzehn und fünfundvierzig Jahren 9846 Zyklen ausgewertet und festgestellt, dass nur 13 Prozent der Frauen einen Achtundzwanzig-Tage-Zyklus haben. Etwa die Hälfte der Zyklen war länger und jeder zehnte Zyklus war sogar kürzer als fünfundzwanzig Tage.1 Also ist »normal« doch mal wieder sehr relativ zu sehen. Allerdings durchläuft jeder gesunde Menstruationszyklus die gleichen Phasen.


Die inneren Geschlechtsorgane im Laufe des Zyklus:

a: Die Gebärmutterschleimhaut löst sich ab und wird zusammen mit der unbefruchteten Eizelle ausgeschieden – Menstruation.

b: Beginn des Aufbaus der Gebärmutterschleimhaut nach der Menstruation. Heranreifen einer Eizelle.

c: Eisprung, etwa in der Mitte des Zyklus.

d: Wanderung der unbefruchteten Eizelle über den Eileiter in die Gebärmutter.

Der Zyklus teilt sich in zwei Phasen. Einmal die sogenannte Follikelphase, die von der Menstruation bis zum Eisprung dauert. Die zweite Phase ist dann die Lutealphase, die zweite Hälfte des Zyklus. Meistens sind beide Phasen in etwa gleich lang.

Was absolut nicht stimmt, ist, dass bei jedem Zyklus der Eisprung immer am gleichen Tag stattfindet. Jeder Zyklus kann sich vom vorangegangenen unterscheiden. Es gibt viele Faktoren, die ihn beeinflussen können: Schlafmangel, Nährstofflage, Stress und vieles mehr. Auch können manchmal mehrere Eisprünge stattfinden. Allerdings nur im Abstand von wenigen Stunden. Anders, also mit einem Abstand von mehreren Tagen, wäre es nicht möglich, da nach dem Eisprung das Hormon Progesteron so stark ansteigt, womit ein zweiter Eisprung zu einem späteren Zeitpunkt verhindert wird.

STATISTIK TO KNOW!

15% der Frauen fühlen sich laut einer repräsentativen Umfrage in Deutschland unwohl, über das Thema Menstruation zu sprechen.

© 2019 SPLENDID RESEARCH GmbH | www.splendid-research.com/studie-menstrual-hygiene

1 Quelle: https://www.mynfp.de/unregelmaessiger-zyklus#normale-laenge. Zuletzt aufgerufen im September 2020.

Die Menstruationstasse

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