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5. Das Bild als Vorstellung

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Die Äpfel, die auf dem Poster sichtbar werden, sind nicht Teil des Posters, denn das besteht nur aus Papier und Farbpunkten. Die Äpfel müssen im Betrachter entstehen. In meinem Geist ist eine Bezeichnung für das Apfelerkennen verankert, das in dem Moment aktiviert wird, in dem Äpfel in irgendeiner Art für mich sichtbar werden. Was in mir drinnen geschieht, ist für niemanden sichtbar ausser für mich. Für mich selber ist das Sichtbarwerden ein Erlebnis. Das bewusste Erkennen innerer Bilder und Vorstellungen kann auch als ein Sehen bezeichnet werden. Weder Philosophen, Mediziner, Neurologen noch Psychologen können das sichtbar machen, was ich beim Sehen erlebe. Vordergründig könnte man dieses Poster als dessen Sichtbarmachung bezeichnen, dann wäre man aber in einem begrifflichen Spiegelkabinett gefangen, denn das, was ich erkenne, ist das, was die Fotografin für mich sichtbar gemacht hat.

Ich habe als einzige Person direkten Zugriff auf meine Wahrnehmung und Erfahrung dieser Früchte, jedoch nicht über einen der bekannten Sinne, sondern über das Wahrnehmen von Wahrnehmungs- und Interpretationsvorgängen meiner selbst. Einzig ein Künstler und Gestalter kann gemeinsame Sichtbarkeit wieder über eine Visualisierung herstellen. Das, was der Psychologe oder Neurologe formuliert, sind entweder Interpretationen von beobachteten oder beschriebenen Verhaltenssymptomen oder Visualisierungen der Aufzeichnungen von Messgeräten, also bildgebende Verfahren.

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