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Das Bild und seine Orte

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Mit dem Wort Bild haben wir eine umgangssprachlich eindeutige Etikette vor uns. Sobald versucht wird, eine Definition vorzunehmen, die auch für unterschiedliche wissenschaftliche Disziplinen Geltung haben soll, zerfällt diese oberflächliche Eindeutigkeit.

Für die Wissenschaften existieren weder allgemeingültige Definitionen des Bildbegriffes noch Kategorien von Bildaspekten.

Betrachten wir den Bildbegriff in seiner nackten Form, also das Wort Bild als akustische Form und Lautfolge, oder das geschriebene Wort als typografische Form, das beim Lesen die Lautfolge provoziert, so ist das vorerst ein sichtbarer oder hörbarer Sinneseindruck. Dieser akustische Sinneseindruck, den die Semiotik als arbiträres (willkürliches) Zeichen betrachtet, hat sich für uns bis zu einem gewissen Grad ohne unsere bewusste Initiative zu einem Gefäss entwickelt, das gefüllt ist mit Erlebnissen und Erfahrungen, auf die wir zurückgreifen können. Auch wenn wir nicht vor einem realen Bild stehen, können wir den Begriff verwenden, und damit entweder ein einzelnes Erlebnis oder generell alle damit verbundenen Erfahrungen ansprechen. Nicht das Wort und seine typografische oder akustische Form, sondern der mit dieser Form geprägte Begriff bezeichnet unser Wissen und unsere Erfahrungen, in diesem Fall zum Thema Bild. Wenn wir den Begriff verwenden, senken wir dieses Instrument in die Sedimente unserer Erfahrungen und filtern diejenigen Erfahrungen heraus, die sich mit dem Begriff verbunden haben.

Die Früchte, die ich auf dem Bild erkenne, sind nicht Teil des Bildobjektes, sondern existieren als Erinnerung und Erfahrung. Die wirklichen Äpfel, die für dieses Bild fotografiert wurden, existieren schon lange nicht mehr. Sie wurden gegessen und verdaut. Das Bildobjekt selber bleibt ein Stück Papier mit Farbspuren.

„Das Zeichen ist, genauer formuliert, die Differenz zwischen Bezeichnendem (Poster) und Bezeichnetem (fotografierte Äpfel), im Deutschen etwas schwerfällig zu formulieren.“ (Luhmann 2009, S. 76.)

Die nach der Befragung erhaltenen Bildsplitter lösen auch den Bildbegriff auf. Er kann nicht mehr als ein selbstverständliches, sprachliches Werkzeug benutzt werden. Das Zeichen oder eigentliche Bild bleibt das flüchtige Erlebnis.

Die Art der Fragen beeinflusst die Menge der verbleibenden Teile wie auch die Orte, wo sie lokalisiert werden. Ich versuche nun möglichst viele Splitter des Begriffs als Bildkategorien zu verfolgen und aufzulisten. Anschliessend werde ich beschreiben, wie die jeweiligen Fragen die Art des Zerfalls beeinflussen.

Ich werde das Poster mit dem Schriftzug "MEHR SAISONFRISCHE", das oben am Gestell der Früchte hängt, befragen, und die einzelnen Splitter den zugehörigen Abteilungen zuordnen. Das Ziel dieser Betrachtung ist eine Kategorienbildung.


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