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Wecken in vier Akten

»Katzen sind Hunde mit Hochschulabschluss.«

Grace Hodgson


Es ist schon schrecklich, wenn einem so richtig der Magen knurrt. Besonders schrecklich ist es, wenn bereits um 5.30 Uhr morgens der Magen knurrt. Aber ganz und gar unvorstellbar schrecklich ist es, wenn es sich bei dem knurrenden Magen um einen Katzenmagen handelt. Mit dieser Grundeinstellung nähert sich Pünktchen jeden Morgen Punkt 5.25 Uhr meinem Bett. Der Vollständigkeit halber sei hier festgehalten, dass Pünktchen das letzte Mal am Vorabend gegen 23.00 Uhr – also gerade mal 6 Stunden zuvor – reichlich zu fressen bekommen hat. Hatte ich schon erwähnt, dass Pünktchen 24 Stunden täglich Zugang zu einem Napf gefüllt mit feinstem Trockenfutter hat. Nein? Macht nichts, es spielt sowieso keine Rolle. Was dann folgt ist ein Drama – Katharina behauptet eine Komödie – in 4 Akten.

Vorhang, 1. Akt: Pünktchen betritt das Schlafzimmer und wundert sich, dass der ohne Rücksicht auf elementare Katzenbedürfnisse rücksichtlos vor sich hin schlummernde Dosenöffner nicht schon längst vom Geräusch ihres knurrenden Magens wach geworden ist. Da gilt es jetzt aber tüchtig nachzuhelfen!

2. Akt: Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Das wissen gerade Katzen, denn jetzt ist Krallenspitzengefühl angesagt. Gilt es doch, lediglich den als einfältig und gutmütig bekannten, daher leicht zu manipulierenden Dosenöffner zu wecken – aber bloß nicht seine so widerborstige Gattin. Die ist in den frühen Morgenstunden auch gegenüber durchaus berechtigten Katzenwünschen, um es vorsichtig zu formulieren, nicht gerade wohlwollend eingestellt. Gab es doch in der Vergangenheit mehrfach hässliche Szenen, die für eine Katze so unangenehme Dinge wie lautes Gebrüll und in zwei Fällen sogar eine geschlossene Schlafzimmertür beinhalteten. Ist das nicht schockierend? Also wird zunächst in unmittelbarer Nähe eines der Ohren des Dosenöffners, 1,5 Zentimeter sind durchaus ausreichend, ein wohldosiertes Schnurrkonzert veranstaltet. Reagiert der Dosenöffner nach einer Zeit von zwei Minuten nicht auf dieses freundschaftliche Wecken oder stellt sich gar tot, müssen härtere Seiten aufgezogen werden. Deshalb wird jetzt unverzüglich mit einem gezielten Sprung auf den Unterleib des offensichtlich tauben Ignoranten der nächste Akt eingeläutet.

3. Akt: Penetrantes Trippeln auf der Bauchdecke oder noch besser im Genitalbereich weckt garantiert sowohl Tiefschläfer als auch Simulanten. Und schon wären wir beim finalen Akt.

4. Akt: Der Dosenöffner taumelt schlaftrunken in die Küche und kommt seinen Pflichten nach. Vorhang, kein Applaus. Und Pünktchen verneigt sich auch nicht.


Die Sache mit dem Rheuma

Wenn es um die Linderung von Rheuma, Ischias und Muskelschmerzen ging, schworen unsere Altvorderen auf die heilende Kraft von Katzenfellen. So hieß es beispielsweise in einem 1814 erschienen deutschen „Warenlexikon“: „Die wilden Katzenfelle gebraucht der gemeine Mann gegen Flüsse und Gliederweh.“ Ein Glaube, der sich teilweise noch heute hält. Tatsächlich wurden bis weit in die 1970er-Jahre hinein in deutschen Apotheken und Drogerien Katzenfelle als eine Art „Rheumadecke“ angeboten. Wissenschaftliche Beweise dafür, dass die Felle unserer Miezen eine lindernde oder gar heilende Wirkung bei rheumatischen Erkrankungen haben, existieren jedoch nicht.

Ganz im Gegenteil: Bei rheumatischen Beschwerden lindert trockene Wärme die Beschwerden. Katzenfelle spenden dagegen eher feuchte Wärme. Und die können Rheumatiker überhaupt nicht gebrauchen. Aber trocken hin, feucht her: Am 26. November 2007 haben die Agrarminister der Europäischen Union dem Fell-Spuk ein Ende gesetzt und ein Handelsverbot innerhalb der gesamten EU für Hunde- und Katzenfelle erlassen. Zuwiderhandlungen werden mit empfindlichen Geldstrafen geahndet. Die Katzen und Hunde werden es mit Freude vernommen haben.


Mein Leben als Dosenöffner

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