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Gut für den Kreislauf

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»Na komm schon, die Inge wird dich verwöhnen, und in ein paar Stunden bin ich auch schon wieder da«, sagt Anneliese, als sie mit der Hundedame die Treppen im Mehrfamilienhaus in St. Nikolaus hinaufsteigt und an der Tür von Inge Habsteg läutet.

»Ach, das Blümchen! Da bist du ja«, heißt die Nachbarin die Hündin fröhlich im hellblauen Morgenmantel willkommen, als sie die Tür öffnet. Die Seniorin Anneliese Stutz ist zufrieden: Hier erwartet die Dobermanndame heute ein Verwöhnprogramm. Blümchen wird ihren Spaß haben, denn Inge freut sich schon seit Tagen auf die vierbeinige Gesellschaft.

Nur deshalb steigt Anneliese wenige Minuten später mit einem guten Gefühl in den Reisebus ein, der am Nikolausplatz auf die Damen wartet, genau an der Stelle, wo im Dezember immer das Nikolauspostamt die viele Weihnachtspost der Kinder entgegennimmt. Alles die üblichen Verdächtigen, stellt Anneliese auf den ersten Blick fest, nur der Busfahrer, etwa Mitte 70 mit kleiner ovaler Brille und noch vollem grauem Haar, den kennt sie nicht.

»Guten Morgen, junge Frau«, begrüßt er sie bestens aufgelegt mit einem Augenzwinkern. »Es freut mich, Sie zu einem kleinen Abenteuer entführen zu dürfen.«

Über diesen netten Empfang und die Bezeichnung »junge Frau« ist Anneliese derart überrascht, dass sie nur ein kaum hörbares »Moin« herausbringt und fluchtartig auf ihren mittlerweile nicht mehr ganz so zuverlässigen Beinen weitergeht. Ohne viel zu überlegen, setzt sie sich auf den ersten freien Doppelsitzplatz im Bus. Dass das ein Fehler war, bemerkt sie wenig später.

»Ach, schau an! Die Frau Anneliesel Stutz. Grau in grau, wie immer«, trötet Dorothea, deren unverwechselbare wasserstoffblonde Locken nun zwischen den Kopfpolstern vor ihr auftauchen. Schöner Mist, urteilt Anneliese in Gedanken, sie hat den Platz hinter Doro und Lotte erwischt. Kein Wunder, dass hier frei gewesen ist. Ursel wird nicht begeistert sein, aber warum kommt sie auch immer als Letzte?

In all den Jahren hat sich Anneliese an Doros spitze Bemerkungen gewöhnt. Das Beste ist, ihre Sprüche zu überhören und sich in keine Unterhaltung verwickeln zu lassen – was heute nicht einfach ist, denn Doro hat andere Pläne. Sie hat einiges in Erfahrung gebracht und das Wissen muss raus. »Den Edmund Nussbaum, den haste bestimmt schon entdeckt, Anneliesel?«

Anneliese Stutz nickt, darum bemüht, möglichst wenig Interesse zu zeigen. Das »Anneliesel«, das man Doro nicht abgewöhnt bekommt, war, dank der blonden Grazie, ihr Spitzname in der Grundschule. Keine leichte Zeit, was nahezu vollständig Doros Verdienst gewesen ist.

»Der springt heute für seinen Sohn ein.« Die Giftnudel ist wie immer auf dem neusten Stand und die nächsten Infos plappert sie gleich hinter vorgehaltener Hand weiter aus: »Witwer, seit knapp zwei Jahren, also wird er im Jagdrevier wieder als Freiwild geführt.«

»Also Doro!«, entrüstet sich Lotte, die immer schon neben Dorothea gesessen hat und deren Kopf nun ebenfalls sichtbar wird. Sie kichert. Die Szene ist exakt so wie damals in der Schule, stellt Anneliese erschüttert fest, nur dass alle Beteiligten 60, wenn nicht sogar 70 Jahre älter sind.

Fast ihr ganzes Leben lang hat sie sich schon mit Doro herumgeplagt. Erst in der Grundschule, dann in der Hauptschule und selbst später, als ihr Hans im Vorstand der Feuerwehr gewesen ist und Doros Theo ebenfalls. Sogar beim Kirchenchor ist sie aufgetaucht und hat Anneliese die Freude am Singen verleidet. Als Dorothea sich schließlich vor ein paar Jahren auch noch den Landfrauen angeschlossen hat, war Anneliese schon gar nicht mehr verwundert. Doro ist wie eine lebenslange Prüfung – ein Schicksal, das ihr, aus welchen Gründen auch immer, auferlegt wurde.

Zugegeben, diese leidige Bekanntschaft hat eine einzige gute Seite: Doro ist stets erstklassig im Bilde. Dass der Busfahrer Witwer ist, lässt Anneliese zu ihrer eigenen Überraschung nicht kalt. Das muss sie sich selbst eingestehen.

Die anderen Damen allerdings auch nicht. Im Bus wird an diesem Morgen auffallend viel gekichert, man richtet sich allerorts die Haare und manch eine der Seniorinnen legt mit dem Handspiegel ein wenig Lippenstift nach.

Bei all der Konkurrenz fährt Doro zur Bestform auf. »Apropos Freiwild, Mädels«, tönt sie herüber zu Anneliese. »Eins kann ich euch sagen: Wenn jemand das Tier erlegt, dann ja wohl ich.«

»Doro!«

Lottes mahnende Proteste haben den Hausdrachen noch nie bremsen können, weiß Anneliese. Doro hat es zu keiner Zeit an Selbstvertrauen gefehlt. Vielsagend zieht sie in dieser Sekunde ihre Augenbrauen hoch. Das hell glitzernde Blau auf ihren Oberlidern hätte fraglos ein wenig dezenter ausfallen können, denkt Anneliese, während sie sich gleichzeitig ärgert, heute Morgen bei der Auswahl ihrer Garderobe nicht allzu sorgfältig gewesen zu sein. Sie unterdrückt den Impuls, auf die Bustoilette zu gehen und sich die Haare zu richten. Den Triumph gönnt sie Dorothea nicht.

»Wer ist denn der neue Busfahrer?«, erkundigt sich Ursel, ihre beste Freundin, die wie erwartet als Allerletzte eintrifft und umgehend Platz nimmt.

»Freiwild! Doro will es erschießen«, gibt Anneliese zur Antwort und erntet dafür einen zornigen Blick von vorn.

Ursel konnte sich ihre Bemerkungen gegenüber Doro noch nie verkneifen und fügt kess hinzu: »Na, da pass mal gut auf, dass du nicht wieder voll danebentriffst, meine Liebe.«

»Garantiert nicht!«, antwortet die blonde Jägerin aus dem Warndt bissig und dreht sich demonstrativ beleidigt in Fahrerrichtung um.

Nach der Ankunft von Ursel ist die Mannschaft vollzählig, und Heidrun gibt dem Busfahrer das Zeichen, dass die Fahrt beginnen könne. Während der Bus gemächlich lostuckert, nimmt die erste Vorsitzende die Gelegenheit wahr, die anwesenden Damen zu begrüßen. Sie platziert sich im Gang direkt neben dem neuen Busfahrer.

»Es freut mich, dass ihr es alle gesund und munter zu unserem Ausflug geschafft habt. Ich bin mir sicher, wir werden heute einen wunderschönen Tag zusammen haben. Zur Erinnerung noch einmal kurz der Tagesablauf.« Heidrun kramt einen kleinen Zettel aus ihrer Handtasche. »Zuerst geht es zu den Homburger Schlossberghöhlen, ich habe für uns eine Führung gebucht. Danach ist eine kurze Pause mit Kaffee und Kuchen eingeplant – wer möchte, kann sich bei der Gelegenheit auch die Ruinen der Festung Hohenburg auf dem Schlossberg ansehen. Gegen zwei haben wir einen Termin zur Besichtigung in der Karlsberg Brauerei.«

Heidrun grinst und greift nach dem Korb, der mit einem Tuch abgedeckt neben ihr steht. »Und zur Eingewöhnung, dachte ich mir, kann ein Glas Sekt als Muntermacher sicher nicht schaden.«

Das fängt ja gut an, denkt Anneliese, die seit Weihnachten keinen Tropfen Alkohol mehr angerührt hat – schon gar nicht um halb neun in der Früh.

»Ne, am Morgen, das vertrage ich gar nicht«, sagt Anneliese mit einem Fingerzeig auf ihren Magen, als die Vorsitzende mit Gläsern und Flasche an ihrer Sitzreihe ankommt.

Ursel ziert sich bei Weitem nicht so. »Für mich randvoll«, fordert sie Heidrun auf.

Nun mischt sich Doro wieder ein. Sie hält der Vorsitzenden ihr halbvolles Glas hin und sagt: »Ach Anneliesel, zier dich nicht so. So ein Sektchen in der Frühe ist doch gut für den Kreislauf.«

Lotte ist nicht zu sehen, aber man hört ihr Kichern. Der Sekt zeigt bereits Wirkung, das Gackern ist heller geworden.

»Na, Lieschen, letzte Chance!«, versucht es Heidrun wieder und hält einladend die Flasche in die Höhe. »Willst du nicht doch einen Schluck von der guten Medizin?«

»Klar!«, sagt Ursel, nimmt an Annelieses Stelle das Glas entgegen und gibt der Vorsitzenden mit einem eifrigen Kopfnicken zu verstehen, bloß nicht zu geizig mit dem Prickelzeug zu sein.

»Auf einen lustigen Tag!« Die Freundin reicht Anneliese den Sekt und lacht. »Keine Angst Lieschen, du wirst schon nichts Dummes anstellen.«

Anneliese zuckt mit den Schultern und gönnt sich einen Schluck. Zugegeben, übel schmeckt der Sekt nicht, und ihr Kreislauf machte ihr sowieso die letzten Tage zu schaffen.

»Kann ich noch ein Gläschen haben – wegen meinem niedrigen Blutdruck?«, fragt sie später, als Heidrun im Gang an ihr vorbeiläuft, denn wenn das so gesundheitsförderlich ist, kann ein weiteres heilsames Schlückchen bestimmt nicht schaden.

»Meine Damen, in Kürze werden wir die Schlossberghöhlen Homburg erreichen«, dröhnt die Stimme des Busfahrers durch die Lautsprecher über den Köpfen der Frauen. Während der Fahrt hat Herr Nussbaum Musik aufgelegt. Alles Hits aus alten Zeiten. Sogar eine Polonaise haben sie durch den Bus getanzt, selbst Anneliese, deren Kreislauf nach dem dritten Glas Sekt wie angekündigt deutlich in Schwung kam. Ihre Backen leuchten rosarot, und an ihrer Bluse hat sie wegen der Hitze im Bus ein, zwei Knöpfe gelockert. Das ständige Kichern von Lotte und die Angeberei von Doro vernimmt sie kaum mehr. Die Stimmung ist ausgezeichnet.

Trotzdem kann sich Doro bei der Ankunft in Homburg wieder einmal einen Witz auf Annelieses Kosten nicht verkneifen. »Sie kommen doch bestimmt auch mit zur Führung, Edmund?«, flötet sie, als sie beim Busfahrer aussteigen.

»Na, eigentlich …«

Doro lässt Herrn Nussbaum erst gar nicht ausreden. »Auf so einen Gentleman wie Sie können wir unmöglich verzichten, schließlich haben wir ein paar ältere Frauen mit an Bord, die nicht mehr gut zu Fuß sind. Wie hier unsere graue Anneliesel.« Dabei weist Doro mit einem unschuldigen Lächeln zu Anneliese, die im Gang wartet, und als sie den Blick des Busfahrers auf sich spürt, beschämt zu Boden schaut. Gern würde sie etwas entgegnen, doch Schlagfertigkeit war und ist nicht ihre Stärke.

Ihre alte Klassenkameradin hingegen ist selten sprachlos. »Und außerdem braucht eine Dame wie ich einen geeigneten Begleiter – einen besseren wie Sie kann man sich doch kaum vorstellen.«

»Doro«, erklingt eine helle Stimme von hinten. Lotte versucht, sich aufzurichten. Möglicherweise ist es doch ein Gläschen Sekt zu viel für den Kreislauf gewesen.

Der Busfahrer macht den Eindruck, als überfordere ihn die Situation. »Nun, ich weiß nicht«, murmelt er undeutlich und richtet sein graues Haar am Hinterkopf mit der Hand.

Solche Momente hat Doro schon immer bestens zu nutzen gewusst. »Dann weiß ich es eben für Sie! Oder wollen Sie mir etwa einen Korb geben?« Demonstrativ hält Dorothea Herrn Nussbaum den Arm zum Einhaken entgegen.

Jetzt wandern wieder alle Blicke von Doro zum Busfahrer. Das Kichern und Lachen, das vor ein paar Sekunden noch den Bus durchströmt hat, ist verebbt. Die gebündelte Aufmerksamkeit liegt auf dem Busfahrer, der sich umdrängt von derart vielen Frauen erkennbar unbehaglich fühlt. Bitte, bitte, bitte, gib ihr einen Korb, fleht Anneliese in Gedanken. Nur dieses eine Mal! Dorothea hat eine Abfuhr hier vor aller Augen mehr als jede andere auf der Welt verdient. Aufs Neue hat sie sich auf dreiste Weise in ihrer selbstverliebten Art in den Mittelpunkt gedrängt – und wie schon so oft auf Annelieses Kosten. Das Leben muss doch einmal Gerechtigkeit beweisen! Aber bedauerlicherweise zeigt es sich auch diesmal nicht gnädig.

»Na gut, okay«, stammelt Edmund Nussbaum und zuckt mit den Schultern. Kleinlaut zieht er den Schlüssel aus dem Lenkradschloss und reicht Doro seinen Arm.

Ihre Dreistigkeit siegt erneut. Wie eine Adelige mit ihrer Gefolgschaft schreitet sie selbstgefällig vor der Gruppe her und genießt die Aufmerksamkeit, die ihr in diesen Sekunden zuteilwird, während Anneliese zerknirscht vor dem Bus auf Ursel wartet.

Die Miene ihrer Freundin drückt unmissverständlich aus, was sie von der Show gerade hält. »Oh leck, was für’n Ballawer!« Ursel hakt sich bei ihr unter. »Von der Wedderhex lassen wir uns doch nicht die Stimmung verderben«, fordert sie und schaut auf den Gegenstand in Annelieses Hand. »Willst du den Schirm wirklich mitnehmen? Bestes Wetter haben sie heute Morgen im Radio gemeldet und außerdem sind wir doch sowieso in der Höhle.«

»Man weiß nie!«, entgegnet Anneliese, die nur höchst selten das Risiko eingeht, das Haus ohne Schirm zu verlassen. »Ich bezahle doch nicht für meine teure Wasserwelle und stelle mich dann einen Tag später in den Regen.«

»Regen bei dem Sonnenschein, das ist wohl mehr als unwahrscheinlich.« Ursel späht ungläubig zum Himmel, an dem nicht eine einzige Wolke zu sehen ist. »Aber wenn du unbedingt willst, nimm den Schirm mit. Ich muss ihn schließlich nicht mit mir herumschleppen.«

Genau wie früher zu Grundschulzeiten, denkt Anneliese. Nie hat Ursel einen Schirm in ihren Ranzen gepackt. Sie hat sich immer darauf verlassen, dass Anneliese für jeden noch so unerwarteten Regenfall gewappnet ist und ist im Fall der Fälle unter ihren Schirm dazugehuscht.

Die Gruppe sammelt sich vor dem Eingang der Höhle und wartet auf den Führer. Dorothea steht dicht neben dem nicht glücklich wirkenden Busfahrer, immer noch bei ihm eingehakt.

»Sekündchen«, sagt Herr Nussbaum, als sich Anneliese und Ursel als Letzte zur Gruppe dazugesellen, und macht Anstalten, sich aus Doros festem Griff zu winden. »Bin gleich wieder da«, erklärt er.

Doro zieht eine Schnute. Insbesondere, als sie sieht, dass sich der Befreite geradewegs auf die beiden Nachzügler zubewegt.

Ups, denkt Anneliese. Er will doch sicher nicht zu uns.

Aber genau das will er. Tatsächlich kommt er direkt auf sie und Ursel zu. Schnell versteckt Anneliese den Schirm hinter ihrem Rücken. Einen winzigen Spleen, das muss sie zugeben, hat sie schon. Doch davon soll Herr Nussbaum besser mal nichts mitbekommen.

»Ich dachte eben, als du … also, ich meine, als Sie eingestiegen sind, dass wir uns irgendwoher kennen«, sagt er zu Anneliese und blickt sie forschend an.

Sie zuckt mit den Schultern. Nicht dass sie wüsste.

»Bist du nicht die Frau vom Stutzer Hans aus Wiebels­kirchen?«

»Ja«, antwortet Anneliese überrascht und fügt hinzu: »Also, ich war es.«

»Oh nein, das tut mir leid«, entschuldigt sich Edmund sofort. »Das wusste ich nicht, dass der Hans …« Der Busfahrer sieht betroffen aus. »Das ist traurig. Er war damals in meiner Klasse. In der Grundschule.«

»Das ist ja ein Zufall«, mischt sich eine helle Stimme in das Gespräch ein. Doro hat sich wie selbstverständlich dazugesellt. »So was, weißt du, Edmund, Anneliesel und ich kennen uns auch schon seit der Grundschule.«

Anneliese verzieht den Mund. Sie befürchtet, dass es gleich eine Wiederholung von dem geben würde, was ihr Doro damals tagtäglich angetan hat.

Und ja, in der Tat bringt die alte Klassenkameradin das Fass, das sowieso schon randvoll ist, mit ihren nun folgenden unverschämten Lügen zum Überlaufen. »Beste Freundinnen, seit vielen Jahren. Irgendwer musste dem Mädchen schließlich auf die Sprünge helfen, sonst wäre da nie etwas draus geworden. Wenn ich es damals nicht eingefädelt hätte, das mit dem Hans und der Hochzeit, wer weiß, dann wäre unser Mauerblümchen ihr Leben lang allein geblieben.«

In Annelieses Ohren rauscht es, sie ist kurz davor, an die Decke zu gehen. Aber eben nur kurz davor, denn genau genommen steht sie einfach nur da. Ohne ein Wort der Gegenwehr. Sie kann nicht fassen, was Dorothea da von sich gibt. Alles eine einzige Lüge. An dem Abend, als sie Hans auf dem Erntedankball kennengelernt hat, mit gerade einmal 19, hat Doro keine Gelegenheit ausgelassen, sich an ihn heranzuwerfen. Sogar einen Schwächeanfall täuschte die Schlange vor, als gar nichts mehr zu helfen schien. Zum Glück ließ sich Hans von all dem Getue nicht beeindrucken. Er brachte Anneliese an diesem Abend nach Hause. So wie er es an jedem Abend, der daraufhin folgte, gemacht hat, bis sie schließlich miteinander verheiratet waren.

»… die Anneliesel war immer schon ein bisschen wunderlich. Sag nur, du hast wieder deinen Schirm dabei?«, trötet Doro in dem Moment, als ein großer, sportlich wirkender Mann mit gelbem Helm und grauer Arbeitsjacke durch die Eingangstür des flachen Gebäudes auf sie zukommt und das miese Schauspiel unterbricht.

»Guten Morgen, ich bin Herr Lohfeld und werde die nächste Stunde mit Ihnen in meiner Höhle verbringen«, scherzt dieser und die Damengruppe kichert. Der Ausdruck in Edmunds Gesicht zeugt davon, wie erleichtert er ist, dass in diesen Sekunden ein zweiter Mann die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Insbesondere die von Doro, denn Herr Lohfeld, schätzungsweise Anfang 70, leicht sonnengebräunt, mit angegrautem, gut getrimmtem Vollbart und nicht unattraktiv, trägt keinen Ring an seiner Hand. Der tut mir jetzt schon leid, denkt Anneliese, und tatsächlich dauert es nicht lange, bis Doro die Chance ergreift.

»Einen Mann mit eigener Höhle wollte ich immer schon mal kennenlernen«, tönt es aus ihrem Mund. Kurz danach folgt Lottes »Doro!«, was ihre Freundin noch nie bremsen konnte.

Dorothea ist mit ein wenig Vordrängeln die Erste an der Kasse, an der die Helme ausgeteilt werden. »Finden Sie, der steht mir?«, fragt sie Herrn Lohfeld, während sie das gelbe Ding über ihre Locken zwängt.

Der Führer zuckt mit den Schultern. »Wie Sie damit ausschauen, ist mir ehrlich gesagt recht schnuppe. Hauptsache, Sie sind geschützt. Was allerdings Ihr Schuhwerk angeht, da bin ich mir nicht so sicher, ob das die richtige Wahl ist.«

»Ach was«, zeigt sich Dorothea uneinsichtig. »Ich bin wie die jungen Models. Ohne Absätze kann ich gar nicht richtig gehen.«

Herr Lohfeld schnauft genervt. »Wie Sie meinen. Ich habe Sie gewarnt.«

»Aber charmant finde ich schon, dass Sie so besorgt um mein Wohl sind«, trötet Dorothea und richtet dabei mit den Händen die Locken, die unter dem Helm hervorspitzen.

Ihr Gegenüber spart sich eine Antwort darauf und sagt stattdessen: »Höchste Zeit, wir müssen los.«

Nach und nach setzt sich die Gruppe in Bewegung. Edmund Nussbaum steht immer noch neben Anneliese und wartet. »Eine Sekunde bitte, Frau Stutz«, sagt er, als Anneliese und Ursel an ihm vorbeigehen wollen.

»Ja?«

Ursel zeigt in Richtung der Gruppe. Sie geht schon mal vor, soll das heißen.

»Also, das mit Ihrem Hans tut mir wirklich leid. Er war ein feiner Bursche. Schade, dass wir uns nicht früher kennengelernt haben. Meine Margot hätte Sie bestimmt gemocht.«

»Ja, schade. Hans hat öfter Geschichten von einem Eddie erzählt – das müssen wohl Sie gewesen sein.«

»Ach, das ist schön. Vielleicht hat er damit wirklich mich gemeint.« Der Busfahrer lächelt verlegen und schaut zur Gruppe hinüber. »Wir sollten uns auch schnell einen Helm besorgen. Sonst gehen wir leer aus.«

Anneliese nickt.

»Hier stehen wir nun in den größten Sandsteinhöhlen Europas«, berichtet der Führer, als sich alle um ihn versammelt haben. »Die Höhlen selbst sind ein ehemaliges Bergwerk. Eine von Hand geschaffene unterirdische Welt, die aus unzähligen Gängen und Räumen besteht.« Mit der Taschenlampe leuchtet der Führer zur Decke. »Hier wurde Quarzsand zur Glasherstellung abgebaut. In späteren Zeiten nutzten die Franzosen die Höhlenräume als Waffenlager und erweiterten das Tunnelsystem. Im Zweiten Weltkrieg dienten sie als Schutzraum bei Luftangriffen. Mehr als 1.000 Menschen sollen an diesem Ort ausgeharrt haben.«

Ehrfürchtig schauen sich die Landfrauen um und bewundern die hohen Decken und die Wände mit den beeindruckenden roten und gelben Gesteinsschichten.

Herr Lohfeld führt die Gruppe tiefer in das Höhlensystem und fährt dabei fort: »Insbesondere in den kalten Wintermonaten waren die Menschen in diesen Räumen gut untergebracht, denn es herrscht eine gleichbleibende Temperatur von rund zehn Grad. Ein Umstand, der meine Arbeit als Führer an heißen Sommertagen zu einem wahren Glücksfall macht«, fügt er mit einem Lächeln hinzu und leuchtet mit seiner Lampe die interessantesten Winkel der Höhle aus. »Folgen Sie mir bitte, nun geht es in den Thronsaal.«

»Gibt es denn da auch eine Höhlenkönigin?«, fragt eine helle Stimme, an die sich ein schockiertes »Doro!« anschließt.

»Ja, tatsächlich gab es die«, stimmt Herr Lohfeld zu, dem deutlich anzumerken ist, dass ihm die Art und Weise, wie sich Dorothea in den Mittelpunkt drängt, nicht behagt. »Allerdings waren das immer, nun ja … eher jüngere Frauen.«

Er grinst. Doros Miene hingegen verfinstert sich, jedoch nur für einen flüchtigen Augenblick. Ihre Selbstgefälligkeit ist immer schon durch nichts zu erschüttern gewesen, denkt Anneliese. Sie geht vor Edmund her, der sich der Gruppe als Letzter angeschlossen hat.

»Na ja, früher«, plappert Doro abermals los. »Früher zählte eine Frau mit 70 auch schon zum alten Eisen. Die Zeiten haben sich geändert.«

Statt etwas zu erwidern, drückt Herr Lohfeld auf einen Knopf an der Beleuchtungsanlage, der die Decke erstrahlen lässt. Die Damen drehen ihre Köpfe nach oben.

»In den 60ern fanden in diesem großen Saal regelmäßig gut besuchte Höhlenfeste statt«, erklärt der Führer. »Wir befinden uns nun übrigens etwa 47 Meter unter dem Schlossberghotel.«

»Nicht gerade ein beruhigender Gedanke«, flüstert Anneliese Ursel zu, die neben ihr steht und den Kopf in den Nacken legt. Aus dem Augenwinkel sieht sie Herrn Nussbaum, der nicht wie alle anderen nach oben schaut, sondern sie anlächelt.

»He«, murmelt Ursel. Und dann noch leiser, hinter vorgehaltener Hand: »Lieschen, ich glaube, du hast einen Verehrer.«

»Ach was! Doch nicht ich alte Schachtel«, erwidert Anneliese und macht eine abwinkende Handbewegung.

Ihre Freundin grinst breit. »Oh doch! Genau du alte Schachtel scheinst dem Freiwild den Kopf verdreht zu haben.«

»Psst«, warnt Anneliese, die vorsichtig hinter Ursels grauem Pagenschnitt vorbeispäht, um sicherzugehen, dass Edmund nichts von den wilden Behauptungen mitbekommen hat. Sie würde schätzen: nein. Er lächelte einfach nur weiter vor sich hin. So wie eben auch schon.

Sein Lächeln friert allerdings innerhalb einer Millisekunde ein, als Doro sich, ohne zu fragen, bei ihm unterhakt. Nachdem Herrn Lohfelds deutliches Desinteresse sogar für sie unverkennbar geworden ist, nimmt sie wieder die Fährte des Busfahrers auf.

»Mit meinen feinen Schuhen ist es ohne männlichen Beistand hier drinnen viel zu tückisch«, begründet Doro ihr Verhalten, und Herr Nussbaum ist vermutlich viel zu gutmütig, dem etwas entgegenzusetzen. Hilflos wirft er Anneliese einen letzten Blick zu, bevor Doro ihn zum Gehen drängt: »Auf geht’s, jetzt schauen wir uns den Regierungsbunker an. Für uns zwei VIPs ist das doch genau das Richtige.«

Darauf folgt einer dieser Sätze, die Dorothea sich einfach nicht sparen kann: »Ob allerdings Anneliesel und Ursel da hineindürfen, das wage ich zu bezweifeln.«

»Alte Giftnudel«, rutscht es Ursel heraus, und die blonden Locken, die beim Drehen des Kopfes hin und her schwingen, bestätigen, dass Doro es vernommen hat.

Richtig so, denkt Anneliese. Doros Dreistigkeit bringt Annelieses wenige, wohlverborgene dunkle Gefühle zum Vorschein. Fast wünscht sie sich, Doro würde etwas zustoßen. Etwas Schreckliches. Beinahe ihr ganzes Leben lang hat sie all die Sticheleien und Unverschämtheiten still ertragen. Wer könnte ihr da verübeln, dass es ihr am liebsten wäre, Dorothea würde für immer und ewig verschwinden?

Als die Gruppe die Stahltreppe zu einer der höheren Ebenen emporgeht, insgesamt sollen es laut Herrn Lohfeld ganze zwölf sein, erscheint Anneliese mit einem Mal das Ende der lebenslangen Last zum Greifen nah. Doros hochhackige Pumps leuchten ihr in kräftigem Bordeauxrot auf den Stufen entgegen. Niemand wäre über einen Sturz verwundert. Der mitgeführte Schirm, über den Doro eben noch spöttische Witze gerissen hat, wäre das perfekte Werkzeug. Ein winziger Stoß mit dessen Spitze, sagt sich Anneliese, im richtigen Winkel und im passenden Moment zwischen Doros Beine könnte echte Wunder bewirken. Die Querulantin Doro würde vermutlich nicht sterben, wäre aber für diesen Tag und vielleicht sogar für die nächsten Wochen kaltgestellt – das würde Anneliese völlig reichen. Schuldig bräuchte sie sich nicht zu fühlen, denn wer solche Absätze bei einem Ausflug in einer Höhle trägt, lebt mordsgefährlich.

Es wäre quasi Notwehr, redet Anneliese sich die Sache schön. Bei all dem, was ihr die dumme Pute über die Jahre zugefügt und zugemutet hat, ist das kein Vergehen. Viel eher eine Nivellierung, ein Ausgleich auf dem Unrechts­konto. Die Dunkelheit in der Höhle wäre ihr Verbündeter, niemand würde etwas bemerken.

Anneliese holt den Regenschirm, den sie seit dem peinlichen Kommentar unter ihrem Mantel versteckt gehalten hat, mit Bedacht hervor. Ursel ist abgelenkt, sie geht versetzt hinter ihr und blickt ehrfürchtig zur Höhlendecke.

Jetzt oder nie, denkt Anneliese, als Doro erneut den linken Fuß hebt und auf der nächsten Stufe absetzen möchte. Das ist der richtige Augenblick! Sie muss sofort zur Seite springen, Ursel befindet sich außerhalb der Fluglinie. Gottlob sind sie die Letzten auf der Treppe.

Der Moment ist weit kürzer als eine Sekunde, aber es ist genau der richtige. In Annelieses Vorstellung stürzt Doro bereits die Treppe hinunter. Mit lautem Gepolter. Ursel hält sich gerade noch zeitig am Geländer fest, und Herr Nussbaum blickt halb erleichtert, halb schockiert, während Anneliese sich ein Grinsen verkneifen muss. So könnte es ablaufen, hätte Anneliese den Mut, die Idee in die Tat umzusetzen. Doch im letzten Augenblick gewinnen die Gewissensbisse die Oberhand. Und kurz darauf ist es bereits zu spät, Doros Lackschuhe betreten den leicht sandigen, aber sturzfesten Höhlenboden. In diesem Augenblick wendet sich die Giftnudel um und bemerkt Anneliese, die ratlos den Schirm in ihrer Hand ansieht.

»Anneliesel und ihr geliebter Schirm«, spottet Doro. »Glaubst du, es gibt hier drin gleich einen Schauer?« Den spitzen Worten folgt ein gehässiges Lachen, das aufgesetzt wirkt. Trotzdem zieht es die Aufmerksamkeit der ganzen Damenschar auf sich.

Auch Edmund sieht sie bedröppelt an. Jeder andere hätte in dieser Sekunde vermutlich von Anneliese abgelassen, denn es ist unübersehbar, wie peinlich ihr die Sache ist. Aber Doro nicht, sie legt sogar eine Schippe drauf: »Unsere Anneliesel wird von Tag zu Tag wunderlicher – wer weiß, ob da noch alles rund läuft.« Nach dieser Bemerkung blickt Doro erwartungsvoll in Edmund Nussbaums Gesicht. Wenn Anneliese sich nicht täuscht, sie ist sich nicht ganz sicher, zwingt sich der Busfahrer, vielleicht nur aus Gefälligkeit oder Verlegenheit, ein kleines, verlorenes Grinsen ab. Am liebsten würde Anneliese im Erdboden versinken.

»Mensch, Doro! Am besten hältst du einfach mal den Rand!«, springt endlich Ursel ihrer Freundin bei und stellt sich demonstrativ mit in die Hüften gestemmten Armen vor Doro.

»Ach ja, Spaß haben die zwei angegrauten Ömchen schon als Kinder nicht verstanden«, klärt die falsche Schlange Edmund auf und dreht sich pikiert um. Selbstredend ohne den Busfahrer aus ihrem festen Griff zu entlassen.

Das Schauspiel hat vorerst ein Ende. Herr Lohfeld ergreift das Wort und die Gruppe konzentriert sich wieder auf die Führung. Er berichtet Näheres zum Regierungsbunker, den sie durch einen langen Gang erreichen. »Diese Bunkeranlage, in der wir uns gerade befinden, wurde zwischen 1952 und 1955 unter dem einstigen saarländischen Ministerpräsidenten Johannes Hoffmann – bekannt als Joho – errichtet. Die Arbeiten fanden damals unter strengster Geheimhaltung statt.« Gegenwärtig sehen sich alle ehrfürchtig um. Die Gruppe steht in einem imposanten, aus Ziegelsteinen gemauerten Raum.

»Um die Bauaktivitäten möglichst unauffällig vonstattengehen zu lassen, errichtete man zur gleichen Zeit das über uns liegende Schlossberghotel. Nachdem Joho 1955 zurückgetreten und das Saarland am 1. Januar 1957 als Bundesland Deutschland eingegliedert worden war, fanden die Arbeiten ihr Ende – der Bunker wurde weder fertiggestellt noch jemals genutzt.«

Der Weg führt die Gruppe durch weitere eindrucksvolle Höhlenräume, bis sie schließlich am Ausgang ankommt.

»Gleich oben am Bus, unterhalb der Schlossbergruine, habe ich einen Imbiss für uns vorbereitet: Kaffee, Kuchen und Klappschmierchen«, kündigt Heidrun an, nachdem sie sich im Namen aller bei Herrn Lohfeld für die erstklassige Führung und die Engelsgeduld bei all den Fragen und Anmerkungen bedankt hat. Dass hiermit vermutlich die vielen Kommentare Doros gemeint waren, die auch die anderen Landfrauen allmählich die Nerven verlieren ließen, registriert Doro nicht.

»Meinen Frankfurter Kranz musst du einfach probieren, Edmund«, plappert sie, während sie Heidrun wie einer Bediensteten am Kassenhäuschen den Helm in die Hände drückt. »Nimm dir bloß kein Stück von der Donauwelle, die ist von Anneliesel.« Doro ist nicht zu bremsen und jedermann bekommt ihre Stänkerei mit. »Wenn du wüsstest, wie es da zu Hause aussieht, seit der Hans tot ist. Wo man hinsieht Hundehaare. Wer da reingeht, muss gut achtgeben, dass er nicht todsterbenskrank herauskommt.«

In Anneliese brodelt es. Aber wie schon ihr Leben lang reicht all die Wut nicht aus, um Doro endlich die Meinung zu sagen. »Diese dumme Pute«, grummelt sie nur leise, und da spürt sie ihn. Diesen zarten Tropfen auf ihrer Stirn – und es werden mehr. Es dauert ein paar Augenblicke, dann zeigen sich auch auf den Pflastersteinen am Boden erste dunkelgraue Punkte.

»Komisch, eben war es noch wolkenlos«, sagt Heidrun und schaut zum Himmel. In der Ferne grummelt es. »Mädels, wir sollten uns beeilen.«

»Den darf ich mir doch bestimmt mal ausleihen«, behauptet eine helle, wohlbekannte Stimme neben Anneliese, und bevor sie sich versieht, ist er auch schon weg – ihr Schirm. »Du willst doch bestimmt nicht, dass sich unser lieber Herr Busfahrer einen Schnupfen einfängt.«

»He, warte …«, versucht Anneliese, Doro zu bremsen. Aber sie ist schon auf und davon.

So jedenfalls passiert es, dass die ganze Frauentruppe an diesem Mittag trotz bester Wettervorhersage durch einen Sturzregen läuft. Die Wasserwelle von Anneliese wird geflutet und sie ist bis auf die Unterhosen nass, als sie später im Bus sitzt. Selbst das ist die Sache wert gewesen, sagt sie sich, und auch Ursel neben ihr sieht zwar ein wenig mitgenommen, aber nicht unbedingt unzufrieden aus.

Bis der Krankenwagen eintraf, vergingen keine zehn Minuten. Die Gruppe entschied sich gemeinschaftlich, aufgrund des unerfreulichen Zwischenfalls mit Doro, den Termin bei der Brauerei ins Wasser fallen zu lassen.

»Das werden wir noch dieses Jahr nachholen«, verspricht Heidrun gerade den Frauen. Jede versteht das. Nach dem Ereignis von eben wäre alles andere völlig unpassend.

Keine der Anwesenden hätte wohl vermutet, dass ein harmloser Schirm ein solches Unglück herbeiführen kann. Dass der Blitz ausgerechnet in die Stockspitze von Annelieses Schirm eingeschlagen ist, war reines Pech. Dass ihn Doro in diesem Moment in der Hand hielt, könnte ein Nivellierungsversuch des Schicksals gewesen sein – wer weiß das schon.

Die Damen im Bus sind immer noch aufgewühlt, insbesondere Ursel. »Das hätte dich treffen können, und was dann gewesen wäre, darüber will ich gar nicht nachdenken.«

Das will Anneliese auch nicht. Gegenwärtig ist sie sich nicht so recht sicher, ob sie sich über die eben erlebten Ereignisse eher freuen soll oder doch vielmehr betroffen sein müsste.

Als Heidrun im Gang an ihr vorbeiläuft, sagt sie: »Du Heide, ich hätte da eine Bitte. Hast du vielleicht noch ein Gläschen Sekt? Durch das Hin und Her eben habe ich es mit dem Kreislauf.«

Heidrun überlegt. Wahrscheinlich ist sie sich nicht sicher, ob es nach diesem Vorkommnis angebracht ist, eine Flasche Sekt zu entkorken.

»Na ja, wenn es wegen dem Kreislauf ist, kann ich wohl kaum Nein sagen«, entscheidet die Vorsitzende schließlich. Und Ursel fügt ein bisschen kleinlaut hinzu: »Nicht, dass ihr das jetzt falsch versteht, Mädels, aber mit meinem Kreislauf sieht es auch übel aus. Am besten ist wohl, Heide, du bringst gleich die ganze Flasche.«

Mörderisches aus dem Saarland

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