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Einleitung

Das Paradies ist ein Garten – der Garten ist ein Paradies. Und das gilt auch heute noch, denn Gärten und Gartentage sind „in“. Ob im Ambiente eines Schlosses, eines Klosters oder auf der grünen Wiese – es werden Erlebnisgärten aller Art geboten, als Erholungsoasen mit Wellnessbereichen, als Blütenzauber oder als Gartenreiche fernöstlicher Länder. Gartendesigner zeigen in Showgärten, wie sich der Gartenfreund zu Hause sein ganz persönliches Paradies schaffen kann. Und das nicht nur mit üppigem Blumenflor, sondern im Zeichen des gesunden Lebensstils auch mit Anbau von Bio-Obst und -Gemüse. Also ganz so, wie es auch in der Antike gepflegt wurde, als Schöngeister und Praktiker ihren Boden bearbeiteten und das Schöne mit dem Nützlichen verbanden.

Man kann aber nicht nur Urlaub im eigenen Garten machen, sondern auch auf Reisen berühmte Gartenanlagen besichtigen, in England, aber auch in unseren Breiten, wie in Wörlitz, das der dortige Fürst im 18. Jahrhundert zu einem Park- und Gartenreich gestaltet hat1, das Goethe als einen Traum bezeichnete.

Einen Besuch lohnen auch die ausgedehnten Schloss- und Parkanlagen von Kassel-Wilhelmshöhe, bekrönt von der auf einem riesigen Oktogon stehenden Figur des Herkules. Der Held ist hier im Typus des Herakles Farnese dargestellt, nicht der jugendliche Raufbold und Kraftmeier, sondern der von seinen „Herkulesarbeiten“ Ermüdete, der sich zum Ausruhen auf seine Keule stützt. Von seiner Entstehungszeit in der Antike bis zur Neuzeit war dieser Typus beliebt, als Allegorie des Herrschers, der sich im Dienste seiner Untertanen abmüht, wie einst der mythische Held sich verdient machte mit seinen berühmten zwölf Arbeiten.

Herkules als Sinnbild heldenhafter Tugend ging zurück auf den Mythos von „Herkules am Scheideweg“: Dem jungen Mann begegneten zwei Frauen, die ihn für sich gewinnen wollten. Die eine, geschminkt und herausgeputzt, nannte sich die Lust, die andere, schlicht und würdig gekleidet, die Tugend. Die Lust versprach ein Leben in Genuss und Müßiggang, während die Tugend Ruhm und Ehre nur aufgrund von Mühen und Arbeiten in Aussicht stellte. Herkules wählte den steilen Pfad, der ihn schließlich zum musterhaften Helden machte.