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Einleitung

Wenn wir über Hunde hören oder lesen, fallen meist Begriffe wie Training, Konditionierung, Auslastung und nicht zu vergessen die Erziehung.

Durch die dauernde Berieselung, auch in den Medien, verlernt man gerne mal das eigenständige Denken und folgt häufig den falschen Propheten. Diese belegen ihre Erfolge mit eindrucksvollen Bildern oder kurzen Videos und diese Manipulation verfehlt ihre Wirkung nicht. Wer möchte nicht so einen tollen Hund, der aufs Wort hört, brav seine Befehle befolgt und scheinbar alle Menschen und Hunde liebt? Diese Aussicht auf den, von außen vorgegebenen, perfekten Hund, ist in der Tat verlockend und treibt mitunter seltsame Blüten.

In meiner Arbeit erlebe ich immer wieder, wie Mensch und Hund aneinander fast schon verzweifeln. Die Menschen sind genervt und arbeiten sich an einem Hund ab, der einfach nicht der Norm entsprechen will. Anstatt sich der schmerzhaften Frage nach dem „warum“ zu stellen, wird die vermeintliche Schuld dem Hund zugeschoben und er bekommt den Stempel „verhaltensauffällig“ oder gar aggressiv.

Was bei all diesen Bildern, Videos oder Anleitungen übersehen wird, ist die Einzigartigkeit eines jeden Lebewesens, sei es Mensch oder Hund. Natürlich braucht es im Zusammenleben eine Struktur, an der man sich orientieren kann. Fehlt diese Struktur, ist Chaos vorprogrammiert. Wir erleben es immer wieder und überall. Diese Struktur aber muss auch das Gegenüber berücksichtigen, seine Stärken, seine Schwächen, seine Kompetenzen und natürlich auch seine Eigenarten.

In meinem ersten Buch „Erst wenn der Mensch sich ändert!“ habe ich bereits über meinen Werdegang geschrieben. Auch wenn ich bereits von Kindesbeinen an viel von Hunden lernen durfte, bin auch ich durch die Manipulationen von außen kurz von meinem Weg abgekommen und habe einen Umweg beschritten. Dies war für mich aber nicht unbedingt ein Fehler, im Gegenteil. Dadurch wurde für mich noch offensichtlicher, welch eklatant falschen Weg wir in unserem Zusammenleben mit unseren Hunden beschritten haben. Wir wollen die Hunde uns anpassen und übersehen dabei, dass sie keine Menschen sind, dass sie ganz andere Bedürfnisse haben und vor allem, dass sie Hunde sind!

Wir bezeichnen Hunde schnell als problematisch, übersehen dabei jedoch, dass das für uns schwierige Verhalten häufig ein „Hilferuf“ des Hundes an seine Menschen ist. Kein Hund knurrt, beißt oder fletscht die Zähne einfach so, es hat immer eine Ursache, die mit einem Aus! Sitz! oder Platz! ignoriert wird.

Nehmen wir einen Hund bei uns auf, zwingen wir ihn in eine Welt, die nicht die seine ist. Es liegt daher in unserer Verantwortung, dem Hund zu zeigen, wie er sich in unserer Welt richtig verhält, ihn in unser „Rudel“ zu integrieren und ihm eine Stütze zu sein, wenn der Hund in ihm durchkommt. Auch wenn es schnell als Fehlverhalten eingestuft wird, ist es das nicht. Egal was ein Hund macht, es ist immer natürliches Verhalten – aus seiner Sicht! Dies sollten wir nicht vergessen.

Für die Veröffentlichung meines ersten Buches habe ich keinen Verlag gefunden, weil es, nach Meinung der Verleger: innen, keine Lösungsanleitungen beeinhaltet. Es wäre für mich ein leichtes gewesen, das Buch umzuschreiben, um der herrschenden Meinung zu entsprechen und dadurch die Verkaufszahlen nach oben zu treiben. Ich gebe zu, dass die Verlockung durchaus groß war. War doch auch in mir der Wunsch nach einem Bestseller vorhanden. Doch dafür hätte ich mich verbiegen und entgegen allem handeln müssen, was Hunde mich gelehrt haben: immer ehrlich und authentisch zu sein. Meine Authentizität zu bewahren aber war mir wichtiger, als die Aussicht auf einen Bestseller. Doch was soll ich sagen? Auch wenn der von mir eingeschlagene Weg mühseliger war, hat mir am Ende der Erfolg doch recht gegeben. Das Buch wurde ein Erfolg, vielleicht gerade deshalb, weil es anders war. Weil es nicht der herrschenden Meinung entsprochen hat und viele Menschen in ihrem Inneren bereits erkannt haben, dass irgendetwas nicht mehr stimmt.

Dass die Lösung in diesem Buch bereits in dem Titel zu finden ist, haben die Verleger: innen nicht gesehen. Wenn wir uns nicht ändern, uns nicht auf die Hunde einlassen und ihr Wesen weiterhin unterdrücken, werden die Probleme im Zusammenleben von Mensch und Hund nicht weniger werden, im Gegenteil.

Von meiner Elli durfte ich viel lernen, sehr viel sogar. Sie hat mir gezeigt, dass es nicht viel braucht, um miteinander klarzukommen. Vor allem aber, dass man sich niemals verbiegen lassen darf, um einem vermeintlichen Glück hinterherzulaufen, welches man niemals erreichen wird, weil es das Glück der anderen ist. Das Glück derjenigen, die aus ganz eigenen Interessen andere in die Irre locken. Niemand kann Ihnen sagen, was Sie für sich wirklich benötigen. Dies finden Sie nur in sich, wenn Sie sich aus der medialen Matrix befreien und wieder auf das hören, was die Natur Ihnen und uns allen mitgegeben hat: unseren Instinkt. Dann werden Sie erkennen, dass es nicht das dicke Auto oder ein noch größeres Haus ist, was Ihnen dauerhafte Lebensfreude bereit. Es sind die vielen kleinen Dinge des Lebens, die unser Herz erfreuen und uns eine innere Zufriedenheit schenken.

Auf diesem Weg zu dem ganz großen Glück und der Zufriedenheit können unsere Hunde uns ein wunderbarer Wegbegleiter und auch Ratgeber sein. Viel braucht es dazu nicht, nur die Bereitschaft, seinen Blickwinkel zu ändern und den Mut, einen neuen Weg einzuschlagen.

Hören wir auf, Hunde erziehen zu wollen. Ja, Sie haben richtig gelesen. All die verhaltensauffälligen Hunde sagen uns mehr als deutlich, dass sie das nicht wollen. Überzeugen wir unsere Hunde durch eine klare innere Haltung und bleiben wir auch in kritischen Situationen standhaft und vor allem ruhig. Damit ist bereits die Grundlage für eine gelingende Partnerschaft gelegt.

Für mich war Elli mein bester Ratgeber und auch Lehrmeister. Durch sie durfte ich mich weiterentwickeln und tief in eine Welt blicken, die faszinierender nicht sein kann. Nicht weil sie so kompliziert ist wie uns häufig eingeredet wird, sondern weil sie so wunderbar einfach und klar ist. Etwas, was wir Menschen schon lange verloren haben.

Auch in diesem Buch gibt es keine Lösung für alle Lebenslagen. In diesem Buch teile ich meine Erfahrungen und Sichtweisen mit und möchte geplagten Hundehaltern und Hundehalterinnen lediglich Denkanstöße geben. Vielleicht finden Sie sich in so mancher Geschichte wieder und können das ein oder andere an sich oder in ihrem Umfeld ändern. Aus meiner Erfahrung kann ich Ihnen sagen, dass es häufig viel mehr gar nicht braucht.

Seien Sie mutig, Ihren eigenen Weg zu gehen. Ihr Hund reicht Ihnen dazu seine helfende Pfote. Nehmen Sie diese an und lernen Sie sich und Ihren Hund neu kennen. Sie werden staunen, welch neue Welt sich für Sie öffnen wird.

Hunde wollen nicht erzogen werden

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