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Vorwort

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Seit einiger Zeit verdichten sich die Meldungen in den Medien. Kippt unser Gesundheitssystem? Wo bleiben spätere Generationen? Der hohe technische Komfort in der Medizin fordert seinen Tribut. Patientenverbände, Krankenkassen und Ärztevereinigungen sind im Gespräch, niemand darf auf der Strecke bleiben. Alle Gremien sind sich einig: ohne eigenverantwortliches Handeln der Patienten wird die bestehende medizinische Versorgung nicht mehr zu garantieren sein.

Rund 85.0001 Menschen leben in Deutschland mit Nieren, die ihre Arbeit verweigern. Ihr Leben wird nur durch eine Dialyse aufrechterhalten. Diese Gruppe gehört zu den Patienten, deren Behandlung besonders kostenintensiv ist und die deshalb den Solidartopf der Krankenkassen stark belasten. Was ist möglich, um Kosten zu senken? Was kann jeder selbst dazu beitragen? Können Eigenverantwortung und Selbsthilfe die Zaubermittel sein? Wie kann jeder Einzelne sich einbringen, um gesund zu bleiben und so, etwas für die eigene Lebensqualität, aber auch etwas für die Gemeinschaft zu tun?

Wer kann helfen, wenn die Betroffenen sich nicht selbst helfen können? Je stärker die Krisen, desto näher rücken die Menschen zusammen. In schwierigen Situationen war ein Zusammenrücken schon immer unausweichlich, es wird noch bedeutsamer, wenn zum Beispiel ein Mensch nicht den gesundheitlichen Normen entspricht und von einer lebenslangen Krankheit betroffen ist. Plötzlich ist der Erkrankte, abgesehen von der Familie, allein und muss lernen, sich durchzusetzen.

Seit meinem zweiten Lebensjahr bin ich mit einer chronischen Nierenerkrankung konfrontiert – inzwischen über ein halbes Jahrhundert lang. Trotz vieler gesundheitlicher Einschränkungen lebe ich gut und führe zeitweise sogar ein unbeschwertes Leben. Doch war jeder Lebensabschnitt in unterschiedlicher Weise vom Einfluss der Erkrankung geprägt.

In meiner mehr als fünfzig Jahre andauernden „Krankenkarriere“ haben mich viele Menschen begleitet. Manche sind längere Stecken mit mir gegangen, andere nur kurze Wege, einige haben Spuren bei mir hinterlassen, die mich geprägt und beeinflusst haben. Mit meiner persönlichen Geschichte will ich anderen Menschen Mut machen und sie anregen, mehr für sich zu tun, sie vielleicht sogar anspornen, sich ebenfalls für andere zu engagieren, wenn es ihnen möglich ist. Eigeninitiative gibt dem Leben eine bessere Qualität, bringt Zuversicht und schafft neue Perspektiven. Wir können unsere Erkrankung auch als Chance begreifen. Eine Chance, sich intensiv mit dem eigenen Leben auseinanderzusetzen, aber auch mit anderen in Kontakt zu treten.

Meine eigene Lebensgeschichte liefert dafür den Beweis. Dabei konnte ich in den vielen Jahren meiner Selbsthilfearbeit erfahren: Wer sich authentisch, glaubwürdig und unverfälscht zeigt, bekommt ehrlichen Zuspruch zurück.

Seit über zwanzig Jahren bin ich in der Selbsthilfe aktiv und kümmere mich vor allem in Beratungsgesprächen, Seminaren und auf Tagungen um die Belange nierenkranker Menschen. Die Beraterin kann sich auf eine Kommunikation freuen, die viele Jahre andauert, mitunter entwickelt sich sogar eine Freundschaft daraus. Meine langjährige ehrenamtliche Arbeit hat Früchte getragen und ich möchte Sie, liebe Leser, einladen, an der Ernte teilzuhaben.

Mein Leben lang nierenkrank

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