Читать книгу Slow Slim - Marion Reddy, Iris Zachenhofer - Страница 14
Die Mission
ОглавлениеWir starten das Slow Slim-Programm, indem wir diesen ersten Monat lang absichtlich genauso weiter essen wie bisher. Der einzige Unterschied ist: Wir beobachten uns und dokumentieren, was wir sehen.
Die drei großen Fragen, die uns dabei interessieren, sind:
Was essen wir?
Warum essen wir?
Wie essen wir?
Paula hat mir damals im Café ihre Essensprotokolle gezeigt. Sie hat sie auf ihrem Laptop in eine Excel-Datei geschrieben. Das klingt ausgesprochen praktisch.
Meistens kommt der Laptop überall hin mit und auf die Art kann man die Aufzeichnungen genauso gut im Büro wie zu Hause machen.
Ich würde trotzdem empfehlen, sich die Mühe handschriftlich zu machen und sich dafür sogar ein eigenes Heft oder Buch anzuschaffen. Die Computer-Dokumentation hat nämlich tatsächlich einen gravierenden Nachteil.
Das hat jetzt nichts mit einem Retro-Faible oder mit einer Phobie vor der zunehmenden Digitalisierung zu tun. Es hat mit unserem Gehirn zu tun und zwar mit dem vernünftigen Teil davon, also dem präfrontalen Cortex. Handschriftliche Aufzeichnungen werden von ihm intensiver aufgenommen und verarbeitet als Protokolle am Bildschirm oder auf dem Handydisplay.
Die flüchtige Tipperei auf irgendwelchen Tasten ist ihm zu gedankenlos. Er hat es gern, wenn wir uns mit den wirklich wichtigen Dingen genauer beschäftigen, sorgfältiger, aufmerksamer.
Schreiben wir mit der Hand, kommt es zu einer stärkeren Aktivierung des präfrontalen Cortex, der unter anderem für die Planung, Ausführung und Evaluation unserer Handlungen zuständig ist. Je mehr wir uns mit unseren Daten beschäftigen, sie übersichtlich aufschreiben, vergleichen und analysieren, desto mehr aktivieren wir den präfrontalen Cortex.
Soviel einmal zur Theorie. Die Praxis, das lässt sich nicht verschweigen, ist anstrengend.
»Da geht ordentlich viel Zeit drauf, um das ganze Essen mitzuschreiben, wenn man es wirklich genau macht«, hat mir Paula im Kaffeehaus erzählt, und sie hatte Recht. Wenn wir tagsüber mehr essen als eine halbe Schüssel Reis (und das tun wir, sonst würden wir keinen Slow Slim-Plan brauchen), dann werden sich da schon einige Speisen ansammeln, die wir alle erfassen müssen.
Wir können uns also jetzt schon darauf einstellen, jeden Tag ein bisschen Zeit dafür einzuplanen und zwar nicht nur am Stück, sondern sozusagen portionsweise.
Meine Idee wäre es deshalb, sich nicht die ganze Arbeit bis zum Schluss aufzuheben, sondern schon tagsüber ständig mitzuschreiben. Immerhin sind es etliche Punkte, die da auf das Papier sollen: Was, warum und wie wir essen. An manchen Tagen kann da schon einiges zusammenkommen, was wir bis zum Abend gnädig vergessen. Oder auch einfach unter den Tisch fallen lassen.
Am Ende jedes Tages setzen wir uns dann bewusst hin, um diese Liste noch einmal durchzusehen, eventuell zu ergänzen und vor allem zu reflektieren. Wir werten die Dokumentation aus und sehen uns an, was da eigentlich alles so passiert ist im Laufe des Tages. Ganz in Ruhe führen wir uns vor Augen, was wir so essen, was die Ursache für Snacks zwischendurch war und welches Ambiente wir uns bei unseren Mahlzeiten gegönnt haben. Wann genau wir uns diese Stunde der Wahrheit nehmen, muss sich jeder selbst einplanen.
Fest steht nur: Tage auszulassen, ist keine Option. Genau das ist es, was wir auf Level 1 zu lernen haben.
Diesen ganzen ersten Monat haben wir Zeit, unser persönliches Ritual zu entwickeln. Je weiter wir in unserem Slow Slim-Spiel kommen, wird es für uns eine Selbstverständlichkeit werden, am Ende des Tages unser Ernährungsprotokoll durchzusehen.
Haben wir es uns beim Essen am Küchentisch gemütlich gemacht oder sind wir lieber am Sofa, im Fauteuil oder im Pyjama im Bett herumgelümmelt? Haben wir uns gute Musik beim Essen angehört und Kerzen angezündet oder schnell irgendwas im Stehen hinuntergewürgt? Haben wir mit dem Handy zwischen Kopf und Schulter eingeklemmt mit einer Kollegin telefoniert und uns husch-husch den x-ten Kaffee gemacht oder vor dem Anruf bewusst abgewartet und Tee getrunken?
Die tägliche Zeit für den Essensplan sollten wir uns möglichst angenehm gestalten und das ist nicht nur so dahingeschrieben. Es hat seinen Grund. Denn längerfristig ist es ein Vorteil, wenn wir die Auswertung des Essensplans immer mit etwas Positivem in Zusammenhang bringen, weil wir es dann auch weiterhin gerne machen.
Der Tag hat vierundzwanzig Stunden, daran lässt sich nicht rütteln. Wir müssen uns also die zusätzliche Zeit, die ab jetzt für unsere Essenspläne draufgeht, auf irgendeine Art schaffen. Sie uns irgendwo abzwicken. Etwas anderes dafür aufgeben. Auch hier muss jeder für sich entscheiden, ob er lieber kürzer im Internet surft, eine Fernsehserie auslässt oder einfach später die Beine auf den Couchtisch legt.
Sollte jetzt jemand mit seiner Multitasking-Fähigkeit liebäugeln und die Dokumentation nicht zusätzlich, sondern während einer anderen Tätigkeit einplanen, tut er sich nichts Gutes. Gleichzeitig zu telefonieren, sich die jüngste How I met your mother-Folge im Fernsehen anzuschauen oder die Mathematikaufgaben der Kinder zu kontrollieren, funktioniert leider nicht.
Es ist wirklich essentiell, den Plan vollständig geschrieben zu haben und die Zeit und Konzentration aufzubringen, den gesamten Tag noch einmal zu durchdenken. Wir sind gerade dabei, etwas zur Gewohnheit zu machen, das geht nicht nebenbei. Da ist er eigen, der Präfrontale Cortex.
Wie genau wir unsere Essensprotokolle gestalten, kann natürlich jeder für sich entscheiden. Manche schwören auf strukturierte, karierte Hefte. Andere stehen mehr auf weißes, glattes Papier in schönen ledergebundenen Büchern. Manche verwenden am liebsten Blätter und ordnen sie in eine Mappe ein. Andere besorgen sich ein Tagebuch. Manche untergliedern ihre Essenslisten. Andere schreiben Tabellen. Manche machen kleine Zeichnungen dazu. Wir machen, was uns am besten gefällt. Auf keinen Fall kann es schaden, wenn sich dann auch noch etwas Humor zwischen die Zeilen verirrt.