Читать книгу Slow Slim - Marion Reddy, Iris Zachenhofer - Страница 23

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Restliche Lasagne (ca. ½ Portion)

1 kleine Tafel Schokolade Vollmilch/ganze Haselnüsse

Für diese Verpflegung hätte man mehrere Arbeiter einer Kakaoplantage beschäftigen können. Vitamine und Proteine dagegen hatten sich kaum auf meine Speisekarte verirrt.

Was ich damals noch nicht begriffen habe, ist die Wichtigkeit, den Ist-Zustand zu erfassen. Wenn wir etwas ändern wollen an unserem Leben, an unserer Ernährung, an unserem Verhalten, müssen wir zunächst einmal den Status Quo erfassen. Aus dem einfachen Grund, weil wir sonst nicht wissen, wo genau die Probleme liegen.

Wir machen Inventur. Ohne zu schummeln, zu verdrängen, zu vertuschen oder zu beschönigen.

Wir befinden uns auf Level 1, im Monat der Dokumentation. Die Aufgabe dieses Monats ist der Erfassung unseres Essverhaltens gewidmet, so peinlich es uns in dem Moment auch sein mag, alles aufzulisten, was wir verschlungen haben. Mir sind diese Listen damals immer wie Mahnmale vorgekommen. Wir könnten sie auch als gute Freunde sehen. Das klingt vielleicht absurd, aber der Gedankengang ist nicht ganz abwegig. Die guten Freunde sind ja genau die unter den übrigen Bekannten, die uns die Wahrheit sagen, uns das vor Augen führen, was wir nicht sehen wollen.

Um sich auch selbst ein guter Freund zu sein, hilft es, diese Aufzeichnungen möglichst emotionslos und sachlich zu betrachten. Ganz gleich wie furchtbar diese Listen wirken mögen, wir müssen uns nicht schämen oder uns vor uns selber schrecken. Wir brauchen uns weder schlecht noch schäbig vorkommen, immerhin sind wir gerade dabei, die Dinge zu ändern.

Schreiben wir also jeden Bissen auf, der uns zwischen die Zähne kommt, vom edlen Gourmet-Menü bis zur allergrößten kulinarischen Peinlichkeit.

Wir dokumentieren die drei Bier zu den Koteletts beim Grillen samt der Riesenportion Ketchup.

Wir halten fest, dass wir über den Tag hinweg die große Dreihundert-Gramm-Tafel Schokolade aufgefuttert haben, auch wenn wir gar nicht vorgehabt haben, sie zu kaufen und sie nur genommen haben, weil sie gerade im Angebot gewesen ist.

Wir notieren, dass wir die drei neuen Magnum-Sorten nicht nur einmal probiert haben (um den neuen Geschmack zu testen wie Restaurantkritiker), sondern an vier aufeinander folgenden Tagen jeweils alle drei vernichtet haben.

Wir vergessen nicht das gesunde Kebab mit so viel Gemüse drin und den Schokoriegel und den Orangensaft vom Automaten am Bahnsteig.

Wir listen das, eh schon nicht kleine, Wiener Schnitzel auf plus das halbe, das von einem der Kinder übrig geblieben ist, so was wirft man ja nicht weg.

Wir verheimlichen uns weder die zwei Becher Glühwein noch die Erdbeerbowle und die fünfzehn Grissinis dazu.

Das ist nicht schön. Das braucht Mut. Das ist der erste Schritt zur Besserung.

Die Idee dahinter ist eine Änderung unserer Verhaltensmuster. Wir sind schon auf dem Weg dorthin, auch wenn das noch überhaupt nicht unser Thema ist.

Wir sind jetzt auf Level 1. Aber damit wir später, in einem höheren Level, irgendetwas verändern können, müssen wir zuerst einmal wissen, was wir überhaupt ändern wollen. Das alles geht nur stufenweise, genau wie bei einem Computerspiel, wo wir ein Level nach dem anderen knacken und das nächste erreichen.

Keiner von uns kann sich von einem Tag auf den anderen in einen komplett anderen Menschen verwandeln. Das wissen wir, seit es Bridget Jones in Schokolade zum Frühstück versucht hat. Auf der Liste ihrer Neujahrsvorsätze zu Beginn des Buchs fand sich zum Beispiel:

Was ich nicht mehr tun werde:

• Rauchen

• Mehr ausgeben als ich verdiene

• Mich über Männer aufregen

• Hinter ihrem Rücken über andere Menschen herziehen

Was ich tun werde:

• Oberschenkelumfang mit Hilfe von Anti-Zellulitisdiät um acht Zentimeter reduzieren

• Sämtliches überflüssiges Zeug aus der Wohnung schaffen

• Beruflich aufsteigen

• Geld in Form von Ersparnissen anlegen, Rentenversicherung abschließen

• Nicht jeden Abend ausgehen, sondern zuhause bleiben, gute Bücher lesen und klassische Musik hören

• Dreimal in der Woche ins Fitnessstudio gehen, und zwar nicht nur um ein Sandwich zu essen

Ich kann mich nicht erinnern, dass sie irgendwas davon verwirklicht hat, und zwar nicht, weil sie Bridget Jones ist, eine Frau mit viel Herz und wenig Disziplin, sondern weil sie sich nicht über Nacht zu dem umbauen lässt, was sie für perfekt hält.

Wer gern eine vierfache Eierspeise mit Speck und einer Buttersemmel isst, wird in der Früh auch nicht aus dem Bett kriechen und eine Karotte und grünen Tee für das beste Frühstück aller Zeiten halten.

Das liegt allerdings weniger an den Karotten und dem grünen Tee als an unserem Gehirn. Es speichert sämtliche unserer täglichen, regelmäßigen Verhaltensweisen in den sogenannten Basalganglien ab. Je länger die Muster dort archiviert sind, desto schwieriger ist es, sie loszuwerden. Schlimmer. Verhaltensmuster kann man nicht mit einem Klick löschen wie eine Datei. Auf einen Klick geht verhaltenstechnisch überhaupt nichts. Wir können die Muster nur mit einem neuen Verhalten überspielen.

Um eine neue Tätigkeit zu lernen, müssen wir sie zunächst bewusst üben. Vergleichen wir das ganze einmal mit dem Autofahren. Solange wir noch hintereinander darüber nachdenken, dass wir jetzt auf die Kupplung steigen, einen anderen Gang einlegen und die Kupplung loslassen müssen, während wir in den Rückspiegel schauen und den Scheibenwischer einschalten, sind wir noch im Übungsmodus. Sobald wir all das automatisch, also ohne einzeln darüber nachzudenken, machen können, wissen wir: Das Gehirn hat die Tätigkeit in den Basalganglien gespeichert.

Ab jetzt können wir lenken, schalten, bremsen, Musik hören, telefonieren und rauchen gleichzeitig. Wir denken nicht mehr ans Autofahren. Das haben die Basalganglien übernommen.

Was für ein herrlicher Moment. Die Sache funktioniert nicht nur im Auto, sondern auch beim Essen.

Essverhalten oder Lebensstil zu ändern, läuft nach demselben Prinzip ab. Wir üben ein neues Verhalten solange, bis es in den Basalganglien gespeichert ist und automatisch abläuft.

Das neue Verhalten können wir allerdings nur üben, wenn wir wissen, wie es sich vom alten unterscheiden soll. Was wir essen, ist also nicht die einzige Frage, die sich da stellt. Wir müssen auch wissen in welchen Situationen, mit welchen Emotionen und in welcher Atmosphäre wir was essen. Sind die Süßigkeiten abends das Problem oder können wir uns bei den Zwischenmahlzeiten nicht beherrschen? Kommen wir an keinem McDonald’s vorbei oder ist der Eisverkäufer der Verführer?

Schreiben wir’s auf.

Slow Slim

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