Читать книгу Gildenhaus Thendara - Marion Zimmer Bradley - Страница 9

4

Оглавление

Schwarzer Schlamm und noch dunklere Schatten sickerten aus dem Wasserloch, aber hinter den Felsen ging die rote Sonne auf. Jaelle wusste, was auf der anderen Seite des Feuers vor sich ging. Sie war zwölf Jahre alt, und in Shainsa war ein Mädchen von zwölf alt genug, um Ketten angelegt zu bekommen, alt genug, um in den Geburtsräumen zur Hand zu gehen. Aber diese Frauen mit den kettenlosen Händen, diese Amazonen hatten sie weggeschickt, als sei sie ein Kind. Jenseits des Feuers in dem stärker werdenden Morgenlicht war die Stimme ihrer Mutter zu hören. Jaelle fühlte den Schmerz wie Messer den eigenen Körper durchdringen. Je höher die Sonne stieg, desto niedriger kreisten die Aasvögel, und jetzt war das Licht wie auf dem Sand vergossenes Blut. Die Qual ihrer Mutter erfasste ihren Körper und ihren Geist ...

Jaelle! Jaelle, es ist das alles wert, du bist frei, du bist frei ... Aber ihre Hände waren von Ketten gefesselt, und sie kämpfte schreiend dagegen an ...

»Still, Liebes, still ...« Geduldig löste Peter ihre um sich schlagenden Hände aus den Betttüchern und nahm Jaelle in seine Arme. »Es ist nur ein Alptraum, es ist alles gut ...«

Nur schon wieder ein Alptraum. Schon wieder. Gott im Himmel, sie hat ihn jede Nacht. Kann ich denn gar nichts für sie tun?

Jaelle entwand sich ihm, ohne recht zu wissen, warum. Sie wusste nur, dass sie ihm im Augenblick nicht so nahe sein wollte. Beunruhigt suchte sie in seinem Gesicht nach der Feindseligkeit, die sie in seiner sanften Stimme nicht finden konnte.

»Kyril ...« murmelte sie. »Nein. Eine Sekunde lang glaubte ich, du seist mein Cousin Kyril ...«

Peter lachte leise. »Davon würde vermutlich jeder Alpträume bekommen. Hier, zähle meine Finger. Nur fünf.« Er drückte seine Hand an ihre, und sie lächelte schwach über diesen alten Scherz zwischen ihnen. Er sah ihrem Cousin Kyril Ardais so ähnlich, nur dass Kyril von Lady Rohana, seiner Mutter, die sechsfingrigen Hände geerbt hatte.

Kyrils Hände, die in jenem ganzen Sommer an ihr herumtatschten, bis sie, schluchzend vor Zorn und Demütigung, ihr Amazonen-Training gegen ihn anwandte, das es fast unmöglich machte, eine ausgebildete Entsagende zu vergewaltigen. Eine Entsagende, so hieß es, kann getötet, aber niemals vergewaltigt werden.

Um Rohanas willen hatte sie ihn nicht verletzen wollen ...

»Schatz, bist du in Ordnung?«, fragte Peter. »Soll ich einen Arzt holen? Du hast diese Alpträume jede Nacht seit ... wie lange ist das schon? Zehn Tage, elf?«

Jaelle versuchte, sich auf das, was Peter sagte, zu konzentrieren. Die Wörter schienen ein seltsames Echo zu erzeugen, das ihre Handflächen schmerzen ließ und in ihren Kopfhöhlen widerhallte. Die Wände verschwammen in wirren Lichtern, das Zimmer dehnte sich aus und schrumpfte zusammen und dehnte sich wieder aus, so dass die Decke in schwindelnder Höhe über ihr hing. Die Augen taten ihr weh. Eine Welle der Übelkeit überschwemmte sie, sie sprang auf und rannte ins Bad. Das Erbrechen vertrieb die letzten Reste des Traums. Sie konnte sich jetzt nicht einmal mehr daran erinnern, was sie geträumt hatte, nur dass in ihrem Mund ein merkwürdiger Geschmack nach Blut war. Sie nahm einen Schluck von dem scheußlichen Leitungswasser und versuchte vergeblich, ihn wegzuspülen. Peter trat an die Erfrischungskonsole, wählte ein kaltes Getränk für sie und hielt es ihr besorgt an die Lippen.

»Morgen bringe ich dich auf jeden Fall zu einem Arzt, Liebes.« Das Getränk sprudelte und stach sie in die Lippen, aber als sie das Glas wegstellte, schüttelte Peter den Kopf.

»Trink das aus, es wird deinen Magen beruhigen. Besser?« Er überprüfte den Kopfhörer auf dem Kissen; irgendwie hatte sie ihn im Traum abgerissen. »An dem Sprachlehrgang, den man dir gegeben hat, muss etwas nicht stimmen, oder der D-Alpha läuft asynchron – das kann den Gleichgewichtssinn durcheinander bringen«, überlegte er, den Kopfhörer in der Hand. »Oder vielleicht hat das Programm etwas in deinem Unterbewusstsein aufgestört. Bring das Gerät morgen in die Medizinische und bitte, es nach dem EEG, das man dort von dir hat, zu justieren.« Peter kam zu Bewusstsein, dass er ebenso gut in der Sprache einer anderen Galaxis hätte reden können. Jaelle wusste nicht, wovon er sprach, und es interessierte sie auch nicht. Er hielt die Muschel an sein Ohr und zuckte die Schultern. »Für mich hört es sich ganz normal an, aber ich bin kein Experte. Komm wieder ins Bett, Süße.«

»O nein!«, antwortete Jaelle, ohne nachzudenken. »Ich werde nicht noch einmal unter diesem verdammten Ding schlafen!«

»Aber, Liebste, es ist doch nur eine Maschine«, redete Peter ihr zu, »und selbst wenn sie nicht richtig justiert ist, kann sie dir keinen wirklichen Schaden tun. – Baby, sei nicht so unvernünftig«, setzte er, den Arm um ihre Schultern, hinzu. »Du bist doch keine unwissende Eingeborene aus – oh, den Trockenstädten, dass du vor einem Stück Maschinerie das große Zittern bekommst, nicht wahr?« Er zog sie auf das Kissen nieder. »Keiner von uns käme ohne die Schlaflernbänder zurecht.«

Sie legten sich wieder hin, aber Jaelle schreckte andauernd aus kurzem Schlummer hoch. Sie bemühte sich, die leisen Worte des Schlaflerners bewusst zu hören, um nicht erneut im Morast der Alpträume zu versinken. Sie kamen jetzt ständig; vielleicht stimmte tatsächlich etwas mit der Maschine nicht. Aber dann fiel ihr ein, dass sie angefangen hatten, bevor sie die Bänder für die Maschine, die Piedro einen D-Alpha-Kortikator nannte, mit nach Hause gebracht hatte. Sie hätte der Maschine gern die ganze Schuld zugeschoben, nur fürchtete sie, dass das nicht ging.

Kurze Zeit, bevor der Wecker schrillte, erwachte Peter, stellte das Läutwerk ab, damit es sie nicht unterbrechen konnte, und begann, sie sanft zu liebkosen. Noch halb im Schlaf, gab sie sich dieser Wonne hin, die der Mittelpunkt ihres Lebens und Seins geworden war. Sie stieg auf mit ihm, schwebte mit ihm über die Welt, frei von den Fesseln der Schwerkraft. Von seinen Armen festgehalten, teilte sie seine Lust, und seine Leidenschaft band sie an ihn. Sie war ihm noch nie so nahe gewesen; sie wollte ihm noch näher sein und langte blindlings hinaus, das letzte Unbekannte suchend, das sie tatsächlich zu einem Geist und einem Fleisch verschmelzen würde ...

Mein Fleisch. Meine Frau. Mein Sohn, Unsterblichkeit ... mein, mein, mein ...

Es waren keine Worte. Es war nicht allein Gefühl. Es lag tiefer als das, eingebettet ins Fundament seines maskulinen Ichs. Jaelle hatte es nicht gelernt, in der Sprache der Türme über die Schichten des bewussten und des unterbewussten Geistes, über maskuline und feminine Polarität zu sprechen. Aber ihre Nerven, denen eine solche Wahrnehmung lange versagt geblieben war, nahmen es direkt auf. Sie erkannte, dass das, was geschah, Dinge in ihrem Körper und Geist zum Leben erweckte, die ganz und gar nichts mit Sex zu tun hatten und sogar im Widerspruch zu dem Geschehen standen. Und ein isoliertes, unbeschäftigtes Bruchstück ihres Selbst rebellierte mit den Worten des Amazonen-Eides: Ich schwöre, dass ich mich von diesem Tag an einem Mann nur hingebe, wenn ich den Zeitpunkt bestimmen kann und es mein eigener freier Wille ist ... Ich werde niemals mein Brot als Objekt der Lust eines Mannes verdienen ... Wenn ich ein Kind gebäre, sollen weder die Familie noch der Clan des Mannes, weder Fragen der Erbfolge noch sein Stolz oder sein Wunsch nach Nachkommenschaft dabei Einfluss auf mich haben.

Sein Stolz ... sein Stolz ... sein Stolz ...

Und in demselben Augenblick, als sie bereit war, sich seinen Armen zu entwinden, sich loszureißen von dem, was für sie das Köstlichste in der Welt gewesen war, sagte etwas innerhalb ihres Körpers, das nicht ihrem bewussten Willen unterworfen war: Nein, nicht jetzt, es wird nichts passieren ...

Sie machte keine Bewegung, um sich von ihm zu lösen; sie lag einfach still, ohne zu reagieren, aber zu gut erzogen, um einen Mann zu erregen und dann unbefriedigt zu lassen. Verschwunden war, was sie vereint hatte. Er hielt sie immer noch, streichelte sie, während sein Verlangen ebenso wie ihres langsam verebbte. Verblüfft und bestürzt sah er sie an. Der Kummer in seinen Augen tat ihr weh.

»Oh, Piedro, es tut mir so Leid!«, rief sie in dem Augenblick, als er sie losließ und »Jaelle, es tut mir Leid ...« murmelte.

Sie holte tief Atem und barg ihren Kopf an seiner nackten Schulter. »Es war nicht deine Schuld. Wahrscheinlich war es einfach nicht – nicht die richtige Zeit.«

»Und dir war nach all diesen Alpträumen gar nicht gut.« Großmütig suchte er für sie nach den Entschuldigungen, die sie selbst nicht Vorbringen konnte; sie merkte es, und von neuem durchzuckte sie der Schmerz. Er stand auf und ging, zwei sich selbst erhitzende Behälter zu holen. »Sieh mal, was ich hier habe! Ich kenne einen Mann vom Küchenstab. Kaffee – genau das, was du zu dieser Stunde brauchst.« Er löste für sie den Verschluss und reichte ihr den dampfenden Becher. Jedenfalls war das Getränk heiß, und auf den Geschmack schien es nicht so anzukommen. Während sie trank, küsste er sie auf den Nacken.

»Du bist so schön. Ich liebe dein Haar in dieser Länge. Schneide es nie wieder ab, ja?«

Lächelnd klopfte sie seine kratzige, noch nicht rasierte Wange. »Wie kämst du dir vor, wenn ich dich bitten würde, einen Bart zu tragen?«

»Bloß nicht!«, antwortete er entsetzt. »Das würdest du doch nicht von mir verlangen, nicht wahr?«

Jaelle lachte leise. »Ich wollte damit nur sagen, dass ich es nie verlangen würde, Liebster, es ist dein Gesicht. Und es ist mein Haar.«

»Ach, zum Teufel!« Mit störrischem Gesicht drehte er sich von ihr weg. »Habe ich überhaupt keine Rechte, Frau?«

»Rechte? An meinem Haar?« Es berührte denselben bloßliegenden Nerv wie sein Stolz, den sie in einem Augenblick tieferer Wahrnehmung erkannt hatte. Jaelle presste die Lippen zusammen und schob den Kaffeebecher von sich. Betont sah sie zur Wanduhr hin und fragte: »Möchtest du zuerst duschen?«

Er rollte sich aus dem Bett und ging ins Bad. Jaelle hielt sich den Kopf und versuchte, ihre Augen auf den Kaffeebehälter und die Dampfwölkchen, die noch davon aufstiegen, zu fokussieren.

Ihr war, als pulsiere das Zimmer, werde kleiner und größer, jetzt höher, jetzt so niedrig, als wolle es sie zerquetschen. Irgendetwas stimmt nicht mit mir, dachte sie. Peter kam aus dem Bad zurück und sah, wie sie sich krümmte in ihrem Kampf, der Übelkeit Herr zu werden.

»Schatz, bist du in Ordnung?« Und dann, mit einem Lächeln besorgten Vergnügens: »Jaelle, könnte es sein – bist du schwanger?«

Nein. Das kam wie eine Botschaft aus dem Inneren ihres Körpers. Sie fauchte: »Natürlich nicht!«, und begann, sich anzuziehen. Aber er ließ sie nicht in Ruhe und meinte: »Du kannst gar nicht sicher sein. Solltest du nicht lieber auf jeden Fall die Medizinische Abteilung aufsuchen?« Und Jaelle dachte: Wieso bin ich sicher?

Ich weigere mich, heute krank zu sein. Ich werde einfach nicht nachgeben.

Laut sagte sie: »Ich muss einen Bericht fertig machen.« Sie zwang sich, sich zu bewegen, und das Schwindelgefühl ließ nach. Die Welt wurde wieder fest. Inzwischen hatte sich Jaelle an die terranische Uniform gewöhnt, die Strumpfhosen, die erstaunlich warm für ein so dünnes Material waren, und die auf Figur gearbeitete Jacke. Peter, nach Seife und dem frischen Uniformtuch riechend, kam, umarmte sie, murmelte etwas Beruhigendes und stürzte davon.

So war er in Ardais nicht, schoss es ihr durch den Kopf. Doch darüber wollte sie zu einer Zeit nachdenken, wo es weniger beunruhigend war.

Jaelle war mit dem Bericht über ihre Reise nach Ardais längst fertig und arbeitete jetzt in Magdas altem Büro in der Abteilung »Kommunikation« an der Vervollständigung eines Standardlexikons – so nannte Bethany es – mit darkovanischen Redensarten. Sie hielt das für sinnlos, aber wenigstens brauchte sie sich nicht mit diesen verdammten Schlaflernbändern abzuquälen, obwohl sie sich denken konnte, dass die Aufzeichnungen letzten Endes auf ein solches Band übertragen werden würden.

Ob wohl der Schlaflerner – wie nannte Peter ihn?, der D-Alpha-Kortikator – an meinen Alpträumen schuld ist? Sogar Peter hielt das für möglich. Ich werde das Ding nie wieder benutzen – wenn es sein muss, schlafe ich lieber auf dem Fußboden!

Aber sie arbeitete gewissenhaft weiter, brachte veraltete Ausdrücke und den Slang, der in ihrer Kindheit populär gewesen war, auf den neuesten Stand und rief sich volkstümliche und vulgäre Bezeichnungen ins Gedächtnis zurück, die häufiger angewendet wurden als die extrem höflichen. Sie wusste, dass Magdas Vater dieses Lexikon vor Jahren in Caer Donn zusammengestellt hatte. Niemals hätte jemand vor einem Gelehrten, der noch dazu ein Außenweltler war, eine ordinäre Sprache geführt. Aber sie kannte Wendungen, bei denen sie errötet wäre, wenn sie sie in einen für Männer bestimmten Sprachlehrgang hätte einfügen müssen. Außerdem kam es ihr ein bisschen zweifelhaft vor, ob diese besonderen Ausdrücke überhaupt von Frauen benutzt wurden, die in den Gildenhäusern ausgenommen.

Tatsache ist, dachte sie und wunderte sich, warum es sie deprimierte, ich weiß eigentlich gar nicht, wie normale Frauen sprechen, abgesehen von Lady Rohana. Ich bin so jung als Kindras Pflegetochter ins Gildenhaus gekommen!

Nun, sie würde tun, was sie konnte und so gut sie es konnte, und mehr durfte man vernünftigerweise nicht von ihr erwarten. Sie war sich nicht voll bewusst, dass ihr das alles gegen den Strich ging – die ungewohnte Uniform, die Kragentasche, in die man das Kehlkopfmikrofon schob, so dass sie praktisch an diese Maschinen angeschlossen war, die Strumpfhosen, in denen sich ihre Beine nackt anfühlten. Nacktheit hätte sie innerhalb des Gildenhauses zwischen ihren Schwestern gar nicht gestört, aber in einem Büro, durch das hin und wieder Männer gingen – zugegeben, nicht sehr oft –, fühlte sie sich fremden Blicken ausgesetzt und versuchte sich einzureden, ihr Schreibtisch und die Konsolen gäben ihr Deckung. Einmal kam ein Mann, um mysteriöse Dinge an Bethanys Terminal vorzunehmen, Drähte und merkwürdige Platten und andere Dinge herauszuziehen. Es war niemand, den sie kannte, ein anonymer Techniker, und er dachte:

Das also ist Haldanes darkovanische Squaw. Der Glückspilz! Was für Beine ...

Jaelle hob den Kopf und maß den Mann mit einem vernichtenden Blick. Erst dann machte sie sich klar, dass er kein Wort laut gesprochen hatte. Mit brennendem Gesicht senkte sie die Augen und tat, als sei er gar nicht da. Ihr ganzes Leben lang war sie von diesem intermittierenden Laran geplagt worden, das unkontrollierbar kam und verschwand, sich ihr aufdrängte, wenn sie gar nicht wissen wollte, was im Kopf eines anderen vor sich ging, und sie ebenso oft im Stich ließ, wenn es für sie von ungeheurer Wichtigkeit gewesen wäre. Gerade jetzt meldete sich ein unwillkommener Gedanke, aber es war ihr eigener:

Habe ich heute Morgen tatsächlich in Peters Geist gelesen? Sieht er mich tatsächlich so?

Nein. Ich war krank, ich hatte Halluzinationen. Ich habe ihm versprochen, zum Arzt zu gehen, da sollte ich mich gleich anmelden. Als der Techniker gegangen war, erkundigte sie sich bei Bethany:

»Was muss ich tun, um mich bei einem Arzt in der Medizinischen Abteilung anzumelden?«

»Geh einfach in der Mittagspause oder nach der Arbeit hinauf«, antwortete Bethany ihr. »Irgendwer wird sich schon Zeit für dich nehmen. Was ist los? Krank?«

»Ich bin mir nicht sicher«, gestand Jaelle. »Vielleicht liegt es an dem – dem Kortikator. Peter meinte, er könne Alpträume erzeugen.«

Bethany nickte ohne Interesse. »Das ist möglich, wenn er nicht richtig justiert ist. Behellige die Medizinische nicht damit. Bring das Gerät zur Psychologischen, dort werden sie es nachstellen. Aber wenn die Kopfschmerzen und die Alpträume bleiben, solltest du wahrscheinlich doch zu einem Arzt gehen. Oder wenn du schwanger bist oder so etwas.«

»O nein«, protestierte Jaelle prompt und fragte sich von neuem: Woher weiß ich das, warum bin ich mir so sicher? Am Ende war es doch am vernünftigsten, einen Arzt zu Rate zu ziehen. Sie wollte in der Mittagspause hingehen – Hunger hatte sie nicht, und auf das Essen, das sie zur Lunchzeit in der Cafeteria bekommen konnte, verzichtete sie gern.

Doch kurz vor dem Zeitpunkt, zu dem sie ihre Büros immer verließen, um essen zu gehen, drangen komische piepsende Laute aus ihrer Schreibtischkonsole. Jaelle starrte sie an. Hatte sie etwas zerbrochen? Würde sie den Techniker zurückrufen müssen, der sie so unverschämt gemustert hatte?

»Bethany ...«

»Melde dich doch, Jaelle ...« Bethany sah, dass Jaelle nicht verstand, und sagte: »Mein Fehler, ich habe vergessen, es dir zu zeigen. Drücke den Knopf da – das runde weiße Ding, das gerade blinkt.«

Verwundert, warum man es einen Knopf nannte – es würde bestimmt schwierig sein, es an einen Mantel oder eine Jacke zu nähen – berührte Jaelle vorsichtig das pulsierende Licht.

»Mrs. Haldane?«, fragte eine förmliche Stimme, die sie nicht gleich wieder erkannte. »Cholayna Ares hier, Nachrichtendienst. Würden Sie bitte in mein Büro heraufkommen? Wenn es Ihnen recht ist, könnten wir zusammen essen; ich hätte gern mit Ihnen gesprochen.«

Jaelle wusste bereits genug über terranische Sprachmuster, um die höfliche Bitte als Befehl zu erkennen, den nicht zu befolgen undenkbar war. Sie saß auf Magdas Platz – die Frau, die sie gestern Abend in Peters Gesellschaft kennen gelernt hatte, war Magdas Vorgesetzte und deshalb auch ihre. Sich bemühend, ihre Worte nach den terranischen Vorstellungen von Höflichkeit zu wählen, antwortete sie: »Ich würde mich freuen, und ich komme sofort.«

»Danke«, erklang Cholaynas Stimme, und das Licht ging aus.

Bethany hob die Augenbrauen.

»Was mag die nur wollen? Ich möchte zu gern wissen, wie sie der Hauptzentrale diesen Posten abgeluchst hat. Nachrichtendienst, um Himmels willen, wenn sie nirgendwo auf diesem Planeten ins Feld gehen kann! Natürlich hat sie nichts weiter zu tun, als wie eine Spinne im Netz in ihrem Büro zu sitzen und alle Welt herumzukommandieren, aber ein Angehöriger des Nachrichtendienstes sollte fähig sein, mit einer bestimmten Szenerie zu verschmelzen! Na, vielleicht hat die Hauptzentrale vergessen, was für ein komischer Planet das hier ist, und ich wette, Cholayna hatte keine Ahnung, als sie den Antrag auf Versetzung nach Darkover stellte ...«

»Ich glaube, das verstehe ich nicht ganz.« Jaelle fragte sich, ob sie beleidigt reagieren sollte. »Warum ist es ein komischer Planet?«

»Er gehört zu dem halben Dutzend Imperiumsplaneten, die von einer völlig homogenen Gruppe besiedelt wurden, Kolonisten aus ein und demselben ethnischen Gebiet«, erläuterte Bethany. »Und obwohl es unter der ursprünglichen Schiffsbesatzung ein paar Schwarze oder Orientalen oder sonst etwas gegeben haben mag, waren deren äußere Merkmale durch genetische Programme und Inzucht schon tausend Jahre, bevor das Imperium euch wieder entdeckte, verloren gegangen. Ein Planet mit einer hundertprozentig weißen Bevölkerung ist seltener als ein Huhn mit Zähnen!«

Darüber dachte Jaelle eine Weile nach. Ja, Cholaynas dunkelbraune Haut und leuchtend braune Augen waren ihr aufgefallen, aber sie hatte geglaubt, die Frau habe vielleicht nichtmenschliches Blut in sich. In den Bergen wurden Geschichten erzählt, es habe hin und wieder Kreuzungen mit Waldläufern und sogar mit Katzenwesen gegeben, obwohl sich die kyrri und die cralmacs natürlich nicht mit Menschen paarten.

Das erzählte sie Bethany und setzte hinzu: »Aber im Zeitalter des Chaos wurden oft künstlich Mischlinge zwischen Menschen und cralmacs erzeugt. Ich habe einfach angenommen, sie sei nur zum Teil menschlich.«

»Lass das Cholayna nicht hören«, warnte Bethany und verzog entsetzt das Gesicht. »Im Imperium ist es die schmutzigste – nicht die zweitschmutzigste, sondern die schmutzigste – Beleidigung, jemanden einen Halbmenschen zu nennen ..., glaub mir.«

Das schockierte wiederum Jaelle – welch ein abscheuliches Vorurteil! Sie wollte es Bethany erklären, aber dann erinnerte sie sich, dass es sogar hier unter unwissenden Leuten gewisse Vorurteile gegen Nichtmenschen gab und dass sich über Bräuche und Tabus nicht streiten ließ. Versuche nicht, Fisch in den Trockenstädten zu kaufen. So blieb sie friedlich und fragte sich nur, warum man mit der hochgepriesenen medizinischen Wissenschaft des Imperiums diese Technik nicht entdeckt oder wieder entdeckt beziehungsweise keinen Gebrauch davon gemacht habe.

Sie sagte: »Ich sollte besser zum Nachrichtendienst hinaufgehen. Nein, danke, ich finde den Weg allein.«

Cholayna machte es Jaelle in einem weichen Sessel bequem und bestellte an ihrer Konsole, die eine größere Auswahl zu bieten hatte als die Lunch-Cafeteria, Essen für zwei Personen.

»Ich habe noch kaum eine Chance gehabt, mit Darkovanern zu sprechen«, erklärte sie offen, »und ich weiß, dass ich auf diesem Planeten keine Feldarbeit tun kann. Deshalb bin ich von meinen Agenten abhängig. Ich bin hier, um eine Abteilung des Nachrichtendienstes aufzuziehen, nicht, um als Agentin zu arbeiten. Dabei verlasse ich mich auf Sie und jeden anderen, der den Planeten kennt und hier aufgewachsen ist. Ich wollte Magda Lorne nicht verlieren, aber es blieb mir keine andere Wahl. Doch sicher kann ich Ihnen, Mrs. Haldane, ebenso vertrauen, wie ich Magda vertraut hätte. Ich hoffe, wir werden Freundinnen.«

Jaelle fuhr mit der Gabel in ihr Essen, bevor sie antwortete. Sie hatte noch nie eine Frau kennen gelernt, die weder das Eigentum eines Mannes noch eine Entsagende war. Endlich sagte sie: »Wenn Sie meine Freundin sein möchten, können Sie damit anfangen, dass Sie mich nicht Mrs. Haldane nennen. Peter und ich sind nicht di catenas verheiratet, und der Eid der Entsagenden verbietet mir, den Namen eines Mannes zu führen – wenn es mir auch nicht gelingen will, die Verwaltung davon zu überzeugen.«

»Ich werde sehen, ob sich da etwas machen lässt«, versprach Cholayna, und Jaelle bemerkte, dass die lebhaften braunen Augen der Frau die Information in sich aufnahmen. »Wie soll ich Sie denn anreden?«

»Ich bin Jaelle n’ha Melora. Falls wir wirklich Freundinnen werden sollten: Meine Schwestern im Gildenhaus nennen mich Shaya

»Dann also Jaelle, für den Augenblick«, sagte Cholayna. Jaelle gefiel es, dass sie den intimen Namen nicht übereilt anwandte. »Ich war Magdas Freundin ebenso wie ihre Lehrerin, glaube ich. Und Sie können hier eine Menge für uns tun. Sie wissen doch, dass wir zugestimmt haben, in der Medizinischen Abteilung eine Gruppe von jungen Frauen auszubilden; vielleicht können Sie Ihnen das Leben unter uns erleichtern. Sie sind schließlich die Erste.«

Jaelle lächelte. »Das bin ich natürlich nicht. Zwei meiner Gildenschwestern haben auf dem Raumhafen gearbeitet, als er noch im Bau war.«

Überrascht meinte Cholayna: »In den Unterlagen des Personalbüros findet sich keine Spur von darkovanischen Frauen, die ...«

Jaelle lachte. »Sie waren beide emmasca – zu Neutren gemacht. Wahrscheinlich hat man sie für Männer gehalten, und natürlich haben sie männliche Namen angegeben. Sie wollten gern sehen, was ihr Terraner von den Sternen für Leute seid.« Sie verkniff es sich, hinzuzufügen, dass die Berichte der beiden Frauen im Gildenhaus Thema vieler Witze geworden waren, einige davon recht ordinär.

Cholayna lachte leise. »Ich hätte mir denken können, dass ihr uns studiertet, während wir euch studierten. Aber ich werde Sie nicht fragen, was ihr von uns gedacht habt. Dazu kennen wir einander noch nicht gut genug.«

Jaelle war angenehm überrascht. Zum ersten Mal begegnete sie einem Mitglied des Imperiums, das nicht voreilige Schlussfolgerungen über die darkovanische Kultur zog. Vielleicht lernte sie in Cholayna endlich eine wirklich gebildete Terranerin kennen. Magda rechnete sie nicht mit, denn die war mehr Darkovanerin als Terranerin.

»Haben Sie auch bestimmt genug zu essen gehabt? Noch etwas Kaffee? Wirklich nicht?«, fragte Cholayna. Sie schob, als Jaelle ablehnte, das Geschirr in den Abfallsammler und nahm eine Kassette von ihrem Schreibtisch. Jaelle erkannte ihre eigene Handschrift auf dem Etikett. Es war ihr Bericht über die Auslösung Peters und ihren Winter auf Ardais. Daneben lag eine zweite Kassette, die offensichtlich von Peter beschriftet worden war. »Ich entnehme hieraus«, sagte Cholayna, »dass Sie in den Trockenstädten geboren wurden und dort lebten, bis Sie fast zwölf Jahre alt waren.«

Hatte der Lunch, den sie gegessen hatte, etwas Giftiges enthalten? Jaelles Magen hob sich und erinnerte sie daran, dass es ihre Absicht gewesen war, zum Arzt zu gehen. Sie erklärte kurz: »Ich habe Shainsa im Alter von zwölf Jahren verlassen und bin niemals dorthin zurückgekehrt. Über die Trockenstädte weiß ich sehr wenig. Ich habe sogar den Dialekt von Shainsa verlernt und spreche ihn wie eine Fremde.«

Lange Zeit sah Cholayna sie schweigend an. Dann sagte sie: »Zwölf Jahre sind lange genug. Mit zwölf ist ein Kind geformt –in sozialer und sexueller Hinsicht. Die Persönlichkeitsbildung ist abgeschlossen, und es lässt sich später nur schwer etwas daran ändern. Sie sind vielmehr ein Produkt der Trockenstädte als zum Beispiel ein Produkt des Gildenhauses der Entsagenden.«

Jaelle hielt den Atem an. Sie wusste nicht, ob das sie überflutende Gefühl Wut, Bestürzung oder einfach Ungläubigkeit war. Unwillkürlich sprang sie auf, jeder Muskel war angespannt.

»Wie können Sie es wagen?«, schleuderte sie Cholayna entgegen. »Sie haben kein Recht, so etwas zu behaupten!«

Cholayna blinzelte, wich vor dem anbrandenden Zorn jedoch nicht zurück. »Jaelle, meine Liebe, ich habe natürlich nicht von Ihnen persönlich gesprochen. Ich habe nur eins der bestfundierten Fakten aus der menschlichen Psychologie zitiert. Wenn Sie sich dadurch angegriffen fühlen, tut es mir Leid. Ob es uns gefällt oder nicht, es ist Tatsache. Die Eindrücke, die unser Geist als erste aufnimmt, haften am besten. Warum beunruhigt Sie die Vorstellung so sehr. Sie könnten im Grunde ein Produkt der Trockenstädter-Kultur sein? Vergessen Sie nicht, ich weiß sehr wenig darüber, und in den Aufzeichnungen des HQ ist nur wenig darüber zu finden. Also bin ich darauf angewiesen, dass Sie es mir erzählen. Was habe ich gesagt, das Sie so zornig machte?«

Jaelle holte tief Luft und entdeckte, dass ihr Kiefer vom Zusammenbeißen der Zähne schmerzte. Schließlich sagte sie: »Auch ich wollte Sie nicht – persönlich angreifen. Ich ...« Und wieder musste sie abbrechen und schlucken und die Zähne voneinander lösen. Wenn sie einen Dolch getragen hätte, dann hätte sie ihn gezogen und vielleicht benutzt, ohne nachzudenken. Warum bin ich auf diese Weise explodiert? Langsam verebbte ihre Wut und ließ nichts als Bestürzung zurück.

»Sie müssen sich irren, zumindest in diesem Fall. Als Produkt der Trockenstädte wäre ich – ein Stück Vieh, wie es die Frauen dort sind, in Ketten, Eigentum irgendeines Mannes. Eine kettenlose Frau ist ein Skandal – sie muss ein Mal tragen, dass sie einem Mann gehört. Ich habe den Eid der Entsagenden geleistet, sobald ich alt genug dazu war, und ich habe vergessen ... Alles, was ich getan habe, seit ich die Trockenstädter verließ, sollte ...«

Sie verstummte und endete in Gedanken: »... sollte mir selbst beweisen, dass ich für keinen Mann jemals Ketten tragen würde ... Kindra sagte einmal zu mir, die meisten Frauen und auch die meisten Männer hielten sich für frei und beschwerten sich selbst mit unsichtbaren Ketten ...

Cholayna fuhr sich geistesabwesend mit der Hand über ihr silberweißes Haar. »Wenn Sie mit allem, was Sie getan haben, seit Sie die Trockenstädter verließen, beweisen wollten, dass Sie keine von ihnen sind, haben sie Sie geformt, ob Sie nun nach ihren Prinzipien leben oder nicht. Hätten sie keinen Einfluss auf Sie gehabt, dann wären Sie Ihren Weg gegangen, ohne sich zu fragen, ob er der Weg der Trockenstädter oder das Gegenteil sei – stimmt’s?«

»Mag sein«, murmelte Jaelle. Sie atmete immer noch bewusst, zwang sich, ihre Muskeln zu lockern, ihre Fäuste zu öffnen.

Cholayna nickte leicht. »Auch über die Entsagenden weiß ich wenig. Sie sprachen von dem Eid, Magda ebenfalls, aber ich kenne ihn nicht. Ist er ein Geheimnis, oder dürfen Sie mir sagen, was eine Entsagende, eine Freie Amazone, schwört?«

Jaelle antwortete müde: »Der Eid ist kein Geheimnis. Ich zitiere ihn Ihnen gern.« Sie begann: »Von diesem Tag an entsage ich ...«

»Warten Sie!« Cholayna hob die Hand. »Darf ich ein Aufzeichnungsgerät fürs Archiv anstellen?«

Da war das Wort wieder! Aber hatte es Sinn, Einwände zu erheben? Vielleicht war das die einzige Möglichkeit, einem Außenseiter verständlich zu machen, was die Gilde war. »Gewiss«, sagte sie und wartete.

»Von diesem Tag an entsage ich dem Recht zu heiraten, außer als Freipartnerin. Kein Mann soll mich di catenas binden, und ich werde in keines Mannes Haushalt als barragana leben«, trug sie dann den Eid von Anfang bis Ende vor. Wie konnte Cholayna glauben, dass sie, wenn sie wirklich ein Produkt der Trockenstadtkultur wäre, ohne Hoffnung auf eine Änderung der Persönlichkeit, der Sexualität oder des Willens, sich freiwillig für diesen Eid entschieden hätte? Das war einfach lächerlich!

Cholayna hörte still zu. Ein- oder zweimal nickte sie zu den Bestimmungen.

»Das ist mir natürlich nicht fremd«, sagte sie, »denn im Imperium und besonders auf dem Alpha-Planeten, wo ich aufgewachsen bin, wird vorausgesetzt, dass Frauen diese Rechte und Pflichten besitzen. Allerdings ...« – sie lächelte schwach – »... gestehen wir auch dem Vater eines Kindes gewisse Rechte und Pflichten zu. Wenn Sie möchten, können wir einmal ausführlich darüber diskutieren. Ich verstehe jetzt auch, warum die Freien Amazonen – verzeihen Sie, die Entsagenden – die ersten Darkovanerinnen sind, die von den Terranern lernen wollen. Ich hätte zwei Bitten an Sie. Die erste ist, dass Sie Magda im Gildenhaus besuchen und mit ihr über die Auswahl geeigneter Frauen zur medizinischen Ausbildung – oder was sonst geeignet erscheint – sprechen.«

»Es wird mir ein Vergnügen sein«, antwortete Jaelle förmlich. Ihre Gedanken lieferten dazu jedoch den Kontrapunkt: Wenn sie meint, ich würde mithelfen, Frauen als Spioninnen für den Nachrichtendienst anzuwerben, hat sie sich geschnitten.

»Jaelle, welche Aufgabe hatten Sie bei den Entsagenden? Was für Arbeiten verrichten Sie?«

»Jede ehrliche Arbeit«, erklärte Jaelle. »Bei uns gibt es Bäckerinnen, Käsemacherinnen, Hebammen – o ja, wir bilden vor allem im Gildenhaus von Arilinn Hebammen aus –, Gewürzkrämerinnen, Zuckerbäckerinnen, Söldnerinnen ...« Sie brach abrupt ab, denn auf einmal erkannte sie, wohin die Befragung führte.

»Nein, wir sind nicht alle Soldatinnen, Cholayna, auch keine Söldnerinnen oder Schwertfrauen. Wenn ich mir meinen Haferbrei mit dem Schwert hätte verdienen müssen, wäre ich längst verhungert. Außenseiter denken immer an die sichtbareren Freien Amazonen, diejenigen, die sich als Söldnerinnen verdingen. Vor langer Zeit, im Zeitalter des Chaos, hat es einmal eine Schwesternschaft vom Schwert gegeben, doch mit der Gründung der Gilde, der Comhi’Letzii, wurde sie aufgelöst. Diese Schwesternschaft bestand tatsächlich aus Söldnerinnen und Soldatinnen. Sie fragten, was ich getan habe? Ich bin Reiseorganisatorin. Wir stellen Eskorten für allein reisende Damen, wenigstens fing es so an, da wir nicht nur als Führerinnen und Leibwächterinnen, sondern auch als Anstandsdamen wirken konnten. Später wandten sich auch Männer an uns. Wir gaben ihnen Auskunft, wie viele Packtiere sie mieten mussten, welches Futter zu kaufen war und wie viel davon sie für die Reise brauchen würden. Wir arbeiten auch als Führerinnen durch die unwegsamsten Landesteile und Gebirgspässe.« Sie lächelte ein wenig und vergaß ihren Zorn. »Heute heißt es, dass eine Amazonen-Führerin Gebiete betritt, in die den Fuß zu setzen kein Mann aus den Hellers wagen würde.«

»Das wäre für uns von unschätzbarem Wert«, stellte Cholayna ruhig fest. »Vermessung und Erkundung brauchen immer Führer und Leute, die ihnen sagen können, wie sie sich für das Wetter und das Terrain ausrüsten sollen. Aus Mangel an diesem Wissen sind schon Leben verloren gegangen. Wenn die Entsagenden sich bereit erklären, für uns zu arbeiten, werden wir ihnen aufrichtig dankbar sein.« Sie schwieg eine Weile. »Meine zweite Bitte ist, dass Sie mit einem unserer Agenten über Ihre Erinnerungen an die Trockenstädte sprechen, sie mögen noch so alltäglich sein. Ich verlange nicht von Ihnen, dass Sie Ihre eigenen Leute bespitzeln«, fügte sie vorsichtigerweise hinzu, »Sie sollen nur helfen, Missverständnisse zu vermeiden. Sagen Sie uns, was wir nach der Meinung der Darkovaner über ihre Welt wissen sollten, Formen der Höflichkeit, Richtlinien, um nicht aus Unwissenheit beleidigend zu werden ...«

»Ja, natürlich«, sagte Jaelle. Sie verstand selbst nicht mehr, warum sie bei dem bloßen Gedanken, über die Trockenstädte zu reden, so wütend geworden war. Sie war mit Erlaubnis ihrer Gildenmütter eine Angestellte des Imperiums geworden, und als solche hatte sie jedem gesetzmäßigen Befehl ihres Arbeitgebers zu gehorchen.

»Wir haben da zum Beispiel einen Agenten – sein Name ist Raymon Kadarin –, der bereit ist, in die Trockenstädte zu reisen und uns von da Informationen zurückzuschicken. Ich möchte, dass Sie ihn kennen lernen und mir Ihre Meinung sagen, ob er sich in den Trockenstädten zeigen kann, ohne sofort als Spion entlarvt zu werden. Was wir von den Domänen wissen ...« Auf ihrem Schreibtisch begann ein Licht zu flackern und hörte nicht wieder auf.

»Ich habe den Leuten gesagt, sie sollen uns nicht stören.« Cholayna runzelte leicht die Stirn. »Ich werde zusehen, sie wieder loszuwerden, und dann machen wir weiter, Jaelle. – Ja?«, fragte sie knapp, auf den blinkenden Knopf drückend.

»Der Chef ist auf dem Kriegspfad«, meldete die körperlose Stimme. »Er sucht überall nach dieser Darkovanerin – Sie wissen schon, Haldanes Mädchen. Schließlich sagte Beth, sie sei in Ihrem Büro, und er machte eine Szene. Würden Sie sie zack-zack herunterschicken und ihn beruhigen?«

Jaelle biss die Zähne zusammen vor Zorn. Sie war nicht Haldanes Mädchen, sie war überhaupt kein Mädchen, sie war eine Frau und befand sich in ihrer Eigenschaft als Angestellte des Imperiums hier. Wenn man sie zu sprechen wünschte, sollte man die Höflichkeit aufbringen, unter ihrem Namen nach ihr zu fragen! Sie wollte diese Gedanken heraussprudeln, bemerkte jedoch Cholaynas Stirnrunzeln und spürte, dass die Frau fast ebenso wütend war.

»Jaelle n’ha Melora ist in meinem Büro, und ich habe meine Konferenz noch nicht beendet«, erklärte Cholayna kalt. »Wenn Montray sie sprechen möchte, kann er sie bitten, in sein Büro zu kommen, sobald ich fertig bin.«

Jaelle hatte Montray im Rat gesehen, und er hatte ihr nicht gefallen. Sie wusste, dass auch Magda wenig Achtung für den Mann empfand, der ihr unmittelbarer Vorgesetzter gewesen war, und dass er über Darkover wesentlich weniger wusste als Magda oder das halbe Dutzend Agenten, das für ihn arbeitete. Peter hatte ebenfalls etwas in dem Sinne gesagt: Sicher, der Mann ist Berufsdiplomat und kein Agent des Nachrichtendienstes, aber trotzdem sollte er etwas über die Welt, auf der er stationiert ist, wissen!

Cholayna drückte den Knopf, und er wurde dunkel. »Das wird ihn für eine Weile zurückhalten, aber ich kann nicht garantieren, dass er nicht auf der Stelle nach Ihnen schicken lässt. Ich habe mein Bestes getan.« Sie lächelte Jaelle verschwörerisch zu, und Jaelle wurde sich bewusst, dass sie diese Frau gern hatte. Wenigstens eine Freundin habe ich hier.

»In welcher Form möchten Sie das, was Sie über die Trockenstädte wissen, berichten?«, erkundigte sich Cholayna. »Sie können es auf Band aufnehmen lassen, oder Sie können direkt mit dem Agenten reden ...«

Am liebsten würde ich weder das eine noch das andere tun, dachte Jaelle. Sie hasste es, auf Band zu sprechen, aber sie hatte es nicht gelernt, den Männern hier im Hauptquartier Bericht zu erstatten. Der Gedanke, mit einem fremden terranischen Agenten, mit irgendeinem terranischen Mann ohne zumindest den stillschweigenden Schutz von Peters Anwesenheit zu sprechen, ängstigte sie. Gleichzeitig quälten sie die Worte des Amazonen-Eides: Ich werde an keinen Mann Rechtsansprüche stellen, dass er mich beschütze ... Was ist nur aus mir geworden, dachte sie zusammenhanglos, seit ich als Piedros Freipartnerin hergekommen bin?

Cholayna sah sie immer noch erwartungsvoll an, und Jaelle wurde sich bewusst, dass sie ihr noch nicht geantwortet hatte. Sie stammelte: »Ich würde ... ich würde gern ein bisschen darüber nachdenken, bevor ich einen Entschluss fasse.«

Was ich wirklich möchte, dachte sie, ist, dass ich nur mit den Frauen umzugehen brauchte. Ich benehme mich ganz unbefangen hier bei Cholayna und sogar bei Bethany. Ich fühle mich vollkommen sicher, wenn ich zu den darkovanischen Männern spreche, auch wenn es solche sind, die die Freien Amazonen und alles, was mit ihnen zusammenhängt, verabscheuen. Da weiß ich, wie ich ihren Argwohn entkräften kann, wenn ich als vollwertige Kraft mit ihnen zusammenarbeite. Sie glaubte nicht, dass sie es lernen würde, das mit terranischen Männern zu tun, und sie hatte eigentlich auch gar keine Lust, es zu versuchen.

Und dann schämte sie sich vor sich selbst. Sie war eine erwachsene Frau, eine Entsagende, sie hätte überhaupt nicht auf den Gedanken kommen dürfen, sich hinter Cholayna oder gar hinter Piedro zu verstecken. Beinahe aggressiv erklärte sie: »Ich will mit dem Agenten reden«, und starrte den Fußboden an. Es setzte sie in Verlegenheit, dass Cholayna sie voller Mitgefühl betrachtete.

Ich bin jetzt ein großes Mädchen, man braucht mich nicht zu beschützen oder zu bemuttern ... redete sie sich zu, doch leider fühlte sie sich gar nicht so.

Wieder blinkte das Licht auf Cholaynas Schreibtisch. Gereizt stach sie mit einem lackierten Fingernagel nach dem Knopf. »Was ist denn jetzt schon wieder?«

»Mr. Montray möchte Sie sprechen«, antwortete die Stimme. Cholayna hob eine Augenbraue.

»Der Berg kann nicht zu den Vögeln fliegen, deshalb muss jeder der Vögel zu dem Berg fliegen«, sagte sie. »Das ist ein altes Sprichwort auf meinem Planeten, Jaelle. Ich fürchte, ich muss ihn hereinlassen. Sie können gehen, wenn Ihnen das lieber ist.«

Jaelle schüttelte den Kopf. »Irgendwann muss ich ihn ja doch kennen lernen.« Sie machte sich auf den ergrauenden, missbilligenden Montray gefasst, aber der Mann, der eintrat, war ihr fremd und mindestens zwanzig Jahre jünger als der Koordinator, an den sie sich von der Ratssitzung her erinnerte.

»Sie haben meinen Vater erwartet?«, fragte er auf Cholaynas überraschten Blick hin. »Ich bin Wade Montray, und Vater schickt mich, damit ich mir das Mädchen einmal daraufhin ansehe, ob sie uns irgendwie von Nutzen sein kann ...« Er brach ab, sah sich zu Jaelle um und grinste entschuldigend.

»Ich wusste nicht, dass Sie noch hier sind; es war nicht meine Absicht, unhöflich zu sein. Ich habe Sie bei der Ratssitzung gesehen, aber wir sind uns nicht offiziell vorgestellt worden.«

Jetzt fiel es ihr wieder ein. Er beherrschte wenigstens die Sprache und hatte einige der taktloseren und gefährlicheren Bemerkungen seines Vaters unterbrochen. »Ja, ich erinnere mich an Sie, Mr. Montray ...«

»Wade«, sagte er. »Aber ich weiß, das ist für Darkovaner schwer auszusprechen. Für gewöhnlich werde ich Monty genannt, Miss ...« Wieder hielt er inne. »Verzeihung, ich kenne die höfliche Anrede für eine Entsagende nicht ...«

»Ich bin Jaelle n’ha Melora. Wenn Sie nicht bereit sind, meinen Namen zu benutzen, können Sie mestra sagen. Aber wenn wir zusammenarbeiten werden und ich Sie Monty nennen soll, ist es am besten, Sie nennen mich Jaelle.«

Er nickte und wiederholte den Namen sorgfältig. »Darf ich Jaelle hinunter ins Büro des Alten bringen, Cholayna? Oder brauchen Sie sie hier oben noch? Falls ja, werde ich versuchen, die Wogen ein wenig zu glätten.« Er zögerte. »Sehen Sie, er meint es im Grunde ja nicht böse. Es ist nur – nun, bisher hat er alles geleitet, den Nachrichtendienst, die Kommunikation, die linguistische Abteilung. Und mit einem Mal weiß er nicht, wo seine Autorität endet und Ihre beginnt. Deshalb ist er ein bisschen gereizt.«

Cholayna nickte. Ihr Gesicht war ernst geworden. »Ich sehe ein, dass es hart für ihn ist. Theoretisch unterstehe ich natürlich keinem planetaren Koordinator, sondern allein der Hauptzentrale. Ich will versuchen, ihm nicht auf die Füße zu treten, es sei denn, er stellt sich mir zu oft in den Weg – ich meine, in den Weg des Nachrichtendienstes. Jaelle, scheuen Sie sich nicht, mich jederzeit um Hilfe zu bitten. Und sagen Sie Peter, er möchte irgendwann im Laufe des morgigen Tages bei mir hereinschauen, ja?« Cholayna wandte ihre Aufmerksamkeit wieder den auf ihrer Konsole flackernden Lichtern zu, und Jaelle ging mit dem jungen Montray zur Tür. Monty, prägte sie sich ein, um ihn von seinem Vater zu unterscheiden.

»Sie sprechen die Sprache ausgezeichnet«, sagte sie im Flur zu ihm. »Wie ...«

Er grinste sie entwaffnend an.

»Wie kommt es, dass ich die Sprache so gut spreche, wenn Vater immer noch einen Dolmetscher braucht? Ich kam her, als ich noch keine zehn Jahre alt war, und ich bin immer gut in Sprachen gewesen. Mein alter Herr hoffte von Jahr zu Jahr, im nächsten Jahr auf einen Planeten versetzt zu werden, der ihm besser gefallen würde, und deshalb machte er sich nie die Mühe, die Sprache zu lernen. Mit vierzehn schickte man mich von Darkover fort, damit ich eine richtige Imperiumsausbildung erhielt, aber mir gefiel es hier, und ich konnte es gar nicht erwarten, wieder zurückzukommen. Verzeihung, ich wollte Sie nicht mit meinen persönlichen Problemen langweilen. Wir können diesen Aufzug nehmen.«

Das Übelkeit erregende Hinabsausen ängstigte sie jetzt nicht mehr so sehr. Ihre Knie zitterten fast gar nicht, als sie aus dem Aufzug trat. In Montrays Büro saß der dicke, kahl werdende Funktionär an einem Fenster und sah auf den Raumhafen hinaus.

»Ich habe Sie gebeten, zu mir herunterzukommen, Mrs. Haldane«, sagte er auf Casta mit einer so jämmerlichen und stockenden Aussprache, dass Jaelle es für sinnlos hielt, ihn wegen ihres Namens zu berichtigen, »weil ich einen besonderen Auftrag für Sie habe. Das hier ist mein Kollege Alessandro Li.« Ein großer Mann, der neben dem Schreibtisch stand, drehte sich um und verbeugte sich vor Jaelle.

»Er ist von der Hauptzentrale als Sonderbeauftragter des Senats mit diplomatischem Status hierher geschickt worden, um zu untersuchen, ob Cottman IV weiter eine geschlossene Welt bleiben oder neu eingestuft werden soll, und um Empfehlungen über eine hier zu errichtende Gesandtschaft zu geben. Sandro, dies ist die erste eingeborene Darkovanerin im Nachrichtendienst. Sie ist mit Peter Haldane verheiratet ...«

»Ich kenne Peter Haldanes Vergangenheit im Nachrichtendienst«, unterbrach der Mann. »Spezialist für Fremd-Anthropologie, ausgezeichneter Feldagent.« Sein Casta war besser als Montrays, obwohl nicht perfekt. Noch einmal verbeugte er sich vor Jaelle. »Es ist mir ein Vergnügen, Euch kennen zu lernen, domna!«

Jaelle versagte es sich für den Augenblick, ihn zu korrigieren. Alessandro Li war ein großer Mann mit eckigem Kinn und stahlgrauen Augen unter vorstehenden Brauen. Sein ganzes Gesicht war beschattet von buschigem schwarzem Haar und wirkte – in Jaelles Augen – lächerlich durch einen geckenhaft gestutzten Schnurrbart.

»Glauben Sie, Sie können ihn so ausstaffieren, dass er inkognito in den Hellers und den Kilghardbergen reisen kann, Mrs. Haldane?«, fragte Montray.

Das Erste, was ihr in den Sinn kam, war der absurde Gedanke: Nicht mit diesem Schnurrbart!, aber sie schluckte die Bemerkung hinunter. Schließlich war der Mann eben erst angekommen, und von ihren Reisen im Gebirge und in den Domänen wusste sie, dass die kleinen Dinge, die Kleidung und die Kulturmuster und die Körpersprache, so gewaltig variieren, dass man darin keine bestimmte Bedeutung voraussetzen darf. Sie bemerkte jedoch ein amüsiertes Schimmern in Montys Augen und erkannte, dass sein erster Gedanke der gleiche gewesen war wie ihrer. Also musterte sie Alessandro Li eine Weile schweigend. Endlich sagte sie: »Er könnte in den Hellers rund um das MacAran-Land durchkommen. Manche Leute dort sind so dunkel und – knochig. Er müsste das Haar länger tragen und sich entweder glatt rasieren oder einen volleren Bart wachsen lassen. Und natürlich müsste er entsprechend gekleidet sein. Aber es ist unmöglich, dass er sich als Einheimischer ausgibt, solange er nicht mehr Übung in der Sprache hat.«

»In dem Punkt würde mir nichts auffallen«, meinte der ältere Montray mit unerwarteter Bescheidenheit. »Sprachen sind nicht meine Stärke. Deshalb fehlt mir Magda so; sie war meine beste Dolmetscherin. Natürlich war es Verschwendung, sie als Dolmetscherin einzusetzen, sie war die beste Undercover-Agentin, die wir je hatten. Aber Sie meinen, letzten Endes könnte er es schaffen?«

Alessandro Li versuchte, ihren Blick einzufangen. Jaelle errötete und schlug die Augen nieder. Er konnte nicht wissen – noch nicht wissen –, dass das nach darkovanischen Begriffen unhöflich war. Monty griff jedoch ein.

»Um damit anzufangen, Sandro, hier in den Domänen versucht ein Mann nicht, mit einer fremden Frau Augenkontakt herzustellen, es sei denn, er hält sie für eine Prostituierte, die ihn sich anlachen möchte. Wäre Jaelles Ehemann anwesend, könnte er Sie dafür, wie Sie sie angesehen haben, zum Zweikampf herausfordern. Nennen Sie das Ihre erste Lektion in interkultureller Höflichkeit hier auf Darkover.«

»Ach ja«, sagte der Mann und wandte den Blick ab. »Es war nicht meine Absicht, Sie zu beleidigen, Miss – entschuldigen Sie – mestra, ist das richtig?«

»So habe ich es auch nicht aufgefasst«, antwortete Jaelle ebenso prompt. »Aber das gehört zu den Dingen, die ich meine. Piedro könnte ihm natürlich mehr helfen als ich. Und leicht wird es nicht sein. Es wäre einfacher, ihn vorzubereiten.« Damit wies sie auf Monty, der lachend sagte: »Ich würde liebend gern im Feld arbeiten. Was aber die Frage betrifft, Sandro hinauszuschicken – nun, ich finde, vernünftiger wäre es, die eigentliche Feldarbeit von unsern ausgebildeten Leuten tun zu lassen, denjenigen, die niemals als Terraner entdeckt werden, weil sie in allem, worauf es ankommt, Darkovaner sind: Haldane, Lorne – Cargill, Kadarin, sogar ich selbst. Dann würden wir Sandro Bericht erstatten, und er könnte danach seine endgültige Entscheidung treffen.«

Russell Montray stützte sein Kinn auf die Hände und dachte darüber eine Weile nach. Schließlich sagte er: »Dabei gibt es nur ein Problem. Haldane, Lorne, Kadarin – diejenigen, die einwandfrei als Darkovaner durchkommen, sind praktisch Darkovaner. Ja, sie sind vereidigte Zivildienstangestellte, und ich stelle ihre Loyalität nicht in Frage. Aber es ist nur natürlich, dass bei ihnen an erster Stelle kommt, was das Beste für Darkover wäre, und das ist nicht unbedingt das Beste für uns. Nichts für ungut, Jaelle ...« – er sprach ihren Namen falsch aus, aber wenigstens nannte er sie nicht Mrs. Haldane, und sie merkte, dass er sich bemühte, freundlich zu sein – »... aber Haldane hat eine Darkovanerin geheiratet, und jetzt hat Magda sich verpflichtet, ein halbes Jahr in dieser Frauenkommune der Freien Amazonen, oder was es ist, zu verbringen. Und wir wollen nicht, dass die Entscheidungen von solchen getroffen werden, die sich den Eingeborenen angeschlossen haben. Die Untersuchung muss von einem objektiven Beobachter überwacht werden, nicht von jemandem, der alles einseitig vom darkovanischen Standpunkt aus sieht. Versteht ihr das?«

Jaelle sah aus dem großen Fenster auf den Raumhafen hinaus. Eins der Schiffe stand dort. Die Leute vom Bodenpersonal krochen darüber hin und versorgten das raumgeborene Ungeheuer. Es war hergekommen, nicht weil es nach Cottman IV, Darkover, wollte, sondern weil Darkover ein bequemer Transitpunkt auf dem Weg nach irgendwo anders war. Die schnelle Erwiderung, die ihr auf der Zunge lag, Sandro Li wiederum werde alles einseitig vom Standpunkt des Imperiums aus sehen, würde in Russell Montrays Ohren sinnlos sein.

Aus dieser Höhe sah die Servicemannschaft um das Schiff so klein aus wie eine Schar Skorpionameisen. Kein Wunder, dass für den älteren Montray der darkovanische Standpunkt etwas Fernliegendes, Irrelevantes war. Er kannte keine Darkovaner persönlich, er wollte auch keine kennen lernen, sie waren für ihn etwas anderes als Menschen, für immer von Menschen getrennt. Wie hatte Bethany gesagt? In der Sprache des Imperiums war es die schmutzigste Beleidigung, jemanden einen Halbmenschen zu nennen.

»Ich teile Sie Sandro Li zu. Sie sollen mit ihm Zusammenarbeiten und sind für ihn persönlich verantwortlich«, sagte Montray. »Es ist Ihre Aufgabe, ihm Sprachkenntnisse zu vermitteln und ihn für den Feldeinsatz vorzubereiten. Ich werde Sie zur Verantwortung ziehen, wenn ihm irgendetwas zustößt.«

Er hatte die Worte persönlich verantwortlich benutzt, was eine Sache der Ehre und des Stolzes daraus machte, ihn bis zum Tod zu verteidigen. Automatisch suchte Jaelles Hand nach dem Dolch, der nicht an ihrem Gürtel hing. Sie hielt auf halbem Weg inne und kam sich dumm vor. Mit leiser Stimme erklärte sie: »Bei meiner Ehre, ich werde die Verantwortung für ihn übernehmen.«

Aber Monty hatte die Geste gesehen. Er sagte: »Wir bitten Sie nicht, als seine Leibwächterin zu fungieren, Jaelle. Sie sind nicht als Messerkämpferin angestellt worden. Mein Vater meint, Sie sollen ihn begleiten, wenn er die Basis verlässt, dafür sorgen, dass er nicht in vermeidbare Schwierigkeiten gerät, ihm beibringen, wie er sich in der Handelsstadt benehmen muss, um keinen Ärger zu bekommen, Verstanden?«

Sie nickte. »Zunächst einmal«, sagte sie, »müssen Sie einen darkovanischen Namen bekommen. Alessandro klingt ähnlich wie ein Name, der in den Kilghardbergen üblich ist, aber niemand würde einen Mann Sandro nennen. Das hört sich beinahe an wie Zandru. Und Zandru ist der Herr der Wahl zwischen Gut und Böse und der Herr der Neun Höllen.«

»Das Äquivalent des Teufels«, warf Monty ein, und Alessandro Li hob seine buschigen Augenbrauen. »Wie würde ein Kind namens Alessandro denn dann gerufen werden?«

»Wahrscheinlich – Aleki«, schlug Jaelle vor, und er sagte es ihr holprig nach. »Ist das richtig?«

Sie nickte. »Und er sollte ...«, sie zögerte, aber sie musste es ihnen sagen, denn diese Terranan sahen den Unterschied nicht. »Monty, bringen Sie ihn zu einem Barbier, aber einem darkovanischen. Als Erstes muss er diesen Schnurrbart loswerden. Piedro kann helfen, passende Kleider für ihn auszusuchen.«

Alessandro Li – Aleki, erinnerte sie sich – berührte den Anstoß erregenden Schnurrbart – ein bisschen bedauernd, dachte Jaelle. »So beginnt meine Umwandlung in einen Darkovaner«, sagte er schließlich mit einem Schulterzucken. »Gehört alles mit zum Dienst. Wo finde ich einen Barbier, Monty?«

Die Veränderung war bemerkenswert. Jaelle hätte nicht geglaubt, dass es so viel ausmachen würde. Sein Gesicht war durch die Entfernung des Schnurrbarts, der sein hervorstechendstes Merkmal gewesen war, ein völlig anderes geworden. Der Barbier hatte auch die Augenbrauen gestutzt. Jaelle war neugierig auf den Mann, der eine solche Umwandlung bewirkt hatte – was dachte er sich wohl? Und sie selbst – trug sie die Verantwortung dafür, dass dieser Mann in den Stand gesetzt wurde, ihre Leute auszuspionieren?

Wer sind meine Leute? Und warum? Ich habe nirgendwo in den Domänen eine Heimat, ebenso wenig, wie die Trockenstädte in meiner Kinderzeit meine Heimat waren. Ich habe nie irgendwo hingehört, außer ins Gildenhaus zu meinen Schwestern, und das habe ich mir verscherzt ... Sie brach ab, entsetzt über sich selbst. Sie hatte sich gar nichts verscherzt. Es war ihr Recht, mit einem Freipartner zusammenzuleben und eine gesetzmäßige Arbeit anzunehmen. Sie baute eine Brücke zwischen zwei Welten, wie es ihre Freundin und Schwester Magda tat, wie ihr geliebter Piedro es zu tun versuchte. Warum mussten die Interessen von Terranern und Darkovanern im Konflikt miteinander stehen? Konnten sie nicht auf etwas hinarbeiten, das für beide das Beste war?

Aleki sah sie an und wartete auf ihre Anerkennung. Er trug die Kleidung aus Pelz und Leder, die jeder vernünftige Mann bei einer Reise in den Venza-Bergen um Thendara anziehen würde, und die terranischen Sandalen waren durch dicke Stiefel ersetzt worden.

»Niemand würde Euch für einen Terraner halten«, stellte Jaelle fest.

Und in dem Augenblick, wo sie mit einem allem Anschein nach darkovanischen Mann sprach, wurde sie sich wieder der unschicklich alle Körperformen betonenden terranischen Uniform bewusst. Das war der Unterschied: Er fand nichts dabei, ein Darkovaner hätte Anstoß daran genommen. Um ihre Verwirrung zu bemänteln, setzte sie schnell hinzu: »Sie riechen nicht richtig. Piedro – Peter wird sie in dem Punkt besser beraten können als ich.«

»Haldane? Ich brenne darauf, ihn kennen zu lernen«, sagte Aleki. »Ich weiß von seiner Arbeit; er ist als erster Terraner an die Küste, nach Temora und Dalereuth gereist – oder war das Magda?«

»Sie waren zu der Zeit verheiratet«, antwortete Jaelle. »Ich glaube, sie haben sich die Arbeit und den Ruhm geteilt. Und wenn Sie Piedro kennen lernen möchten, nichts ist einfacher. Wollen Sie sich uns zum Essen anschließen?«

»Mit Vergnügen! Hätten Sie etwas dagegen, wenn auch Monty mitkäme?«

»Durchaus nicht.« Im Grunde war Jaelle erleichtert. Montys Anwesenheit machte die ganze Sache zu einer Angelegenheit des Nachrichtendienstes.

Peter wartete auf sie innerhalb des Eingangs der Haupt-Cafeteria. Er erkannte Monty sofort, und die beiden Männer schüttelten sich die Hände. Monty stellte Alessandro Li vor und nannte auch den darkovanischen Namen Aleki, den er bekommen hatte.

»Ich freue mich, Haldane. Ich kenne Ihre Arbeit. Und ich hatte gehofft, auch Magda kennen zu lernen«, sagte Aleki.

»Nun, das kann arrangiert werden, sie ist immer noch in Thendara«, antwortete Peter. »Dürfen Männer Besuch im Gildenhaus machen, Jaelle?«

»Natürlich, obwohl sie nicht weiter eingelassen werden als ins Fremdenzimmer.« Jaelle bemerkte, dass Aleki diese Information verdaute.

»Ich suche uns einen Tisch, wo wir reden können.« Aleki ging zur einen Seite, Peter, Monty und Jaelle zur anderen, um an den Konsolen ihr Essen zu wählen.

Hinter ihnen sagte jemand leise, aber deutlich zu verstehen: »Das ist Haldanes Mädchen; er hat sie sich aus Thendara mitgebracht. Sie ist umwerfend, besonders jetzt, wo er sie in zivilisierte Kleider gesteckt hat. Hinten in den Bergen, heißt es, tragen die Leute noch Tierhäute. Was für Beine! Glücklicher Mann – ich habe alle möglichen Geschichten über darkovanische Ehen gehört ...«

»Ich habe gehört, Schwestern teilen sich ein und denselben Mann«, erklang eine andere Stimme. »Ob die da wohl Schwestern hat? Oder vielleicht ist Haldane ...«

Bei der ersten Silbe war Peter zusammengefahren und verstummt. Jetzt, wo die Sprecher zu obszönen Spekulationen übergingen, drehte er sich um und packte den Mann an der Hemdbrust.

»Wahre deine schmutzige Zunge, du Bastard!«, knurrte er. Aber Jaelle, der das Adrenalin ins Blut schoss, schob Peter zornig beiseite.

»Das ist mein Kampf!« Sie gab Peter noch einen kräftigen Stoß, so dass er taumelte und halb in Montys Arme fiel. Ihre Hände versteiften sich zu Waffen. Sie schlug dem Mann über die Kehle, und er fiel wie von einem Hammer getroffen. Ein treffsicher gezielter Tritt schickte den ersten Sprecher zu Boden, wo er stöhnend und die Arme um sich schlingend liegen blieb. Jaelles Mund zitterte, sie atmete mit kleinen Schluchzlauten. So drehte sie sich wieder zu Peter um.

Dann tauchten zwei schwarz uniformierte Raumsoldaten auf und zerrten sie auseinander. Jaelle wollte angreifen, aber der Mann schob sie nur, beinahe respektvoll, mit dem Arm weg. Peter legte ihr seinen Arm um die Schultern. Grollend machte sie sich los. Die Worte des Eides ... mich mit Gewalt zu verteidigen, wenn man mich mit Gewalt angreift ... an keinen Mann Rechtsansprüche stellen, dass er mich beschütze ... klopften wie Hämmerchen in ihrem Kopf.

Der Raumsoldat sagte milde: »Störung des Friedens in einem öffentlichen Lokal – soll ich jedem von euch eine Vorladung geben? Könnt ihr euch nicht in der Turnhalle ausarbeiten? Die Cafeteria ist nicht der richtige Ort für Kriegskünste.«

Peter fauchte: »Der dreckige Bastard hat sich den Mund über meine Frau zerrissen!«

»Harte Worte brechen keine Knochen«, gab der Raumsoldat zurück. »Außerdem sieht es aus, als könne die Dame für sich selbst sorgen.« Sein Blick ruhte einen Augenblick auf Jaelle, und sie konnte seine Gedanken beinahe hören. Aber er sagte nur: »Ich kenne die darkovanischen Bräuche nicht, Madam, und ich will sie auch gar nicht kennen lernen. Unsere Bräuche verbieten Schlägereien in Speiselokalen. Sie sind eine Fremde, deshalb werde ich Sie diesmal nicht vorladen, aber so etwas gibt es nicht wieder, ist das klar? Haldane, Sie sollten Ihrer Lady beibringen, sich in der Öffentlichkeit zu benehmen.« Er wandte sich ab. Sein Partner sammelte den Mann auf, den Jaelle zu Boden geschlagen hatte. Jetzt schüttelte er den Kopf und betastete kläglich seine Kehle. Der andere stöhnte immer noch; er fasste den ihm angebotenen Arm des Raumsoldaten und bat: »Können Sie mir zur Medizinischen hinaufhelfen?« Wieder ächzte er und schwankte davon. Der erste Mann, der mit der verletzten Kehle, schluckte und kam zu Jaelle. Sie versteifte sich, aber er würgte nur heiser hervor: »Geschieht mir recht, mir und meinem großen Mund. Das muss ich Ihnen lassen, Lady, Sie kämpfen wie ein Mann.« Dann ging er zu seinem eigenen Tisch.

Aleki winkte ihnen von einem Tisch für vier Personen in einer Ecke zu. Peter nickte und stellte sich wieder in der Schlange an. Jaelle bebte jetzt, wo die Krise vorüber war. Wahllos drückte sie ein paar Tasten für ihr Essen und ging an ihren Tisch. Aber als sie eine Gabel zum Mund führte, konnte sie nicht schlucken.

»Ich habe davon gehört, die Entsagenden seien Kämpferinnen«, sagte Aleki ruhig. »Sind Sie auch mit dem Schwert ausgebildet?«

Jaelles Stimme hörte sich in ihren eigenen Ohren dünn und zitterig an. »Ich kann mit einem Messer umgehen. Ich ...« Die Kehle schnürte sich ihr zu; sie berührte die verheilte Wunde auf ihrer Wange. Sie war immer noch außer sich vor Zorn.

Tierhäute! Und dabei gehörten die luxuriösen Marl-Pelze aus den Hellers zu den höchstbezahlten Handelsartikeln, und das geschmeidige gegerbte und gefärbte Leder aus den Kilghardbergen brachte beinahe sein Gewicht in Kupfer ein!

Monty sagte: »Einen solchen Kampfstil habe ich in der Akademie des Nachrichtendienstes gesehen. Dort werden Frauen ebenso wie Männer in der Selbstverteidigung ausgebildet. Aber ich hätte nicht erwartet, dergleichen auf Darkover zu finden ...«

»Die meisten Frauen lernen auch nur, sich an den nächsten Mann um Schutz zu wenden!« Jaelle hörte den verächtlichen Unterton erst, als sie es ausgesprochen hatte und Peters verletzten Gesichtsausdruck sah. Er sagte, seinen Platz einnehmend: »Sie hatten mich beleidigt, nicht dich, Jaelle. Ist dir gar nicht in den Sinn gekommen, dass sich ihre Bemerkungen gegen mich richteten?«

»Es ging um meine Person«, erklärte sie steif.

»Du hast es nur noch schlimmer gemacht.« Um sein Kinn entstand die verdrossene Linie, die sie fürchtete. »Hast du gehört, was diese Männer sagen! Ich soll meiner Lady beibringen, sich in der Öffentlichkeit zu benehmen! Das ist es, was du lernen musst, Jaelle – dich in der Öffentlichkeit zu benehmen. Es kümmert mich nicht, was du tust oder sagst, solange wir allein sind, aber in der Öffentlichkeit fällt es auf mich zurück, wenn du dich aufführst, als kämest du soeben aus irgendeinem wilden Dorf in den Hellers!«

»Es fällt auf dich zurück ...« Sie brach ab. Peters Ausführungen hörten sich für sie gerade so an wie die Dom Gabriels, wenn er von den Freien Amazonen sprach, als beleidige es die Männer ihrer Familie, wenn Frauen lernten, sich selbst zu verteidigen, statt sich auf ihr Mannsvolk zu verlassen.

Er ist als Darkovaner erzogen worden, dachte sie. Ich hatte geglaubt, er als Terraner würde Verständnis haben. Terranische Frauen sind unabhängiger ... Mit einem leichten Gefühl der Übelkeit erinnerte sie sich an das, was Cholayna heute gesagt hatte: Die Persönlichkeit war im Alter von zwölf geformt und konnte danach nicht mehr wesentlich geändert werden.

War sie so schnell zum Kampf bereit gewesen – obwohl tatsächlich Peter beleidigt worden war –, weil sie den Gedanken nicht ertrug, in ihr wohne eine Trockenstädterin, die sich wünschte, der rechtmäßige Besitz eines Mannes zu sein und als Symbol dafür Ketten zu tragen? Hatte sie mit ihren Fäusten zugeschlagen, um diese Stimme, nicht das obszöne Geschwätz der beiden Männer, zum Schweigen zu bringen? War Peter im Grunde ein Mann aus den Hellers und glaubte, seine Frau müsse sich in jeder Beziehung um Schutz und Fürsorge an ihn wenden? Würde einer von ihnen die Eindrücke ihrer Kindheit jemals abschütteln können?

Natürlich können wir das, sagte sie ärgerlich zu sich selbst. Andernfalls könnte niemals eine Frau eine Entsagende werden, und die Entsagenden sind alle Frauen, die auf ihr Geburtsrecht verzichtet und die Ketten gesprengt haben, die ihnen in ihrer Kindheit durch ihre Erziehung angelegt wurden. Auch ich werde sie sprengen ...

Mehrere von Peters Freunden, die den Zusammenstoß beobachtet hatten, kamen demonstrativ herüber und sagten etwas Freundliches. Offensichtlich waren die Männer, die die hässlichen Bemerkungen gemacht hatten, allgemein unbeliebt, und obwohl nicht viele Leute gehört hatten, wegen welcher Bemerkungen es zum Streit gekommen war, missbilligten sie diese Art von Unhöflichkeit doch aus Prinzip. Sie blieben trinkend und essend und redend in der Cafeteria hocken, bis das Ganze die Merkmale einer improvisierten Party zeigte und das Küchenpersonal sie schließlich alle hinauswerfen musste.

Draußen lehnte Jaelle alle Einladungen ab, in den Privatquartieren weiterzufeiern. Sie war todmüde. Sie hatte heute einen Arzt aufsuchen wollen, aber sie hatte es nicht getan. Peter war immer noch wortkarg und mürrisch, und sie fürchtete seine vorwurfsvollen Blicke, sobald sie allein sein würden. Hatte sie seinen Stolz wirklich so verletzt?

Und wenn es so war, durfte es ihr – als einer Amazone – darauf ankommen?

In ihrer Wohnung wandte sie sich ihm sofort zu, »Es tut mir Leid ...« sagte sie, aber er sprach bereits. »Jaelle, ich wollte nicht so unfreundlich ...« Und als sie sich hörten, lachten sie und fielen sich in die Arme.

»Du bist wundervoll«, flüsterte er. »Ich liebe dich so sehr! Ich weiß, wie schwer das für dich ist ...« Wieder empfand sie seine Liebe als Zuflucht, als einen Fels, an den sie sich an diesem seltsamen und fremden Ort klammern konnte.

Doch in dieser Nacht, nachdem sie sich bis zur Erschöpfung geliebt hatten und sie in seinen Armen eingeschlafen war, wachte sie schreiend aus einem Traum auf, in dem Jalak von dem Großen Haus in Shainsa, ihr halb vergessener Vater, mit Ketten für ihre Hände kam und sagte, sie sei längst über das Alter hinaus, wo man sie ihr hätte anlegen müssen. Und als sie Peter anflehte, ihr zu helfen, trat er zurück und hielt sie fest, während ihr die Armbänder liebevoll über die Handgelenke gestreift wurden.

Gildenhaus Thendara

Подняться наверх