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IV

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Der violette Mond nahm ab und dann wieder zu, und drei Tage nach dem neuen Mond wurde Erminie von Hammerfell zu Bett gebracht. Wie die leronis prophezeit hatte, gebar sie Zwillingssöhne, sich gleichend wie zwei Erbsen in einer Schote. Es waren stramme Babys, rot und schreiend, und die beiden Köpfchen waren mit dichtem dunklem Haar bedeckt.

»Dunkles Haar.« Erminie runzelte die Stirn. »Ich hatte gehofft, zumindest einer unserer Söhne werde die laran-Gabe unserer Familie erben, mein Lord.«

»Nach allem, was ich über Menschen mit laran gehört habe«, erwiderte Rascard, »sind wir – und sie – ohne sie besser dran, meine Liebe. In meiner Linie hat es nicht allzuviel laran gegeben.«

»Einer – oder auch beide – könnte immer noch rothaarig werden, meine Lady.« Die Hebamme beugte sich über Erminie. »Wenn Babys bei der Geburt einen solchen Überfluß an dunklem Haar haben, ist es nicht ungewöhnlich, daß es ausfällt und blond oder rot nachwächst.«

»Wirklich?« fragte Erminie und versank in Gedanken. »Ja, die beste Freundin meiner Mutter erzählte, ich hätte bei der Geburt auch dunkles Haar gehabt, aber es fiel aus und wuchs in leuchtendem Rot nach.«

»Dann mag es so kommen.« Rascard beugte sich vor und küßte seine Frau. »Meinen Dank für dieses große Geschenk, meine liebste Lady. Wie sollen wir sie nennen?«

»Das mußt du bestimmen, mein Gatte«, antwortete Erminie. »Soll einer von ihnen den Namen deines Sohnes bekommen, der von Storn-Händen gefallen ist?«

»Alaric? Nein, ich halte es für ein böses Omen, meinem Sohn den Namen eines Toten zu geben«, wehrte Rascard ab. »Ich will in den Archiven von Hammerfell nach Namen von Männern suchen, die gesund und glücklich ein hohes Alter erreichten.«

Am Abend kam er in ihr Zimmer, wo sie mit den Babys zu beiden Seiten lag und Juwel, jetzt ein wirklich sehr großer Hund, sich über das ganze Fußende des Bettes ausstreckte.

»Warum hast du um das Handgelenk des einen Sohnes ein rotes Band gebunden?« erkundigte sich Herzog Rascard.

»Das habe ich getan«, meldete sich die Hebamme. »Dieser kleine Mann ist beinahe zwanzig Minuten älter als sein Bruder. Er wurde geboren, gerade als die Uhr Mittag schlug, während sein fauler Bruder sich noch etwas Zeit ließ.«

»Ein guter Gedanke«, lobte Rascard, »aber ein Band kann sich lösen oder verlorengehen. Rufe Markos.« Der alte Friedensmann betrat den Raum und verbeugte sich vor seinem Herzog und seiner Lady. Rascard befahl: »Nimm meinen älteren Sohn – den kleinen Herzog, meinen Erben –, der das Band um den Arm trägt, und sorge dafür, daß er ein Zeichen bekommt, mit dem er niemals irrtümlich für seinen Bruder gehalten werden kann.«

Markos hob das Baby hoch. Erminie fragte ängstlich: »Was hast du mit ihm vor?«

»Ich werde ihm nicht weh tun, meine Lady, und wenn, dann nur für einen Augenblick. Ich werde ihn mit dem Zeichen von Hammerfell tätowieren und ihn an Eure Brust zurückbringen. Das dauert nur eine Minute.« Mit dem gut eingewickelten Baby auf dem Arm verließ der alte Mann ungeachtet der Bitten Erminies den Raum.

Bald brachte er das Kind zurück, schlug die Decke auseinander und enthüllte eine rote Tätowierung auf der linken Schulter, das Hammer-Zeichen von Hammerfell.

»Er soll Alastair heißen«, bestimmte Rascard, »nach meinem verstorbenen Vater, und der andere Conn nach meinem Urgroßvater, zu dessen Lebzeiten die Blutrache gegen Storn entstand, wenn du nichts dagegen einzuwenden hast, meine Liebe.«

Das Baby schlief unruhig und wachte jammernd auf. Sein Gesicht war rot und zornig.

»Du hast ihm weh getan«, beschuldigte Erminie den Friedensmann.

Markos lachte. »Nicht sehr, nicht für lange, und es ist ein geringer Preis für die Erbschaft von Hammerfell.«

»Hammerfell und die Erbschaft seien verdammt!« entfuhr es der zornigen Erminie. Sie drückte den schreienden Alastair an die Brust. »Nun, nun, mein Schätzchen, du bist bei deiner Mutter, und nie wieder soll dir jemand etwas tun.«

In diesem Augenblick erwachte Conn in der Wiege auf der anderen Seite des Raums und begann ebenfalls zu brüllen. Rascard ging hin und nahm seinen jüngeren Sohn, der sich in seinen Decken hin und her warf, hoch. Überrascht stellte Rascard fest, daß Conn krampfhaft nach seiner heilen linken Schulter langte. Alastair jedoch schlief in Erminies Armen ein, sobald Conn mit seinem Geheul angefangen hatte.

Während der nächsten Tage fiel es Erminie mehr als einmal auf, daß Conn, wenn Alastair schrie, aufwachte und wimmerte. Aber sogar als Conn von einer Nadel in seinen Windeln böse gestochen wurde, schlief Alastair friedlich weiter. Sie erinnerte sich, daß in ihrer Familie erzählt worden war, von Zwillingen mit laran habe der eine immer ein bißchen mehr, der andere ein bißchen weniger als seinen gerechten Anteil an der parapsychischen Begabung. Dann war offenbar Conn der stärkere Telepath von beiden, und Erminie verbrachte mehr Zeit damit, ihn auf dem Arm zu tragen und zu beruhigen. Wenn er seinen eigenen Schmerz und dazu den seines Bruders spürte, brauchte er mehr Liebe und Zärtlichkeit. Deshalb wurde Conn in den ersten Monaten seines Lebens der Liebling der Mutter, Alastair dagegen der seines Vaters, weil er der Erbe war, weniger schrie und seinen Vater öfter anlächelte.

Beide Zwillinge waren schöne und gesunde Kinder und wuchsen wie junge Hunde. Erst ein halbes Jahr alt, machten sie schon wacklige Schritte im Haus und auf dem Hof. Manchmal hielten sie sich dabei an Juwel fest, die ihr ständiger Begleiter und Wächter war. Wie die Hebamme vorausgesagt hatte, war ihr flaumiges Kinderhaar feuerfarben geworden.

Nur ihre Mutter konnte sie unterscheiden. Sogar ihr Vater hielt Conn zuweilen für Alastair, aber Erminie irrte sich nie.

Sie waren ein volles Jahr und mehrere Monde auf der Welt, als Herzog Rascard gegen Abend eines dunklen, wolkenverhangenen Tages in das Wohnzimmer seiner Frau stürmte, wo sie mit ihren Damen saß. Die Zwillinge spielten mit Holzpferdchen auf dem Fußboden. Erminie sah überrascht auf.

»Was ist geschehen?«

»Versuche ruhig zu bleiben, meine Liebe«, sagte der Herzog. »Bewaffnete nähern sich der Burg. Ich habe die Glocke läuten lassen, damit alle Männer, Frauen und Kinder auf den Höfen draußen in die Feste kommen; ich habe befohlen, daß die Zugbrücke hochgezogen wird. Wir sind hier sicher, selbst wenn sie uns ein ganzes Jahr belagern sollten. Aber wir müssen auf alles vorbereitet sein.«

»Die Männer von Storn?« Erminies Gesicht verriet keine Angst, aber Conn, der offenbar etwas spürte, ließ sein Holzpferdchen fallen und begann zu jammern.

»Ich fürchte, ja«, antwortete Rascard. Erminie wurde blaß.

»Die Kinder!«

»Ja.« Er küßte sie rasch. »Nimm sie und geh, wie wir es besprochen haben. Die Götter mögen dich schützen, meine Liebste, bis wir wieder vereint sind.«

Erminie klemmte sich unter jeden Arm einen Zwilling und eilte in ihr eigenes Zimmer, wo sie schnell ein paar notwendige Dinge für jedes Kind packte. Eine ihrer Frauen schickte sie nach einem Korb mit Essen in die Küche und stieg zu einem Hintereingang hinunter. Sie und Rascard hatten vereinbart, daß sie, sollte tatsächlich jemand in die Festung eindringen, sofort mit den Babys floh und sich durch den Wald zum nächsten Dorf durchschlug, wo sie sicher sein würden. Jetzt kam Erminie der Gedanke, es sei vielleicht eine große Dummheit, den Schutz der Burg gegen den wilden Wald einzutauschen. Was auch geschehen mochte, selbst bei einer Belagerung würde sie hier wenigstens mit ihrem Mann zusammensein.

Aber sie hatte Rascard versprochen, sich an den verabredeten Plan zu halten. Tat sie es nicht, war er später vielleicht nicht imstande, sie zu finden, und sie würden nie wieder vereint werden. Ihr war, als bleibe ihr das Herz in der Brust stehen. Hatte sie mit diesem hastigen Kuß für immer Abschied von dem Vater ihrer Kinder genommen? Conn weinte bitterlich. Erminie wußte, daß er ihre Furcht spürte, und so versuchte sie, nicht nur für sich selbst, sondern auch für ihre verängstigten Kinder Mut zu fassen. Sie hüllte sie in ihre wärmsten Mäntel und reichte, den Korb am Arm, jedem eine Hand.

»Nun kommt schnell, ihr Kleinen«, flüsterte sie ihnen zu und eilte die lange Wendeltreppe zum hinteren Burgtor hinunter. Die Zwillinge stolperten auf unsicheren Füßchen mit.

Erminie schob das lange nicht benutzte Tor auf, das nichtsdestotrotz für einen Fall wie diesen in gutem Zustand gehalten und geölt worden war. Sie blickte zu dem Haupthof zurück und sah, daß der Himmel sich vor fliegenden Pfeilen verdunkelte und daß irgendwo Flammen aufzüngelten. Sie wollte zurücklaufen, den Namen ihres Gatten rufen, aber sie hatte versprochen, es nicht zu tun.

Kehre in keinem Fall um, ganz gleich, was geschieht, sondern warte in dem Dorf, bis ich zu dir komme. Bin ich bei Sonnenaufgang noch nicht da, weißt du, daß ich gefallen bin. Dann mußt du Hammerfell verlassen und bei deinen Hastur-Vettern in Thendara Zuflucht suchen. Bitte sie, dir dein Recht und deine Rache zu verschaffen.

Erminie eilte davon, aber sie ging zu schnell für die Kinder. Erst fiel Alastair und lag schreiend auf den Pflastersteinen, dann stolperte Conn. Sie nahm beide Kinder auf die Arme und lief weiter. Etwas Großes und Weiches stieß sie in der Dunkelheit an. Sie streckte die Hand aus, und Tränen stiegen ihr in die Augen.

»Juwel! Guter Hund«, sagte sie unter Tränen. »Du bist also mit mir gekommen, oh, guter Hund!«

Sie stolperte über etwas, das sich beängstigend weich anfühlte, und wäre beinahe gefallen. Im Halbdunkel des Hofes sah sie, daß zu ihren Füßen die Leiche eines Mannes lag. Sie war in die Knie gesunken und konnte es nicht vermeiden, ihm ins Gesicht zu blicken. Zu ihrem Schrecken erkannte sie in dem Mann den Reitknecht, der noch an diesem Nachmittag die Ponys der Kinder aus dem Stall geführt hatte. Ihm war die Kehle durchgeschnitten worden. Erminie schrie entsetzt auf, brach aber sofort ab, als Conn zu schluchzen begann.

»Still, still, mein kleiner Sohn, wir müssen jetzt tapfer sein und dürfen nicht weinen«, flüsterte sie und streichelte ihn, um ihn zum Schweigen zu bringen.

Aus der Dunkelheit sagte eine Stimme ihren Namen so leise, daß sie es über dem Schluchzen des Kindes kaum hören konnte.

»Meine Lady …«

Mit knapper Not hielt sie einen Schrei zurück. Dann erkannte sie die Stimme und in der tiefer werdenden, vom Feuerschein durchzuckten Dunkelheit das vertraute Gesicht von Markos.

»Habt keine Angst, ich bin es bloß.«

Erminie stieß erleichtert den angehaltenen Atem aus.

»Oh, den Göttern sei Dank, daß du es bist! Ich fürchtete …« Ihre Stimme ging in einem gewaltigen Krachen wie von einstürzendem Mauerwerk oder Donner unter. Markos trat dicht an sie heran.

»Laßt mich eins der Kinder tragen«, bat der alte Mann. »Zurück können wir nicht mehr; die oberen Höfe stehen in Flammen.«

»Was ist mit dem Herzog?« fragte Erminie zitternd.

»Als ich ihn zuletzt sah, hielt er mit einem Dutzend seiner Männer die Brücke. Diese Schufte haben sie mit Haftfeuer angesteckt; das verbrennt sogar Stein!«

»Oh, diese Teufel!«

»Teufel sind sie in der Tat!« murmelte Markos mit einem grimmigen Blick zur Höhe hinauf. Dann wandte er sich wieder Erminie zu. »Ich wollte mitkämpfen, aber Seine Gnaden schickten mich nach unten, um Euch ins Dorf zu führen, Lady. Gebt mir eins der Kinder, dann kommen wir schneller voran.«

Erminie hörte durch das Toben des Feuers das Knarren einer großen Belagerungsmaschine, spähte nach oben und sah ihre Umrisse sich vor dem dunklen Himmel abzeichnen wie das Skelett eines monströsen unbekannten Tiers. Aus seinem Riesenmaul flogen Geschosse und gingen in der Luft in Flammen auf. Die Zwillinge zappelten auf ihren Armen und wollten abgesetzt werden. Erminie reichte einen von ihnen Markos. Sie war sich im Dunkeln nicht sicher, welchen sie ihm gegeben hatte. Es wurde kalt, die Nacht war finster, und der Regen machte den Pfad unter ihren Füßen schlüpfrig. Das Kind an sich drückend, eilte sie den Berg hinunter, der schattenhaften Gestalt Markos’ folgend. Einmal stolperte sie über den Hund und ließ ihren Korb fallen. Sie mußte ihn aufheben und hätte ihren Beschützer beinahe aus den Augen verloren. Am liebsten hätte sie ihm nachgerufen, er solle warten, aber die Zeit drängte. Deshalb versuchte sie, ihn im Blick zu behalten, und taumelte weiter, ohne richtig darauf zu achten, wohin sie ging. Der Hund, der ihr ständig vor die Füße lief, und das schwere Kind auf ihrem Arm behinderten sie, und so dauerte es nicht lange, bis sie sich total verlaufen hatte. Wenigstens brauchte sie nur den einen Zwilling zu tragen, und der andere war in Sicherheit bei dem einzigen Mann, dem sie, abgesehen von ihrem Gatten, volles Vertrauen schenkte.

Über Steine stolpernd und immer wieder ausrutschend, erreichte sie irgendwie den Fuß des Berges. »Markos!« rief sie leise.

Es kam keine Antwort.

Wieder rief sie. Sie fürchtete, die Aufmerksamkeit der Feinde, die ringsum im Wald stecken mußten, auf sich zu lenken und wagte deshalb nicht, die Stimme zu sehr zu erheben. Oben auf dem Gipfel brannte Hammerfell. Erminie sah die Flammen wie aus einem Vulkan hochschlagen. Niemand konnte in diesem Inferno noch am Leben sein – aber wo war der Herzog? War er in der brennenden Burg eingeschlossen? Jetzt erkannte sie, daß es Alastair war, der sich wimmernd an ihrem Hals festklammerte. Wo war Markos mit Conn? Erminie versuchte, sich in dem schrecklichen Licht ihres brennenden Heimes zurechtzufinden. Von neuem rief sie leise. Aber überall im Wald vernahm sie fremde Schritte und unbekannte Stimmen, sogar Gelächter. Sie war sich nicht einmal sicher, ob sie die Stimmen mit ihren Ohren oder mit ihrem laran hörte.

»Ha, ha! So endet Hammerfell!«

»Das ist das Ende von ihnen allen!«

Wie gelähmt vor Angst, sah Erminie die Flammen höher und höher steigen. Mit einem Getöse, als sei das Ende der Welt gekommen, stürzte die Burg schließlich ein, und das Feuer sank in sich zusammen. Erminie floh, vor Entsetzen zitternd, durch den Wald. Dann ging die Sonne über der Ruine, die einmal die stolze Festung Hammerfell gewesen war, auf, und Erminie fand sich ganz allein in einem fremden Wald wieder. Der Hund schmiegte sich an ihre Beine, und das müde Kind hing an ihrem Hals. Juwel winselte mitfühlend. Die junge Frau setzte sich auf einen Baumstamm, zog Juwel der Wärme wegen dicht an sich und versuchte, die Augen von dem sterbenden Feuer abzuwenden. Es hatte das einzige Heim, das sie je gekannt hatte, vernichtet.

Das Licht des neuen Tages wurde stärker. Erminie erhob sich müde, nahm die schwere Bürde des schlafenden Kindes wieder auf und schleppte sich in das, was von dem Dorf am Fuß des Berges noch übrig war. Entsetzt stellte sie fest, daß Storns Männer hier zuerst gewesen waren. Haus um Haus lag in qualmenden Trümmern, und die meisten Bewohner waren geflohen – ausgenommen diejenigen, die man erschlagen hatte. Erschöpft und krank im Herzen, zwang sie sich, in den wenigen Häusern, die noch standen, nach einem Menschen zu suchen, den sie kannte und nach Markos und Conn fragen konnte. Aber nirgendwo erfuhr sie etwas über den alten Mann und ihr Kind. Sie vermied es sorgfältig, sich von einem Fremden sehen zu lassen – wenn ein Gefolgsmann von Storn sie entdeckte, würde er sie und auch ihr Kind auf der Stelle gnadenlos töten. Bis kurz vor Mittag wartete sie, immer noch hoffend, der Herzog sei dem letzten Feuersturm entronnen und werde sich im Dorf mit ihr zusammenfinden. Der Wald war jetzt voll von heimatlosen Dorfbewohnern, und jeder, den sie fragte, betrachtete die traurige, schmutzige Frau mit dem Hund und dem Kind voller Mitleid und Freundlichkeit. Doch von einem alten Mann, der ein einjähriges Kind auf dem Arm trug, hatte niemand etwas gehört oder gesehen.

Den ganzen Tag suchte Erminie nach den beiden, doch bei Sonnenuntergang mußte sie sich eingestehen, daß das, was sie am meisten gefürchtet hatte, Wirklichkeit geworden war. Markos war verschwunden. Entweder war er erschlagen worden, oder er hatte sie aus irgendeinem Grund im Stich gelassen. Und da der Herzog nicht gekommen war, mußte er beim Einsturz der brennenden Burg den Tod gefunden haben.

Das letzte Tageslicht erstarb. Die verzweifelte Erminie zwang sich, sich hinzusetzen, ihr langes, aufgelöstes Haar zu glätten und zu flechten, etwas Essen aus ihrem Korb zu sich zu nehmen und dann den Hund und das hungrige Kind mit Brot zu füttern. Wenigstens war sie nicht ganz allein. Ihr Erstgeborener, jetzt der Herzog von Hammerfell, war ihr geblieben – aber wo war sein Zwilling? Als Hilfe und Schutz hatte sie nur einen Hund. Sie legte sich nieder, wickelte sich in ihren Mantel, kroch der Wärme wegen nahe an Juwel heran und schützte den schlafenden Alastair mit ihren Armen. Innigen Dank sagte sie den Göttern dafür, daß der Winter vorüber war. Sie nahm sich vor, beim ersten Morgengrauen vorsichtig Umschau zu halten, sich zu orientieren und sich dann auf den langen Weg zu machen, der sie zu der fernen Stadt Thendara und zu ihren Verwandten im dortigen Turm führen würde.

Die Erben von Hammerfell

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