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2. Kapitel

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Ende des pubertären Paradieses

Es gab erstmal keine spontane Antwort. Freundschaftsanfrage ist auch leichter gemacht als wirkliche Informationsweitergabe. Nun gut, ich hatte keine Eile. Und sollte sie sich es anders überlegt haben, war es auch nicht schlimm. Ich schaute nach, mit wem sie noch so befreundet war. Nur Amerikaner, Amerikanerinnen und Martin. Da musste ich noch mal nachdenken. Hatte er sie gefunden oder sie ihn? Schon seltsam, wie wichtig war er ihr gewesen?

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Ich sehe ihr Gesicht vor mir, als ich ihr gesagt hatte, dass ich sie gesehen hatte mit ihm. Wir waren in der Großgruppe Skifahren. Wir saßen in unserem Pensionszimmer. Die meisten waren unten im Lokal gewesen, um ein Apres-Ski zu sich zu nehmen. Ich hatte sie gesucht, in unserem Zimmer war sie nicht gewesen. Warum auch immer; ich war zu Martins Zimmer gegangen.

Ich saß wie betäubt auf meinem Bett, als sie hereinkam.

Ungläubig fragte sie: „Was meinst du mit –gesehen-?"

Ich sagte einfach die Wahrheit, Selbsterniedrigung hin oder her, einfach die Wahrheit: „ Ich habe durch das Schlüsselloch geschaut und ich habe euch gesehen,- im Bett."

Sie war fassungslos, das sah man. Ihre Augen waren weit aufgerissen. Sie schrie nicht, sie fragte einfach: „Und warum hast du nichts gemacht, nicht gegen die Türe geschlagen, dass wir aufhören sollen."

„Mir war nicht danach. Ich hatte nicht das Gefühl, als ob da was gegen deinen Willen geschah. Was soll ich da Theater machen. Du willst ihn. Also jetzt weiß ich es. Fertig."

„Was heißt fertig? Ich will ihn nicht. Ich will nicht, dass Schluss ist. Ich weiß es nicht, warum ich es gemacht habe. Max ich weiß es nicht." Sie fing an zu weinen. Mir fiel nicht ein, wie es jetzt weitergehen sollte. Ich war wie erstarrt.

Wir gingen spazieren. Ich sagte ihr, dass ich sie verlassen müsste, um meine Selbstachtung zu bewahren. Sie weinte. Sie kletterte auf das hohe Brückengeländer der Wutachschlucht und sagte, sie würde runterspringen. Ich schaute hoch in ihr nasses unglückliches Gesicht vor dem strahlend blauen Himmel und den weißen Bergen. Ich breitete die Arme aus. „Mach keinen Unsinn. Ich liebe dich. Scheiß auf meine Selbstachtung.“ Wir weinten beide.

Ich blieb bei ihr, geschissen auf die Selbstachtung. Sie ging nach zwei Monaten nach Rom, Italienisch lernen plus Praktika, von Papa organisiert. Ich fuhr nach drei Monaten für vier Tage hin, aber da war es schon kühl zwischen uns. Ich war mir ziemlich sicher, dass sie sowieso schon mit anderen schlief. Wir hatten ein paar Mal Sex. Seltsamerweise kann ich mich gar nicht mehr daran erinnern. Schluss machte sie dann drei Tage später, als ich wieder zu Hause war am Telefon.

Nach so einem Erlebnis war die jugendliche einundzwanzigjährige Seele geknickt. Wohl verständlich. Vorher war ich der Glückspilz gewesen, nun war ich der Verlierer, jemand der sich in jungen Jahren Hörner hat aufsetzen lassen. Ein Opfermann. In unserem Kreis in unserer Stadt war die Sache bekannt. Ich habe nie erfahren, wo die undichte Stelle war. Martin selbst, oder hatte Jasmin doch eine Freundin des Vertrauens, von der ich gar nicht wusste? Oder hatten meine Freunde, denen ich nach dem Skifahren die Geschichte erzählt hatte, tatsächlich die männliche Verschwiegenheit verraten?

Arne tat ich leid aber ich spürte auch eine gewisse Verachtung, und die Gedanken, die in die Richtung gingen, dass ich schon immer ein Weichei in dieser Beziehung gewesen sei. Und wahrscheinlich dachte er sogar, dass es gut war, dass ich endlich wieder getrennt war.

Er hatte seit einem Jahr eine Beziehung mit Lydia, davor ging eigentlich lange nichts Richtiges mit Mädchen. Wollte er nicht. Es gab noch eine Menge Jungenabenteuer die er zuerst zu erledige hatte. Dann hieß es, er sei mit einer unserer Schulschönheiten zusammen, aber meiner Meinung, Genaues wusste ich gar nicht, lief da nichts Entscheidendes. Außer, dass er wusste, er konnte in die erste Riege gelangen, wovon er eigentlich sowieso ausgegangen war.

Und plötzlich war er mit Lydia zusammen. Lydia sah ganz hübsch aus, war aber nicht erste Riege. Die erste Riege, das waren unsere Stars. Die von denen jeder träumte, - Jasmin gehörte dazu, aber sie war die ganze Schulzeit durch mich besetzt gewesen, da lief nichts, dachte man. Hatte ich auch gedacht. Hatte Martin nicht gedacht, und hatte damit recht gehabt, als er es probiert hatte. Vielleicht hatte er es jahrelang probiert, und ich hatte es nur nicht mitbekommen. Aber Martin probierte es eigentlich bei jeder, bis sie ihm klar signalisierte, dass nichts ging, was zum Beispiel Lydia sofort tat.

Lydia war erst nach der Schulzeit zu unserer Gruppe dazugekommen, obwohl sie mit uns zur Schule gegangen war. Ganz klar war mir das auch nicht, warum. Jedenfalls war sie plötzlich mit Arne zusammen, und sie fuhr mit ihm Motorrad mit, und sie trank mit seinen Freunden und ihm, und sie war ein geselliger ganz offener Typ, bei dem man sich auch ausheulen konnte, was ich seltsamerweise dann nach meinem GAU nicht tat. Ich sah an ihrem Blick, dass ich ihr Leid tat, ohne Arnes Verachtung. Vielleicht war ich mir nicht sicher, wie viel sie doch weiter getragen hätte, die mich daran hinderte, ihr zu erzählen wie es mir ging.

Wahrscheinlich sah es sowieso jeder. Ich betrank mich ein paar Mal richtig schrecklich, ich leckte meine Wunden, ich joggte jeden Tag, bis ich so gut im Training war, dass ich Entziehungserscheinungen bekam, wenn ich es einen Tag nicht machte. Sport war schon immer ein gutes Ventil bei mir gewesen, das fing wahrscheinlich in dieser Zeit an. Ich rannte bis der Flow in meinem Kopf entstand, das Gefühl, als ob ich auf einem großen leichten Strom durch die Natur zog, mein Blut rauschte in meinem Kopf, mein Herzschlag war kräftig und trieb mich vorwärts. Alles andere verflog.

Half auch gegen sexuellen Entzug. Den hatte ich natürlich. Davor war ich derjenige mit dem regelmäßigsten Sexualleben gewesen, lange Jahre der einzige mit einem Sexualleben. Und jetzt Schluss damit. Bis zu der Beziehung mit ihr hatte ich natürlich sehr oft masturbiert. Frühpubertäre Phase, so ab 12,- würde ich mal grob sagen, als Mann sich so entdeckte, bei irgendeinem Nacktbild. Da war nichts zu wollen mit youporn Videos oder Ähnlichem. Phantasien taten es auch. Phantasien von unseren Top-girls in der Klasse, Phantasien von Jasmin, als ich schon irgendwie das Gefühl hatte, dass sich da was zwischen uns anbahnte.

Dann hatte ich keine Phantasien mehr gebraucht. Ich kam ein zwei Mal am Anfang von selbst, als ich es ihr machte, weil ich mich leicht an ihr rieb. Nach ein paar Wochen fasste sie mich an und besorgte es mir. Sie hatte es nie sehr fest gemacht, aber das genügte mir. Ich sah sie an, ich sah ihre Hand auf meinem Schwanz und ich verging vor Wonnen. Hört sich kitschig an, doch genau so war das tatsächlich gewesen. Ich machte es mir noch zwei drei Mal in der Woche unter der Dusche, aber ich dachte immer an sie.

Und nun Masturbation ohne an sie zu denken. Sehr schwierig. Immer noch kein youporn. Ich studierte zu der Zeit bereits in Frankfurt, es gab Pornokinos. Ich ging hin, aber sorry, ich konnte es mir nicht in einem Kino machen, auch wenn ich wusste, hörte, mitbekam, dass es genügend Männer um mir rum gab, die es ungeniert taten.

Mit den Phantasien war es ein Debakel. Ich wollte auf keinen Fall Jasmin darin haben, ich dachte an alle möglichen Mädels von uns. Uschi mit ihren großen blauen Augen. Ich stellte mir ihre kleinen bestimmt schönen Brüste vor und wupps waren die Brüste Jasmins in meinem Kopf. Ich stellte mir vor wie ich Petra von hinten vögelte, sie hatte einen großen runden Hintern, aber plötzlich war es der Hintern von Jasmin. Ich kam mir wie unter einem Wodoo Zauber vor. Ich kaufte ein Pornoheft. Und verdammt, das war die Rettung. Ich konzentrierte mich völlig auf die Bilder, die da abgebildet waren. Ich schaute die Titten, die Mösen an, als ob ich eine anatomische Dissertation darüber schreiben müsste, ich schaltete jeden anderen Gedanken aus, ich fixierte die Photographien als ob ich sie für die Ewigkeit in mein Gehirn scannen wollte.

Pornographische Betrachtungen

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