Читать книгу Aufbruch in die Dunkelheit - Mark Stichler - Страница 5
Kapitel 1
ОглавлениеSie kamen aus dem Dunkel des Waldes. Es war noch sehr früh am Morgen und die Sonne stieg gerade erst über die Wipfel der Bäume am gegenüberliegenden Hang des Tals. Dort drüben, an der Nordseite, schimmerten zwischen den schwarzen Tannen noch vereinzelt Reste von Schnee. Aber es würde nicht mehr lange dauern und sie würden weggeschmolzen sein unter der zunehmenden Kraft der Sonne. Im Wald war es kühl und still und dämmrig gewesen. Hans und Eduard waren sehr früh aufgebrochen, auf der Jagd nach Trappen, Schnepfen, Auer- und Birkhühnern und Fasanenhähnen.
Der Hund war der Einzige gewesen, der Geräusche von sich gab, als er in der fahlen Dämmerung, in der Zeit zwischen Nacht und Morgen aufmerksam und ganz in seine Aufgabe vertieft nach dem Geflügel stöberte. Ab und zu schnaubte er oder stieß eine Art rasselndes Keuchen aus, leise, wie jemand, der seinen Husten unterdrückt. Doch sonst war alles ruhig gewesen, auf eine vage, diffuse Art angespannt, konzentriert. Als hätte das Wild mit angehaltenem Atem gewartet und gehofft, der Kelch gehe an ihm vorüber.
Ihre vereinzelten Schüsse waren wie ein Schock gewesen, als der Hund ein paar Schnepfen aufgestöbert und aus dem Dickicht getrieben hatte. Sie hatten die Stille zerrissen, auf eine seltsame Art und Weise Unordnung in die Landschaft gebracht und die Spannung und das heimliche Schleichen im Wald durchbrochen. Dann hatte sich wieder Stille zwischen die Bäume gelegt. Wie ein graues, fein gewobenes Netz, durch das man nur wenige Meter sehen konnte und zwischen dessen dünnen Fäden man sich vorsichtig bewegte …
Jetzt, als Hans und Eduard aus der Dämmerung zwischen den Bäumen auf die Lichtung traten und in die Sonne blinzelten, erschien das Licht beiden gleichermaßen laut wie ein Geräusch. Als würde man die Hülle der Stille im Wald von außen ankratzen, wie man mit dem Nagel über ein Stück groben Stoffs fährt. Aber das Licht löste auch ihre Anspannung und befreite das Atmen, das sie auf der Jagd im Wald unwillkürlich unterdrückt hatten.
Im Gehen schwang Hans seine Flinte mit dem Kolben über die Schulter und legte den Unterarm über den Lauf. Eduard hatte sein Gewehr am Gurt über den Rücken geschnallt. Beide trugen feste Stiefel, ihre Waden hatten sie mit Gamaschen umwickelt. Hans, der Jüngere, zog seinen weichen, grauen Filzhut an der breiten Krempe etwas nach vorne ins Gesicht, um die direkte Sonneneinstrahlung abzuwehren. Eduards Hut war weniger modisch, mit kurzer Krempe, aber zweckmäßiger für die Jagd.
An einer Schnur, die er in der Hand hielt, baumelten eine Schnepfe und ein Auerhahn. Ab und zu streiften ihre Federn das niedrige Gras. Ihr Gewicht schien ihn nicht zu beeinträchtigen, er ging mit festem Schritt bis ans Ende der Lichtung zu einem steilen Abhang, von dem aus er das darunterliegende Tal, den Fluss und Waldbrügg überblicken konnte. Der Hund folgte ihm und schnüffelte ab und zu gierig an den Vögeln, was Eduard, wenn er es bemerkte, mit einem leisen Geräusch und einer nachlässigen Handbewegung abwehrte, die die Vögel in eine leicht rotierende Schwingung versetzte.
An Hans’ Gürtel baumelte eine Schnepfe. Er trat zu seinem Bruder, stützte sich auf seine Flinte und blickte ebenfalls ins Tal, auf den Fluss und auf die Stadt unter ihnen.
„Ist das nicht eine der schönsten Stunden des Tages? Vor allem zu dieser Jahreszeit“, sagte Eduard. „Die Sonne kommt hervor und fängt schon an zu wärmen. Man …“ Ihm fiel ein – wie jedes Mal, wenn er sie benutzte –, dass Hans diese unpersönliche Art der Verallgemeinerung nicht mochte. Er räusperte sich. „Wir waren schon unterwegs, haben unser Tagwerk schon längst begonnen, während es bei anderen Leuten eben erst beginnt.“
Hans lächelte und zuckte leichthin mit den Schultern.
„Manchmal schon …“, erwiderte er. „Aber etwas länger zu schlafen hat auch was für sich.“ Sein Blick fokussierte sich für einen kurzen Moment auf die unbestimmten Weiten unten im Tal.
Eduard lachte. Dann schwiegen sie wieder. Hans warf einen Stock für den Hund, der ihm eifrig nachjagte. Ein paar Minuten noch, dann war der Moment der Ruhe vorbei. Dann würden sie aufbrechen, hinunter in die Stadt …
Eine Mauer umfasste Waldbrügg wie ein enger Gürtel. Darin standen die zusammengepferchten Häuser scheinbar kreuz und quer entlang schmaler, mittelalterlicher Gassen. Vom Standpunkt der beiden aus konnte man das Rathaus erkennen und gegenüber, vom Marktplatz etwas zurückgesetzt, die Kirche. An manchen Stellen jedoch sah es so aus, als hätten die Häuser die Stadtmauer überstiegen oder sie gesprengt, als wären sie durch die Tore gequollen. Der Platz innerhalb des Schutzwalls reichte schon lange nicht mehr aus, um sie alle samt ihren Bewohnern zu fassen.
An einer Biegung des Flusses stand die alte Mühle, nicht weit entfernt davon konnte man eine Baustelle und die Baracken der Arbeiter erkennen. Dort wurde eine Brücke gebaut, um das Gelände mit den neu entstandenen Häusern am anderen Flussufer besser mit der Altstadt zu verbinden. Es sollte die dritte Brücke Waldbrüggs werden. Während der Wintermonate hatten die Arbeiten so gut wie völlig geruht, doch jetzt, zu Beginn des Frühlings, wurden sie wieder aufgenommen.
Auf der Seite des Tals, auf der sich Hans und Eduard befanden, zogen sich Häuser, Schuppen, Lagerhäuser und Hütten den Hang hinauf und bis in den Wald hinein. Je weiter entfernt von der Stadt sie gebaut waren, desto armseliger wurden sie. Noch lag ein Teil der Häuser unten im Tal im Schatten, doch die Sonne stieg rasch und tauchte sie in ein dünnes, fadenscheiniges helles Licht. Aus den Kaminen der Wohnhäuser stiegen schmale, dünne Rauchsäulen in den noch kalten Morgen.
„Komm.“ Eduard gab Hans einen leichten Schlag auf die Schulter. „Vater wartet bestimmt schon mit dem Frühstück auf uns.“ Er warf sich die Schnur mit der Schnepfe und dem Auerhahn über die Schulter und ging über die Lichtung zurück zum Wald, wo ein schmaler Trampelpfad in leicht geschwungenen Kurven hinunter zur Stadt führte. Hans seufzte, nahm sein Gewehr auf und folgte ihm. Schweigend gingen sie hintereinander her, bis sie die ersten Hütten oberhalb der Stadt erreichten. Dort konnten sie nebeneinander weitergehen. Der Weg wurde breiter, doch noch immer war er nicht befestigt. Fuhrwerke hatten jahrhundertelang ihre Spuren in den kargen Lehmboden eingegraben. Bei Regen schoss das Wasser die Rillen hinunter und bahnte sich seinen Weg in den Fluss. Dann war es nicht ungefährlich, hier zu gehen. Auch jetzt, bei trockener Witterung, achteten die Brüder darauf, wohin sie ihre Schritte setzten. Unten am Hang machte die Straße einen Bogen und erst hier, wo sie in direkter Linie auf die Stadt zuführte, begann der gepflasterte Teil.
Es war noch nicht viel los. Nur einige wenige Leute kamen zu Fuß durchs Tor, hinter ihnen ein Fuhrwerk. Die eisenbeschlagenen Räder des nicht beladenen Wagens ratterten über die Pflastersteine und verursachten einen ohrenbetäubenden Lärm. Hans verzog schmerzvoll das Gesicht, als es an ihnen vorüberfuhr. Der Hund bellte.
„Still“, rief Eduard gereizt.
„Was für ein Krach“, sagte Hans.
„Nicht mehr lange. Das gehört bald der Vergangenheit an.“ Eduard blickte die alte, gepflasterte Straße entlang und verzog verächtlich den Mund. „Bald werden hier motorbetriebene Wagen fahren. Pferdekutschen sind dann die Relikte alter Zeiten.“
Hans runzelte die Stirn und blieb stehen. Zwischen zwei Baracken hindurch konnte man den Fluss sehen, der sich im Morgendunst wie eine Schlange durch die blassgrünen Auen davonmachte. In einer der Werkstätten an der Straße entfachte ein Schmied sein Feuer. In dem schwarzen, rußigen Verschlag, der zur Straße hin offen stand, stoben Funken. Die Glut schimmerte dunkelrot und orange.
„Wenn du diese stinkenden Maschinen meinst …“, sagte Hans. „Was den Lärm angeht, sind die wohl kaum besser.“
„Warte ab.“ Eduard lächelte. „Das wird eine Revolution.“ Er gab seinem Bruder einen gutmütigen Klaps auf die Schulter. „Vielleicht nicht gerade die Revolution, von der du immer sprichst. Aber eine technische. Da bin ich sicher.“
Hans schien keineswegs überzeugt. Er zuckte skeptisch mit den Schultern und strich sich über den hellen Flaum, der über seinen Lippen spross.
„Technische Revolutionen haben immer etwas mit Waffen und Gewalt zu tun.“
„Unsinn.“ Eduard winkte unwillig ab. „Wie kann man nur so entschieden neuen politischen Ideen anhängen und gleichzeitig so fortschrittsfeindlich denken?“
Die Brüder gingen durch den Torbogen und betraten die engen Gassen der Stadt, die noch im Schatten lagen. Hans schüttelte energisch den Kopf. Am Hals und auf seinen blassen Wangen war ein leichter Anflug von Röte zu erkennen.
„Das ist kein Unsinn“, widersprach er mit einem Eifer, der auf eine leicht entzündbare Reizbarkeit schließen ließ. Zumindest, wenn es um Politik und technischen Fortschritt ging, schien Hans ein Temperament zu entwickeln, das man ihm auf den ersten Blick nicht zugetraut hätte. „Wenn du dich an eines der vielen Beispiele unseres Professors erinnerst … Die Schlacht von Lepanto wurde von der venezianisch-spanischen Liga nur aufgrund einer technischen Neuentwicklung gewonnen. Kanonen mit großer Feuerkraft an Heck, Bug und den Breitseiten …
„Kriegsgerät“, unterbrach Eduard ihn. „Kriegsgerät. Ein Motor ist kein Kriegsgerät, auch wenn du und der alte Professor Nehringer das vielleicht annehmen. Dieser Gasmotor, mein Lieber, wird die Menschen bewegen. Und wie … Alles wird schneller. Das ist alles.“ Er schnipste mit dem Finger, um den Hund zu sich zu rufen, der, seit sie die Stadt betreten hatten, immer wieder zurückfiel und manchmal in eine Seitengasse abbog, um verschiedenen Gerüchen nachzugehen oder sein Revier zu markieren. „Außerdem will ich mich um diese Zeit wirklich nicht mit dir über Politik oder – noch schlimmer – die alten Venezianer streiten.“
Einen Moment lang gingen sie schweigend nebeneinanderher. Hans starrte mit zusammengezogenen Augenbrauen düster auf die Steine des Straßenpflasters, die Schultern leicht nach oben gezogen. Eduard lächelte. Er kannte diese Haltung seines Bruders seit frühester Kindheit. Er war leicht in Rage zu bringen. Dann zog er sich quasi zusammen, als würden sich Zorn und Ärger krampfartig auf einen Punkt in der Mitte seines Körpers konzentrieren. Doch ebenso schnell, wie der Ärger in ihm aufstieg, verschwand er auch wieder.
Seit sie die Stadt betreten hatten, hatte sich etwas verändert. Es war nicht das Gespräch und der Ärger seines Bruders, es war die Stimmung insgesamt. Als hätte der Alltag schon wieder von ihnen Besitz ergriffen, bevor sie noch die Schnepfen und Hühner in der Küche abgegeben, die Kleidung gewechselt und sich mit ihrem Vater zum Frühstück an den Tisch gesetzt hatten. Da draußen war alles licht und frei, klar und gleichzeitig unbestimmt gewesen. Doch hier, auf dem Weg zum Elternhaus, fühlte Eduard sich auf einmal nicht mehr richtig gekleidet für seine Umgebung. Hier in den Gassen der Stadt spürte er auf einmal eine Enge, den Druck der starren, jahrhunderte alten Mauern, und freute sich schon jetzt darauf, bald wieder nach draußen zu kommen, zur Baustelle an der neuen Brücke.
Während Eduard noch darüber nachdachte, wie sehr ihn die kleinstädtische Atmosphäre Waldbrüggs manchmal bedrückte, hatte sich Hans’ Miene wieder aufgehellt. Er grüßte ein paar Arbeiter, die auf dem Weg aus der Stadt waren, mit einem Kopfnicken.
„Bestimmt sind sie auf dem Weg zu Mandelbaums Manufaktur“, rief er seinem Bruder zu. Aus irgendeinem Grund schien er begeistert über ihren Anblick zu sein.
Eduard lächelte.
„Ich kenne sie“, erwiderte er. „Sie sind auf dem Weg zur Brücke. Und jetzt komm.“ Er legte den Arm um Hans’ Schulter. „Wir wollen frühstücken gehen. Ich muss nachher auch hinaus.“
Als sie aus der Gasse auf den Marktplatz traten, lag Eduard sein voriger Gedanke wieder ganz klar vor Augen. Die Welt befand sich in einem Umbruch, in einem Wandel. Noch war es nicht deutlich zu sehen, doch in Ansätzen schon spürbar. Und während, noch weitgehend unbemerkt, die Welt sich in Veränderung befand, blieb Waldbrügg, wie es jetzt vor ihm lag, immer in seiner kleinbürgerlichen, mittelalterlichen Attitüde erstarrt. Immer würde der Brunnen mit dem Wappen der Stadt – Eduard fragte sich, wie eigentlich der sich schlängelnde Drache auf das Bild von Brücke und Fluss gekommen war – in der Mitte des Platzes vor dem Rathaus mit seinem kunstvollen Fachwerk und den vielen kleinen Fenstern stehen, für immer unveränderlich die Kirche schräg gegenüber, etwas abgegrenzt und quasi mit einem eigenen Vorplatz versehen. Und genauso unverrückbar würde die Ordnung der Stadt immer bestehen bleiben, wenn es nach den Bürgern hier ging.
Im Schatten der Kirche, etwas nach hinten versetzt, wo eine der Gassen vom Platz abging, stand das Haus der Eschers, sein und Hans’ Elternhaus. Es war eins der größten, mit vielen, aber kleinen Fenstern, seine Fassade rauchschwarz an den Balken, der Putz vergilbt. Über der Tür, die sie betraten, prangte das Familienwappen, ein dunkel verwittertes Holzschild mit Waage und Baum. Ihr Großvater hatte es anbringen lassen, als er das erste Mal zum Bürgermeister gewählt worden war.
Sie betraten die schmucklose Halle. Eigentlich war Halle ein zu hochtrabendes Wort für den düsteren, beinahe quadratischen Raum. Am Eingang war die Decke niedrig und man zog beim Hereinkommen automatisch den Kopf ein. Einige dunkle Vorhänge an der Wand schienen das wenige Licht zusätzlich zu absorbieren. Der Boden bestand aus rohen, großen Steinquadern, an manchen Stellen rau, an anderen speckig und abgetreten.
Nach ungefähr einem Meter wurde der Raum höher. Ringsum verlief eine Galerie, von der aus man die verschiedenen Wohnzimmer erreichte. Ein paar kleine Fenster spendeten etwas Licht. Zum ersten Stock führten zwei Treppen, die an der jeweils gegenüberliegenden Ecke über einen Absatz, eine Art Zwischenpodest, nach oben führten. Den einzigen Schmuck, sah man einmal von den dunklen Vorhängen am Eingang und einem eisernen Kronleuchter in der Mitte der Halle ab, stellten zwei Gemälde dar, die über den Treppenabsätzen hingen. Das linke hatte Eduard früher kaum wahrgenommen. Es war das Porträt eines Ahnen, bereits stark nachgedunkelt, sodass nur noch die markanten Wangenknochen, die allen Eschers eigen waren, und das Weiß der Augen etwas hervorstachen. Eduard hatte sich als Kind nie die Mühe gemacht, nach ihm zu fragen. Zu diffus verschwammen Gesicht und Hintergrund miteinander, als verschwinde der Mann immer mehr im nebulösen Dunkel der Zeiten, in denen er gelebt haben mochte.
Das Bild auf der rechten Seite zeigte einen jungen Mann im Halbprofil, in der Kleidung eines Wanderers und mit einer Baskenmütze, der zwischen Bäumen auf einer Anhöhe stand und hinunterblickte auf eine Flusslandschaft. Im Hintergrund konnte man verschwommen die Umrisse einer großen Stadt erkennen. Unten im Tal, nur mit Strichen und gelegentlichen Farbtupfern angedeutet, zogen Soldaten in einer langen Reihe auf die Stadt zu. Dieses Bild hatte Eduards Fantasie als Junge immer wieder beschäftigt. Für ihn war es das Sinnbild für den Aufbruch in die Freiheit gewesen, zu Abenteuern und in fremde Länder und Städte. Mit zunehmendem Alter war es ihm mehr und mehr zum Ausdruck für seine Ängste geworden, für immer in den engen Verhältnissen dieses Hauses und Waldbrüggs, die ihm damals unerträglich erschienen, gefangen zu bleiben. Doch dann war er fürs Studium in die Stadt gegangen und jetzt seit einem halben Jahr wieder hier, in seiner Eigenschaft als Assistent des Bauingenieurs für die neue Brücke. Sein Vater rechnete natürlich immer noch damit, dass er nach dem Ende der Bauarbeiten in Waldbrügg bleiben würde, um sich um das Stoff- und Tuchgeschäft der Familie zu kümmern. Doch seit Hans dort mitarbeitete, machte Eduard sich darüber weniger Gedanken und Sorgen.
Während seines Studiums hatte Eduard sich eine Zeit lang mit Landschaftsmalerei beschäftigt. Vor allem die englischen Maler vom Anfang des Jahrhunderts hatten es ihm angetan. Und als er an diesem Morgen am Treppenaufgang stand und das Bild vom Marsch der Truppen auf die Stadt betrachtete, das Abbild seiner frühen Sehnsüchte, schüttelte er leicht verwundert den Kopf. Bisher hatte er noch gar nicht darauf geachtet, aber gegenüber den Gemälden von Turner oder Bonington war es höchstens als Mittelmaß zu bezeichnen, wenn nicht gar als bessere Stümperei. Es fiel ihm schwer zu glauben, dass es bei ihm jemals diese vage Sehnsucht nach Freiheit ausgelöst hatte. Die Aufteilung war bestenfalls konventionell und der Versuch, dem Ganzen durch die Andeutung der marschierenden Truppen einen spannungsreicheren militärischen Anstrich und mehr Tiefe zu geben, scheiterte an der plumpen Ausführung. Der Maler – C. Carstens, wie die Signatur neben der Jahreszahl 1871 am linken unteren Bildrand verriet – war ein nicht unbekannter Däne, der immer noch lebte und seinen Stil in den letzten vierzig Jahren kaum geändert hatte. Seine Gemälde kamen in Deutschland gut an und hingen in den Fluren und Wohnzimmern vieler bürgerlicher Häuser.
Als jetzt die Sonne durch die kleinen Fenster auf der gegenüberliegenden Galerie drang, fiel mehr Licht auf das linke Gemälde und Eduard wandte sich dem früher missachteten Porträt seines Ahnen zu. Er erinnerte sich plötzlich, dass Hans, sein kleiner Bruder, sich immer vor den aus dem Dunkel schimmernden Augen des alten Mannes gefürchtet hatte. Er hatte als Kind immer diffuse Ängste vor Geistern, mystischen, übernatürlichen Bedrohungen gehabt, die Eduard nie teilte. Doch durch den Lichteinfall trat das Gesicht des Alten plötzlich aus dem ihn umhüllenden Dunkel hervor. Zart und papiern wirkte seine vergilbte Haut, fein die schütteren, an Stirn und Schläfen zurückweichenden Haare und so aufmerksam, wie Eduard ihn jetzt betrachtete, blickte er zurück … Eduard fuhr sich automatisch mit den Fingern über die Augen und schüttelte leicht den Kopf. Einen Moment lang hatte er tatsächlich das Gefühl gehabt, auf der anderen Seite des Gemäldes befinde sich etwas, existiere etwas schon weit Zurückliegendes, eine alte Welt, und er konnte auf einmal etwas wie Verständnis für Hans und seine Geisterseherei aufbringen. Auf jeden Fall, wie er sich insgeheim gestand, war dieses Gemälde, das er in seiner Kindheit immer links liegengelassen hatte, auch malerisch das weit Interessantere. Es war datiert auf das Jahr 1502, der Maler hatte es nicht signiert, obwohl er, wie Eduard spontan befand, dazu mehr Grund gehabt hätte als C. Carstens beim Marsch der Truppen auf die Stadt. Er bezweifelte allerdings, dass es sich bei der Jahreszahl um das Entstehungsdatum des Porträts handelte. Etwa um diese Zeit war das Haus gebaut worden. Vielleicht hatte der Mann auf dem Bild zu dieser Zeit gelebt und der Maler wollte darauf hinweisen. Dafür sprach auch, dass er weder eine Signatur noch Initialen hinterlassen hatte.
Es war nur ein Moment gewesen, in dem das Bild auf diese eigenartige Art und Weise beleuchtet war. Schon wenige Augenblicke später verschwand das Antlitz des Mannes wieder im unbestimmten Dunkel der vergangenen Jahre. Das ganze Gemälde tauchte wieder ab in die Bedeutungslosigkeit, mit der es sich all die Jahre Eduards Missachtung verdient hatte. Doch er vermutete, dass sein Bruder das Bild vor vielen Jahren vielleicht genau zu dieser Sekunde des Tages zum ersten Mal gesehen hatte und darauf seine Angst davor beruhte. Und seit damals wusste er, dass dieses Bild jeden Tag einen kleinen Augenblick hatte, an dem es sich gänzlich veränderte, sozusagen auflebte und vielleicht diesem Mann seit fast vierhundert Jahren einen kurzen Blick auf seine eigene Halle gewährte.
Eduard lachte und schüttelte über seine Gedanken ärgerlich den Kopf. Für Romantik und Spekulation hatte er eigentlich nichts übrig. Er selbst hielt sich für einen bedingungslos nüchternen und rationalen Menschen. Sollten auch andere Seiten in ihm existieren, so hatte er eigentlich gehofft, sie mit der Entscheidung für ein naturwissenschaftliches Studium und der Beschäftigung mit Statik und Architektur loszuwerden. Aus diesem Grund hatte er auch seine Beschäftigung mit der Malerei nach zwei, drei Semestern wieder aufgegeben. Er wollte ein ernsthafter, ausgeglichener Mensch werden und sah sich auf dem besten Weg dazu. Da war kein Platz für Malerei und Hirngespinste …
Man sah der Eingangshalle und ihren Dimensionen nicht an, dass das Haus, verbunden mit verschiedenen Nebengebäuden, sich nach hinten noch sehr weit hinzog und im Erdgeschoss auch das Kontor und das Lager für die Tücher und Stoffe beherbergte, mit denen der alte Escher handelte.
Eduard wollte seinem Bruder gerade nach oben folgen, um sich umzuziehen, als sich unten eine Tür öffnete. Sein Vater trat in die Halle und eilte zur Treppe.
„Eduard. Ihr seid zurück? Schön. Gerade rechtzeitig zum Frühstück“, rief er.
„Vater.“ Eduard zuckte zusammen und drehte sich auf dem Treppenabsatz um. „Wir sind gerade eben gekommen. Wir wollen uns nur noch umziehen …“
Er wartete, bis sein Vater ihn auf der Treppe eingeholt hatte. Einen Augenblick standen sie sich gegenüber. Eduard war nur ein wenig größer als er. Sie hatten den gleichen, stämmigen Körperbau und die Wangenknochen der Eschers. Auffallend war Eduards weiches, gewelltes, braunes Haar. Das seines Vaters war grau und kurz geschnitten. Er trug einen akkurat gestutzten Backenbart, über den er sich jetzt kurz strich, mit einer hastigen, fast schroffen Handbewegung. Eine automatische Geste, die er unbewusst sehr häufig machte und die ihm selbst gar nicht mehr auffiel.
„Lass dir Zeit“, erwiderte er. „Ich habe es heute Morgen nicht eilig. Mein erster Termin im Rathaus ist erst um elf. Mit Mandelbaum.“ Er zögerte, bevor er den Namen sagte, als befürchte er, damit ein unangenehmes Thema anzuschneiden. Eduard zeigte keine Reaktion. Er nickte nur kurz.
„Habt ihr Glück gehabt?“, fragte Franz Escher. Gemeinsam setzten sie den Weg nach oben fort.
„Bei der Jagd?“ Eduard verzog abschätzig den Mund. „Ach, nein. Es ist nicht der Rede wert. Ich hab eine Schnepfe und einen Auerhahn erwischt. Hans eine Schnepfe.“
„Hm“, machte der Alte. Es schien ihn nicht weiter zu interessieren. „Hans war mit seinen Gedanken wahrscheinlich wieder überall, nur nicht bei der Sache.“
„Aber, nein“, verteidigte Eduard seinen Bruder und schmunzelte. „Wir hatten einfach Pech.“ Sie hatten die Tür zu seinen Räumen erreicht. Er drückte die Klinke. „Ich bin sofort so weit.“
Escher winkte ab.
„Bis gleich.“
Von Eduards Räumen zu sprechen war eigentlich zu hochtrabend. Es handelte sich lediglich um ein nicht einmal besonders großes Zimmer mit einer Art Alkoven, in dem ein Bett stand. Der Platz im Wohnraum war ziemlich beengt, da Eduard bei seiner Rückkehr noch einen großen Schreibtisch und ein Bücherregal in eine Ecke gequetscht hatte. Darin stapelten sich einige Bücher, Notizen und Pläne. Das Fenster daneben war von den Fensterläden verdunkelt. Die Sonnenstrahlen drangen nur durch einige Ritzen und tauchten das Zimmer in ein diffuses Dämmerlicht. Die Tür des großen Kleiderschranks gegenüber war verspiegelt und halb verdeckt von den Kleidern, die Eduard heute anziehen wollte. Eilig streifte er die Schuhe ab, wickelte die Gamaschen von den Waden und warf sie zusammen mit Jacke und Hose achtlos auf einen Sessel.
Aus einem Krug goss er sich Wasser in eine Schüssel auf dem Waschtisch neben der Tür, wusch sich Gesicht und Hände und fuhr sich mit einem Kamm durch die Haare. Dann kleidete er sich an und ging hinüber ins Esszimmer, wo Hans und der Alte schon auf ihn warteten. Franz Escher saß am Kopfende des Tischs, die Knöpfe seines an den Rändern abgenähten Jacketts hatte er geöffnet. Darunter spannte eine etwas zu enge Weste über seinem Bauch. Er blätterte in einer Zeitung, die er achtlos auf den Tisch warf, als Eduard eintrat. Hans saß rechts von ihm. Er hatte sich eilig einen grauen Anzug angezogen und ein hellbraunes, weiches Tuch lose um den Hals geschlungen. Die alte Maria, Dienstmädchen der Eschers seit Eduard und Hans noch Kinder waren, trat ein, sobald Eduard Platz genommen hatte, und schenkte Kaffee aus einer großen Seihkanne ein.
Eduard bedankte sich und nahm die Zeitung, die sein Vater auf den Tisch geworfen hatte. „Was will Mandelbaum eigentlich?“, fragte er, sich der Erwähnung des Namens erinnernd, während er die Schlagzeilen auf der Titelseite überflog. „Wenn er ins Rathaus kommt, muss es doch etwas Offizielles sein, oder?“
„Ich habe ihn zu einem Termin gebeten“, erwiderte Escher. Er dachte kurz nach, bevor er fortfuhr: „Als Bürgermeister, nicht als Freund.“ Wieder zögerte er. „Nein, es ist nichts Offizielles …“
Sein Zögern machte Hans neugierig.
„Er ist doch nicht in Schwierigkeiten, oder?“
„Nein.“ Der alte Escher schüttelte den Kopf, als sei er über seine eigene Unsicherheit ärgerlich. „Ich glaube nicht. Es war ja nicht Mandelbaum, der um einen Termin gebeten hat. Ihr wisst, er kauft seit langer Zeit unsere Stoffe für seine Möbel bei uns. Wir kennen uns schon sehr lange. Länger als Simon und Ava auf der Welt sind.“
„Ja“, sagte Eduard und wartete geduldig ab.
„Nun, er hat die Verträge gekündigt und bezieht seinen Stoff seitdem von einer anderen Firma.“ Der alte Escher lachte ärgerlich. „Soweit er mir sagte, ist sie trotz der Transportkosten günstiger als wir. Ich weiß nicht … Er war einer unserer besten Kunden. Und jetzt das …“
Etwas anderes schien dem Alten noch im Kopf herumzugehen, aber er sprach nicht weiter.
„Hätten wir ihn nicht ins Geschäftskontor einladen sollen?“, fragte Hans eifrig. „Dann hätte ich auch an den Verhandlungen teilnehmen können. Vielleicht wäre Simon mitgekommen …“
„Das wird kein Familientreffen“, unterbrach ihn sein Vater schroff. „Ich will ihm klarmachen, dass er es nicht nur mit einem einfachen Händler zu tun hat. Schließlich besitzt unsere Familie einigen Einfluss in der Stadt. Und dass er aus dem Judenviertel herausgekommen ist und mit seiner Firma Erfolg hat, verdankt er nicht zuletzt uns.“
„Hm“, machte Eduard und schmunzelte. „Mandelbaum wurde uns doch immer als leuchtendes Beispiel dargestellt, wie man es trotz widrigster Umstände aus eigener Kraft zu etwas bringen kann.“
Escher warf ihm einen scharfen Blick zu.
„Das ist unser Geschäft“, sagte er. „Tu nicht so, als ginge dich das nichts mehr an.“
Eduard hob abwehrend die Hände.
„Das ist doch jetzt Hans’ Sache“, meinte er. „Nicht wahr?“
„Ich … denke doch“, erwiderte Hans und blickte seinen Vater an.
„Noch führe ich das Geschäft“, sagte der Alte barsch und sah an Hans vorbei aus dem Fenster. „Und ich möchte Mandelbaum klarmachen, dass er unsere Verträge nicht so einfach aufkündigen kann.“
„Mit Drohungen?“, fragte Eduard vorsichtig.
Escher winkte ab.
„Ich rede nur mit ihm. Aber das Büro des Bürgermeisters ist nicht der schlechteste Platz, um ein bisschen Respekt einzufordern.“ Er lächelte.
„Die Mandelbaums sind unsere Freunde“, warf Hans ein.
„Umso schlimmer“, meinte der Alte. „Da sollte man doch mit ein bisschen mehr Loyalität rechnen. Nicht?“
Maria kam herein und schenkte allen Kaffee nach.
„Danke“, sagte Eduard und stürzte ihn nach einem Blick auf die Uhr mit zwei, drei hastigen Schlucken hinunter. „Ich muss los.“ Er schien nicht gerade traurig darüber zu sein.
Sein Vater warf ihm einen interessierten Blick zu.
„Zur Baustelle?“, fragte er.
Eduard nickte.
„Wie geht es denn voran?“
„Gut, denke ich.“ Eduard erhob sich und zuckte leichthin mit den Schultern. „Ich kann noch nichts Genaues sagen, aber wir können nach dem strengen Frost endlich weitermachen. Und Eis und Schnee scheinen die Gerüste und Verschalungen nicht allzu sehr in Mitleidenschaft gezogen zu haben. Ich denke, wir bleiben einigermaßen im Zeitrahmen. Aber es ist natürlich noch zu früh, um das mit Sicherheit sagen zu können.“
Der Alte blickte ihn spöttisch an, verzog ansonsten aber keine Miene.
„Wann könnt ihr das denn mit Sicherheit sagen?“, fragte er. „Das Gleiche erzählt mir dein Chef auch immer wieder.“
Eduard seufzte.
„Der Bau einer Brücke ist eine komplexe Sache“, erwiderte er mit einer gewissen Ungehaltenheit in der Stimme. „Man kann bei einer geplanten Bauzeit von vier Jahren nicht nach einem Jahr auf den Tag genau sagen, wann die Brücke fertig sein wird. Dafür hast du hoffentlich Verständnis.“
„Natürlich“, sagte sein Vater nach einer kleinen Pause. „Natürlich. Du kannst mir heute Abend etwas darüber erzählen.“
„Heute Abend?“ Eduard schüttelte den Kopf. „Da wollte ich eigentlich in den Club. Alle reden davon und ich war noch nie dort.“
Hans hatte die ganze Zeit schon mit einer gewissen Angespanntheit dagesessen und dem Gespräch gelauscht. Jetzt zuckte er zusammen.
„Du willst in den Nationalen Club? Ist das dein Ernst?“, rief er erstaunt.
Eduard presste kurz die Lippen zusammen.
„Was ist schon dagegen einzuwenden?“, fragte er ungehalten. „Es ist ein Club, nichts weiter.“
„Ich finde es eine sehr gute Idee, sich das einmal anzusehen“, unterbrach der alte Escher. „Das heißt doch noch lange nicht, dass man mit Leuten wie diesem … Wie heißt der Journalist gleich noch, der dich so in Rage bringt?“ Er blickte Hans fragend an.
„Maarsen“, sagte Hans leise und kniff die Augen zusammen. „Michael Maarsen.“
„Genau.“ Sein Vater nickte. „Das heißt noch nicht, mit Leuten wie Maarsen auf einer Stufe zu verkehren.“
„Aber er hat diesen Nationalen Club ins Leben gerufen!“, rief Hans aufgebracht.
„Maarsen ist lediglich ein Bekannter meines Chefs“, erwiderte Eduard. „Es verkehren dort ganz normale Leute.“
„Mehr als das“, ergänzte sein Vater. „Viele der Männer, die sich dort treffen, gehören zur guten Gesellschaft der Stadt. Was man von Ava und Simon Mandelbaum nicht unbedingt behaupten kann.“
„Weil sie Juden sind?“, ereiferte sich Hans. „Seit die Brücke gebaut wird, treiben sich hier eine Menge zwielichtiger Gestalten herum. Aber es sind sicher nicht die Mandelbaums.“
„Das sind Arbeiter“, erwiderte Eduard ruhig. „Und seid nicht Simon und du eifrige Verfechter der neuen Arbeiterbewegung? Von uns bekommen sie Arbeit. Es sind manchmal eben etwas derbere Gesellen. Aber eigentlich aufrechte und ehrliche Männer.“
„Die meine ich nicht“, rief Hans und wurde rot. „Ich meine Typen wie Maarsen, die im Gefolge deines Chefs hier aufgetaucht sind und jetzt über ihre Pamphlete und diesen Club ihr obskures Gedankengut streuen.“
„Es reicht jetzt, Hans“, sagte sein Vater streng. „Das geht zu weit. Nimm dich zusammen. Ich selbst habe mit Dr. Köhning wegen des Brückenbaus verhandelt, wie du weißt. Und er ist ein sehr kompetenter und ehrenwerter Mann. Und er ist außerdem ein guter Bauingenieur mit viel Erfahrung und hervorragenden Referenzen. Es gibt keinen Grund, ihn wegen der Mandelbaums zu beleidigen.“ Er atmete tief ein. „Ich bin mit dem alten Mandelbaum schon lange befreundet. Aber wie er sich zurzeit verhält, zeigt einmal mehr, dass man sich nicht immer auf ihn verlassen kann.“ Er fixierte Hans scharf. „Du kannst mir sagen, was du willst. Das trifft auf die meisten seines Schlags zu. Und trotzdem habe ich mich um sie gekümmert und immer versucht, Gerechtigkeit walten zu lassen. Aber sie sind nicht wie wir. Und der Club hat damit rein gar nichts zu tun.“
„Aber Maarsen verbreitet unsägliche Pamphlete, in denen es genau darum geht …“, rief Hans.
„Genug“, sagte sein Vater und warf seine Serviette auf den Tisch. „Ich will nichts mehr davon hören. Ich bin sicher, der Club wird eine Bereicherung für das gesellschaftliche Leben Waldbrüggs sein.“ Er erhob sich abrupt. „Ich glaube, es ist besser, wenn auch wir jetzt an unsere Arbeit gehen.“
Hans verkniff sich den Kommentar, den er auf den Lippen gehabt hatte und starrte mit rotem Kopf auf den Tisch. Einen Moment herrschte Stille im Raum.
„Komm schon“, meinte Eduard irgendwann versöhnlich. „Ich will mir den Club nur einmal ansehen. Dr. Köhning hat mich eingeladen. Ich habe nicht vor, regelmäßig dort zu verkehren oder gar Mitglied zu werden. Und selbst wenn dort niemand unsere Ansichten teilt, lohnt es sich doch, ein Bild davon zu bekommen. Meinst du nicht?“
Hans überlegte einen Moment.
„Du hast sicher recht“, sagte er dann ruhig und erhob sich ebenfalls. „Entschuldigt bitte.“
Der alte Escher zog leicht eine Augenbraue hoch.
„Nun, komm schon“, sagte er kühl.