Читать книгу BLUTTRAUM - Marko Cornelius - Страница 5
Prolog
ОглавлениеSolange er sich zurückbesinnen konnte, war er bestimmt kein großer Menschenfreund gewesen, noch hegte Buddy Greater die Absicht, jemals bedeutende philanthropische Wesenszüge annehmen zu wollen. Der Spezies Homo sapiens trat er allenfalls mit angedeutetem Wohlwollen und vorgetäuschter Respekthaltung gegenüber, um im täglichen Leben möglichst unbehelligt seiner Wege gehen zu können. Soweit ihm der Umgang mit anderen Menschen von Belang war, dann lediglich nur, falls sie ihm in irgendeiner Angelegenheit von Nutzen sein konnten; ansonsten waren ihm zwischenmenschliche Kontakte und Beziehungen bei weitem verhasst. Seit seiner Jugend hatte es viel Zeit gebraucht, den minimalistischen Verkehr mit seiner Umwelt dahingehend zu perfektionieren, dass Buddy aus seiner Verhaltensschwäche mehr Gewinn denn Verlust erzielen konnte, auch wenn bisweilen unendlich scheinende Mühen damit verbunden gewesen waren. Doch die verstreichenden Jahre waren mit seiner wachsenden Erfahrung Hand in Hand gegangen und so war ihm wenigstens im Laufe der Zeit ein gewisses Maß an Selbstzufriedenheit zu Eigen geworden. Allerdings hätte er - darüber war er sich durchaus im Klaren - jede sich bietende Gelegenheit ergriffen, aus dieser einengenden Welt von Zwängen mit der ihr eigenem Gefühl widerlicher Beklemmung, auszubrechen und Rache zu nehmen; sich genussvoll zu rächen am menschlichen Dasein selbst. Zu leben bedeutete für ihn einen krankhaften, von Leid und Selbstbetrug durchdrungenen Zustand, an dessen Ende schließlich der sichere Verfall und somit die unabwendbare Selbstzerstörung auf ihn lauerte. Auf Buddys Gemüt lastete die Rolle eines Gejagten, der in sich selbst einen Jäger suchte; zu sehr sah er sich in der Rolle des Opfers, als dass es ihm leicht gefallen wäre Beute zu schlagen. Es verlangte ihm nach einem Weg, gegen diesen Missstand zu Felde zu ziehen; sich aufzulehnen gegen dieses ungewollte Geschenk einer ungeheuren Macht, die vom Zeitpunkt seiner Zeugung an im Verborgenen nistete und seinen Geist gefangen hielt.
Aber jedem Tag folgte eine neue Nacht und nährte von neuem die Quellen seiner tief verinnerlichten Misanthropie, welche sich wie eine Tätowierung unauslöschlich in die Tiefen seiner Gehirnwindungen gegraben hatte.
»Homo homini lupus«, kam es ihm lechzend über die speichelbedeckten Lippen; funkelnden Blickes starrte er wie gebannt auf das viele Blut an seinen Händen - er hatte es getan...