Читать книгу Morgen komm ich später rein - Für mehr Freiheit in der Festanstellung - Markus Albers - Страница 21
Weniger Freiheit = mehr Stress
ОглавлениеDoch nicht nur Manager und Führungskräfte fühlen sich durch die ständige Schreibtischsitzerei ausgebrannt: Vor allem der ganz normale Arbeitnehmer ist den Anforderungen seines Berufslebens offenbar immer weniger gewachsen. Das legen zumindest die Ergebnisse der größten Untersuchung nahe, die je zum Thema Arbeitsbelastung in Auftrag gegeben wurde: Über mehrere Jahre untersuchten Forscher die Gesundheit, Arbeits- und Lebensumstände von rund 10.000 britischen Staatsbediensteten mittleren Alters. Der wichtigste Unterschied in der Stressempfindlichkeit: Je autonomer die Befragten handeln konnten, je mehr Kontrolle sie über ihr Leben, ihre Entscheidungen und ihre Arbeit hatten, desto geringer war ihre Stressanfälligkeit.
Das Ergebnis wurde durch übereinstimmende Studien aus den USA, Schweden und England bestätigt: Nicht Selbstständige oder leitende Angestellte stehen an der Spitze der Belastungsskala, sondern Angestellte der unteren Hierarchiestufen. Ihr Arbeitstag ist zwar vielleicht kürzer als der ihrer Vorgesetzten, aber Aufgaben, Termine, Arbeitseinteilung und Arbeitstempo sind ihnen vorgeschrieben - Freiheit und Flexibilität kommen in ihrem Berufsleben kaum vor. Je geringer aber die Kontrolle über das eigene Handeln und je kleiner der Entscheidungsspielraum, desto größer der Stress und desto gravierender seine gesundheitlichen Folgen. »In den vergangenen Jahren spielte das bei 30 bis 40 Prozent meiner Patienten eine Rolle«, erzählt Heike Orth, Psychologin aus der Nähe von Neckargemünd, der ZEIT. Sie hat sich auf das Thema Burn-out spezialisiert und ist damit so erfolgreich, dass sie kürzlich eine zweite Praxis im benachbarten Mannheim aufgemacht hat: »In den Großkonzernen ist der Druck besonders hoch«, sagt sie: »Die Angst ist groß, allein einmal zu sagen: Ich bin jetzt zwei Wochen im Urlaub, oder Ich schaffe die Überstunden nicht.« Laut Krankenkassen melden sich Mitarbeiter seltener krank, dafür mehren sich die psychischen Probleme.