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Burn-out und Entschleunigung

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Für viele liegt das Problem in der schieren Zeitnot. Weil wir so viele Stunden im Büro verbringen, wird alles Übrige - Einkaufen, Hausarbeit, Freunde und Familie - zum rasant abgewickelten Rahmenprogramm. Unser Alltag ist bis in die letzte Sekunde durchgeplant. Geht dabei etwas schief, gerät gleich alles aus der Bahn. Wir werden immer hektischer und unduldsamer: In der Schlange stehen macht uns rasend, eine besetzte Telefonleitung, ein langsamer Computer oder ein trödelnder Passant lassen uns vor Wut kochen. Derweil merken wir nicht, dass wir selbst unter diesem ständigen Geschwindigkeitswahn leiden: Menschen schlafen heute im Durchschnitt eine Stunde weniger als vor hundert Jahren; der Umsatz an Beruhigungsmitteln und Antidepressiva steigt jährlich um 10 Prozent. »Die körperlichen Belastungen stagnieren, die psychischen Belastungen nehmen dramatisch zu«, sagt der Hamburger Arbeitswissenschaftler Alfred Oppolzer dem stern. Klagten 1990 noch 48 Prozent aller Berufstätigen über Zeitmanagement, sind es heute schon 58 Prozent. Jeder Dritte fühlt sich sogar in seinem Privatleben unter Zeitdruck.

Ein paar Jahre lang sah es so aus, als würde alles entspannter: Das Yuppie-Ideal des dauergestressten Managers hatte nach dem Zusammenbruch der New Economy eine kurze Zeit lang ausgedient. »Entschleunigung« lautete das Schlagwort des neuen Jahrtausends, Yoga-Kurse wurden belegt und Sabbaticals gebucht - nicht selten, weil der gut bezahlte Job zusammen mit den Aktienoptionen sowieso futsch war. Nun galt eher die Karikatur des Schriftstellers Martin Suter, eines ehemaligen Werbers. Er beschreibt den Cheftyp des »heimlichen Stressers«, der zu seinem Terminkalender greift »wie ein Trinker zum Flachmann«. Clevere Führungskräfte entdeckten jene »drei K« für sich, mit denen der SPIEGEL süffisant das amerikanische Schlagwort der Quality Time erklärt: »Kinder, Küche, Kirche«.

Unternehmensberater wie der Heidelberger Lothar Seiwert entdeckten die Langsamkeit. Der Experte für Zeitmanagement arbeitet für Firmen wie IBM, SAP oder Daimler und sagt: »Wir müssen wieder lernen, dass Zeit nicht Geld, sondern Lebensqualität ist.« Im eigenen Unternehmen hatte er dazu eine praktische Idee - Seiwerts Mitarbeiter haben freitags frei. Nicht ganz uneigennützig, denn an diesem Tag bleibt auch der Chef schön lange im Bett liegen. Klingt alles sehr gemütlich, aber in Zeiten von Wirtschaftskrisen, Globalisierungsdruck und Debatten um Managergehälter auch ein wenig unzeitgemäß. Angesagter unter Leistungsträgern ist heute zunehmend, sich wieder am anderen Ende des Stressspektrums zu positionieren.

Morgen komm ich später rein - Für mehr Freiheit in der Festanstellung

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