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Warum der alte Arbeitsalltag nicht mehr funktioniert

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Ein anonymes Bürohaus von außen in einem beliebigen amerikanischen Business District. Ein Geschäftsmann, gut gekleidet, graue Schläfen, stürmt aus der Eingangstür. Er holt kurz Luft, reißt sich die Krawatte vom Hals, schleudert sie auf den Boden. Mit dem offenen Hemdkragen sieht der Anzug an ihm plötzlich ausgesprochen lässig aus. Ohne sich noch einmal umzuschauen, lässt er das Gebäude hinter sich und - daran besteht kein Zweifel - eine triste Existenz als Schreibtischsklave voller Monotonie und Langeweile. Er macht sich auf - auch das ist sofort klar - in ein besseres Leben: aufregend, unberechenbar, sexy. Der Film Ocean’s Eleven beginnt emotional und berührt damit den weichen Punkt wohl jedes Büroarbeiters. Wie dieser Mann wollen wir uns den Schlips dramatisch herunterreißen, damit endlich das wahre Leben beginnt. Wir wollen sein wie er: Frei von der täglichen Wiederkehr des ewig Gleichen. Vermutlich schadet dabei nicht, dass der Mann von George Clooney gespielt wird, also bei der Rebellion auch noch gut aussieht. Und dass er - wie der Zuschauer bald erfährt - ein charmanter Meisterdieb, Lebenskünstler und Frauenheld mit dem etwas albernen Namen Danny Ocean ist.

Auch Lars Johansen wäre wohl gern wie Danny Ocean. Sein Tag beginnt jeden Tag um sechs. Wenn sein Wecker klingelt, kämpft er sich aus dem Bett, trinkt eine Menge wirklich starken Kaffee und schafft es gerade so, zum Arbeitsbeginn um sieben Uhr an seinem Schreibtisch zu sitzen. Aber jeden Morgen hat er dasselbe schlechte Gefühl: Es ist falsch, dass die soziale Konvention Menschen zwingt zu arbeiten, bevor ihr Gehirn angefangen hat, vernünftig zu funktionieren. Johanson: »Unsere Gesellschaft ist an einen Punkt gekommen, an dem wir unsere Jobs nicht mehr zeitlich und räumlich einschränken müssen. Also sollte sich die Gesellschaft ändern.«

Darum ist er der dänischen B-Society beigetreten, die wir schon im Kapitel über den Weg zur Arbeit kennen gelernt haben. Gegründet Anfang 2007 hatte sie nach wenigen Monaten bereits mehr als 5.500 Mitglieder, Ableger in Norwegen, Finnland, Schweden und Frankreich, sowie jede Menge Aufmerksamkeit von Medien, Politikern und Gewerkschaften. Die Idee ist einfach: Wer morgens, so wie Johanson, nicht aus den Federn kommt, gehört zu den B-Typen, wer früh und dynamisch den Tag beginnt, ist ein A-Typ. Laut Schlafforschern gehören nur 10 bis 15 Prozent der Bevölkerung zur letzteren Kategorie, die dennoch den Rhythmus des üblichen Arbeitstags diktiert. Bis zu 25 Prozent sind B-Typen, also Langschläfer, der Rest fällt irgendwo zwischen die beiden Gruppen. Ich wollte mehr darüber wissen und habe Camilla Kring, die Gründerin der B-Society, interviewt:

Frau Kring, ein Verein für Menschen, die gern lange schlafen - ist Ihre B-Society ein Spaß oder ein ernsthafter Versuch, die Gesellschaft zu ändern?

Camilla Kring: Die B-Society ist sehr ernst gemeint. Ich glaube, es ist möglich, unsere Idee in der ganzen Welt umzusetzen. Wir werden von Wissenschaftlern der Universität Uppsala und der University of Surrey unterstützt, außerdem von Politikern und Arbeitgebern. Die Stadtverwaltung Kopenhagen bietet bereits spezielle Jobangebote für chronische Spätaufsteher an. Der dänische Familienminister ist auf unserer Seite und mit der Ingenieurs-Gewerkschaft haben wir einen Kongress über die Zukunft der Arbeit organisiert.

Was ist falsch am alten 9-to-5-Arbeitstag?

Kring: Wir erleben derzeit einen Konflikt, in dem wir vergeblich versuchen, die alten Strukturen der Industriegesellschaft an die völlig unterschiedlichen Bedürfnisse der Wissensgesellschaft anzupassen. Wenn Dänemark und andere Länder wirklich - wie sie behaupten - von Innovationskraft, Kreativität, Konzepten und Wissen leben wollen, müssen wir gleichzeitig individuelle Lebenssituationen schaffen, die den veränderten Arbeitsprozessen angepasst sind.

Was haben Sie bislang konkret erreicht?

Kring: Es gibt jetzt zum Beispiel die B-Hochschule HF Efterslagten in Kopenhagen, an der der Unterricht morgens erst nach zehn Uhr beginnt. Wir zertifizieren Unternehmen, die den Arbeitsrhythmus von B-Typen akzeptieren und respektieren. Und wir haben zusammen mit der Firma »Livejob« die erste Online-Jobdatenbank für B-Typen eingerichtet. Für Stellen beispielsweise, in denen man oft mit den USA zu tun hat und darum häufig erst nach 18 Uhr arbeitet, sind B-Typen die Idealbesetzung.

Geht es Ihnen nur um verschiedene Schlafmuster, oder steckt mehr dahinter?

Kring: Ich sehe einen grundsätzlichen gesellschaftlichen Paradigmenwechsel bezüglich der Art, wie wir Arbeit und Freizeit definieren. Der streng geregelte Arbeitstag ist überflüssig, seit uns die Technologie ermöglicht, von zu Hause aus zu arbeiten. Warum sind die Arbeitszeiten nicht viel flexibler?

Morgen komm ich später rein - Für mehr Freiheit in der Festanstellung

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