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Der Boss im Batman-Kostüm und der Pool im Büro

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Was genau bedeutet das eigentlich: Spaß am Arbeitsplatz? Ist der gute alte Bürohumor gemeint, der die Menschen früher dazu animierte, kopierte Sprüche an die Pinnwand zu heften, wie den Klassiker: »Hetzen Sie mich nicht. Ich bin auf der Arbeit, nicht auf der Flucht«? Oder ist es der neue, leicht spießige E-Mail-Humor, der mit Vorliebe ältere Kollegen dazu bringt, endlos weiterklickbare PowerpointCharts herumzuschicken, auf denen dann in kruder Typografie und mit »amüsanten« Fotos eine meist lasche Pointe transportiert wird? Sind es die Youtube-Filme, die sich Kollegen gemeinsam anschauen und dabei Stunden an Arbeits- und - in der Konsequenz - auch Freizeit vernichten? Ist es vielleicht gar der Insiderhumor, der sich in absurden übersteigerten Business-Persiflagen wie »Powerpoint-Karaoke« äußert oder - laut den Machern der an solchen Themen stets interessierten Website www.riesenmaschine.de - in synchronem Rotieren auf Drehstühlen, Flash-Mobbing am Wasserspender, Morsen mit der Schreibtischlampe und Klingelton-Jam-Sessions?

Humor am Arbeitsplatz haftet oft etwas leicht Muffiges, manchmal Verzweifeltes, immer irgendwie Zerstreutes an. Haben diese Menschen denn nichts Besseres zu tun? Müssen sie nicht entweder tatsächlich arbeiten oder - falls nein - wollen sie nicht lieber nach Hause gehen? Verordneter Spaß im Büro ist einer der großen Zeitvernichter der Neuzeit und ein Feind der Easy Economy. Doch er ist auch ein Markt: Die amerikanische Business-Zeitschrift Inc. widmete Ende 2007 eine Sonderausgabe dem Phänomen »Fun«. Titelzeile: »Spaß ist der neue Grundwert«. Eine ganze Industrie sei entstanden, die Unternehmen spielerische Motivationshilfen organisiert, von Kochklassen über Improvisationstraining bis zu Trommelkursen. »Spaß zieht nicht nur Mitarbeiter an, er hilft ihnen auch, die Firmenkultur kennen zu lernen«, so Inc. Der Profit, den LegoBaukästen, Riesenrutschen, Filmnächte und Kostümfeste im Büro erwirtschaften, sei nicht immer zu quantifizieren. Aber inc. hat 300 Manager amerikanischer Unternehmen interviewt, die angeblich einen Großteil ihrer Innovationskraft aus dem Faktor Spaß ziehen.

Da ist der Chef einer medizinischen Beratungsfirma mit 76 Millionen Dollar Jahresumsatz, der eine Kundenpräsentation im BatmanKostüm hielt, weil er eine Wette verloren hatte. Oder das SoftwareUnternehmen, das einen besonders großen Auftrag abzuarbeiten hatte und allen Mitarbeitern die Überstunden versüßte, indem es die Fernsehserie Survivor nachahmen ließ, mit Zelten im Konferenzraum und martialischen Kopftüchern. Oder der Swimmingpool-Hersteller, auf dessen Gelände 20 Prozent der Fläche für Freizeitaktivitäten reserviert sind: für Volleyball- und Basketball-Plätze, vier von den Mitarbeitern selbst dekorierte Schlafräume und - natürlich - mehrere Swimming-Pools.

Doch das Magazin warnt auch davor, eine miese Unternehmensmoral mit aufgesetzten Gimmicks verbessern zu wollen. Partys mit lustigen Hüten sind für Mitarbeiter eher beleidigend und wirken leicht grotesk, wenn die Stimmung im Unternehmen nicht grundsätzlich gut ist. Das endet dann eher wie in der Fernsehserie Stromberg, wo der Chef seinen menschenverachtenden Mangel an Sensibilität mit besonders derben Späßen auf Mitarbeiterkosten mischt und sich dabei noch wie ein besonders lockerer Vorgesetzter fühlt. Greg Daniels, Drehbuchautor der amerikanischen Stromberg-Variante beschreibt den Chef so: »Er ist ein Verkäufertyp, will unterhaltsam sein und sich an die Menschen anpassen, mit denen er redet. Er arbeitet aber als Manager und das erfordert ganz andere Fähigkeiten. Das merkt er jedoch nicht, also hat er jede Menge Gimmicks und Witze, die er sich nachts ausdenkt, um sie am nächsten Tag im Büro anzuwenden.« Daniels hält nichts von Ausflügen oder anderen organisierten Unterhaltungsaktionen im Büro, glaubt dass diese in der Regel »grässlich« sind, und rät Chefs, die ihren Mitarbeitern etwas Gutes tun wollen, »die ganze Zeit, die in Spaßaktivitäten investiert wird, zu nehmen und den Leuten einfach früher frei zu geben.«

Jerry Greenfield, Mitgründer von Ben&Jerry's, der ikonische Eiscreme-Hersteller mit rebellischem Anti-Establishment-Image und dem markigen Firmenmotto »If it's not fun, why do it?«, äußert sich in einem Interview zu dieser Kontroverse:

Jerry Greenfield: »Wenn man zehn, elf oder sogar zwölf Stunden bei der Arbeit verbringt, sollte das nicht etwas sein, was man verabscheut oder gar hasst - es sollte Spaß machen. Wir nutzen einen Teil des Geldes, das sonst in Marketing und Werbung geht, für Spaß am Arbeitsplatz wie die „Joy Gang“, die Elvis-Lookalike-Wettbewerbe organisiert oder den Arbeitern der Spätschicht Lasagne kocht. Spaß ist großartig für Kreativität. Er schafft eine Atmosphäre, die den Mitarbeitern sagt: Es ist ok, Sachen auszuprobieren. In normalen US-Unternehmen heißt die Entwicklungsabteilung R&D, also Research and Development. Unsere heißt Bizarre&D.«

Nichts gegen diesen ganzen Spaß-Aspekt, aber wollen Arbeitnehmer heute nicht lieber pünktlich nach Hause gehen, statt auf ein Kostümfest mit dem Chef?

Greenfield: »Man muss die Kirche im Dorf lassen: Flexible und mobile Arbeit funktioniert nicht in der Produktion und wir stellen immerhin Eis her. Aber die Leute in unserer Marketing- oder Entwicklungsabteilung arbeiten auch von zu Hause aus. Es klingt zunächst komplizierter, seinen Mitarbeitern mehr Flexibilität einzuräumen, aber es lohnt sich: Die Leute werden mit ihrer Arbeit glücklicher sein und darum werden sie einen besseren Job machen.«

Morgen komm ich später rein - Für mehr Freiheit in der Festanstellung

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