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Bore-out: Ein öder Job ist auch nicht besser

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Interessanterweise ist es aber mindestens so auslaugend, zu wenig zu arbeiten wie zu viel. Komplementär zum klassischen Burn-out entdecken clevere Forscher neuerdings auch den Bore-out. Über dieses Phänomen haben die zwei Schweizer Unternehmensberater Philippe Rothlin und Peter Werder ein Buch mit dem Titel Diagnose Bore-out. Warum Unterforderung im Job krank macht geschrieben. Drei Elemente kennzeichnen ihrer Einschätzung nach die Situation: Unterforderung, Desinteresse und Langeweile. »Wir gehen davon aus, dass rund 15 Prozent der im Dienstleistungssektor Beschäftigten betroffen sind«, erklärt Werder. »Nur Menschen, die an einem Schreibtisch arbeiten, können einen Bore-out bekommen«, ergänzt Rothlin. Werder nennt unterschiedliche Ursachen: »Die einen haben von Anfang an den falschen Beruf gewählt und rutschen über das Desinteresse in den Bore-out hinein.« Die anderen seien zwar im richtigen Beruf, aber am falschen Ort.

Viele Betroffene halten sich die Arbeit systematisch vom Leib, zum Beispiel mit der Komprimierungs-Strategie: Man gibt zu Beginn eines Projektes richtig Gas, ist schnell fertig, verrät das aber nicht, sondern liefert erst zum Abgabetermin. So gewinnt man ein paar freie Tage, in denen man online den nächsten Urlaub organisiert oder bei YouTube Videos anschaut. »Es gibt ein wahnsinnig attraktives Angebot, mit dem ich mich am Arbeitsplatz vergnügen kann«, so Peter Werder. Das Internet sei aber nicht die Ursache für den Bore-out, sondern nur ein Beschleuniger.

Eine andere populäre Methode, Arbeit vorzutäuschen, ist die strategische Verhinderung: Man ruft seinen Kollegen, den man für die Erledigung einer Aufgabe braucht, genau dann an, wenn er mit Sicherheit in einem Meeting sitzt. »Dahinter steckt die Mär vom süßen Nichtstun, die Illusion, es sei toll, im Büro freie Zeit zu haben«, sagt Rothlin. Doch in Wahrheit fühlen sich die Betroffenen schnell schlecht, sind gereizt und abends müde, obwohl sie nicht gearbeitet haben.

Klingt nach einem neuen Trendleiden wie Mobbing? Für manche Kommentatoren ist die Aufregung um den so genannten Bore-out ein Schwindel oder zumindest kräftige Übertreibung. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) hat bei Ärzten und Unternehmen nachgefragt und durchaus harte Belege für die Alltagserfahrung gefunden, die wohl jeder Büroarbeiter so schon kennen gelernt hat: »Das Phänomen Bore-out spitzt sich zu«, sagt da zum Beispiel Manfred Nelting, Ärztlicher Direktor der Gezeiten Haus Klinik in Bonn. Er nennt unter anderem die wachsende Zahl der Beschäftigungsgesellschaften, in die Mitarbeiter abgeschoben werden, die im Unternehmen eigentlich überflüssig sind: »Es ist sinnlos, einfach nur Akten hin- und her zu tragen. Die Folge können durchaus schwere Depressionen oder andere gesundheitliche Schwierigkeiten sein«, fügt er hinzu. Sogar Selbstmorde kämen angesichts der Sinnlosigkeit der übertragenen Aufgaben in solchen Situationen vor. Eine Unternehmenssprecherin der Deutschen Bank erklärte der FAZ: »Wir haben zu diesem Thema bisher keine Statistiken. Allerdings sehen wir seit vielen Jahren einen Bedarf beim Thema Stress, der durch Über-, aber auch durch Unterforderung entstehen kann. Diese Probleme haben zugenommen, und um entsprechenden Belastungen vorzubeugen, haben wir eine Reihe an Angeboten, die die Gesundheit unserer Mitarbeiter fördern.«

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