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Wissensarbeiter brauchen Freiheit

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Auch Nicholas Negroponte, visionärer Vordenker der US-Wirtschaft, sagte in einem Interview, das ich bereits im Jahr 2003 mit ihm führte: »Es geht nicht darum, rund um die Uhr zu schuften. Immer mehr Berufstätige haben flexible Arbeitszeiten, arbeiten von zu Hause, integrieren Arbeit in ihr tägliches Leben.« Klingt gut. Die deutsche Büropraxis zumindest sieht in der Regel anders aus. Doch manche Unternehmen haben diese Lektion bereits gelernt und ihre Angestellten preisen die neugewonnene Flexibilität.

Frank Hartmann betreut beim Softwarekonzern SAP weltweit Wirtschafts- und Finanzmedien: »Wenn Sie als Unternehmen heute die besten Leute rekrutieren wollen, müssen Sie flexible und mobile Arbeitsformen anbieten. Vielleicht wohnt ein guter Mann in einer anderen Stadt und will nicht umziehen. Dann sagt man eben, wenn der Job es erlaubt: Ok, Du arbeitest drei Tage die Woche von zu Hause aus.« Hartmann selbst kam von der eher konservativen Deutschen Börse zu seinem neuen Arbeitgeber und wunderte sich anfangs: »Wie erreiche ich denn hier jemanden? Die Kollegen sind ja gar nicht da.« Der 37-Jährige lernte schnell: Kommuniziert wird bei SAP über E-Mail und Handy, über Wikis und Software wie WebEx, die es erlaubt, bei Online-Konferenzen Teilnehmer in Echtzeit aus der Ferne hinzuzuschalten. »Man verabredet sich zum Telefonieren, jeder hat einen Blackberry - und Internetzugang sowieso«, so Hartmann: »Leute zu erreichen ist kein Problem.« Zwar könne man nicht mehr einfach über den Flur und den Kollegen schnell etwas fragen, »aber dass das in klassischen Büros immer geht, ist ja auch eine Illusion: Wie oft ist derjenige, den ich sprechen möchte, gerade auf einem Termin, in einer Konferenz oder unterwegs«.

Nach einigen Monaten dachte sich Frank Hartmann: Wenn das möglich ist und der Arbeitsablauf das erlaubt, will ich auch so arbeiten! Er wohnt in Frankfurt, pendelte jeden Tag fast 90 Minuten zum Firmensitz ins knapp 100 Kilometer entfernte Walldorf. Als er sah, dass sein Vorgesetzter ebenfalls tageweise aus Hamburg oder seinem Hauptwohnsitz München arbeitete, war ihm klar, dass das kein Problem ist und er fragte seinen Chef. Ergebnis: »Er hat sofort Ja gesagt.« Seitdem arbeitet Hartmann einen Tag pro Woche von zu Hause aus und ist dadurch »auf jeden Fall produktiver. Ich kann dort zum Beispiel an Konzepten arbeiten, ohne dass dauernd das Telefon klingelt, oder wichtige Journalisten treffen - die sitzen sowieso alle in Frankfurt und nicht in Walldorf.« Diese Flexibilität sei »ein effektives Motivationsinstrument« seitens des Arbeitgebers, so Hartmann, aber eben auch unumgänglich: »Feste Arbeitszeiten - das Thema ist durch. Wenn das Unternehmen 150 Prozent verlangt, muss es dem Mitarbeiter diesen Vertrauensvorschuss geben. Nur so können Unternehmen dem Globalisierungsdruck standhalten und gleichzeitig ihre Mitarbeiter motivieren.«

Morgen komm ich später rein - Für mehr Freiheit in der Festanstellung

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