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Vorwort

»Die tiefe psychedelische Erfahrung hält nicht nur die Möglichkeit einer Welt voller gesunder Menschen, die im Gleichgewicht mit der Erde und miteinander leben, für uns bereit, sie verspricht auch ein großes Abenteuer und die Beschäftigung mit etwas völlig Unerwartetem – einem ganz nahen fremdartigen Universum, das vor Leben und Schönheit nur so strotzt.«

Terence McKenna (1996: 326)

»DMT verstärkt die mentalen Wahrnehmungen der bildhaften Symbolik in einer so mannigfachen Vergrößerung, dass die üblichen Wegmarken des Egos (…) abhanden kommen.«

Dale Pendell (2009: 234)

Ein Buch über den chemischen Stoff DMT, Dimethyltryptamin, und dessen verwandte Moleküle zu verfassen, gleicht einem Parforceritt. Bereits der Grundgedanke dürfte zumindest jenen pikant erscheinen, die sich mit der Materie vertraut gemacht haben und womöglich über Erfahrungen mit Psychedelika wie DMT und 5-MeO-DMT verfügen. Natürlich ist es möglich – und nötig! –, mannigfaltige Daten zu erheben und Zusammenhänge zu erläutern. Die Wissenschaft war diesbezüglich in den vergangenen Jahrzehnten alles andere als träge. Die Vielfalt der zu berücksichtigenden wissenschaftlichen Disziplinen, deren entsprechende Erkenntnisse im Zusammenhang mit dem DMT-Komplex aufgearbeitet werden wollen, ist jedoch eine echte Herausforderung. Schon der US-amerikanische Chemiker und Psychedelik-Pionier Alexander (Sasha) T. Shulgin fand sich diesem Problem gegenüber und kommentierte: »Da gibt es die Substanz (Chemie) und eine Pflanze (Botanik), die einen Effekt hervorruft (Pharmakologie) in denen, die sie einnehmen (Anthropologie), die wiederum eventuell einen therapeutischen Nutzen daraus ziehen (Medizin) oder spirituelle Einsichten und Erkenntnisse gewinnen (Theologie).« (Shulgin und Shulgin 1997: 247) Damit wird klar, welch interdisziplinärer Ansatz nötig ist, um eine möglichst vollständige Abhandlung zu diesem einen Molekülkomplex zusammenzustellen.

Wenn es um den eigentlich erlebbaren Inhalt der DMT-Erfahrungen geht, wird es noch schwieriger. Denn wie soll man über etwas berichten, das dermaßen unglaublich, derart fern aller unserer Vorstellungen ist und fern auch aller erwägbaren Möglichkeiten unserer exzentrischsten Fantasien? Wie soll man erzählen von einer ur-kosmischen Erfahrung, die mit den zwar kunstvoll auszuformenden, dennoch aber höchst limitierten, ja einfachen Metaphern des menschlichen Egobewusstseins kaum in die Alltagsrealität zu transportieren ist, sprich: Wie soll man das schlicht und ergreifend Unbeschreibliche in Worte kleiden? Der Kern der Erfahrungen, die mit Dimethyltryptaminen und Verwandten möglich sind, ist bar jeder Möglichkeit, sie sprachlich zu erfassen. Zwar ist es möglich, die visuellen Komponenten und auch die emotionalen bzw. psychologischen Effekte und Symptome des DMT-Erlebnisses annähernd auf einen beschreibbaren Nenner herunterzubrechen. Zumindest all jenes an visuellen und anderen Eindrücken, das man nach einer Erfahrung ins Alltagsbewusstsein mit zurückzubringen befähigt ist (und das ist oftmals nicht besonders viel). Die eigentliche Qualität dieses Bewusstseinswechsels, der selbst das Etikett »psychedelisch« nicht einmal im Ansatz genügen kann, ist mit den Mitteln unserer Sprache nicht kommunizierbar.

Der US-amerikanische Philosoph, Psychonautenpionier, Ethnopharmakologe, Autor und Bewusstseinsforscher Terence McKenna (1946–2000) bezeichnete beispielsweise in seinem bahnbrechenden Buch »Wahre Halluzinationen« die DMT-Erfahrung als »das Geheimnis«: »So nannten wir es damals und meinten damit das Spektrum der Wirkungen, denen man in der Tryptamin-Ekstase begegnet. (…) Die Vorstellung, dass es das Andere gibt, war uns nicht unvertraut.« McKenna beschreibt den Kern seiner Erfahrungen mit gerauchtem DMT: »Wird DMT geraucht, beginnt der Onset der Erfahrung innerhalb etwa 15 Sekunden. Man fällt unverzüglich in einen Trancezustand. Die Augen sind geschlossen und man vernimmt ein Geräusch, das klingt, als würde ein Stück Zellophan zerrissen, als zerknülle jemand eine Plastikfolie und wirft sie weg. Ein Freund von mir vermutet, dass dies die Radio-Entelechie1 unserer Seele ist, die durch die organische Matrix bricht. Dann ist ein aufsteigender Ton zu hören. Außerdem nimmt man die gewöhnlichen halluzinogenen Wirkungen wahr wie eine sich wandelnde, verschiebende geometrische Fläche aus ineinanderfließenden, bunten Erscheinungen. Synaptisch betrachtet, sind jetzt alle Rezeptoren besetzt und man erlebt während etwa 30 Sekunden eine Verschiebung des Bewusstseinszustands. In diesem Moment findet man sich an einem Ort wieder, der sich jeder Beschreibung entzieht, ein Raum, der sich anfühlt, als sei er unter der Erde oder irgendwie isoliert und kuppelförmig. Im Roman ›Finnegans Wake‹2 wird ein solcher Ort ›merry go raum‹ genannt, abgeleitet vom deutschen Wort Raum. Der Raum dreht sich und man fühlt sich dort wie ein Kind, obwohl man irgendwo in der Unendlichkeit herausgekommen ist.« (McKenna 1999)

Das hört sich unglaublich spannend an! Allerdings kann die Beschreibung der DMT-Erfahrung eines Einzelnen nicht als exemplarisch für die Gesamtheit des Erlebbaren gelten. Hundert DMT-Erfahrungen können so verschieden voneinander sein, dass es geradezu schwerfällt, zu glauben, dass alle von einer einzigen Substanz hervorgerufen wurden. Aber zumindest gestattet uns die Sprache, das Molekül bzw. die Molekülgruppe, mit der solch Unerhörtes hautnah und in voller psychologischer Wucht erfahren werden kann, und die sich darum rankenden Erkenntnisse zu beschreiben, über die um sie entstandene Kultur zu berichten und die Versuche jener unerschrockenen Probanden zu dokumentieren, die im Nachhall ihrer Erfahrungen Berichte hinterlassen haben.

Mit diesem Buch liegt der erste deutschsprachige Band zum Dimethyltryptamin-Komplex vor, der eine umfangreiche Kollektion an Daten, Fakten und Erfahrungsberichten versammelt. Zwar ist kein Text in der Lage, das Mysterium als solches zu entschlüsseln. Denn eines wird gerade im Fall des DMT ganz ersichtlich: Die Erkenntnis liegt allein in der Erfahrung. Die Erfahrung allerdings bedingt jedoch ein Mindestmaß an Kenntnis der Zusammenhänge, also an Bildung und Wissen, denn Kenntnis schützt vor Unbedarftheit und Ignoranz, und Bildung ist letztlich die einzige Möglichkeit, sich auf die Reise in die DMT-Welten zumindest theoretisch vorzubereiten. Wenn vorliegendes Buch dabei als eine Art psychedelische Navigationshilfe von Nutzen sein kann, hat es seinen Zweck erfüllt.

Markus Berger

Valle Gran Rey/Felsberg im Winter 2016,

zum 60. Jahrestag der Entdeckung der Psychoaktivität des DMT

»DMT is everywhere!«

Alexander T. Shulgin (1925–2014)

»Was jetzt im Entstehen begriffen ist, ist kein neues Glaubensbekenntnis und keine neue Religion, keine neue spirituelle Ideologie oder Mythologie. Wir stehen vor dem Ende nicht nur der Mythologien, sondern auch der Ideologien und Glaubenssysteme.«

Eckhart Tolle

1 Radio-Entelechie: von Terence McKenna geprägter Begriff; Entelechie (griech. für: Vollendung, das Ziel in sich tragend) ist ein Terminus der Aristotelischen Philosophie und meint die Verwirklichung des in einem Wesen angelegten Potenzials. Auch: sich in der Materie manifestierende oder verwirklichende Form.

2 Finnegans Wake: Episches und künstlerisch anspruchsvolles sowie kryptisch-psychedelisches Werk des irischen Dichters James Joyce, das McKenna und die psychedelische Bewegung als essenzielle Schrift angesehen hatten. McKenna hatte Finnegan’s Wake sogar auf seine Expeditionen in den amazonischen Dschungel mitgenommen. Tim Leary nannte James Joyce den »großen psychedelischen Schreiber dieses Jahrhunderts, das Modell eines angetörnten, eingestimmten und ausgestiegenen Menschen«. (Leary 1997: 307)

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