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II. Kulturwissenschaftliche Konzepte

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Historische Vorgaben

Der eingangs festgestellte Pluralismus als Angelpunkt der Theorieentwicklung ist kein Signum unseres Zeitalters, sondern war auch schon eine Gegebenheit am Beginn der Kulturwissenschaften. Sie haben um 1900 mit den Neubildungen „Cultur-Philosophie“ und „Cultur-Wissenschaft“ (Kulturphilosophie, hrsg. Konersmann 1998, 22 nennt Ferdinand Tönnies mit seinem Buch Gemeinschaft und Gesellschaft 1887) zu ihrem Begriff gefunden und wurden im frühen 20. Jahrhundert mit bemerkenswerten Ergebnissen ausgearbeitet, bevor sie dann für längere Zeit aus dem akademischen Diskurs verschwanden. Dieses Kapitel will an diejenigen bedeutenden historischen Vorgaben erinnern, die auch heute noch als kritische Bezugspunkte dienen und Argumentationen stützen. Dennoch bleibt ein Problem. Die modernen Kulturwissenschaften können keine rekonstruierbare Traditionslinie aufweisen, sondern nur wenige Vorläufer, die aus heutiger Sicht zentrale Einsichten vorweggenommen haben. Mit dieser Erkenntnis muss man auch das Geschichtsverhältnis neuerer Einleitungen problematisieren (Böhme 2000; Kittler 2000), die weit zurückliegende Vorläufer entdecken wollen, schon in der Kulturgeschichtsschreibung des 18. und 19. Jahrhunderts, und dabei doch nur einen weiteren Beleg für die genannte Kontextualität liefern. Hier wird keine mehr als 250-jährige Geschichte behauptet, die doch nur zu einer Verwirrung der modernen Begriffe mit der (in gewissem Sinne schon immer betriebenen) Kulturgeschichte führen kann und den spezifischen methodologischen Neueinsatz nach 1900 überspielt, der sich auch im Wandel der Begriffe ausdrückt. Deshalb findet sich hier kein Kapitel über Wilhelm Heinrich Riehl (1823–1897) oder Jacob Burckhardt (1818–1897). Erwähnt werden lediglich diejenigen Texte, die ohne bloß metaphorischen Bezug (Kittler 2000) als Grundlegungen gelten können.

Einführung in die Kulturwissenschaft

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