Читать книгу Lost in Privilege - Markus Gammersbach - Страница 16
INSPIRATION SAMMELN
Оглавление| JULI 2019 |
Im Juli 2019 befand ich mich auf dem Höhepunkt meiner Sinnkrise. Ich fühlte mich verloren und begann, an allem zu zweifeln. Zeitgleich wuchs in mir aber auch der Wunsch, den kurz zuvor gebuchten Bornholmurlaub zu einem großen Neustart werden zu lassen. Dieser interessante Mix aus Aufbruchsstimmung und weiter vorhandenen Zweifeln sorgte für ein totales Gedankenchaos.
Vor allem abends passierte in meinem Kopf derart viel, dass ich überhaupt nicht zur Ruhe kam. Daher griff ich zu dieser Zeit fast jeden Abend zu einer Serie, die es mir ermöglichte, dem Gedankenchaos zu entfliehen und zeitnah einzuschlafen. Ohne ein Medium, was mich den Kopf ausschalten ließ, hätte ich wahrscheinlich zwei bis drei Stunden benötigt, um einschlafen zu können. Meine Wahl fiel dabei häufig auf amerikanische Sitcoms oder Comedy-Serien. Diese ca. zwanzigminütigen Folgen haben vergleichsweise einfache Handlungsstränge und lassen sich angenehm im Hintergrund abspielen. Während How I Met Your Mother, Friends oder Family Guy auf meinem iPad lief, wurde ich spätestens nach der zweiten Folge so müde, dass ich einschlief.
An einem Sonntagabend im Juli 2019 fiel die Wahl wieder auf die Zeichentrickserie Family Guy, die für ihren derben Humor bekannt ist. Die Folge handelte davon, dass der sprechende Familienhund Brian mithilfe eines Buches zu sich findet und von nun an sein Leben neu ausrichtet. Obwohl ich eigentlich langsam müde werden wollte, merkte ich, wie mich die Geschichte zunehmend fesselte. So absurd es klingt, aber ich erkannte mich mehr und mehr selbst in der Rolle wieder und ließ mich davon inspirieren. Etwa bei der Hälfte der Folge war ich so von der positiven Stimmung der Geschichte gefangen, dass ich stoppte und die Amazon-App öffnete. »Ich brauche auch so ein Buch!«, dachte ich, während die ersten Ergebnisse angezeigt wurden.
Schnell entdeckte ich unzählige Werke zu diesem Thema, die größtenteils außerordentlich positive Rezensionen erhalten hatten. Ich schien nicht der einzige Mensch zu sein, den solche Gedanken plagten. Meine Aufmerksamkeit fiel auf ein Werk mit dem Titel »Why Not? - Inspirationen für ein Leben ohne Wenn und Aber«. Der Autor Lars Amend war unter anderem durch seinen Roman »Dieses bescheuerte Herz« bekannt, der mit Elyas M’Barek in der Hauptrolle sogar verfilmt wurde. »Why Not?« hatte ebenfalls sehr gute Bewertungen und erschien mir im Vergleich zu anderen Büchern etwas alltagstauglicher und weniger esoterisch bzw. spirituell. Ich zögerte kurz, fügte das Buch dann schließlich doch in meinen Warenkorb und schloss den Kauf ab. Erst jetzt realisierte ich, wie aufgedreht und positiv aufgeladen ich in den letzten Minuten geworden war. Als ich das Tablet zur Seite legte, war es bereits weit nach Mitternacht. Eigentlich viel zu spät für mich, da ich in ein paar Stunden schon wieder aufstehen und zur Arbeit fahren musste. Aber das war mir an diesem Tag total egal, denn ich hatte das Gefühl, mit dem Kauf dieses Buches eine bedeutende Veränderung angestoßen zu haben.
Der Auslöser
Ich hätte gerne von einer inspirierenden Begegnung mit einem allwissenden Weisen, einem Top-Manager oder meiner Traumfrau berichtet. Doch es war ein sprechender Hund in einer amerikanischen Zeichentrickserie, der mich dazu brachte, positive Veränderungen in meinem Leben angehen zu wollen.
Ich finde, diese kleine Geschichte zeigt sehr eindrucksvoll, dass es nicht immer den großen Knall braucht. Manchmal genügt einfach nur ein Moment, der uns das gibt, auf das wir schon lange gewartet haben, und als eine Art Initialzündung wirkt. Diesen Moment können wir dabei in nahezu jeder Situation erleben. Es reicht eine alltägliche Erfahrung auf der Arbeit, in der U-Bahn, durch einen Songtext oder eben durch eine Serie. Es ist nicht wichtig, wie diese Initialzündung kommt, sondern nur dass sie irgendwann kommt und uns inspiriert. Auch muss sie nicht sofort eine riesige Veränderung auslösen. Gelegentlich reicht ein winziger Schritt, der langfristig einen Prozess in Gang setzt. Jeder noch so kleine Schritt kann unter Umständen der entscheidende sein, um endlich aktiv zu werden, und ist daher besser, als weiter auf der Stelle zu treten.
Informationen einholen
Unabhängig davon, ob der Auslöser schon betätigt wurde oder ob wir noch auf der Suche nach einem solchen sind, benötigen wir ausreichend Informationen und müssen diese aktiv einholen. Wie soll man zum Beispiel eine Bachelorarbeit schreiben, ohne vorher die Anforderungen an wissenschaftliche Arbeiten gelernt oder Quellen zum Thema durchgelesen zu haben? Ohne entsprechenden Input lässt sich kein vielversprechender Output generieren.
Diese Grundlage aus der Betriebswirtschaftslehre gilt ohne Einschränkungen auch im privaten Bereich. Bei mir ist die Quelle des Inputs größtenteils auf das gute alte Buch gefallen. Bis heute lese ich sehr viele Bücher, um kontinuierlich neue Inspiration zu erhalten und meinen Horizont zu erweitern. Ein paar meiner Favoriten möchte ich dir an dieser Stelle nicht vorenthalten. Es gibt selbstverständlich noch eine Vielzahl an weiteren Werken zum Thema Persönlichkeitsentwicklung. Für mich waren diese Bücher jedoch die Grundvoraussetzung, um meine Sinnkrise zu beenden.
Lars Amend: Why Not? - Inspirationen für ein Leben ohne Wenn und Aber
Lars Amend: It’s all good – Ändere deine Perspektive und du änderst deine Welt
Bodo Schäfer: Die Gesetze der Gewinner – Erfolg und ein erfülltes Leben
John Strelecky: Das Café am Rande der Welt – Eine Erzählung über den Sinn des Lebens
John Strelecky: The Big Five for Life – Was wirklich zählt im Leben
Dale Carnegie: Sorge dich nicht – Lebe! – Die Kunst, zu einem von Ängsten und Aufregungen befreiten Leben zu finden
Obwohl es diese Bücher alle als digitales eBook gibt, stehen sie als Taschenbuch in meinem Regal. Das hat den Vorteil, dass ich mir mit Textmarkern wichtige Passagen markieren kann. Es ist eine Sache, etwas Inspirierendes zu lesen, eine völlig andere, die Inhalte auch entsprechend zu verarbeiten. Durch das aktive Arbeiten mit den Inhalten können wir uns diese viel intensiver einprägen und haben gleichzeitig die Möglichkeit, Informationen nochmals gefiltert und auf die für uns wichtigsten Passagen komprimiert nachzusehen. Ich kann nur wärmstens empfehlen, das nächste Buch mit inspirierendem Inhalt auf diese Weise zu lesen und zu bearbeiten.
Darüber hinaus gibt es logischerweise viele andere Quellen, aus denen sich Informationen beschaffen lassen. Nono Konopka hat beispielsweise einen sehr inspirierenden Podcast zur Persönlichkeitsentwicklung und den großen Fragen im Leben. Seine Gäste waren unter anderem Fynn Kliemann, Kelvyn Colt und auch Lars Amend. Nono ist außerdem mit einem Freund für eine Spendenaktion mit dem Fahrrad von Berlin nach Peking gefahren. Die unglaublich inspirierende Dokumentation dazu ist auf Netflix unter Biking Borders zu finden.
Abgesehen davon stehen all die Plattformen natürlich nicht nur für Persönlichkeitsentwicklung zur Verfügung. Heute ist ein Großteil der benötigten Information nur noch einen einzigen Klick entfernt. Das gibt uns die Chance, zu jedem beliebigen Thema Informationen und dadurch auch Inspiration einzuholen. Dabei können wir uns zudem die Vorteile digitaler Marktplätze zu Nutze machen, indem wir uns Vorschläge und ähnliche Produkte anzeigen lassen. So bekommen wir kontinuierlich neuen, auf uns abgestimmten Input. Im Verlauf des Buches werde ich noch einmal genauer darauf eingehen, dass es auch hier sinnvoll sein kann, einzelne Punkte direkt zu verschriftlichen, statt nur zu konsumieren. Aber dazu später mehr.
Inspirierende Personen
All die zuvor genannten Inspirationsquellen sind besonders anschaulich, wenn hinter ihnen eine einzigartige Persönlichkeit steht, die diese Inspiration durch ihr Handeln täglich neu bestätigt. Dadurch werden sie erlebbar und inspirieren zur Nachahmung.
Auch hier stehen uns alle Möglichkeiten offen, wer für uns eine solche Inspirationsperson ist. Vom Popstar über die Nachbarstochter bis hin zum Dozenten. Solange diese Menschen für uns inspirierend sind, müssen sie keine bekannten Persönlichkeiten sein. Oft läuft es allerdings darauf hinaus.
Zu meinen großen Inspirationsquellen gehört neben Lars Amend und Nono Konopka beispielsweise Comedian und Entertainer Teddy Teclebrhan. Er ist mittlerweile ein sehr erfolgreicher Teil der deutschen Comedy-Szene, hatte seine eigene TV-Show und sorgt mit seinen Videos und gespielten Rollen regelmäßig für erfolgreichen Content im Internet. Meinen Humor trifft er dabei mit seiner teils albernen und überzogenen Art zu 100 Prozent. Doch ebenso gibt es viele Menschen, die mit diesem Humor nichts anfangen können. Teddy überlässt ihnen ohne Gegenwehr ihre Meinung und stört sich nicht daran. Er akzeptiert diesen Zustand und versucht nicht, es allen recht zu machen, um noch erfolgreicher zu werden. Er macht einfach das, was er von Herzen gerne machen möchte.
Vor allem hat er aber auch innerhalb der sehr profitorientierten Medienbranche ein hohes Werteverständnis. Er schreckt nicht davor zurück, Posts zu löschen, wenn sich in den Kommentaren zu viel Hass gegenüber der im Video gezeigten Person entwickelt hat. Auch schreckt er nicht davor zurück, seine Community im Anschluss aktiv dazu aufzurufen, weniger Hass zu verbreiten. Es ist zudem inspirierend zu sehen, wie sich jemand, der als Sohn einer Geflüchteten nach Deutschland kam, in einer völlig neuen Umgebung zu persönlichem Erfolg gekämpft hat. Er hat immer daran geglaubt, mit seinem Handeln erfolgreich zu werden, und hat nun seinen Platz in der deutschen Comedy-Szene gefunden.
Es gibt wahrscheinlich viele Geschichten von Menschen, die eine ähnliche Vision hatten, es aber nicht geschafft haben und krachend gescheitert sind. Es ist klar, dass wir nur von den erfolgreichen Geschichten hören, nicht aber von den Menschen, die auf halber Strecke umdrehen mussten. Dennoch regen Biografien wie die von Teddy in meinen Augen zum Nachdenken an.
Meine nächste Empfehlung ist daher die Suche nach Personen, die eine besondere Geschichte zu erzählen haben. Je mehr solcher Geschichten wir hören, umso mehr Inspiration können wir sammeln und umso näher kommen wir an den Punkt, an dem auch wir Veränderungen einleiten wollen oder anderweitig aktiv werden.
Sich darauf einlassen
Ich bin mir ziemlich sicher, dass sich die meisten Millennials schon jetzt von einigen emotionalen Geschichten, von aussagekräftigen Statistiken oder beeindruckenden Erfolgsgeschichten inspirieren lassen. Ich würde fast wetten, dass viele von ihnen in sozialen Netzwerken diverse Beiträge mit einem Like versehen haben, die eine solche Geschichte erzählen. Doch wie viele davon haben letztlich dazu geführt, dass eine Veränderung des eigenen Alltags in Angriff genommen wurde?
Es ist nicht einfach, aus all der Inspiration dann auch final das eigene Handeln zu ändern. Genau das muss das Ziel sein. Kein Buch dieser Welt und kein inspirierendes YouTube-Video bringt uns weiter, wenn wir uns nicht an irgendeinem Punkt dazu entschließen, aktiv zu handeln. Freunde, Familie und all die inspirierenden Personen können uns dabei helfen. Die Umsetzung hingegen liegt ganz allein in unserer Hand. Sobald die Inspiration aus dem Umfeld zu einer eigenen Überzeugung geworden ist, ist ein wichtiger Grundstein für Veränderungen jeglicher Art gelegt.
In Bezug auf die Persönlichkeitsentwicklung ergibt sich noch ein zweiter Schritt. Auch für mich waren zu Beginn einzelne Bereiche etwas befremdlich und nicht sehr alltagstauglich. Einige davon sind es sogar weiterhin. Aber – das nehme ich gerne schon einmal vorweg – wie können wir uns eine Meinung von etwas bilden, wenn wir es gar nicht erst ausprobiert haben?
Es ist keine Notwendigkeit, sich der Persönlichkeitsentwicklung in allen Facetten zu nähern, zumal einzelne Ansätze bereits allseits bekannt und davon losgelöst sind. Ich selbst habe allerdings damals die Entscheidung getroffen, mich auf alle Bereiche einzulassen und zu schauen, wo sie mich hinführen. Nur so konnte ich die für mich relevanten Ansätze filtern und in meinem Alltag anwenden. Dabei musste ich mich von dem Gedanken freizumachen, was andere darüber denken könnten. Um sie ging es in diesem Fall nicht. Es war meine Entscheidung und mein Versuch, neue Akzente zu setzen.
Dadurch habe ich mich auf eine spannende, immer noch andauernde Reise begeben, auf der ich mich besser kennengelernt habe als je zuvor, und mit der ich meine Sinnkrise beenden konnte. Das alles war nur möglich, weil ich mich voll und ganz auf dieses neue Thema eingelassen habe, weshalb ich abschließend dazu ermutigen möchte, es selbst einmal auszuprobieren.
| PRAXISTIPPS |
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es sehr schwer ist, die Ansätze aus Büchern in den eigenen Alltag zu integrieren. Daher beende ich jedes Kapitel mit ein paar Praxistipps. Diese sind in ihrem Anspruch und Umfang steigend und bauen gelegentlich aufeinander auf. Gemeinsam haben sie das Ziel, dir die eigene Umsetzung zu erleichtern. Einiges davon ist aus den von mir gelesenen Büchern übernommen, andere Tipps habe ich mir selbst überlegt. Vielleicht wird nicht in jedem Kapitel etwas für dich dabei sein. Doch ich kann dir bestätigen, dass die Tipps bei mir teilweise wahre Wunder gewirkt haben. Am Ende des Buches wartet eine vollständige Checkliste, auf der alle Praxistipps aufgeführt sind und auf der du deine Fortschritte abhaken kannst.
1. Ein Buch kaufen
Wir beginnen ganz banal. Im digitalen Alltag können analoge Bücher eine wahre Bereicherung sein. Sie können entschleunigen und ermöglichen uns, unseren Horizont zu erweitern. Da ich dir mit meinem Buch auch ein wenig Inspiration mit auf den Weg geben möchte, hast du diesen Schritt im besten Fall schon erledigt. Für weitere Inspiration verweise ich auf die vorgestellten Buchempfehlungen. Selbstverständlich ist dieser Tipp nicht nur auf die Persönlichkeitsentwicklung begrenzt.
2. Mit dem Buch arbeiten
Inspirierende Bücher sollten nach dem Lesen nicht einfach im Regal verschwinden. Besorge dir daher Textmarker, bevor du dein nächstes Buch liest. Durch das Markieren und Notieren wichtiger Stellen können die Inhalte viel intensiver abgespeichert werden. Mit verschiedenen Farben bekommt das neu gelernte Wissen eine angemessene Struktur und lässt sich so deutlich einfacher nachschlagen. Das kann dabei helfen, persönliche Veränderungen einzuleiten oder neue Informationen zu verinnerlichen.
3. Mit einer inspirierenden Person befassen
Nimm dir einen Abend Zeit und informiere dich ausführlich über eine Person, die für dich inspirierend ist. Lies Artikel, Bücher und Social-Media-Beiträge, höre Podcasts oder schaue dir Videos zu dieser Person an. Je mehr inspirierende Informationen zur Verfügung stehen, umso größer ist die Chance, dass sich daraus eine Initialzündung entwickelt, die wiederum eigene Veränderungen in Gang setzt.