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WAS WIR WOLLEN – die Wünsche des Menschen an die Zukunft Erfolg im Wandel der Zeit

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Man könnte argumentieren, dass man auf persönlicher Ebene dann Erfolg hat, wenn man die Ziele erreicht, die man sich selbst gesetzt hat. Und auch unternehmerisches Handeln könnte dann als erfolgreich gelten, wenn man die Unternehmensziele erwirtschaftet. Das ist selbstverständlich plausibel, wirft aber eine Reihe von Fragen auf. Wenn man sich in der Gegenwart Ziele setzt, die man dann in der Zukunft eben vielleicht auch erreicht, so setzt das voraus, dass man schon viel über die Zukunft beziehungsweise über das in Zukunft möglicherweise Erreichbare weiß beziehungsweise gewusst hat. Es ist zweifelsohne ausgesprochen wichtig und richtig, sich für die bereits bekannten Anteile der Zukunft Ziele zu setzen und auch Strategien zu entwickeln, die es nicht nur möglich, sondern sogar wahrscheinlich machen, dann auch erfolgreich zu sein. Der Begriff »erfolgreich« sollte aber aus drei Gründen weiter gefasst werden. Erstens hängen die gesetzten Ziele davon ab, womit man sich betreffend das Ergebnis seiner Bemühungen zufriedengibt. Und was, wenn man sich die Latte einfach zu niedrig legt? Zweitens könnte es sein, dass gesetzte Ziele bei genauerer Betrachtung in der Zukunft nicht den Wert haben, den man ihnen in der Gegenwart noch gibt. Hierbei bestehen außerdem auch große Unterschiede zwischen den Generationen. Ein hohes Einkommen, das Besitzen eines tollen Hauses, das Fahren eines exklusiven Autos, viele Follower (ob influenced oder nicht) oder das Erreichen eines hohen Betriebsergebnisses – all die Earnings before interest and taxes (EBIT) – werden von manchen mehr, von anderen weniger als Statussymbole gesehen. Ganz ähnlich verhält es sich bei der Frage, ob sie noch als repräsentativ für erbrachte Leistungen gesehen werden. Sie sind aber sicher nicht immer und automatisch das Resultat »erfolgreichen« – im Sinne von »wertvollen« – Handelns. Und noch viel wichtiger: Sie verändern die Welt auch nicht notwendigerweise zum Besseren. Drittens sind viele individuelle Leistungen, viele große Errungenschaften und Innovationen in der Menschheitsgeschichte nicht das Resultat eines Planes mit gesetzten Zielen gewesen. Vor allem deshalb nicht, weil sie in der Gegenwart noch vollkommen unvorhersehbar gewesen sind. Gesetzte, konkrete Ziele sind meist nur Lösungen für bereits bekannte Probleme, aber tragen oft sehr wenig zur Bewältigung von Aufgaben bei, die wir heute noch gar nicht kennen.

Grundsätzlich wird Erfolg sehr individuell gesehen und folglich auch nicht einheitlich bewertet. Was für den einen schon erfolgreich ist, ist für den anderen Standard oder gar nicht von Interesse. Der Erfolg wird außerdem oft mehr an der Reaktion der sozialen Umgebung gemessen. Und das, obwohl die Ausgangsbasis doch eigentlich sehr ähnlich sein müsste. Die Beschreibung der Bedürfnisse und Motivationen des Menschen, nach der vom amerikanischen Psychologen Abraham Maslow entworfenen Bedürfnispyramide, könnte einmal als erster Ansatzpunkt genommen werden. Die fünf Ebenen mit all ihren fließenden Übergängen reichen von den Grundbedürfnissen (Ernährung, Atmung, Schlaf, Fortpflanzung etc.) über Sicherheitsbedürfnisse (Gesundheit, körperliche, seelische und materielle Sicherheit, Arbeit, Wohnung, Familie etc.), soziale Bedürfnisse (Liebe, Gruppenzugehörigkeit, Kommunikation etc.), Individualbedürfnisse (Erfolg, Unabhängigkeit, Freiheit, Ansehen, Wertschätzung etc.) bis hin zu den individuellsten Bedürfnissen nach Selbstverwirklichung (seine Kreativität, seine Talente und Potenziale ausschöpfen zu können, Persönlichkeitsentwicklung, seinem Leben einen Sinn zu geben).

Die ersten vier sind Defizitbedürfnisse, die, wenn man sie nicht oder nur sehr eingeschränkt erfüllen kann, zu physischen oder psychischen Störungen führen. Und obwohl das auch für die Wachstumsbedürfnisse der Selbstverwirklichung zutrifft, können diese nie wirklich vollständig befriedigt werden. Maslow hat dieses Modell später noch erweitert und ist davon ausgegangen, dass die Befriedigung all dieser Bedürfnisse, und im Besonderen der Selbstverwirklichung, nur schwer und nicht von allen Menschen erreichbar sind. Am Rande sei erwähnt, dass auch eine maslowsche Bedürfnispyramide für den digitalen Wandel vorgeschlagen wurde, um die Werte zu beschreiben, die eine Welt der Interaktion von Menschen und Maschine auch im Zusammenhang mit dem Design digitaler Technologien prägen sollen (Spiekermann: Ethical IT Innovation, 2016). Einerseits findet man in der maslowschen Hierarchie den Begriff »Erfolg« unter den Individualbedürfnissen, gemeinsam mit dem Wunsch nach Wertschätzung, Prestige oder Ansehen. Ökonomischer Erfolg, das Haus, das Auto etc., wird oft deshalb angestrebt, weil sie dem Menschen zu Status, Anerkennung und Bewunderung verhelfen. Andererseits muss man aber auch die Frage stellen, ob nicht unter bestimmten Umständen, unter bestimmten Lebensbedingungen und Voraussetzungen das Stillen von Grund- und Sicherheitsbedürfnissen schon als erfolgreiches Leben angesehen werden muss, so bedauerlich das auch ist. Und noch viel bedauerlicher ist schließlich, dass die Erfüllung vieler, vor allem so wichtiger Bedürfnisse wie zum Beispiel Ernährung, Gesundheit oder Sicherheit immer noch viel zu oft nicht in den Händen des Individuums liegen. Jeder soll für sich selbst entscheiden, was sein gutes Leben ausmacht! Wie viel Arbeit in der Gegenwart und in der Zukunft liegt noch vor uns, um das Ziel zu erreichen, in einer so »gerechten« Welt leben zu können, in der dieser Appell endlich seine Naivität verliert?

Selbst Hans Rosling, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, den Menschen zu zeigen, wie sehr sich die Welt auch beim Befriedigen von Grund- und Sicherheitsbedürfnissen verbessert hat, hat stets zusätzlich darauf hingewiesen, dass noch sehr viel Luft nach oben ist (Rosling: Factfulness. Wie wir lernen, die Welt so zu sehen, wie sie wirklich ist, 2018). Bilder von hungernden Menschen, vom Bürgerkrieg in Syrien, vom Elend in Flüchtlingslagern oder auch von mit COVID-19-Erkrankten überfüllten Intensivstationen schüren zumindest für unsere Gegenwart noch den einen oder anderen Zweifel am Ausgangspunkt für die Homo-Deus-These. Yuval Noah Harari argumentiert, dass, nachdem Hunger, Kriege und Seuchen für die meisten Menschen ihre Bedeutung verloren haben, die nächsten Erfolgsebenen, die der Homo sapiens auf dem Weg zum Homo deus anstrebt, Unsterblichkeit und ewiges Glück sind (Harari: Homo Deus: A Brief History of Tomorrow, 2016). Auch wenn es vollkommen verständlich ist, dass in Zeiten einer Corona-Krise auch ge- und verzweifelt wird, so bleibt es doch ein Faktum, dass im Vergleich zu den letzten Jahrhunderten die Konsequenzen von Seuchen wie auch von Krieg und Hunger weltweit verhältnismäßig eingedämmt werden konnten. Und selbst, wenn im Speziellen im Silicon Valley unglaublich viel Geld in die entsprechende Forschung gepumpt wird, so ist es doch wissenschaftlich aktuell unumstritten, dass die Unsterblichkeit des Homo sapiens noch in keiner Weise unmittelbar vor der Tür steht.

»Aber wie steht es mit dem ewigen Glück, dem Glücklichsein? Vorausgesetzt, die grundlegendsten Bedürfnisse können gestillt werden, scheint gerade das Führen eines glücklichen Lebens immer öfter als Erfolgsparameter Nummer eins angesehen zu werden. Wer es schafft, ein glückliches Leben zu führen, hat es geschafft. Aber was ist das – ein glückliches Leben? Der emotionale Zustand der Deutschen zum Beispiel lässt sich wahrscheinlich mit Zufriedenheit auf hohem Niveau beschreiben. Selbst in Zeiten der Euro-Finanzkrise, der Euro-Schuldenkrise oder auch der polarisierenden Zuwanderungsdebatte nahmen die Lebenszufriedenheit und das gesamtdeutsche Glücksniveau zu. Ob nun das Glück im Augenblick oder das Glück, das man empfindet, wenn man sagt, sein Leben könne so wie jetzt eigentlich weiterlaufen, es ist stets von vielen Einflussfaktoren abhängig. Gern werden als die wichtigsten dafür Geld, Gesundheit, Gemeinschaft und genetische Disposition (angeborene Persönlichkeitsmerkmale) angegeben (Schlinkert, Raffelhüschen: Deutsche Post Glücksatlas, 2018).«

Nicht nur im Wandel der Zeit, sondern auch im Lauf eines Lebens ändert sich die Lebenszufriedenheit (Frey, Frey Marti, Glück: die Sicht der Ökonomie, 2010). Was man gern als die U-Kurve des Glückes bezeichnet, beschreibt, dass die Lebenszufriedenheit, ob bei Frauen oder Männern, in der Jugend hoch ist, Mitte 40 auf einen Tiefpunkt sinkt und dann wieder steigt. Der kanadische Psychoanalytiker Elliott Jaques hat den Begriff »Midlife-Crisis« geprägt. Kieran Setiya, Professor für Philosophie am Massachusetts Institute of Technology (MIT), vermutet hinter der »Mid-Career-Crisis« das Schwinden der Wahlmöglichkeiten, die Tyrannei der Projekte, die eines nach dem anderen abgeschlossen und durch neue ersetzt werden, das Fokussieren auf das Beheben von Problemen, anstatt Projekten von existenziellem Wert nachzugehen, und letztendlich auch das Wissen, dass ein kompletter Bruch mit dem Bestehenden zwar gut, aber nicht machbar sein könnte. »Die Zufriedenheit liegt immer entweder in der Zukunft oder in der Vergangenheit; kein Wunder, dass sich die Gegenwart leer anfühlt. Und was noch schlimmer ist: Wenn ein Projekt für Sie eine Bedeutung hat, dann ist nicht nur Ihre Befriedigung aufgeschoben, sondern Ihre Arbeit an dem Projekt zerstört seine Bedeutung.« (Setiya: Die Krise in der Karrieremitte, 2019). Man ist irgendwie geneigt zu hinterfragen, ob stetiger – um nicht zu sagen monotoner – Erfolg auf einem gewissen Niveau überhaupt glücklich macht. Der wahrgenommene Erfolg verliert vielleicht mit der Zeit an Kraft. Und so könnte auch die Zufriedenheit unter objektiv gleichbleibenden Rahmenbedingungen sinken. Es drängt sich der Verdacht auf, dass das stetige Arbeiten an sicheren, bekannten Projekten, ohne immer wieder einmal etwas Neues, etwas anderes zu machen, sogar unglücklich machen könnte.

Die Europäische Wertestudie (European Value Study) hat sich das Monitoring von Werthaltungen, Einstellungen und Wertewandel in der Gesellschaft schon seit Jahren zur Aufgabe gemacht. Zwischen 1990 und 2018 hat beispielsweise die Bedeutung von Freizeit, Familie und Freunden in der österreichischen Bevölkerung deutlich zugenommen. Im Jahr 2018 haben nur mehr knapp die Hälfte der Österreicher (48 Prozent) der Aussage zugestimmt, dass Arbeit im Leben sehr wichtig sei. Im Jahr 1990 waren es noch 62 Prozent. Wohingegen sich die Einstellung zu guter Bezahlung nicht wesentlich geändert hat, wird es immer wichtiger, im Beruf die Möglichkeit zu haben, eine eigene Initiative zu entfalten, die Arbeitszeiten mitgestalten zu können und einen Beruf mit Verantwortung auszuüben. All das unterstützt schon früher gemachte Beobachtungen, dass Arbeit als Teil der Persönlichkeitsentfaltung und Selbstverwirklichung fungiert (Aichholzer, Friesl, Hajdinjak, Kritzinger: Quo vadis, Österreich? Wertewandel zwischen 1990 und 2018, 2019). Arbeit ist also auch der Selbstverwirklichungsebene der maslowschen Bedürfnishierarchie zuzuordnen. Hoffentlich lässt sich das für immer mehr Menschen auch entsprechend umsetzen und mit der gleichzeitig steigenden Bedeutung von Freizeit, Familie und Freunden unter einen Hut bringen. Im Wandel der Zeit ändern sich also die Vorstellungen darüber, was das Leben lebenswert macht. Das ist nicht weiter verwunderlich. Wir leben allerdings in ein und derselben Gegenwart mit verschiedenen Generationen. Und hier scheint der Wandel über die Vorstellungen darüber, was Erfolg im Leben ist, immer wieder für Diskussionen zu sorgen.

»Es ist die Katastrophe. Die Haltung, nichts Wesentliches mehr ändern, nichts Großes mehr leisten, nichts Wegweisendes mehr erreichen zu wollen, breitet sich immer weiter aus. Und das, während die Menschheit vor großen Aufgaben steht. Oder vielleicht gerade deswegen? Weil man vor lauter Anforderungen lieber gar nicht mehr hinschauen will? Das Klima kollabiert, die Meere werden zugemüllt, die Populisten übernehmen Regierungen, die digitale Revolution bedroht Unternehmen und Arbeitsplätze – und jene, die sich der Probleme annehmen sollten, fragen erst einmal nach dem Handy, der Überstundenregelung und ihrer persönlichen Work-Life-Balance?«, schreibt die Betriebswirtschaftsprofessorin Evi Hartmann in ihrem 2018 erschienenen Buch Ihr kriegt den Arsch nicht hoch: Über eine Elite ohne Ambition. Vor Verallgemeinerungen gilt es natürlich zu warnen, und es gab und gibt solche und solche in allen Generationen in allen Gegenwarten. Aber auch die Vertreter der angesprochenen Generationen selbst plädieren dafür, dass sich die Unternehmen auf den Wertewandel in der Arbeitswelt einstellen müssen. Immer mehr junge Menschen wollen heute flexibler, freier und selbstbestimmter arbeiten – Freiheit und Freizeit ist ihnen wichtiger als Geld (Burkhart: Die spinnen, die Jungen! Eine Gebrauchsanweisung für die Generation Y, 2016). Nach über einem Vierteljahrhundert, das ich nun schon junge Menschen an Universitäten unterrichte, schließe ich mich mit meinem ganz persönlichen Eindruck Kerstin Bund, der Autorin des Buches Glück schlägt Geld. Generation Y: Was wir wirklich wollen, an: Die wollen arbeiten, nur eben anders.

Einer erfüllenden Arbeit nachzugehen, ist ohne Zweifel für viele Menschen ein wesentlicher Parameter für ein glückliches und »erfolgreiches« Leben. Es muss angesprochen werden, dass die Gruppe jener Menschen, die unfreiwillig keine Arbeit haben, in der Gesellschaft keine Stimme hat, sich eventuell zurückzieht und dann empfänglich für populistische Strömungen werden kann. Für gar nicht wenige wird ihre Arbeit aber dieser Vorgabe auch nicht gerecht. Und für wieder viele Menschen stehen die Erfolgserlebnisse, die sie als ihre größten aufzählen würden, in gar keinem Zusammenhang mit Arbeit. Das macht natürlich auch Sinn. Erfolge kann man in vielen Zusammenhängen feiern. Erfreulicherweise ist für viele eine Leistung auch dann ein anzustrebendes Ziel, wenn sie nicht zu für jedermann sichtbaren, quantifizierbaren Erfolgsergebnissen führt. Unglaublich vieles wird auf dieser Welt geleistet, was zu selten oder oft gar nicht von Erfolg im quantifizierbaren Sinn gekrönt ist. Es zählt einfach zu den größten Leistungen und Erfolgen der Menschheit, einem traurigen Menschen Trost zu spenden, einem Pflegebedürftigen bei ganz alltäglichen Dingen zu helfen, einem Menschen auf der Flucht ein Zuhause zu bieten, einem einsamen Menschen Zeit zu schenken, für einen Fragenden eine Antwort zu finden oder einem Kind Geborgenheit zu geben. Die Liste all dieser so wichtigen, primär sinnstiftenden Leistungen wäre unendlich erweiterbar.

»Also was ist Erfolg? Was bedeutet es, ein gutes, erfolgreiches Leben zu leben beziehungsweise leben zu können? Eine allgemeingültige Antwort darauf kann es nicht geben. Ich persönlich kann dem Ansatz der Mitglieder des Redaktionsteams der Philosophie-Zeitschrift Hohe Luft, Tobias Hürter, Rebekka Reinhard und Thomas Vašek einiges abgewinnen. Zum einen geht es um die Unterscheidung von drei Arten von Erfolg, die aber natürlich auch Überlappungen aufweisen. Der ökonomische, quantifizierbare Erfolg, der aus Leistung genauso wie aus Zufall resultieren kann, wird vom ästhetischen Erfolg unterschieden, der mit kreativen Tätigkeiten wie Kochen, Musizieren, Schreiben, Tanzen und vielem mehr im Zusammenhang steht und natürlich einem subjektiven Urteil unterliegt. Und schließlich gibt es noch eine dritte Erfolgsart – den sogenannten ethischen Erfolg, der für das objektiv Gute steht und zum Beispiel der Wissenschaft oder der Ökologie dient. Die Autoren schlagen aber vor allem vor, statt vom ›Erfolg‹ eines Menschen, von seinem ›Werk‹ zu sprechen. Dieser Begriff beschreibt sowohl das Tätigsein selbst (am Werk sein) als auch das Ergebnis, ein Werk mit Bestand, das den Tag überdauert. Das Werk, das Lebenswerk, ob nun künstlerisches, wissenschaftliches oder unternehmerisches Tun, soziales Engagement oder die Erziehung der Kinder, macht zu Recht stolz, weil es das Ergebnis unseres Wirkens und nicht des Zufalls ist (Hürter, Reinhard, Vašek: ›Das Märchen vom Erfolg‹, 2015).«

»Es ist nicht ein biologischer Antrieb oder unser Belohnungs- und Bestrafungs-Trieb, sondern es ist einfach unser Wunsch, unser Leben voll Sinn zu führen, es selbst zu gestalten und dabei unsere Fähigkeiten zu erweitern(Pink: Drive: Was Sie wirklich motiviert, 2010).

Natürlich kann man nichts dagegen haben, dass Menschen gern glücklich sind. Der Ansatz, es sei Erfolg genug, wenn man selbst nur glücklich und zufrieden ist, muss allerdings aus verschiedenen Gründen hinterfragt werden. Und einen Zusammenhang zwischen Glück und Erfolg kann man ohnedies nur bedingt ausmachen, wohl wissend, dass es in der Kunst, der Wissenschaft, dem sozialen Engagement, der Wirtschaft und vielem mehr schon so oft und so viele beeindruckende Lebenswerke von unglücklichen beziehungsweise unzufriedenen Menschen gegeben hat. Das schließt umgekehrt aber natürlich wiederum nicht aus, dass ein erfolgreiches Lebenswerk auch glücklich machen kann und soll. Es sagt aber auch nicht, dass eine in Aussicht gestellte Erfolgsgarantie glücklicher macht. Und die Geschichte hat noch etwas gezeigt: Ob ein Werk unter – im finanziellen, politischen oder gesellschaftlichen Sinn – »sicheren«, zielgerichteten Bedingungen durchgeführt wurde, oder ob »unsicher« ans Werk gegangen wurde, lässt nicht unbedingt Voraussagen über seinen Erfolg zu. Es ist selbstverständlich in vielen Zusammenhängen notwendig und sinnvoll, sich Ziele zu setzen, auf die man hinarbeiten kann. Und ohne Extra Miles kein Erfolg. Das gilt für das persönliche Leben genauso wie für das strategische, unternehmerische Handeln. Das Arbeiten mit dem vorhersehbaren Ziel und Resultat vor Augen macht aber weder unbedingt glücklicher, noch ist es notwendigerweise erfolgreicher als ein Streben, ohne automatisch auf einen bekannten Endpunkt zuzusteuern. Das ist eine Tatsache, die jeder, der in der Grundlagenforschung arbeitet, kennt und sogar schätzt. Es ist aber auch klar, dass viel ungerichtetes »Am-Werk-Sein« letztendlich irgendwann und immer wieder einmal zu ganz konkreten Produkten und in weiterer Folge Innovationen führen kann. Und umgekehrt dienen viele endliche Ansätze (einzelne Projekte) großen Konzepten und Ideen (ganzen Prozessen), so wie etwa die Entwicklung konkreter Solargeräte den Anstrengungen gegen den Klimawandel dient, oder ein einzelnes Geschäft dem Wachstum des Unternehmens nutzt.

Erfolg zu haben, indem man sich auf die bekannte Zukunft strategisch einstellt, ist überlebenswichtig. Aber solch ein Vorgehen wird erst gemeinsam mit dem ergebnisoffenen Ausschauhalten nach dem Sinn, um sich selbst auch immer wieder einmal zu »etwas anderem« herauszufordern, um nicht nur den gängigen gesellschaftlichen Symbolen für Leistung entgegenzufiebern und um dem Unvorhersehbaren seine Chance zu geben, zu einem Ganzen, zu einem wirklich erfolgreichen Werk beziehungsweise Lebenswerk.

Die Lösungsbegabung

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