Читать книгу planlos!? - Markus Nägele - Страница 4
Wusst ich´s doch.
ОглавлениеEs war kurz vor 18.00 Uhr, als ich meinen Van auf einem der Parkplätze vor unserem Gemeindehaus parkte. Vor ein paar Tagen war ich gefragt worden, ob ich nicht ein- bis zweimal im Monat einen Dienst im Bistro tun könnte. Das Bistro war erst im letzten Jahr im Obergeschoss des Gemeindehauses ausgebaut worden, um für die Jugendarbeit genügend Räume zu schaffen. Es bestand aus einem großen Gemeinschaftsraum, in dem ein Billardtisch, ein Airhockey und ein Tischkicker standen. Es gab quadratische Bistrotische mit blauen Stühlen und eine Chill-Ecke, die mit bequemen Sofas bestückt war. Gleich am Eingang war eine halbrunde Theke eingebaut worden, die direkt an die Küche anschloss. Der Raum selbst hatte eine wohnliche Atmosphäre, welche teilweise durch die schräg in den Raum ragenden, verkleideten Holzbalken verstärkt wurde.
Hier war ich nun, um mir von einem Mitarbeiter die verschiedenen Arbeitsabläufe erklären zu lassen: Fritteuse bedienen, Pommes machen, Kühlschrank mit Getränken auffüllen und Getränke ausschenken – dazu noch die Preisliste und wie die Kasse funktioniert.
Kurz vor Bistro-Öffnung um 18.30 Uhr wurde mir und meinem Mitarbeiter noch ans Herz gelegt, dass es auch bei unserem Thekendienst darum gehe, den Jugendlichen herzlich und offen zu begegnen. Mit einem etwas lauen Gefühl in der Magengegend blickte ich dem Verlauf des Abends entgegen. Immerhin war ich schon 36 Jahre alt und bekam es hier mit Jugendlichen zwischen 13 und 17 Jahren zu tun. Nicht dass ich Angst vor den Jugendlichen gehabt hätte, schließlich habe ich selbst zwei Kinder in diesem Alter, aber wie würde es sein, wenn junge Menschen in dieser Masse zusammen wären? Im besten Fall konnte ich ja davon ausgehen, dass nur Jugendliche aus christlichen Familien kommen würden – denn die sind ja dann normalerweise hoffentlich bestens erzogen! Nur hier lag der Fall etwas anders, denn ich stand in der Herausforderung einer offenen Jugendarbeit!
Als die Tür dann pünktlich um 18.30 Uhr geöffnet wurde, warteten draußen schon ein paar Jugendliche, die auch sofort den Billardtisch stürmten. Im weiteren Verlauf des Abends kamen immer mehr Jugendliche, die meisten in kleinen Gruppen. Je mehr Besucher kamen, desto mehr stieg der Geräuschpegel. Es wurde gespielt, und in der Chill-Ecke fand sich eine bunte Gruppe Jugendlicher, die sich lautstark austauschten. Wer Hunger oder Durst hatte, kam zu uns an die Theke und bestellte sich das Gewünschte. Was mich bei meinem Dienst sehr herausforderte, war der Ton, mit dem einige der Jugendlichen an die Theke kamen: „Ne Cola, aber schnell!“ „Das Glas ist nicht ganz voll!“ „Ich war zuerst da!“ „Wie lang dauert das denn noch?“ „Mehr Ketchup!“ Ich versuchte mir einzureden, dass dies heute ja bestimmt eine Ausnahme sei und die Bistrobesucher normalerweise den erwachsenen Mitarbeitern in einem anderen Ton und mit etwas mehr Respekt begegnen würden.
So vergingen die vier Stunden in einer ziemlichen Hektik und ich war nicht unglücklich, als die Türen des Bistros um 22.30 Uhr geschlossen wurden. Nachdem mein Mitarbeiter und ich das Bistro gefegt, den herumliegenden Müll entsorgt und die Stühle und Tische wieder ordentlich hingestellt hatten, war endlich Feierabend! Müde und ziemlich frustriert ging ich nach Hause – aber ich hatte jetzt ja zwei Wochen Pause bis zu meinem nächsten Dienst.
Vielleicht schneller, als mir lieb war, waren die zwei Wochen vergangen und mein nächster Bistrodienst stand an. Der Abend verlief ähnlich wie der erste im Bistro. Die Jugendlichen passten mit ihrem Verhalten haargenau in mein Denkmuster – sie waren aufsässig, rüpelhaft und unverschämt. An diesem Abend beschloss ich, dass dies mein zweiter und letzter Einsatz im Bistro gewesen sein sollte. Schließlich konnte ich mir Besseres für meinen Samstagabend vorstellen, als mich von ein paar Jugendlichen dafür blöd anmachen zu lassen, dass ich ihnen – „ehrenamtlich“ – Essen und Trinken machte. Mit dieser Erkenntnis und dem festen Entschluss ging ich nach Bistroschließung heim.
Es sollte alles ganz anders kommen als gedacht.