Читать книгу Gesundmacher Herz - Markus Peters - Страница 10

Herzfrequenz-Variabilität und Geburtshilfe

Оглавление

In der Geburtshilfe ist die Herzfrequenz-Variabilität des ungeborenen Kindes ein wichtiges Indiz für seine Gesundheit. Eine Reduzierung der Herzfrequenz-Variabilität (also eine Tendenz hin zu einem exakt getakteten Herzschlag) bedeutet Gefahr für das Kind und führt unter Umständen zu der Entscheidung, die Entbindung sofort – zum Beispiel durch einen Kaiserschnitt – durchzuführen.

Dabei ist die Herzfrequenz-Variabilität beim ungeborenen Kind sehr viel ausgeprägter als später im Kindes- oder gar im Erwachsenenalter. Allgemein nimmt die Variabilität der Herzfrequenz mit jedem Lebensjahr weiter ab. Das erklärt auch, warum eine Abnahme der Herzfrequenz-Variabilität im Mutterleib als Anzeichen einer unmittelbaren Lebensgefahr für das Kind gesehen wird.

Die „Sprache des Herzens“ ist somit – der Informationstechnik sei Dank – zumindest ansatzweise entschlüsselt. Damit aber tatsächlich von einer Sprache die Rede sein kann, muss der Sprechende – in unserem Fall also das Herz – aus sich heraus etwas mitzuteilen haben, also über so etwas wie eine eigene „Intelligenz“ verfügen. Das allerdings widerspricht dem Bild, das wir traditionellerweise vom Herzen haben. Das Herz ist doch – so haben wir es alle gelernt – nur ein pumpender Muskel, der eine zwar beeindruckende Kraft- und Ausdauerleistung vollbringt, ansonsten aber eher „dumm“ ist. Gesteuert wird die Herztätigkeit, das erscheint uns immer noch selbstverständlich, allein durch das Gehirn.

Tatsächlich aber ist dem ganz und gar nicht so: Neurowissenschaftler wissen vielmehr schon seit einer ganzen Weile, dass das Herz ein eigenes unabhängiges Nervensystem aufweist, das große Ähnlichkeit mit dem Nervensystem des Gehirns hat. Das Herz besitzt – so wissen wir heute – mindestens 40 000 Nervenzellen (Neuronen). Das entspricht immerhin der Menge von Neuronen, über die auch verschiedene Funktionskerne des Gehirns (zum Beispiel der für das Riechen zuständige Hirnbereich) verfügen. Damit ist die Voraussetzung für einen „gleichberechtigten“ Informationsaustausch zwischen dem Nervensystem des Gehirns und dem des Herzens gegeben.

Wobei die Erkenntnis, dass es eine Verbindung zwischen den Nervensystemen des Gehirns und denen des Herzens gibt, ebenfalls nicht neu ist. Allerdings nahm man noch bis in die 1970er-Jahre hinein an, dass diese Verbindung nur deshalb gebraucht werde, damit das Herz die „Befehle“ des Gehirns verstehen und umsetzen könne.

Erst um 1975 herum stellten die Physiologen John und Beatrice Lacey fest, dass die Nervenverbindung zwischen Gehirn und Herz alles andere als eine Einbahnstraße ist.6 Es stimmt zwar, dass das Gehirn „Anordnungen“ an das Herz schickt. Die Laceys entdeckten aber, dass das Herz scheinbar auch so etwas wie einen eigenen Willen hat. Die Nervenzellen des Herzens (wenn man so will: das herzeigene Gehirn) senden also nicht nur Daten an das Gehirn, sondern sie beeinflussen es auch in durchaus entscheidender Weise:

Gesundmacher Herz

Подняться наверх