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Kommunikationswege Herz – Gehirn

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Die aktuelle Forschung hat bisher vier Wege identifiziert, auf denen die Kommunikation zwischen Herz und Gehirn stattfindet:

1. Die neurale Kommunikation

Das Herz sendet seine Informationen über den Vagusnerv und die Nerven des Rückenmarks an das Gehirn (und umgekehrt).

2. Die biochemische Kommunikation

Auch die Hormone sind Informationsträger, über die Herz und Gehirn miteinander in Verbindung treten. Hormone sind ja nichts anderes als chemische Substanzen, die mit dem Blutstrom durch den Körper geschickt werden, um in bestimmten Organen gezielte Reaktionen auszulösen. Auch auf diesem Weg kann das Herz Informationen empfangen, „verstehen“ und weiterleiten. Das Herz vermag aber auch selbst Hormone zu bilden (zum Beispiel das Atriopeptin, das unter anderem daran beteiligt ist, den Blutdruck sowie den Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt des menschlichen Körpers im Gleichgewicht zu halten). Hier steht die Forschung allerdings noch ganz am Anfang.

3. Die biophysikalische Kommunikation

Das Herz treibt nicht nur das Blut durch die Blutgefäße des Körpers, jeder Herzschlag erzeugt auch eine Druckwelle im Blut, die sich viel schneller durch den Körper bewegt als das Blut selbst und die wir als Pulsschlag wahrnehmen können (die Aufgabe des Herzens als „treibende Pumpe“ ist allerdings infrage zu stellen, wie in Kapitel 13 gezeigt werden wird). An dieser Druckwelle kann der Rhythmus der Herzfrequenz-Variabilität gemessen (und dann analysiert) werden, sie kann aber in gleicher Weise auch Informationsträger für das Gehirn sein.

4. Die energetische Kommunikation

Das Herz erzeugt – wie andere Organe auch –, ein pulsierendes elektromagnetisches Feld, dessen Wellen (ähnlich wie bei einem Mobilfunknetz) Informationen transportieren können. Dieses elektromagnetische Feld ist das stärkste im menschlichen Körper (etwa 5000-mal stärker als das des Gehirns), und es kann mit entsprechend empfindlichen Messgeräten bis zu einem Umkreis von drei Metern gemessen werden. Die Forschung hierzu steht ebenfalls noch am Anfang, es gibt aber Hinweise darauf, dass sich die elektromagnetischen Felder von Herz und Gehirn gegenseitig beeinflussen. (Quelle: Childre/Martin: Die HerzIntelligenz®-Methode)

Nach John und Beatrice Lacey verhält es sich also so, dass Herz und Gehirn nahezu gleichberechtigt miteinander kommunizieren, und dass sich das Herz dabei durchaus nicht nur in der Rolle des Befehlsempfängers befindet. Einen klaren Hinweis darauf, dass das Herz oft seiner eigenen „Logik“ folgt und nicht nur den Befehlen „von oben“, brachte erstmals folgende Beobachtung:

Üblicherweise wird davon ausgegangen, dass das Gehirn in bestimmten, zum Beispiel gefährlich erscheinenden oder besonders anstrengenden Situationen Erregungssignale an den Körper sendet, die dann unter anderem dazu führen, dass das Herz seinen Puls beschleunigt. Die Laceys konnten jedoch beobachten, dass gar nicht selten genau das Gegenteil geschieht: Das Herz verlangsamt unter Missachtung der Befehle des Gehirns seine Tätigkeit (wohingegen alle anderen Organe erwartungsgemäß mit Erregung reagieren)! Es scheint also tatsächlich so, als würde das Herz kritisch überprüfen, ob die vom Gehirn angeordnete Erhöhung des Herzschlags tatsächlich die situationsangemessene Reaktion ist.

Noch spektakulärer aber war die Entdeckung, dass das Herz nicht nur weisheitsvoll7 und sinnhaft mit den vom Gehirn ausgehenden Befehlen umgeht, sondern dass es auch seinerseits das Gehirn in seiner Aktivität zu beeinflussen vermag. Damit kam zum ersten Mal der Gedanke, dass eben nicht nur das Gehirn, sondern auch das Herz in der Lage sei, menschliches Verhalten wesentlich zu beeinflussen.

Ausgehend von den bahnbrechenden Beobachtungen und Erkenntnissen der Physiologen John und Beatrice Lacey haben seither zahlreiche weitere Wissenschaftler nachweisen können, dass das Herz – ablesbar an der Herzfrequenz-Variabilität – direkten Einfluss nimmt auf die Aktivitäten der Gehirnbereiche, in denen wir Erkenntnisse und Gefühle verarbeiten.

Konkret heißt das (unter anderem), dass das Verstehen der „Sprache des Herzens“ auch der Schlüssel ist für ein besseres Verständnis unserer Emotionen. Bereits seit Mitte der 1980er-Jahre weiß man, dass die auch heute noch verwendete, den sogenannten Intelligenztests zugrunde liegende Definition des Intelligenzbegriffs zumindest sehr einseitig ist. Howard Gardner, Professor für Neurologie an der Boston University, unterschied als Erster mehrere sehr verschiedene Formen von Intelligenz. Neben der logisch-mathematischen Intelligenz gibt es demnach auch eine räumliche, eine musikalische, eine körperbezogene sowie eine emotionale Intelligenz.

John Mayer, Psychologe an der Universität von Hampshire, erarbeitete in den späten 1980er-Jahren dann zusammen mit seinem Kollegen Peter Salovey (Yale University) eine Theorie der emotionalen Intelligenz – sie umfasst fünf Bereiche: (1) Das Kennen der eigenen Emotionen sowie (2) deren Kontrolle und dazu noch die Fähigkeiten zur (3) Selbstmotivation, zum (4) Erkennen der Emotionen anderer Menschen und schließlich zum (5) „Managen“ zwischenmenschlicher Beziehungen.

Und seit Mitte der 1990er-Jahre schließlich wissen wir aufgrund sorgfältiger Untersuchungen durch Daniel Goleman, Professor für Psychologie an der Harvard University, dass diese emotionale Intelligenz für ein erfolgreiches Leben wesentlich wichtiger ist als die allgemein immer noch so hoch geschätzte mathematisch-logische Intelligenz.

Diese Erkenntnisse zur emotionalen Intelligenz gehören nur am Rande zum Thema dieses Buches, aber sie unterstreichen doch, welche ganz praktische Bedeutung es haben kann, aus der Herzfrequenz-Variabilität direkte Rückschlüsse auf die emotionale Verfassung eines Menschen ziehen zu können. Bereits hier wird nämlich deutlich, dass die Herzfrequenz-Variabilität Ausgangspunkt neuer Therapiemöglichkeiten sein kann – was im weiteren Verlauf dieses Buchs noch detailliert dargestellt werden soll.

Das dabei zum Einsatz kommende Grundprinzip ist relativ einfach: Wenn wir lernen, mithilfe der Herzfrequenz-Variabilität auf unser Herz zu „hören“, dann können wir im Weiteren auch lernen, bewusster mit unseren Emotionen umzugehen.

Kommen wir noch einmal auf den Anfang dieses Kapitels zurück:

Wir hatten gesehen, dass eine „ungeordnete“ Herzfrequenz-Variabilität immer dann zu beobachten ist, wenn wir von negativen Emotionen (Zorn, Angst, Unsicherheit usw.) beherrscht werden. Umgekehrt „schwingt“ die Herzfrequenz-Variabilität ausgeglichen und harmonisch, wenn wir uns auch so fühlen (siehe Abbildungen). Das Sichtbarmachen der Herzfrequenz-Variabilität gibt also die Möglichkeit, unseren emotionalen „Haushalt“ zu kontrollieren und ihn – und genau darin liegt der mögliche therapeutische Effekt – auch zu trainieren.

Gesundmacher Herz

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