Читать книгу Kommissar Lüppi - Band 5 - Markus Schmitz - Страница 9

2

Оглавление

11. August 1995, Freitag, 8.45 Uhr

Polizeipräsidium Essen

Kriminalinspektion 1 – KK11

Alle fünf saßen an ihren Schreibtischen. Fünf waren an dem Morgen Lüppi und Petra, Heike und Gördi sowie Conny. Von Chris hatten sie seitdem er zum Büro von Kriminaldirektor Lothar Bäumler gegangen war, nichts mehr gehört noch gesehen. Lüppi und Gördi machten sich darüber keine Gedanken. Heike dachte schon darüber nach, sagte aber nichts. Conny sah immer wieder zu Petra herüber, die sich ihrer Auffassung nach auch Gedanken machte. Diese Vermutung sprach Conny bei Petra an.

„Äh… nein“, antwortete Petra ihr. „Über Chris mache ich mir keine Gedanken. Ich frage mich, was der Herr Zeuner von Beruf war.“

„Wie meinst du das?“, fragte sie nach.

„Laut Finanzamt-Unterlagen hat er keine Sozialabgaben abgeführt, bis vor einem dreiviertel Jahr. Seitdem bezieht er Stütze.“

„Stütze? Was ist das denn?“

„Stütze ist ein anderes Wort für Sozialhilfe.“

Lüppi wurde hellhörig. Er sah zwischen beiden hin und her. Petra schaute ihn an und fragte ihren Vater.

„Hast du eine Idee, warum der Herr Zeuner keine Sozialabgaben zahlen musste, aber dann seit einem dreiviertel Jahr von der Sozialhilfe lebte?“

„Mmh… nö… keine Ahnung“, antwortete Lüppi.

Petra nahm das Telefon und wählte eine bestimmte Rufnummer beim Finanzamt. Lüppi´s Telefon schellte. Es war Bernhard Stiebing von der KK32. Abteilung für Einbruchsdelikte, Diebstahl rund ums Auto und Motorrad, sowie Sachfahndung.

„Hallo Bernhard, was gibt es Schönes?“, fragte Lüppi, nachdem er sich gemeldet hatte.

„Wir haben einen Einbruch gemeldet bekommen“, antwortete Bernhard.

„Wie schön für euch, und?“

„Soweit nichts Besonderes, nur das gestern schon Kollegen am Tatort waren.“

„Aha, soso, klingt interessant.“

„Der Wohnungseinbruch ist im Schürmanns-Weg 25 bei Zeuner.“

„Bitte, was? Bei dem Zeuner ist eingebrochen worden?“, fragte Lüppi erstaunt nach.

„Wir haben das aufgebrochene Siegel von Horst vorgefunden und mit ihm gesprochen. Er hat uns von eurem Fall erzählt. So wie wir das sehen, fehlt nichts, aber wir wissen natürlich auch nicht, was vorher hier war“, sagte Bernhard.

„Wir ist, du und der Kollege Norbert Abelmann, richtig?“

„Jo, stimmt. Wer war gestern von euch hier?“

„Petra und Conny. Ich schicke die beiden gleich zu euch. Ihr seid noch vor Ort?“

„Jo, wir warten auf die beiden. Diese Conny kennen wir noch gar nicht.“

„Das ändert sich dann. Bis nachher“, sagte Lüppi und beendete das Telefonat.

Petra bat er, das Gespräch mit dem Finanzamt ihm zu übergeben, was sie tat.

Freitag, 9.05 Uhr

Polizeipräsidium Essen

Kriminalinspektion 3 – KK31

Chris saß seit zehn vor acht an seinem neuen Schreibtisch. Seine beiden Kollegen Fuchs-Cramer waren noch nicht aufgetaucht. Die Schreibtische hatte er sich inzwischen näher angesehen um festzustellen, ob er an Hand einer Notiz herausfinden konnte, wo die beiden stecken könnten, was aber nicht der Fall gewesen war. Ohne eine Aufgabe saß er nun da wie bestellt und nicht abgeholt. Sein neuer Chef, Herr Uellendahl, kam vorbei, sah ihn und fragte, ob er nichts zu tun hätte.

„Leider nein. Die beiden Kollegen sind bis jetzt noch nicht aufgetaucht. Gestern Nachmittag haben sie noch zu mir gesagt, ich soll heute Morgen ja pünktlich sein und das war ich auch“, antwortete Chris.

„Dann haben Sie wahrscheinlich nicht richtig zugehört, das kennen wir ja von euch jungen Leuten. Da haben Sie wohl schon an Feierabend gedacht und das Wichtige nicht mitgekommen, na, das fängt ja gut mit Ihnen an. Ich krieg jetzt schon nen Hals und dat am ersten Tag. Na super, richtig KLASSE!“, sagte Herr Uellendahl zum Schluss laut und ging weiter.

Chris saß da und war bedient.

– Das, mit fängt ja gut an, stimmt allerdings. Da haben mich die beiden ja schön verarscht. Mist. – dachte Chris und kam auf eine Idee. Er wählte die Rufnummer von dem wachhabenden Streifenkollegen unten aus der Wache.

Freitag, 9.35 Uhr

Essen Bergerhausen

Conny und Petra trafen mit Lüppi´s Mercedes am Schürmanns-Weg 25 ein. Wieder stand ein Streifenwagen direkt vor dem Haus, nur das dieses Mal die Haustür zu war. Sie schellten bei Zeuner im fünften Stock. Nach einigen Momenten surrte der Türöffner. Oben im fünften Stock trafen sie auf die beiden Streifenkollegen und einem von der Kriminalpolizei. Dieser begrüßte Petra und stellte sich Conny vor.

„Ich bin Kriminalhauptkommissar Norbert Abelmann von der KK32. Also Norbert für dich.“

„Hallo und ich bin Kriminalkommissarin Cornelia Aschbacher. Komme ursprünglich aus Hamburg vom LKA. Du kannst Conny zu mir sagen.“

Der zweite Kollege kam aus der Küche, sah die beiden und stellte sich auch vor.

„Kriminalhauptkommissar Bernhard Stiebing, auch von der KK32.“

„Hallo“, sagte Conny.

„Und was habt ihr bis jetzt?“ erkundigte sich Petra.

„Nix, wir haben nichts Auffälliges gesehen. Die beiden Kollegen auch nicht“, sagte Bernhard und meinte damit die beiden Streifenkollegen.

„Wer hat denn den Einbruch gemeldet?“, fragte Conny nach.

„Die Nachbarin von nebenan hat auf der Wache angerufen“, antwortete einer der Streifenkollegen.

„Die Nachbarin ist nebenan?“, fragte Conny.

„Ja, ist sie“, antwortete Norbert. „Komm Conny, wir befragen sie mal.“

Beide verließen die Wohnung und klopften bei der Nachbarin an. Auf der Klingel stand „Schmidke“.

Petra ging zum Wandschrank, da ihr die Bodenplatte wieder eingefallen war. Sie öffnete die Tür und sah hinein. Der Boden war irgendwie hochgehoben worden. Er lag leicht schräg und verkeilt im Wandschrank. Von der Diele fiel etwas Licht in den Raum unter der Bodenplatte, dort war nur blanker Betonboden zusehen. Sonst nichts. Nein, halt da war doch etwas. Petra bückte sich und ging auf die Knie. Sie griff unter der Bodenplatte hinein und holte eine kleine Kugel hervor. Sie schimmerte Perlmutt und hatte eine Bohrung.

Freitag, 9.45 Uhr

Polizeipräsidium Essen

Kriminalinspektion 1 – KK11

Heike, Lüppi und Gördi gingen zum x-ten Male die noch zu lösenden sieben Mordfälle durch.

„Das der Heinz Meisenbäumler von einer der Hamit-Brüder getötet worden ist, steht ja fest“, sagte Gördi.

„Na, von feststehen können wir da noch nicht sprechen… wir nehmen an, denn die Kollegen, die für die Observierung zuständig waren, haben ja den Eingang nicht sehen können“, sagte Lüppi.

„Es könnte auch jemand nach den Hamit-Brüdern noch dort gewesen sein und dann den Meisenbäumler… und so weiter…“, überlegte Heike.

„Und wie ist die Kleinkaliber Waffe Beretta 87 Target, mit der der Meisenbäumler getötet worden ist, in die Hände der Täter gekommen, die damit die Kniescheiben der Hamit-Brüder zerstört haben?“, fragte Gördi.

„Kann doch der gleiche Täter gewesen sein… der uns nur verwirren will“, antwortete Heike.

„Ist nicht auszuschließen“, bestätigte Lüppi die Überlegung.

„Und wer kann das bitte sein?“, fragte Gördi.

„Zum Beispiel unser Herr Uellendahl“, überlegte Heike weiter. „Weil alle Vermutungen stimmen und er den Meisenbäumler und die Hamit-Brüder loswerden wollte. Die Annahme, dass es nicht die Mancini-Brüder gewesen sein können, haben wir ja erst durch den Mord an dem Anwalt Nevio Sorrentino, der ja bekannterweise mit einer recht neuen Waffe getötet worden ist.“

„Ist auch möglich“, bestätigte Lüppi erneut.

„Na, okay. Dann hätten die Mancini-Brüder mit der neuen Heckler & Koch MK23 und einem Schalldämpfer den Anwalt ermordet.“, sagte Gördi und sah zu seiner Heike.

„Wie kommt die gleiche Patrone von dieser Heckler & Koch MK23 mit dem Zettel „Für die Polizei zum Andenken“ dann in die Hosentasche von Agon Hamit?“

„Könnte auch unser Herr Uellendahl gewesen sein. Er hat von dem Mord an dem Anwalt Sorrentino gehört. War ja ein Tag vorher und besorgt sich eine Patrone, die cleverer Weise nicht abgeschossen worden ist und daher auch keiner Waffe zugeordnet werden kann. Wir gehen natürlich davon aus, es wäre eine Patrone, die mit den anderen zusammen gewesen ist, aber möglicherweise gar nicht war. Jeder glaubt, so wie wir auch, es ist eine Patrone von dieser einen Schusswaffe Heckler & Koch MK23. Liegt ja auch nahe, muss aber nicht stimmen“, antwortete Heike ihrem Gördi.

„Wieder möglich und clever… unsere Heike“, sagte Lüppi.

„Ist meine Heike, nicht unsere“, erwiderte Gördi und machte ein künstlich böses Gesicht.

„Wollt ihr auch einen Kaffee?“ fragte Lüppi.

„Wenn du diesmal einen kochst, ja“, antwortete Gördi.

„Für euch doch gerne“, sagte Lüppi und stand auf.

Er ging zur Maschine und kochte nach langer, sehr langer Zeit mal wieder selbst Kaffee.

„Überlegen wir doch mal weiter, würde Lüppi jetzt sagen“, sagte Heike. „Gehen wir mal davon aus, der Gedanke mit unserem Herrn Uellendahl stimmt, dann hätte…“

„Dann hätte was?“, fragte Gördi.

„Dann hätte er auch die vier Hamit-Brüder getötet“, sagte Heike weiter.

„Gut, dann haben wir jetzt aus unserem Kollegen einen kaltblütigen Massenmörder gemacht… und das ist jetzt euer beider Ernst, ja?“

„Lüppi würde jetzt sagen, wäre möglich“, sagte Heike.

„Ihr zwei macht mich irre“, erwiderte Gördi.

„In Ordnung“, sagte Lüppi mal wieder, während er Kaffeemehl in die Filtertüte schüttete. „Dann lass uns mal deine Überlegung hören.“

„Ja, also… das Ganze war in Wirklichkeit ganz anders. Nämlich so. Die Mancini-Brüder haben nach dem Besuch der Hamit-Brüder den Meisenbäumler erschossen. Sie erfahren noch von ihm, dass die Hamit´s dahinterstecken und schnappen sich die vier. Damit wir auf die falsche Fährte geschickt werden schreiben sie den Text ‚Haben Schuld‘ auf Italienisch statt auf Sizilianisch. Wir kommen dann auf die Idee, dass die drei Spezialisten von der kalabrischen Organisation mit dem Audi A4 und mit italienischem Kennzeichen CZ für Catanzaro eigentlich die Täter sein müssten und lenken von sich ab. Der Herr Uellendahl ist zwar ein blödes Arschloch, aber völlig unschuldig an den Morden. Und was sagt ihr zwei jetzt?“, fragte Gördi.

„Mmh… ist auch möglich, könnte ich jetzt sagen“, meinte Lüppi.

„Na, dann sag das jetzt auch, bitte“, bat Gördi.

„Ist auch möglich und du hast fast gut überlegt, mein Lieber“, sagte Lüppi und streichelte ihm über den Kopf.

„Aber nur fast. Deine Theorie hat einen Haken. Der Herr Meisenbäumler war schon 17 bis 20 Stunden tot als die Mancini-Brüder bei ihm aufgetaucht sind.“

„Dann sind die halt noch einmal dorthin, um…“, weiter sprach Gördi nicht.

„Um was?“, fragte Lüppi.

„Um von sich abzulenken, kommen sie noch mal wieder und lassen sich festnehmen.“

„Echt jetzt?“, fragte seine Heike.

„Möglich wäre es. Widerlege es doch“, sagte Gördi zu ihr.

„Lange Überlegung, kurzer Sinn, es bleiben viele Möglichkeiten offen und so lange wir nicht zumindest eine der Tatwaffen haben oder einer Lust verspürt auszupacken werden wir die Morde so schnell nicht aufklären“, sagte Lüppi.

„Was ist denn mit unserer vorherigen Überlegung?“, fragte Heike. „Wir hatten doch zusammen mit Conny die Theorie, die Hamit-Brüder haben sich mit den Mancini-Brüdern in der Halle getroffen, die dem Herrn Mascali angedreht worden ist und die Mancini-Brüder nehmen den Hamit´s die Kleinkaliber-Waffe ab mit der sie den Herrn Meisenbäumler erschossen haben. Die beiden erpressen durch Schüsse auf deren Kniescheiben das Versteck von Agon Hamit. Den finden die Mancini-Brüder. Die beiden rächen sich an ihm, weil durch seinen Racheversuch an Dirk Beise ihre Geschäfte aufgedeckt wurden.“

„Ach ja“, sagte Gördi. „Ich erinnere mich wieder und als Dankeschön hängen sie ihn an dem Ort auf, wo er der Sizilianischen Organisation mit deren Gastgeschenk, der alten Beretta M1923, einen Wachmann erschossen und alles kaputtgemacht hat.“

„Stimmt, so war die erste Überlegung“, bestätigte Lüppi.

„Wir ermitteln wegen der alten Beretta M1923 in Richtung sizilianische Organisation“, erinnerte sich Gördi weiter. „Und decken dabei den Zusammenhang mit den Brandanschlägen und Erpressungen bei den Handwerksfirmen auf. Finden heraus wie Herr Mascali sich in Italien Kredite erschleicht, um hier im Ruhrgebiet im großen Stil Firmen aufzukaufen und das alles mit gefälschten Gemälden von Heinz Meisenbäumler.“

„Aber es sind alles nur Theorien“, stellte Lüppi fest.

„Ich habe da vielleicht eine Idee“, sagte Heike.

Freitag, 9.50 Uhr

Essen Altendorf

Mit seinem Wagen war Chris in die Straße gefahren, wo der Hamit-Clan wohnte. Bei dem Kollegen der Wache hatte er sich erkundigt, was für ein Auto die beiden Fuchs-Cramer fuhren. Diesen VW Passat sah er nun in der Straße stehen, aber von den beiden keine Spur. Er blieb in seinem Wagen sitzen und wartete darauf, wo die beiden wieder auftauchen würden. Es dauerte eine halbe Stunde. Es ging eine Haustür von einem Haus auf, das sich auf der anderen Straßenseite von dem geparkten Passat befand. Die beiden Fuchs-Cramer traten heraus. Oliver Cramer hatte in seiner rechten Hand eine weiße Plastiktüte. Axel Fuchs hielt nichts in seinen Händen. Was in der Tüte zu sein schien, war nicht zu erkennen. Beide überquerten die Straße und stiegen in den Passat ein. Sie sprachen noch eine ganze Weile miteinander bis sie losfuhren. Chris vermutete sie würden nun zum Präsidium zurückfahren. Er überlegte, während er den beiden auf Abstand folgte, wie er es schaffen konnte vor den beiden wieder am Schreibtisch zu sitzen. Leicht in Gedanken verloren bemerkte er fast nicht, der Weg führte die Kollegen gar nicht zum Präsidium. Beide fuhren nach Essen Frillendorf. Chris fragte sich, was sie denn da nun wollten.

Freitag, 10.30 Uhr

Essen Bergerhausen

Conny und Norbert waren von der Nachbarin Frau Schmidke zurück.

„Und, was sagt die Dame?“, erkundigte sich Bernhard.

„Sie ist in der Nacht von einem Schrei geweckt worden. Es war aber nur einer. Sie hat dann überlegt woher der wohl gekommen sein könnte. Da im Nachbarhaus junge Leute eingezogen und die Wände sehr hellhörig sind hat sie sich erklärt, dass es bestimmt von dort gekommen sein muss. Heute Morgen hat sie die Tageszeitung aus dem Briefkasten geholt und hat auf dem Rückweg die aufgebrochene Tür entdeckt. Den Rest wisst ihr“, antwortete Norbert.

„Wir waren auch unten drunter und oben drüber. Da hat niemand etwas mitbekommen“, fügte Conny noch an.

„Ich habe eine Perle unter der Bodenplatte im Wandschrank gefunden“, sagte Petra.

„Oh, dann war der Boden also doch zum herausnehmen“, stellte Conny fest. „Hätten wir doch noch weiter versucht ihn hochzuheben.“

„Der Boden ist anscheinend mit einer Art Saugnapf hochgehoben worden“, sagte Petra.

„Der war aber gestern nicht da“, reagierte Conny.

„Wir können also davon ausgehen, darunter war Schmuck versteckt“, sagte Bernhard.

„Dann war der Tod des Herrn Zeuner auch kein Zufall“, stellte Norbert fest.

„Was war der Zeuner denn für einer? War er uns schon bekannt?“, fragte Norbert.

„Nein, nicht Aktenkundig. Und was er von Beruf war können wir euch noch nicht sagen, darum wollten wir uns heute Morgen kümmern“, antwortete Petra.

„Na, dann schauen wir mal, was ihr zwei noch so herausfindet“, meinte Norbert.

„Die Spurensicherung ist übrigens unterwegs“, sagte Norbert.

„Nein! Ist sie nicht mehr“, hörten sie die Stimme von Moris Veigel, dem Mitarbeiter von Horst, vom Eingang der Wohnung aus, rufen.

Freitag, 11.00 UhrEssen Frillendorf

Chris hielt mit ungefähr zwanzig Metern Abstand von einem Firmengebäude am Straßenrand an. Die beiden Fuchs-Cramer waren zur Firma Wachschutz Breitschläger gefahren. Chris fiel der Name der Firma wieder ein. Davon hatte er in der letzten Fallakte, der Morde an den Wachmännern, gelesen.

– Was um Himmels Willen wollen die denn jetzt hier? – fragte er sich.

Beide, Axel Fuchs und Oliver Cramer, betraten mit der weißen Plastiktüte das Bürogebäude. Chris blieb im Auto sitzen und wartete. Es verging eine halbe Stunde, aber von den beiden war nichts zu sehen. Erst nach einer weiteren halben Stunde kamen beide gutgelaunt wieder heraus, mit der weißen Plastiktüte. Sie stiegen in ihr Auto und fuhren. Chris folgte ihnen auf Abstand. Nach zehn Minuten hielten sie an einer Frittenbude an. Chris sah noch wie sie nach weiteren fünf Minuten jeder mit zwei Schalen in den Händen sich einen Tisch suchten. Er selbst entschied sich seine Fahrt zum Polizeipräsidium fortzusetzten. Er sah auf die Uhr, es war 12.15 Uhr. Als er im Büro der KK31 wieder ankam und freundlich grüßte, bekam er keine Antwort von den anderen Kollegen. Er verzog sein Gesicht und setzte sich an seinen neuen Schreibtisch.

Freitag, 12.10 Uhr

Essen Bergerhausen

Norbert und Bernhard waren in der Zwischenzeit schon gefahren. Petra und Conny waren noch da und standen mit Moris Veigel vor der Wohnungstür. Er war mit seiner Spurensicherung fertig und versiegelte in dem Augenblick die Wohnungstür in dem Mehrfamilienhaus. Eine Frau mittleren Alters kam die Treppe zu Fuß hoch und fragte. „Sagen Sie, Sie sind doch von der Polizei, oder?“

„Das ist richtig, warum fragen Sie?“, antwortete Conny mit ihrem leicht Norddeutschen Akzent.

„Stimmt das Gerücht, das der Kinderschänder dran glauben musste?“

„Wieso bezeichnen Sie Herrn Zeuner als Kinderschänder?“, fragte Conny zurück.

„Zuerst beantworten Sie mal meine Frage, dann kriegen Sie eine Antwort von mir. Also?“

„Ja, Sie haben es richtig gehört. Herr Zeuner ist tot in seiner Wohnung aufgefunden worden“, antwortete Petra.

„Und jetzt Ihre Antwort“, forderte Conny.

„Der Zeuner, dieser perverse Drecksack, war Pastor in Gelsenkirchen und ist da aus seiner Gemeinde rausgeschmissen worden und jetzt dürfen Sie mal raten warum“, sagte die Frau.

„Sagen Sie uns bitte, wer Sie sind“, bat Petra freundlich.

„Ich heiße Ernst“, antwortete die Frau und ergänzte noch ihren vollständigen Namen. „Dörte Ernst. Ich wohne schon hier seit die Häuser gebaut wurden.“

„Ach, dann sind Sie also, so zu sagen, eine Ureinwohnerin?“, fragte Conny mit leichter Ironie nach.

„Ja, das kann man so sagen“, bestätigte Frau Ernst. „Ich finde es absolut abscheulich, wie kann die Wohnungsbaufirma hier ein solchen Menschen wohnen lassen. Man ist ja hier im Haus nicht mehr sicher.“

„Wieso nicht mehr sicher?“, fragte Conny nach.

„Neben dem Perversen wohnen hier inzwischen nur noch Ausländer im Haus“, sagte Frau Ernst entrüstet.

„Was für Ausländer?“, fragte Petra nach.

„Eine Familie aus Italien, zwei aus Griechenland und sogar eine Familie aus Portugal. Können sich das vorstellen?“

„Na, das ist doch schön“, erwiderte Petra. „Ich habe nichts gegen Griechen und Portugiesen. Mit einem Italiener bin ich selbst zusammen. Wenn Sie alle lieb zu den vier Familien sind, laden sie Sie vielleicht sogar mal ein. Wäre das nicht toll?“

Frau Ernst stand der Schock ins Gesicht geschrieben, drehte sich um und verschwand Kopfschüttelnd wieder die Treppe hinunter. Eine Etage tiefer hörten sie, wie eine Wohnungstür ins Schloss geworfen wurde.

„Was war das denn?“, fragte Moris.

„Das hätte ich auch gerne gewusst“, antwortete Conny.

„Die hat doch wohl einen Knall“, befand Petra.

„Aber interessant, dass der Tote ein Pastor gewesen sein soll“, fügte Conny an.

Freitag, 13.45 Uhr

Polizeipräsidium Essen

Kriminalinspektion 1 – KK11

Lüppi und die beiden saßen noch immer zusammen… halt,

was nicht ganz richtig ist, es muss heißen, sie saßen inzwischen wieder zusammen. Die Überlegungen, die sie anstellten, waren noch immer die gleichen oder dieselben. Es klopfte an der offenen Tür. Es waren Marcel Pohlmeier, der Oberstaatsanwalt mit Mario Minnelli, auch Staatsanwalt.

„Wir wollten euch mal besuchen“, sagte Marcel und lächelte anschließend.

„Hallo, ihr zwei“, grüßte Heike freundlich zurück, während Lüppi sich einen grinste und nur dazu meinte.

„Wenn du mit dem Spruch hier reinkommst, dann gibt es jetzt eine Überraschung… die wahrscheinlich nicht lustig ist.“

„Ich sehe schon, du kennst mich zu gut“, erwiderte Marcel. „Tja, also, wie wir vorhin von der Oberstaatsanwältin Frau Dr. Schiehmann von der Generalstaatsanwaltschaft in Frankfurt am Main erfahren haben…“, fing Marcel den Satz an, wurde aber von Lüppi unterbrochen.

„Ist der Mascali auf dem Transport abhandengekommen“, vollendete er den Satz.

„Nein, das war es nicht… Lüppi! Unser sehr geschätzter Herr Michele Alessandro Mascali wird nach Genua verlegt und müsste jetzt in dem Augenblick schon die Schweiz wieder verlassen haben. Wir haben mit dem italienischen Ermittler, Herrn Martinelli gesprochen. Er sagt, die Generalstaatsanwaltschaft in Genua hat die Klagen gegen Hr. Mascali fertig. Der Richter wird dieser Dr. Montanari sein. Er soll sehr gewissenhaft sein.“

„Das ist jetzt nicht euer Ernst?“, fragte Gördi nach.

„Wenn der Mascali so schnell nach Genua weiterverlegt wird, dann hat sich doch unsere Generalstaatsanwaltschaft nicht wirklich mit ihm beschäftigt, oder wie seht ihr das?“, fragte Heike.

Noch bevor einer der beiden antworten konnte, mutmaßte Lüppi.

„Nein, der Richter Dr. Montanari hat so viel Druck gemacht, dass sich unsere Generalstaatsanwaltschaft hat überreden lassen, den Mascali sofort weiter nach Genua zu schicken. Ist ja auch viel einfacher als sich selbst darum zu kümmern. Mist, verdammter! Ich krieg das Kot…“, weiter sprach er nicht.

Eckerhard hatte die Stimme von Marcel gehört und kam dazu. Auch er wollte nicht glaubte, was er zu hören bekam.

„Was hat denn die Frau Dr. Schiehmann gesagt, warum sie sich darauf eingelassen hat?“, fragte Eckerhard.

„Ihr Amtskollege hat ihr wohl die Anklagen zukommen lassen und die waren insgesamt schwerwiegender als unsere. Daher die Entscheidung, Herrn Mascali nach Genua zu überführen“, sagte Mario.

„Du hast die Anklagen gesehen?“, fragte Lüppi bei ihm nach.

„Ja, sie hat sie Marcel geschickt und ich habe sie mir angesehen. Sieht alles schlüssig aus. Meiner Meinung nach“, antwortete Mario.

„Tja, dann ist das wohl so“, resümierte Lüppi.

„Und wie geht es dann weiter?“, wollte Gördi erfahren.

„Er wird in Genua vor Gericht gestellt und wird für viele Jahre weggesperrt“, antwortete Marcel.

„Dein Wort in Gottes Ohr“, sagte Gördi und Lüppi nickte zustimmend.

Freitag, 14.20 Uhr

Polizeipräsidium Essen

Kriminalinspektion 3 – KK31

Chris schaute auf die Uhr und fragte sich, ob er doch hätte warten sollen, da die beiden noch immer nicht da waren.

Erst nach 14.30 Uhr betraten auch die beiden Fuchs-Cramer wieder das Büro. Chris ließ es sich nicht nehmen, sie zu fragen, wo sie denn gewesen wären.

„Haben wir dir doch gestern gesagt“, antwortete Axel und Oli fügte noch an. „Wir haben dir erzählt, dass wir heute den Hamit-Fall abschließen.“

„Und da wart ihr heute noch einmal?“, erkundigte sich Chris so naiv wie möglich.

Beide sahen ihn an als wenn ihn das nichts angehen würde. Eine Antwort bekam er nicht. Stattdessen fragte Oli ihn.

„Was hast du denn heute Vormittag so gemacht?“

„Studiert“, antwortete Chris knapp.

„Was hast du studiert?“, fragte Axel.

Aber auch Chris zog es nun vor, nicht zu antworten. Axel und Oli sahen einander an, sagen tat keiner der beiden etwas. Es schien so als wenn die beiden mit Blicken sich austauschen könnten.

Herr Uellendahl kam vorbei, begrüßte die beiden Kollegen freundlich und bat Chris mit in sein Einzelbüro zu kommen. Kaum war Chris seinem „neuen Chef“ gefolgt, hörte er wie die beiden Kollegen anfingen zu tuscheln.

Freitag, 14.25 Uhr

Polizeipräsidium Essen

Kriminalinspektion 1 – KK11

Conny und Petra betraten das Büro wieder. Während sich Petra an ihren Schreibtisch setzte, blieb Conny am Schreibtisch von Lüppi stehen. Lüppi sah beide abwechselnd an und stellte fest.

„Ihr wart aber lange weg.“

„Es ist in der Wohnung des Toten wirklich eingebrochen worden und Petra hat eine Perle von einer Perlenkette gefunden“, sagte Conny und Petra teilte mit. „Der verdächtige Boden im Wandschrank ließ sich doch herausnehmen.“

„Das hätten wir uns also gestern noch länger ansehen müssen“, stellte Conny fest und berichtete weiter, was die Nachbarin Frau Schmidke gesagt hatte. Auch den Kommentar von Frau Dörte Ernst erfuhr Lüppi. Er schüttelte danach nur seinen Kopf.

„Dann überprüft bitte, ob die Aussage mit dem Pastor stimmt“, bat er.

Conny setzte sich an ihren Schreibtisch. Petra fing an zu telefonieren.

Freitag, 14.35 Uhr

Polizeipräsidium Essen

Kriminalinspektion 3 – KK31

Chris folgte Herrn Uellendahl in dessen Büro. Als er drinnen war, bat er ihn. „Herr Franke, schließen Sie bitte die Tür.“

Was Chris natürlich tat. Herr Uellendahl zeigte danach auf einen der beiden Besucherstühle.

„Ich wollte Sie sprechen, weil ich… ja, also… ich habe mich heute Morgen wohl etwas gehen lassen. Das tut mir leid. Ich habe mitbekommen, dass Sie die beiden gesucht haben und mit dem PKW weg waren“, sagte Herr Uellendahl.

„Ich bin nach Essen Altendorf gefahren, in die Straße wo die Großfamilie Hamit wohnt. Da Herr Cramer und Herr Fuchs gestern davon sprachen, dachte ich, ich würde sie dort antreffen. Was ich auch eigentlich habe.“

„Was meinen Sie mit eigentlich?“

„Ich habe Sie gesehen, als sie wegfuhren. Da dachte ich noch, die fahren nun zum Präsidium. War aber nicht der Fall.“

„Sondern?“

„Die beiden sind in Richtung Frillendorf gefahren. Kann aber auch Kray gewesen sein. So genau kenne ich mich noch nicht aus.“

„Wo waren die zwei denn dort?“

„Bei einer Firma. Die hieß… einen Augenblick bitte.

Na, irgendetwas mit Breitschlagen oder so. Habe ich mir nicht gemerkt.“

„Sie waren die ganze Zeit vor der Firma?“

„Ich bin wieder gefahren“, antwortete Chris nicht ganz wahrheitsgemäß.

„Wo waren Sie danach so lange?“, erkundigte sich Herr Uellendahl.

„Oh, das ist mir jetzt aber peinlich…“, sagte Chris.

„Was ist Ihnen peinlich?“

Chris sah sich nach allen Richtungen um, als wenn er sicherstellen wollte, dass niemand zuhörte.

„Und?“

„Ich habe mich total verfranzt. Ich wusste nach einiger Zeit gar nicht mehr, wo ich war. Mmh… dann habe ich mich durchgefragt“, teilte Chris mit.

(Anmerkung: Navigationssysteme gab es 1995 noch so gut wie nicht. Das erste Gerät kostete zur Markteinführung 7000 DM. Daher waren zu dieser Zeit die Straßenkarten das einzige Hilfsmittel)

„Sie haben sich verfahren?“

„Ja, ich bin ja erst seit wenigen Wochen hier im Ruhrgebiet und finde mich noch nicht so zurecht.“

Herr Uellendahl sah Chris an, sagte aber nichts weiter.

„Aber, darf ich auch mal was fragen?“ erkundigte er sich.

„Und das wäre?“

„Was ist der Grund dafür, dass Sie mich nach dem Verbleib der beiden Kollegen fragen?“

„Mmh… sagen wir mal so… äh, ich habe da so eine Vermutung. Äh… ich würde Sie bitten mich mal regelmäßig auf dem Laufenden zu halten.“

„Eine Vermutung in die Richtung, dass bei den beiden etwas nicht richtig läuft oder wie muss ich mir das vorstellen?“

Herr Uellendahl nickte deutlich sichtbar. Zu diesem Zeitpunkt wurde Chris bewusst, die beiden Kollegen hatten Sichtkontakt zu dem Büro von Herr Uellendahl. Er konnte davon ausgehen, dass die beiden auch dort hinsahen. Darum fragte er.

„Herr Uellendahl, sagen Sie, können Sie sehen, ob die beiden hierherschauen?“

Der Gefragte sah leicht an ihm vorbei und nickte erneut.

„Oh… das ist dann aber nicht gut, oder?“

„Sie sollten vorsichtig sein. Es ist wahrscheinlich sehr gut, dass Sie hier neu und völlig unvoreingenommen sind.“

Chris nickte deutlich sichtbar zurück.

„Gut, dann gehen Sie zu den beiden zurück. Und danke schon Mal für Ihre Mithilfe“, sagte Herr Uellendahl.

Freitag, 14.50 Uhr

Polizeipräsidium Essen

Kriminalinspektion 1 – KK11

Petra sagte laut. „Ich habe es. Der Herr Zeuner war wirklich Pastor und zwar in Gelsenkirchen Schalke.“

„Schalke?“, fragte Conny. „Kommt da auch der Fußballverein Schalke 04 her?“

„Ja, kommt er“, bestätigte Gördi.

„Was ist das für eine Gemeinde?“, fragte Lüppi.

„Eine katholische, St. Joseph. Das Pfarrbüro hat aber anscheinend schon zu“, erklärte Petra. „Conny und ich können Montag ja mal hinfahren. Die Adresse habe ich. Ist Ecke Kurt-Schumacher- und Grillostraße.“

„Am interessantesten werden die Aussagen von dem Pfarrgemeinderat und Kirchenvorstand sein“, sagte Heike.

„Hast du sonst noch etwas herausgefunden?“, fragte Lüppi.

„Hartmut Zeuner war dort vier Jahre Pfarrer. Davor war er wohl in einem kleinen Ort im Sauerland.“

„Welchen?“

„Brilon heißt der Ort. Sagt dir das was?“, fragte Petra zurück.

„Habe ich schon mal gehört“, antwortete Lüppi.

„Ja, von mir“, sagte Gördi. „Ich war da mit meiner Ex und Nina. Im Herbst vor drei Jahren. Wir haben da eine Woche Urlaub gemacht.“

„Weißt du wie lange er dort in Brilon in der Gemeinde war?“, fragte Lüppi.

„Laut Finanzamt, fünfzehn Jahre“, antwortete Petra.

„Das ist lang“, fand Lüppi.

„Der Herr Zeuner ist in Recklinghausen geboren worden.“

„Soso. Warum er dort weg ist…“, fing Lüppi den Satz an, unterbrach sich aber selbst.

„Keine Ahnung“, antwortete Petra.

Es klopfte an der offenen Tür. Frau Doktor stand im Türrahmen. Lüppi drehte sich zu ihr um und sagte als er sie sah.

„Ah, unsere liebe Rechtsmedizinerin.“

Dr. Stefanie Schneider betrat das Büro und legte Lüppi den Obduktionsbericht vor ihm auf den Schreibtisch ab. Er schaute drauf und fragte. „Und was war es?“

„Das Brotmesser hat genau das Herz getroffen. Ich gehe davon aus, er war sofort tot“, sagte Stefanie. „Aber auch so hätte er nicht mehr lange zu leben gehabt.“

„Oh, warum?“, fragte Petra.

„Er hatte Magenkrebs und das ziemlich weit fortgeschritten. Ich würde mal schätzen, er hätte maximal noch ein Jahr gehabt, wenn überhaupt.“

„Eine Selbsttötung können wir ausschließen?“, fragte Conny nach.

Stefanie drehte sich zu ihr um und antwortete. „Laut der Fingerabdrückte auf dem Brotmesser, ja. Es sei denn, er hat es geschafft, sich das Messer in die Brust zu rammen und hinterher die Fingerabdrücke abzuwischen.“

„Na, dann habt ihr zwei jetzt einen Mordfall“, sagte Lüppi.

„Echt jetzt?“, fragte Petra nach.

„Das schafft ihr schon und wenn dann sind wir drei ja auch noch da.“

Petra und Conny freuten sich über das Vertrauen.

Freitag, 16.25 Uhr

Polizeipräsidium Essen

Kriminalinspektion 3 – KK31

Chris saß inzwischen schon recht lange wieder an seinem Schreibtisch. Bei seinem Zurückkommen hatte er einen Stapel Akten vorgefunden. Aber außer dem Hinweis von Axel, dazu müssen noch jeweils ein paar Protokolle geschrieben werden, hatte er keinen weiteren Hinweis erhalten. Er zog es aber auch vor, nicht nachzufragen. So versuchte er sich selbst einen Überblick zu verschaffen. Eine halbe Stunde vor Feierabend stellte er fest, die beiden Fuchs-Cramer waren nur zu faul gewesen die Protokolle zu schreiben. Oli hielt es schließlich nicht mehr aus und fragte Chris direkt heraus.

„Na, jetzt erzähl doch endlich, was Alexander von dir gewollt hat?“

„Meinst du mit Alexander den Herrn Uellendahl?“, fragte Chris naiv nach, obwohl das nun auf der Hand lag.

„Man, bist du ein Schnell-Merker“, stellte Axel fest.

„Öh… er wollte wissen, wo ich heute Vormittag gewesen bin“, antwortete Chris wahrheitsgemäß.

„Und wo warst du?“, fragte Oli.

„Hast du vorhin nicht gesagt, du hättest ‚studiert‘ oder so ähnlich?“, fragte Axel.

„Ja, stimmt ja auch“, erwiderte er.

„Ja und?“, fragte Oli nun nach.

„Und was?“, fragte Chris wieder zurück.

„Wo du warst heute Vormittag?“, fragte Axel.

„Kurz unterwegs, war für Herrn Uellendahl aber in Ordnung. Habt ihr zwei sonst noch Fragen?“, erkundigte sich Chris.

Die beiden Fuchs-Cramer sahen einander an und Oli meinte zu seinem Kollegen Axel.

„Das sollten wir jetzt lassen.“

Freitag, 17.40 Uhr

Essen Frohnhausen

Lüppi kam mit Petra Zuhause an. Mario hatte sich kurz vor Feierabend gemeldet, er müsse noch im Büro bleiben. Warum hatte er am Telefon nicht sagen wollen. Petra machte sich aber auch keine Gedanken deswegen, er würde es ihr schon noch erzählen. Torti hatte, wie üblich, Kaffee gekocht. Lüppi stutzte aber sichtlich erstaunt. Auf dem Couchtisch stand ein Kuchen. Ein gedeckter Apfelkuchen. Es war sein Lieblingskuchen und am allerliebsten aß er ihn mit gesüßtem Schlagrahm. Zur Not tat es auch Schlagsahne, aber gesüßt musste sie schon sein. Petra sah auch den Kuchen und hatte die gleiche Frage wie ihr Vater.

„Mama, wann hast du denn den Kuchen gebacken?“

„Heute Mittag, als ich hier nach Hause kam“, antwortete Torti und nahm ihren Liebling erst einmal in den Arm und küsste ihn.

Nina war auch da und kam aus der Küche mit einem Rührmixer in der Hand.

„Ich rühr dann den dritten Teig?“, fragte sie ins Wohnzimmer hinein.

Torti löste kurz ihre Lippen von Lüppi´s und antwortete ihr mit einem, JA. Dann küsste sie ihn weiter. Petra kannte das schon und Nina verschwand wieder in der Küche.

„Wieso dritten Teig?“, erkundigte sich Petra.

„Na, weil doch Nina morgen Geburtstag hat“, antwortete Torti.

Es klopfte an der Wohnungstür. Petra ging aufmachen. Es war Gördi, der seine Tochter suchte.

„Nina ist in der Küche und backt mit Torti den dritten Kuchen“, klärte Petra ihn auf.

„Verrät mein Schatz mir jetzt mal, wieso ihr zwei schon seit heute Mittag Zuhause seit?“, fragte Lüppi.

„Ich habe Theo gesagt, dass wir heute eher Feierabend machen müssen, wegen dem backen“, klärte sie ihn auf.

Das Abendessen kochte Heike mit Petra und Gördi zusammen, während Lüppi den beiden Bäckerinnen über die Schulter sah. Um 19 Uhr waren alle wieder zusammen, da Mario um kurz nach 18.30 Uhr Zuhause angekommen war. Was der Grund für seine Überstunden war, fragte ihn keiner, da alle mit den Geburtstagsvorbereitungen beschäftigt gewesen waren, er erzählte es aber auch nicht. Noch nicht!

Kommissar Lüppi - Band 5

Подняться наверх