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Erzählte Zeit: Gegenwart oder Vergangenheit?
ОглавлениеVorab zur Klärung: Die erzählte Zeit bezieht sich auf den Zeitraum, über den sich die Geschichte inhaltlich erstreckt. Die Erzählzeit hingegen bezeichnet die Zeitspanne, die ein Leser für die Lektüre eines Textes braucht.
Nicht unerheblich ist nun die Frage: Soll ich meine Geschichte in der Gegenwartsform erzählen oder in der Vergangenheit? Zunächst einmal bleibt es Ihnen als Autor natürlich selbst überlassen, welche Zeitform Sie vorziehen. Vielleicht liegt Ihnen die eine mehr und die andere weniger.
Zu der Gegenwartsform ist zu sagen, dass der Leser in die Handlung leichter hineingezogen wird, denn diese spielt sich sozusagen beim Lesen ab; der Leser hat hierbei den Eindruck, gleichsam Zeuge des Geschehens zu sein.Die Vergangenheitsform hat dagegen einen Rückblick-Charakter, denn das, was erzählt wird, hat sich ja schon ereignet. Man ist durch diesen Rückblick-Charakter eher Zuhörer einer Geschichte als Teilnehmer.
Gleichwohl gilt: Spannung zu erzeugen ist mit der Vergangenheitsform natürlich ebenso möglich wie mit der Gegenwartsform. Das Gleiche gilt übrigens auch für die Wahl der Erzählperspektive: Die Wahl eines Ich-Erzählers erleichtert sicherlich die Identifikation mit dem Helden und zieht den Leser auch schneller in die Geschichte. Beides aber ist auch möglich mit dem personalen Erzählstil oder mit der Stimme eines allwissenden Erzählers (mehr dazu unter Verschiedene Erzählperspektiven im nächsten Kapitel).