Читать книгу Die erste Bahn - Markus Veith - Страница 4

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Die U-Bahn-Station Bachstraße war menschenleer.

Um 00:15 Uhr kündigte die elektronische Anzeigetafel die Ankunft der Linie 102 an; der letzten Bahn, die in dieser Nacht die Haltestelle durchfahren sollte.

Eine Minute später fuhr die Bahn ein, ganz wie es der Fahrplan vorsah. Im Innern befanden sich nur noch wenige Fahrgäste. Die Falttüren der Bahn wurden geöffnet, weil es in unterirdischen Stationen Vorschrift war. Niemand stieg aus. Und es war niemand da, der hätte einsteigen können.

Der Fahrer freute sich auf seinen Feierabend. Es war eine typische Sonntagsschicht gewesen, ruhig und ohne Rush Hour. Fünf der unterirdischen City-Haltestellen auf dieser Strecke hatte er nun hinter sich, noch zwei, dann führten die Schienen ihn wieder an die Oberfläche, wo sicher weiterhin das Novembergewitter niederging. Er betätigte den Schalter, der die Falttüren zuklappen ließ. Im selben Moment hörte er, wie auf der in die Innenstadt führenden Seite der Station eine der beiden Rolltreppen anlief. Gleichzeitig vernahm er das Poltern von Sprüngen auf den nach unten gleitenden Stufen, mit dem ein unpünktlicher Fahrgast noch eilig den Anschluss bekommen wollte. Aber der Fahrer hatte die Bahn schon in Bewegung gesetzt. – Er war pünktlich gewesen. Und er fuhr die letzte Bahn. Damit hatte sich diese Geschichte für ihn erledigt. Für den Fahrer war sie Vergangenheit.

Dies ist die erste Morgenstunde des 14. Novembers 2004. Und für jenen jungen Mann, der die letzten Stufen mit einem Sprung nimmt und zu einem Sprint ansetzt, wird diese Nacht für den Rest seines Lebens Gegenwart bleiben.


Die erste Bahn

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