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VORWORT

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Die Nachricht über einen Sensationsfund im Archiv der Wiener Schoeller-Bank ließ mich am 31. 7. 2015 aufhorchen: Man hatte durch Zufall in einem Safe, der angeblich den Nachkommen der Familie Vetsera gehörte, mehrere Abschiedsbriefe Mary Vetseras gefunden. So wurden Briefe an ihren Bruder Feri und an ihre Schwester Hanna entdeckt, von denen man gewusst hatte, dass sie geschrieben wurden, aber sie kamen nie an die Öffentlichkeit. Bruchstücke daraus wurden bekannt und immer wieder zitiert. Bislang hatte man angenommen, dass die Schwiegertochter Helene Vetseras die Briefe dem Wunsch der Schwiegermutter entsprechend vernichtet hätte. Wer die Briefe im Jahr 1926 hier in die Bank gebracht hatte, ist noch nicht bekannt. Auch wird nun erforscht, ob es sich wirklich um die Abschiedsbriefe Marys handelt, hier sollen auch die Gründe aufgeführt sein, die zum Selbstmord des Kronprinzen und "Tötung auf Verlangen" Marys geführt haben, angeführt sein. Nachdem die Forschungen abgeschlossen sein werden, kommen die Briefe in die Österreichische Nationalbibliothek und werden erstmals öffentlich im Rahmen der großen Ausstellung im Jahr 2016, anläßlich des 100. Todestages von Kaiser Franz Joseph ausgestellt werden.

Eines läßt sich jedoch jetzt schon feststellen: Es war Selbstmord und "Tod auf Verlangen". Der Kronprinz hat das Mädchen auf ihr Verlangen hin erschossen, dann sich selber. Alle Spekulationen, ob es doch Mord war, ob die Beiden im Anschluss an eine Auseinandersetzung oder nach einer Orgie entweder erschlagen oder sonstwie zu Tode kamen, ist damit erledigt.

Diese Briefe waren zwar bekannt, einige Mayerling- Historiker erwähnten sie immer wieder, doch waren sie lange Zeit verschwunden. Ich hatte das Glück in jüngeren Jahren dem Mayerling-Forscher und Archivar Hermann Swistun-Schwanzer zu begegnen und schrieb damals für eine Wochenzeitung zu einem Jahrestag einen Mayerling-Artikel. Er zeigte mir auch die Rechtfertigungsschrift von Helene Vetsera und gab mir sogar eine maschinschriftliche Abschrift und einige Fotos, die in seinem Besitz waren. Darum war es mir möglich, die Denkschrift von Helene Vetsera zu benutzen, so wie ich diese gelesen habe.

Die Denkschrift von Helene Vetsera, die in einer winzigen Auflage noch im Jahr 1889 gedruckt worden sind, kursierten damals zwar hauptsächlich in Aristokreisen und heute gibt es sehr wenige Exemplare, eines davon hat sich der Habsburg- Sammler Mario Plachutta gesichert, indem er sie im Wiener Dorotheum ersteigerte.

Leider, so auf Anfrage bei Herrn Plachutta, sind die Vetsera-Dokumente bis auf weiteres unter Verschluss, es kann keine Einsicht gewährt werden, da die Dokumente erst ausgewertet und in einem Mayerling- Buch verarbeitet werden sollen.

Das Grab Mary Vetseras ist am Friedhof von Heiligenkreuz längst wieder öffentlich zugänglich. Auch wenn ein Linzer Möbelhändler, ein fanatischer Mayerling-Forscher in eienr Nacht-und Nebelaktion die Gruft öffnen ließ und mit dem Sarginhalt verschwand. 1992, kurz vor Weihnachten, war dann die Grabraubstory international in allen Medien.

Prof. Christian Reiter, forensischer Gerichtsmediziner an der Pathologie Wien, hat sich mit diesem Fall eingehend beschäftigt, obwohl er das Skelett Marys, das ja im Jahr 1991 mehrere Monate in der Gerichtsmedizin unter Verschluss lag, nie gesehen hat. Er hat alles unter „CSI Mayerling“ dokumentiert. In diesem Buch wird daher eingehend auf das zweite Opfer – Mary Vetsera – eingegangen werden, nach genauesten heutigen Erkenntnissen, zumal Mary niemals obduziert wurde, sondern direkt in Mayerling durch drei von Kaiser Franz Josef bestellte Ärzte eher oberflächlich „totenbeschaut“ wurde und dann ihre Leiche zur „Bestattung“ freigegeben wurde. Wie sich diese Beerdigung gestaltete, unwürdig, so wie man „keinen Hund begrabt“, ist ebenfalls Gegenstand von „Mayerling – so war es- war es so? Ob Kaiser Franz Joseph das so angeordnet hat oder ob die handelnden Personen aus eigenem Antrieb so agierten, darunter zwei Verwandte von Mary Vetsera, ist heute nicht mehr einwandfrei festzustellen. Nach 125 Jahren Mayerling sind einige Dinge einigermaßen klar:

Es hat zwei Tote gegeben. Ein Toter war der Kronprinz von Österreich, Rudolf. Er wurde mit einer Schusswunde in der rechten Schläfengegend aufgefunden. Die Schädeldecke war abgesprengt, heißt es im ersten Protokoll, das von drei Ärzten gegengezeichnet wurde.

Die zweite Tote war ein junges Mädchen, ebenfalls mit einer Schusswunde im Bereich des Kopfes, sonst keine Verletzungen feststellbar. Sie lag neben dem Kronprinzen im Bett, wird hier im Protokoll beschrieben. Allerdings gestaltete sich die Auffindung der Leiche Marys wesentlich anders.

Zwei Freunde des Kronprinzen (sein Schwager Philipp von Coburg und Graf Josef Hoyos) wurden als unmittelbare Zeugen der Auffindung der beiden Leichen herangezogen, obwohl beide alle erforderlichen Maßnahmen dem Kammerdiener des Kronprinzen, Johann Loschek, überließen. Er brach die Tür zum Schlafzimmer Rudolfs auf. Er bezeugte, dass er zwei Leichen im Bett sehe, viel Blut, wahrscheinlich Vergiftung Tod durch Zyankali! Eine bis heute unverständliche Vorgangsweise, nicht nur in kriminaltechnologischer Hinsicht.

Weder Coburg noch Hoyos hatten den Mut die beiden Toten näher zu beschauen (beide waren erfahrene Jäger, hatten beim Militär gedient), sie begnügten sich mit einem flüchtigen Blick auf die Leichen und Hoyos fuhr dann sofort nach Wien in die Hofburg, um das schreckliche Geschehen dem Kaiser mitzuteilen. Momentan kursiert schon wieder oder noch immer eine völlig andere Geschichte über das WIE von Mayerling. Einige Habsburger, die von mir befragt wurden, propagieren immer wieder eine neue, allerdings längst bekannte Version des WIE von Mayerling. Sie behaupten, der Kronprinz wurde ermordet. Von wem? Das können und dürfen sie nicht sagen, denn wenn das bekannt würde, käme es wahrscheinlich heute noch zu diplomatischen Verwicklungen! Es existieren auch bereits zwei Bücher, die nur der Mordtheorie Raum geben, der Selbstmord des Kronprinzen, mit der vorangegangenen Tötung Marys durch durch den Kronprinzen, wird hier als Unsinn weggewischt.

Einwände gegen die eher unwahrscheinliche Theorie werden samt und sonders nicht berücksichtigt.

Seriöse Historiker oder Autoren, die endlich Licht in die noch offenen Mayerling Fragen bringen wollen, werden mehr oder weniger deutlich als Geschäftemacher abgetan, da sich mit Mayerling nach wie vor gutes Geld verdienen lässt.

Viele schriftliche Unterlagen, die es gegeben haben muss, sind verschwunden, verbrannt, vernichtet oder noch nicht gefunden.

Einzig eine nochmalige Obduktion der beiden Leichen könnte das Geheimnis von Mayerling aufklären. Doch so wie es aussieht, wird diese Untersuchung niemals stattfinden. Außer ein Habsburger zeigt späte Einsicht und meint, dass 126 Jahre Geheimniskrämerei um einen der aufsehenerregendsten Kriminalfall der Weltgeschichte nun wohl genug sind!

Die Mayerling-Katastrophe: So war es - war es so?

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