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»Bea!« Agnes zuckte angewidert zurück und ließ den Reisigbesen fallen. Mit einem Knall schlug der Holzstiel auf den Steinboden der Küche. Sie fasste nach dem Rock und machte einen Satz rückwärts.

Die Magd fuhr erschrocken zusammen und wandte sich zu ihr um.

»Mach den weg! Sofort!«, befahl Agnes ihr ohne sie anzusehen. Sie deutete auf den Boden. Wie sie es hasste!

Bea, wenige Jahre jünger als sie selbst, doch mit dreimal so viel Leibesumfang, wackelte drall herbei. Ihre Miene drückte Gleichgültigkeit aus und Agnes hätte ihr am liebsten den Besen übergezogen. Doch hilflos musste sie zusehen, wie dieser Krautkopf die runden Backen blähte und geräuschvoll Luft ausblies. »Was denn, Fräulein Agnes?«, fragte sie langsam.

»Da hinunter ist er. Tu ihn weg!«, schrie Agnes. Sie wies unter den Küchenschrank, einen breiten, großen Eichenschrank, wie ihn sonst niemand besaß. Er fasste den gesamten Hausrat des Freihofs.

Agnes fühlte die Furcht, sie kribbelte von den Zehen aufwärts, zwickte und zwackte durch die Beine nach oben, gelangte in den Bauch und verursachte unerträgliches Gewimmel darin.

»Wieder so ein harmloser Ohrwurm?«, fragte Bea ungerührt. Teilnahmslos folgte ihr Blick Agnes’ ausgestrecktem Finger.

»Harmlos?!«, keuchte Agnes. Wie konnte diese einfältige Kuh es wagen! »Harmlos, meinst du? Soll ich dir mal einen ins Ohr setzen, du nutzloses Geschöpf? Dann will ich sehen, wie harmlos du ihn findest!« Sie merkte, dass sie zu zittern begann.

Bea zuckte die Schultern, beugte sich vor und fuhr mit ihrem Besen unter dem Schrank entlang. Agnes unterdrückte das Würgen. Der Ekel war unaussprechlich. »Mach ihn tot!«, presste sie zwischen den Zähnen hervor. »Hast du ihn, sag ich?«

»Er wird in eine Ritze gekrabbelt sein, er ist weg«, antwortete die Magd matt und richtete sich wieder auf. »Wenn Ihr weiter so zimperlich seid, werden wir nicht bis Mittag fertig. Eure Mutter sagte …«

»Sie ist nicht meine Mutter!«, fuhr Agnes ihr scharf ins Wort.

»Eure Stiefmutter eben. Sie wollte, dass Ihr mir zur Hand geht beim Frühjahrsputz. Wir sollen nach der Küche in den Kammern weitermachen, ich soll die Wintergewänder nach Löchern und Flecken durchsehen, sie säubern und in den Truhen verstauen, auch wenn ich meine, dass es dafür noch zu früh ist, ich soll zum Fleischer und zum Bäcker gehen, das Mittagsmahl bereiten, ich …«

»Das werde ich übernehmen!«, unterbrach Agnes sie.

»Das Mittagsmahl?«, fragte Bea ungläubig.

»Das Einkaufen!«

»Wie Ihr wollt.«

»Ich hasse dieses Reinemachen! Ich hasse dieses Krabbelzeug, das in allen Ritzen haust!«

Beas Gesichtsausdruck wurde schadenfroh. »Deshalb sollen wir ja auch alles gründlich machen. Aber vielleicht hättet Ihr besser nicht in jener Ecke dort angefangen« – ihr Kopf nickte in Richtung des Holzstapels zwischen Herd und Schrank – »dort hat sich’s Getier über’n Winter wohl sein lassen.«

Agnes Blick ruckte zum Holzstapel und sie betrachtete ihn voll Abscheu. Sie bemerkte das kaum verhohlene Vergnügen, mit dem die Magd sie beobachtete. Sie hasste sie dafür. Sie wagte kleine, vorsichtige Schritte Richtung Tür. »Egal was die Hausfrau meines Vaters sagt: Ich werde nur noch meine eigene Stube säubern. Die halte ich stets rein. Dort nisten keine Ohrwürmer. Und dann gehe ich ins Dorf und erledige die Einkäufe!«

Erleichterung machte sich in ihr breit, als sie die Küchentür erreichte. Sie hatte die Tür kaum hinter sich geschlossen, als die Haustür aufgerissen wurde und der Schockelheinz hereinstürmte. Atemlos verlangte der Ortsbüttel nach ihrem Vater.

»Der ist im Stall, denke ich«, sagte Agnes. »Warum?«

»Die haben den Magister Baumann erschlagen! An der Straße nach Reilingen liegt er in seinem Blut! Der Zentgraf muss her!«

Beschützerin des Hauses (Neuauflage)

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