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Kapitel 3- Der Eröffnungsball
ОглавлениеIm Festsaal wurden die beiden tatsächlich bereits erwartet.
Als sie gemeinsam eintraten, waren die U-förmig zu einer großen Tafel gestellten Tische bereits vollständig besetzt, nur zwei Plätze inmitten der Stirnseite der Tafel waren noch frei.
Karl war für das Diner neben August platziert, während jeweils rechts und links ihre beiden Tischdamen, Augusts derzeitige Mätresse Gräfin Cosel sowie Katharina, die Plätze zugewiesen bekommen hatten. Neben den beiden folgten dann der Reihe nach die wichtigsten Würdenträger des Landes.
Katharina, die normalerweise ihren Platz bestenfalls im hinteren Drittel der beiden Längsseiten der Tafel gehabt hätte, fühlte sich auf ihren ungewohnt privilegierten Platz zunächst sehr eingeschüchtert und wagte kaum etwas zu sagen. Zu ihrer Erleichterung erhob sich jedoch August, kaum dass sie und Karl ihre Plätze eingenommen hatten, um das Fest mit einer wortgewaltigen Rede zu eröffnen. Anschließend wurde umgehend die erste Vorspeise aufgetragen und da Karl neben ihr die meiste Zeit von August mit Gesprächen über diverse Themen eingespannt war, konnte sich Katharina ganz auf sich und ihre neue Rolle konzentrieren. Mit der Zeit und auch dank des guten Rotweins, der während des hervorragenden Essens immer wieder nachgeschenkt wurde und den sie nun durchaus genoss, ließ ihre Befangenheit immer mehr nach und als der Hauptgang aufgetragen wurde, war sie schon in der Lage, mit ihrem Tischnachbarn auf ihrer linken Seite Konversation zu betreiben, wenn auch bei weitem noch nicht so gelöst, wie sie unter normalen Umständen gewesen wäre.
Nach dem Essen trennten sich Männer und Damen, damit der Raum von den Bediensteten in Windeseile in einen Ballsaal umgestaltet werden konnte. Während die Herren sich in die zwei angrenzenden Raucherzimmer zurückzogen, wurde den Damen im festlich beleuchteten Park das neueste Modegetränk, Café, sowie verschiedene Süßigkeiten gereicht.
Das wäre der Moment gewesen, an dem sich Katharina normalerweise unbemerkt in ihre Gemächer zurückgezogen hätte. Als sie nun allein inmitten der vielen Frauen stand und es dennoch niemanden zu geben schien, der ihre Gesellschaft suchte und wenigstens einfach nur unverfängliche Konversation mit ihr betreiben wollte, bedauerte Katharina zum ersten Mal an dem Abend sehr, dass sie diese Fluchtmöglichkeit nicht wie sonst wahrnehmen konnte. Doch als sie sich schon traurig abwenden und eine einsame Bank in hinteren Teil des Parks suchen wollte, um sich auf diese Art zurückziehen zu können, gesellte sich zu ihrer Überraschung wie selbstverständlich die Gräfin Cosel an ihre Seite. Katharina verschwörerisch zulächelnd zog sie sie zu einem der etwas abseits stehenden Tische und ließ sich von einem der umhereilenden Pagen 2 Gläser Champagner bringen.
Die Gräfin war nicht zufällig die aktuelle Favoritin von August dem Starken. Sie war nicht nur eine der schönsten sondern auch eine der intelligentesten und gebildetsten Frauen am Dresdner Hof. Wie es auch Katharina erleben musste, führte das nicht unbedingt zu einer Steigerung der Sympathie bei den anderen Damen, doch im Gegensatz zu Katharina war das der Cosel offensichtlich egal. Mit ihrem starken Selbstbewusstsein, mit dem sie sich mitunter gern selbst in Augusts Regierungsgeschäfte einmischte, stieß sie dabei auch immer wieder dessen Minister vor den Kopf und nicht wenige bereuten bereits, sie vor Jahren auf ihrem Weg an die Macht unterstützt zu haben. Letztendlich war sie bei weitem nicht nur die schöne Marionette, die sich mancher gewünscht hatte, sondern verfolgte auch durchaus eigene Interessen. Jetzt hoffte ein beträchtlicher Teil der Hofgesellschaft, dass Augusts Interesse an ihr nachlassen und eine neue, weniger starke Mätresse ihren Platz einnehmen könnte, doch danach sah es im Moment nicht aus. August schien im Gegenteil seine Cosel auch nach den 3 Jahren, mit der er mit ihr trotz seiner Ehefrau offen zusammenlebte, jeden Tag mehr zu verehren. Es wurde am Hof gemunkelt, dass die Gräfin sich auf die Liaison mit dem sächsischen Kurfürsten trotz seines intensivsten Werbens um sie erst eingelassen hatte, als dieser ein schriftliches Eheversprechen abgegeben hatte. Dieses besagte, dass er sie im Falle des Todes seiner derzeitigen Ehefrau heiraten würde und war ein einmaliger Vorgang.
Mätressen waren am Hof gang und gebe, dieses Versprechen ließ die Gräfin in vielen Augen daher noch gefährlicher als ohnehin schon erscheinen. Katharina dagegen bewunderte die stolze Gräfin, allerdings bisher nur aus der Entfernung. Da diese immer eine Aura aus kühler Distanziertheit zu umgeben schien, fühlte sich Katharina in ihrer Nähe meist so unsicher, dass sie seit ihrer Ankunft am Hof noch nie ein Wort mit ihr gewechselt hatte.
Um so verwunderter war sie nun, als die Cosel ihr in charmantem Ton zuraunte:
„Ich muss sagen, der schwedische König hat wirklich einen guten Geschmack. Auch wenn wir bisher kaum Gelegenheit hatten, miteinander zu sprechen, seid Ihr mir doch schon seit einiger Zeit positiv aufgefallen.“
Sie nahm für beide nun auch noch von einem ehrfürchtig auf sie zutretenden Höfling, der ein Tablett mit duftendem Café trug, jeweils eine Tasse und reichte diese Katharina.
Dann fuhr sie freundlich lächelnd fort.
„Ich freue mich wirklich über die Wahl unseres Gastes, weil mir schon länger aufgefallen ist, dass Ihr ein bezauberndes Mädchen seid, dessen Charme hier am Hof völlig unverdient ein wenig unterzugehen droht. Und dazu scheint Ihr ebenso wie ich nicht sonderlich beliebt bei manchen Damen am Hof zu sein...“
Bei den Worten nickte sie in Richtung Gräfin Reuß und deren Freundinnen, die miteinander tuschelnd und kichernd nicht weit von ihnen entfernt standen.
„Nicht auszudenken, der Schwede hätte sich eine von denen ausgesucht.....“
Noch immer verblüfft musste Katharina lachen, bevor sie fast ehrfurchtsvoll antwortete.
„Es freut mich sehr, dass aus Eurem Mund zu hören. Doch ich muss gestehen, auch wenn ich mich von der Wahl des Schwedenkönigs durchaus geehrt fühle, so habe ich doch auch enorme Bedenken, was nun daraufhin alles auf mich zukommen wird. Um so dankbarer bin ich Euch für Eure Worte.“
Die Gräfin lachte und zeigte dabei eine Reihe makelloser weißer Zähne.
„Wie gesagt, ich habe Euch schon vor einer Weile bemerkt, ich wusste nur nicht, wie ich Euch ansprechen sollte, ohne Euch vor den anderen in Verlegenheit zu bringen. Aber jetzt, dank des Schwedens, darf ich ja wunderbarerweise ganz offiziell mit Euch plaudern. Und was Eure Bedenken betrifft, so kann ich Euch nur den Rat geben, Euch nur nicht zu viel Gedanken über Euren neuen Stand am Hof zu machen, sondern lieber die Privilegien zu genießen, die sich Euch nun bieten werden. Der Schwede selbst scheint mir anständig und sehr um Euer Wohl bedacht, etwas, das man hier ja leider eher selten findet. Und die Hofgesellschaft sucht und findet ohnehin immer einen Grund für Klatsch und Tratsch, damit muss man leben und sollte sich das Urteil einiger Damen und Herren auch nicht allzu sehr zu Herzen nehmen!“
In dem Moment wurde im Schloss zum Ball gerufen und die Damen um sie herum eilten zurück in den Saal. Katharina war schon um einiges leichter ums Herz als noch vor wenigen Minuten. Sie trank ebenso wie die Gräfin noch schnell ihren Café aus, bevor sich beide ebenfalls zurück begaben.
Beim Hineingehen wendete sich die Gräfin noch einmal Katharina zu.
„Baroness, ich wünsche Euch, dass dieses Fest eine Reihe sehr schöner Tage für Euch bereit hält, die Ihr hoffentlich genießen könnt und auch im positiven Sinne nie vergessen werdet. Und wenn Ihr doch einmal Ratschläge oder Hilfe brauchen, ich stehe Euch jederzeit gern zur Verfügung...“
Auf Katharinas bereits wieder angespanntem Gesicht breitete sich ein Lächeln aus. Die Gräfin ahnte wahrscheinlich gar nicht, wie gut ihr ihre Worte taten und wie viel neue Zuversicht sie Katharina damit gab.
„Ich danke Euch vielmals! Es fällt mir noch immer schwer, die ganze neue Situation, in der ich mich seit wenigen Stunden befinde, völlig zu begreifen und zu überblicken. Doch Ihr habt mir gerade schon sehr viel von meiner Angst genommen und ich bin mir recht sicher, dass ich die nächsten Tage auch sehr gern auf Euer Angebot zurückkommen und Eure Ratschläge in Anspruch nehmen werde...“
„Das würde mich sehr freuen! Ihr könnt mir glauben, ich kann mich nur zu gut in Eure Lage hineinversetzen. Doch ich kann Euch aus eigener Erfahrung versichern, bereits in wenigen Tagen werdet Ihr schon viel ruhiger sein und wahrscheinlich völlig selbstverständlich Eure neue Rolle am Hof ausfüllen, auch wenn Ihr Euch das im Moment bestimmt nicht vorstellen könnt.
Oh, wie ich sehe, kommt da auch schon Euer stolzer Galan, da möchte ich Euch nun nicht länger mit meinem Geschwätz aufhalten. Denkt an meinen Rat und genießt den Abend! Bis bald, wir werden von nun an in den nächsten Tagen ja sicher noch öfter das Vergnügen miteinander haben!“
Die Gräfin winkte ihr noch einmal freundschaftlich lächelnd zu und begab sich auf die andere Seite des Saales, wo August bereits auf sie wartete.
Wie sie richtig bemerkt hatte, war dagegen Karl schon auf dem Weg zu Katharina und bot ihr nun wieder galant seinen Arm an. Schon sein Anblick unter all den anderen Männern, die um ihn herum aus den Raucherzimmern strömten, ließ ihr Herz wieder höher schlagen.
„Darf ich Euch um den nächsten Tanz bitten?“
„Sehr gern“
Noch immer lächelnd legte sie ihren Arm auf den seinen und beide reihten sich die Tanzformation ein, die sich für den ersten Tanz des Abends gebildet hatte.
Als die Musik erklang, trafen sie sich nach einigen Schrittfolgen in der Mitte.
„Ich hoffe, Ihr habt mich in meiner Abwesenheit nicht zu sehr vermisst...“
Karl schaute ihr bei der engen Drehung tief in die Augen und sie konnte förmlich den Schalk darin aufblitzen sehen.
„Nun, da muss ich Euch leider enttäuschen, ich habe mich auf das Vortrefflichste unterhalten...“
Vergnügt ging Katharina auf seine Spielchen ein.
„Oh, da enttäuscht Ihr mich aber...ich habe Euch nämlich vermisst...“
„Was Ihr nicht sagt! Gab es nicht genügend interessante Themen in Eurer Männerrunde?“
Die Tanzchoreografie verlangte, dass sich die Paare wieder trennten, so dass Karl eine Antwort schuldig bleiben musste. Als sie sich nach einigen Drehungen wieder trafen, lächelte ihn Katharina so voller Übermut an, dass Karl sich ein Schmunzeln nicht verkneifen konnte.
„Dafür, dass Ihr angeblich so widerwillig auf das Fest gekommen seid, scheint Ihr Euch bemerkenswert gut zu unterhalten...“
Lachend warf Katharina den Kopf zurück, während sie sich geschmeidig um die Achse drehte.
„Wahrscheinlich kann ich mich einfach nur gut der Situation anpassen...“
Wieder verlangte es der Tanz, dass sie die Partner wechseln mussten und nach einigen Drehungen, bei denen sie wieder zueinander kamen, war er auch schon zu Ende.
“Wie sieht es aus, wollen wir noch einen Tanz wagen? Ich bin begierig darauf zu erfahren, wo beziehungsweise mit wem Ihr Euch so vortrefflich unterhalten habt...“
Karl hatte den Satz noch nicht ganz zu Ende gesprochen, als August auf ihn zu kam und sich förmlich bei ihm festhakte.
„Mein lieber Cousin, getanzt werden kann später noch. Ich muss dir jetzt dringend einige sehr interessante Leute vorstellen, die ganz begierig darauf sind, dich kennenzulernen.“
Dabei zeigte er auf eine Reihe von bereits graumelierten Herren, die in einer Runde zusammen standen und die ganze Zeit interessiert zu ihnen herüber schauten.
Katharina hätte zwar durchaus noch gern ein oder zwei weitere Tänze mit Karl getanzt, die Konversation mit ihm bereitete ihr immer mehr Vergnügen. Dennoch kam ihr die Unterbrechung nicht ungelegen, sie konnte eine Pause gut vertragen und nachdem sie sich nun schon eine Weile auf dem Fest befand, würde es auch nicht schaden, bei dieser Gelegenheit das Aussehen ihres Kleid und vor allem der Frisur zu überprüfen.
„Da möchte ich nicht stören und gehe mich in der Zwischenzeit ein wenig frisch machen. Wir sehen uns dann später wieder!“ sagte sie von daher schnell, bevor Karl etwas erwidern konnte.
Sie sah noch im Abwenden seinen enttäuschten Blick und musste lächeln.
Er verhielt sich wirklich manchmal mehr wie ein großer Junge als ein König und jetzt hatte sie ihm regelrecht ansehen können, wie wenig Vergnügen ihm die Aussicht auf das Gespräch mit den älteren Ministern und Würdenträgern des Landes machte.
In einem der angrenzenden Salons ließ sich Katharina kurz in einen Sessel fallen und atmete tief durch, bevor sie sich in einem der unzähligen Spiegel betrachtete und zufrieden feststellte, dass sowohl Frisur als auch der Rest ihrer Aufmachung noch immer perfekt aussahen und überhaupt ihre ganze Erscheinung ausgesprochen adrett und hübsch wirkte. Sie wollte sich schon wieder abwenden, um noch einige Augenblicke die Ruhe zu genießen, doch dann hielt Katharina überrascht inne und betrachtete ihr Spiegelbild erneut. Sie sah glücklich aus! So glücklich, wie sie sich selbst schon sehr lange nicht mehr gesehen hatte. Ihre blauen Augen leuchteten und die Wangen waren von einer frischen, gesunden Röte überzogen, die ihr ganzes Gesicht erstrahlen ließ. Nicht die aufwendige Frisur und das Kleid waren es, die sie so attraktiv machten, sondern vielmehr dieses aus ihrem tiefsten Inneren kommende Leuchten der momentanen Glückseligkeit. Da hatte ihr so vor diesem Abend gegraut und jetzt sprühte sie vor Glück und genoss den Ball in einem Maße, dass es ihr fast selbst unheimlich war. Sie sinnierte einige Minuten darüber, wie merkwürdig doch das Leben war, bevor sie sich schließlich beschwingt und voll guter Laune wieder zurück in den Saal begab, nur um festzustellen, dass Karl noch immer von den Männern in Beschlag genommen wurde. Doch noch bevor Katharina zum Überlegen kam, wohin sie sich als nächstes begeben könnte, wurde sie zu ihrer Überraschung gleich von einer Gruppe um die Baronin von Eckert in ein Gespräch einbezogen. Die Baronin, die sich Katharina gegenüber seit dem gemeinsamen Reitausflug viel zugänglicher als zuvor verhielt, stellte ihr zunächst einige ihrer Freunde vor, welche Katharina vom Sehen durchaus kannte, aber mit denen sie bisher noch nie viele Worte gewechselt hatte. Sie fühlte sich in der Gesellschaft erneut erstaunlich wohl und fragte sich, ob es wirklich nur daran lag, dass sie jetzt die Begleiterin von Karl war und deshalb alle freundlicher zu ihr als sonst oder ob sie früher einfach nur zu voreingenommen war. Dann löste sich die Gruppe für einen neuen Tanz auf und die Baronin nutzte die Gelegenheit und zog sie kurz zur Seite.
„Ich hoffe, unser ungewöhnlicher Gast hat nichts mit Ihrem wagemutigen Ausflug in das Schwedenlager zu tun?“ fragte sie vorsichtig.
Katharina überlegte kurz. Sie war an dem Tag die Einzige gewesen, die ein Fernrohr dabei hatte und es war auf die Entfernung sehr unwahrscheinlich, dass die anderen Damen im Lager Einzelheiten, geschweige denn die Gesichter der Soldaten erkennen konnten. Und dass sich der Schwedenkönig zu diesem Zeitpunkt nicht bei dem Großteil seiner Armee sondern in dem eher kleinen Außenlager aufhielt, damit konnte ohnehin niemand rechnen.
„Nein, überhaupt nicht!“ beruhigte sie deshalb die attraktive, wenn auch zu einer leichten Fülligkeit neigenden Rothaarige. Das Manko ihrer Figur machte die Baronin durch ihre lebenslustige Art wett und ihr Salon war seit ihrer Heirat mit dem Baron von Eckert einer der beliebtesten gesellschaftlichen Treffpunkte in Dresden.
„Es ist natürlich ein sonderbarer Zufall, dass ausgerechnet jetzt der schwedische König am Hof auftaucht und er dann bei dieser Damen-Begleitauswahl auch noch mich ausgewählt hat. Ihr könnt Euch sicher vorstellen, wie sehr ich mich darüber zunächst ebenfalls erschrocken habe. Aber bis jetzt wurde der Ritt von mir in das Lager noch mit keinem Wort erwähnt und es kennt von den Soldaten ja auch niemand meinen Namen, von daher glaube ich, brauchen wir uns keine großen Sorgen zu machen. Hauptsache, das Thema wird von keiner der anderen Damen noch einmal zur Sprache gebracht!“
„Das wird bestimmt nicht der Fall sein! Ich habe zwar auch mit niemanden aus der Gruppe mehr darüber gesprochen...“
Die Baronin zögerte und sah sie schuldbewusst an.
„...aber ich glaube, wir waren und sind immer noch alle erschrocken, dass die Gräfin Reuß Euch an dem Tag so niederträchtig behandelt und so leichtsinnig in Gefahr gebracht hat. Ich muss Euch gestehen, ich habe selbst jetzt noch ein schlechtes Gewissen, dass wir dann alle vor Angst einfach davon geritten sind, ohne uns darum zu kümmern, was aus Euch wird. Ihr könnt mir glauben, ich danke Gott jeden Tag dafür, dass Ihr unversehrt zurückgekommen seid, das hätte ich mir mit Sicherheit nie verziehen!“
Katharina war gerührt und wusste kurzzeitig keine Antwort, da sprach die Baronin schon weiter.
„Ihr seid wirklich ein unglaublich mutiger Mensch und ich bewundere Euch dafür sehr! Und ich verspreche, dass ich Euch in Zukunft, sollte es wieder einmal zu einer Konfrontation mit der Gräfin Reuß kommen, besser zu Seite stehen werde, als ich das an diesem unseligen Tag getan habe. Dafür verachte ich mich noch immer!“
Spontan reichte Katharina der Baronin die Hand. Sie sah die junge Frau auf einmal mit ganz anderen Augen und schämte sich nun über sich selbst, dass sie die Baronin vor dem verhängnisvollen Ausritt ebenso wie alles andere am Dresdner Hof verachtet hatte. Die Baronin war weder oberflächlich noch gedankenlos, sondern schien ganz im Gegenteil eine liebevolle, warmherzige Person zu sein, die sich durchaus auch über die Treffen in ihren Salons hinaus Gedanken machte und Fehler zuzugeben bereit war, eine Eigenschaft, die auch ihr selbst nicht immer leicht fiel.
Katharina nahm sich vor, in Zukunft etwas weniger schnell mit ihren Vorurteilen zu sein.
„Vergessen wir doch einfach den Reitausflug! Auch ich habe mich nicht immer sehr freundlich gegenüber dem meisten hier am Hof verhalten und sicher auch nicht dazu beigetragen, dass mir viele Sympathien zuteil wurden. Aber ich möchte mein Verhalten ebenfalls ändern und glaube, der heutige Abend ist dafür ein wirklich guter Anfang!“
Erfreut ergriff die Baronin von Eckert ihre Hand und drückte sie fest.
„Es freut mich sehr, dass Ihr so denkt!! Und ich hoffe, dass wir in Zukunft vielleicht sogar so etwas wie Freundinnen werden könnten!“
In diesem Moment wurde ein neuer Tanz angespielt.
Der Baron von Eckert kam auf die beiden Frauen zu.
„Was ist denn mit dir los, Ihr und nicht tanzend?“ fragte er seine Frau verwundert.
Diese lachte und reichte ihm die Hand.
„Tja, mein Lieber, eine verheiratete Frau wird nicht mehr so oft von anderen Männern zum Tanz aufgefordert. Das werdet Ihr nun wohl oder übel selbst übernehmen müssen...“
Sie zwinkerte Katharina verschwörerisch zu, um dann erschrocken zu fragen
„Ich hoffe, es ist in Ordnung, wenn ich Euch jetzt hier allein stehen lasse...?“
„Natürlich, geht nur! Ich glaube, ich muss mir jetzt erst einmal ein neues Getränk besorgen.“
Lachend deutete Katharina auf ihr leeres Champagnerglas.
„Daran tut Ihr Recht! Dann wünsche ich Euch noch einen schönen Abend...und Ihr müsst mir bei Gelegenheit noch einmal unbedingt mehr von Euren Erlebnissen mit den schwedischen Männern berichten...“
Ihr noch einmal verschwörerisch zuzwinkernd verschwand die Baronin mit ihrem Mann Richtung Tanzfläche. Katharina nahm sich von einem der unzähligen Tabletts, die ständig zwischen den Gästen umher getragen wurden, ein neues Glas Champagner und schüttelt verwundert den Kopf.
Erst das Gespräch mit der Gräfin Cosel und nun die Baronin von Eckert – der Abend hatte bisher all ihre Erwartungen auf die wunderbarste Weise übertroffen und sie war dankbar, ein wenig Ruhe zu haben, um das soeben Erlebte noch einmal zu durchdenken. Selbst wenn die Baronin nicht ihre beste Freundin werden sollte, hatte sie mit ihr doch zumindest eine engere Bekanntschaft gewonnen, die Einfluss am Hof besaß.
Aber das Wichtigste von allem war, dass sie mit einem Mal nicht mehr völlig allein am Hof war.
In nur kürzester Zeit hatte sie an diesem Abend gleich zwei Frauen näher kennen lernen dürfen, mit denen sie sich besser verstand, als sie zuvor je erwartet hatte und die Katharinas Zukunft in Dresden womöglich eine ganz neue, positive Richtung geben konnten.
Völlig in Gedanken verloren und ob dieser Aussichten glücklich lächelnd zuckte Katharina erschrocken zusammen, als neben ihr eine dunkle, wohlklingende Stimme ertönte.
„Ich bin verwundert, so eine hübsche Dame und ganz allein?“
Erstaunt drehte sich Katharina zu dem Besitzer der Stimme um. Neben ihr stand einer der wenigen Adligen am Hof, der ihr dank seines guten Aussehens bereits zu Beginn ihres Aufenthaltes in Dresden aufgefallen war und auch jetzt noch gut gefiel. Der attraktive Brünette war ein guter Reiter und hatte in zahlreichen Turnieren Auszeichnungen und Siege errungen, etwas, dem auch Katharina uneingeschränkt Respekt entgegen brachte. Doch eilte dem Grafen von Bülow auch ein Ruf als Frauenheld mit unzähligen Affären voraus und das genügte schon, um ihm keine größere Aufmerksamkeit zu schenken. Allerdings hatte er an ihr bis zum heutigen Tage ebenso wenig Interesse gezeigt wie der Rest der Hofgesellschaft, im Gegenteil, wahrscheinlich hatte er sie bis dahin noch nicht einmal bemerkt. Das sah nun offensichtlich ganz anders aus und mittlerweile wunderte sich Katharina über gar nichts mehr an diesem Abend. Und da sie bereits in so ausgesprochen guter Stimmung war, ging sie ihrer eigenen Überraschung viel lockerer mit seinen Avancen um, als sie das sonst getan hätte. Zudem war dem Grafen von Bülow mit Sicherheit nicht entgangen, dass sie als offizielle Begleiterin des schwedischen Königs auf diesem Fest war, so dass es sich nun wohl eher um Neugierde als um echte Interesse handelte.
„Wer sagt denn, dass ich allein hier bin?“ fragte sie deshalb kokett zurück.
„Nun, zumindest sehe ich im Moment niemanden an Eurer Seite und ich frage mich, welcher Narr eine Dame wie Euch allein stehen lässt?“
Katharina musste zugeben, seine Worte schmeichelten ihr, auch wenn ihr durchaus klar war, dass er wahrscheinlich gerade aus seinem reichhaltigen Repertoire schöpfte. Sie lächelte.
„Es handelt sich wahrscheinlich um wichtige Aufgaben oder gar höhere Politik, was sonst könnte einen Herrn noch mehr beschäftigen als die Konversation mit einer Dame? Aber jetzt seid Ihr ja hier, um mir Gesellschaft zu leisten...“
Sie wandte sich ihm mit koketten Augenaufschlag zu und wunderte sich dabei immer mehr über sich selbst. Hätte ihr vor ein paar Tagen jemand gesagt, dass sie hier auf dem Ball so ungezwungen mit einem der größten Frauenhelden des Hofes sprechen würde, sie hätte ihn entweder ausgelacht oder für verrückt erklärt. Aus den Augenwinkeln bemerkte Katharina, wie sie von Karl, der sich noch immer mit einigen von Augusts Ministern im Gespräch befand, aus der Entfernung beobachtet wurde. Das stachelte sie nur noch mehr an und sie prostete nun dem Grafen von Bülow lachend mit ihrem Champagnerglas zu, was diesen offensichtlich so hocherfreute, dass er sich ebenfalls ein Glas Champagner ergriff, um mit ihr anzustoßen.
So plauderte Katharina eine Weile mit dem Grafen und es machte ihr immer mehr Spaß, mit ihm zu scherzen und ein wenig mit den eigenen Waffen zu schlagen, von denen sie bis dahin noch gar nicht geahnt hatte, dass sie diese auch besaß. Mittlerweile blickten auch einige der anderen Damen immer wieder zu ihnen und die Erkenntnis, dass man sie gerade offensichtlich beneidete, war wie Balsam für ihr, die letzten Monate am Dresdner Hof wahrlich nicht verwöhntes, Selbstwertgefühl. Trotzdem behielt sie die ganze Zeit so unauffällig wie möglich Karl im Auge und bemerkte zu ihrer Zufriedenheit, dass er auch immer wieder zu ihr herüberschaute.
Bisher hatte Katharina noch nie diese Art Spielchen gespielt, doch sie musste zugeben, es gefiel ihr.
Dann konnte sich Karl endlich aus der Gruppe der Männer lösen, die ihn die ganze Zeit in Beschlag genommen hatte. Zu ihrer Verwunderung kam er nun jedoch nicht wie erwartet sofort zu ihr, sondern gesellte sich zur Gräfin Cosel, welche ebenfalls gerade allein stehend an einem Glas Champagner nippte und die Gesellschaft betrachtete. Die beiden plauderten angeregt miteinander und zu Katharinas Entsetzen zeigte die Cosel schließlich auf eine entfernt stehende Gruppe, bei der sich auch die Gräfin Reuß befand. Kurze Zeit später wendete sich die Cosel einem anderen Gesprächspartner zu und Karl begab sich mit vergnügtem Lächeln direkt in die Ecke des Saales, in der nun mittlerweile die Gräfin Reuß allein bei ihrem Ehemann stand und demonstrativ gelangweilt dem Ballgeschehen folgte. Schlagartig war es vorbei mit Katharinas guter Stimmung.
Sie verlor jedwedes Interesse am Geplänkel mit dem Grafen von Bülow und beobachtete erschrocken, wie Karl tatsächlich vor dem Ehepaar Reuß Halt machte.
Selbst aus der Entfernung war zu erkennen, wie die Gräfin bei Karls Anblick zusammenzuckte. Der schien sich jedoch vorbildlich vorzustellen und Katharina atmete bereits auf, bis sich der Graf von Reuß plötzlich kurz entschuldigte und von dem Schweden und seiner Frau abwendete, um einige Worte mit einem weiteren Gast zu wechseln.
Seinen Blick nun fest auf die Gräfin gerichtet begann Karl eindringlich auf sie einzureden und auch wenn Katharina natürlich aufgrund der Entfernung keines seiner Worte verstehen konnte, fiel es ihr nicht schwer, sich deren Inhalt vorzustellen. Innerhalb weniger Sekunden wechselte die Gesichtsfarbe der Gräfin und mit nun kreidebleichen Wangenstarrte sie zunächst Karl mit einer Mischung aus Angst und Wut an, dann wanderte ihr Blick kurz zu Katharina. Während diese noch immer regungslos dastand, vor Entsetzen nicht in der Lage, überhaupt irgendwie zu reagieren, schaute die Gräfin schnell wieder zurück zu Karl und nickte nun unwillig. Mit zufriedenen Gesichtsausdruck wendete sich Karl ohne ein weiteres Wort zu verlieren von ihr ab und lächelte nun wieder völlig entspannt dem Grafen von Reuß zu, der sich in dem Moment zurück an die Seite seiner Frau gesellte und von dem Gespräch der beiden nichts mitbekommen zu haben schien. Sofort waren beide Männer wieder in eine ungezwungene Plauderei vertieft und hätte Katharina nicht mit eigenen Augen das Debatte zwischen Karl und der Gräfin von Reuß gesehen, nichts an ihm hätte den Eindruck vermittelt, dass er mit ihr gerade mehr als nur ein ernstes Wort gewechselt hatte. Katharina, welche ihrerseits währenddessen die Konversation mit dem Grafen von Bülow nur noch mit Floskeln aufrecht erhalten hatte und ihn nun monologartig von seinen letzten Jagderfolgen berichten ließ, ohne ihm überhaupt noch zuzuhören, hatte sich zwischenzeitlich der Magen verkrampft. Was machte Karl nur?
Sie war so froh über den unausgesprochenen momentanen Waffenstillstand mit der Reuß und jetzt mischte er sich völlig ungebeten ein. Selbst wenn er mit Sicherheit gute Absichten verfolgte und mit seinem Auftritt Katharina helfen wollte, eine so stolze Frau wie die Gräfin ließ sich doch nichts von jemanden sagen, der hier am Hof nur eine Gastrolle spielte und in wenigen Tagen wieder verschwunden sein würde. Dass sie nach Karls Abreise die Folgen zu tragen hatte, war Katharina jetzt schon klar. Aber das war nun ohnehin nicht mehr zu ändern, jetzt galt es nur noch, Schlimmeres zu verhindern. Als erstes musste sie den ihr mittlerweile geradezu lästigen Grafen von Bülow loszuwerden und dann dringend ein ernstes Wort mit dem Schwedenkönig reden, so ging das einfach nicht! Ungeduldig lächelte sie den Grafen an und suchte krampfhaft nach einer Ausrede, mit der sie sich entschuldigen konnte, doch es gelang ihr noch nicht einmal, seinen Monolog zu unterbrechen.
Als sie sich daraufhin resigniert erneut nervös umdrehte, um wenigstens Karl im Auge zu behalten, stand der bereits nicht mehr bei der Gräfin und ihrem Mann.
Katharina wusste nicht, ob sie darüber erleichtert oder noch besorgter als ohnehin schon sein sollte. Unruhig suchte sie den Saal mit ihren Augen ab, konnte ihn jedoch nirgends entdecken.
In dem Moment ertönte Augusts dröhnende Stimme.
Eine weitere Überraschung ankündigend forderte er die Gesellschaft in blumigen Worten auf, ihm doch bitte umgehend in den Garten zu folgen, wenn sie das zu erwartende großartige Spektakel nicht verpassen wollten.
Der Graf von Bülow bot Katharina gerade seinen Arm an, um sie hinaus zu geleiten, als sie neben sich zu ihrer Erleichterung Karls Stimme hörte.
„Verzeiht, aber diese Dame gehört heute Abend und dann auch die nächsten Tage zu mir ...!“
Überrascht ließ der Graf seinen Arm sinken und musterte den Schwedenkönig geringschätzig von oben bis unten. Man konnte ihm ansehen, wie er die Risiken eines Disputes mit dem Ehrengast der Veranstaltung im Kopf abwog, doch nach kurzem innerem Kampf schüttelte er nur herablassend den Kopf. Halbherzig eine Entschuldigung murmelnd schloss er sich ohne ein weiteres Wort zu verlieren grußlos den Gästen an, die bereits zahlreich durch die breiten, weit geöffneten Flügeltüren auf die große Terrasse sowie in den Garten des Schlosses strömten, allerdings nicht ohne noch im Gehen den Schweden noch einmal mit einem verächtlichen Blick zu würdigen.
Dankbar sah Katharina Karl an.
„Gott sei Dank, dass Ihr gekommen seid, das war gerade zur rechten Zeit! Ich befürchtete schon, ich muss den Rest des Abends mit diesem Grafen verbringen, noch eine weitere seiner unzähligen Jagdgeschichten hätte ich nicht ertragen! Wo wart Ihr denn nur, ich habe Euch schon gesucht!“
„Ganz in Eurer Nähe, doch ich wollte Euer Gespräch nicht stören, Ihr wirktet so interessiert...“
Er grinste über Katharinas empörten Blick, mit dem sie die Ironie seiner Worte kommentierte.
Die Intensität, mit der er sie dabei musterte, ließ Katharina jedoch wieder schnell verlegen zu Seite schauen. Dabei fiel ihr Blick auf die Gräfin Reuß, die mit noch immer blassem Gesicht gerade mit ihrem Ehegatten den Saal verließ.
„Oh, Karl! Ich habe gesehen, wie Ihr mit der Gräfin Reuß gesprochen habt und bitte Euch inständig, provoziert diese Frau nicht noch zusätzlich! Das sie mir nicht wohlgesonnen ist, wissen wir beide und auch, wozu sie fähig ist...mir ist wirklich alles andere als daran gelegen, sie noch zusätzlich gegen mich aufzubringen!“
„Von provozieren kann keine Rede sein. Ich denke, ich habe ihr im Gegenteil recht deutlich gemacht, was ich von ihrer Botschaft an mich gehalten habe und wie schnell das Blatt sich auch gegen die Person selbst wenden kann, die solcherlei Schreiben verfasst.“
Skeptisch blickte ihn Katharina an.
„Und das soll sie überzeugt haben? Bitte vergesst nicht, dass die Zeit Eures Aufenthaltes hier am Hof doch recht begrenzt ist. Ich mag gern glauben, dass sie sich die nächsten Tage zusammenreißen wird, doch nach Eurer Abreise werden die Verhältnisse wieder die gleichen wie vor dem Festival sein und dann dürfte sich die Gräfin kaum noch an Eure Worte erinnern.“
„Seid unbesorgt, Katharina, und vertraut mir! Ich denke, ich habe ihr ziemlich klar gemacht, dass die Konsequenzen, sollte sie Euch dann nicht auch weiterhin in Ruhe lassen, durchaus unangenehm für sie sein könnten und möchte behaupten, sie hat verstanden!“
Katharina war davon zwar ganz und gar nicht überzeugt und konnte sich vor allem nicht vorstellen, wie Karl seine Drohung im Zweifelsfall umzusetzen gedachte, aber seine Nähe tat ihr gerade unglaublich gut. Das merkwürdigste war, dass all ihre Ängste schlagartig verschwunden waren und da sie es eh nicht mehr ändern konnte, beschloss Katharina, sich nicht ihren ersten schönen Abend seit Monaten mit erneuten Sorgen aufgrund der Gräfin Reuß verderben lassen.
Entschlossen hob sie den Kopf.
„Also gut, ich vertraue Euch und Eurem diplomatischen Geschick und Euren Argumenten! Alles Weitere wird die Zukunft weisen und ich kann Euch versichern, ich bin mehr als froh, wenn Ihr recht behaltet!“
Dann schaute sie sich erstaunt um.
„Oh je, mir scheint, wir sind schon wieder zu spät. Seht nur, fast alle anderen haben schon den Saal verlassen. Wir verpassen am Ende noch die ganze Überraschung...“
Voller Vorfreude auf das zu erwartende Spektakel zog sie Karl mit sich und sie kamen gerade rechtzeitig auf der Terrasse an, als die ersten Salven von Feuerwerk sich am sternenklaren Himmel in den schönsten Farben und verschiedensten Formationen ergossen. Von den Gästen ringsherum ertönten „Oh“ und „Ah“ sowie weitere überraschte Ausrufe – noch keiner von ihnen hatte bisher je ein Feuerwerk in einer solchen Dimension und Pracht erlebt.
Katharina dagegen war zunächst von den lauten kriegsähnlichen Geräuschen erschrocken. Es klang wie Kanonendonner und für einen Moment erfasste sie kalte Angst, dass es sich bei der Vorführung in Wirklichkeit um einen Militärschlag der Schweden handeln könnte. Im ersten Schreck und auch etwas benommen vom vielen Champagner schmiegte sie sich deshalb enger an Karl und dieser legte, als wäre es das normalste von der Welt, seinen Arm beschützend um ihre Schultern.
So verharrten sie die nächsten 20 Minuten, die Katharina wie ein Traum vorkamen. In diesen Minuten erschien ihr alles perfekt – die farbigen Kreationen, die das Feuerwerk in den Himmel zauberte ebenso wie der gesamte Ballabend an der Seite dieses Mannes.
Als es vorbei war und von der Gesellschaft Applaus aufbrandete, löste sie sich leicht verlegen von dem Schweden. Normalerweise wurde ihr zuviel Nähe zu anderen Menschen schnell unangenehm und es wunderte sie, wie wohl sie sich erneut bei Karl gefühlt hatte.
„Das war wunderbar, oder?“ fragte sie schließlich, um die Stille zu durchbrechen.
Auch Karl schien berührt.
Bevor er antworten konnte, kam ein über das ganze Gesicht strahlender August mit der Gräfin Cosel am Arm auf sie zu.
„Na, war das eine Überraschung und ein gelungener Festauftakt? Das soll mir erstmal einer nachmachen.....“
August platzte fast vor Stolz. Er hatte den Abend über offensichtlich ebenfalls dem Champagner gut zugesprochen und schwankte leicht, als er das leere Glas in seiner Hand auf einen der Tische stellte.
„So, und jetzt gehen wir alle noch ein Glas darauf trinken! Ich freue mich wirklich, mein lieber Cousin, dass Du heute mit mir feierst und diesem einmaligen Erlebnis beiwohnen konntest. Na, und die Baroness haben wir zu dieser Uhrzeit auch nur sehr selten oder wahrscheinlich eher gar nicht mehr auf einem meiner Feste gesehen, du scheinst einen guten Einfluss auf sie zu haben, Karl!“ fügte er noch gut gelaunt und augenzwinkernd hinzu.
Er fasste Karl am Arm und zog ihn geradezu hinter sich her, am anderen Arm immer noch die Gräfin Cosel. Karl wiederum schnappte sich schnell Katharinas Hand, bevor er von August wieder in den Saal gezogen wurde und lächelte ihr aufmunternd zu. Katharina blieb nichts übrig, als der Gruppe in den Saal zu folgen. Gern wäre sie noch eine Weile allein auf der Terrasse geblieben, um die herrliche Nacht sowie den Augenblick absoluter Zufriedenheit noch etwas länger auszukosten. Doch nach einem kurzen Moment des Bedauerns ließ sie sich bereitwillig von der fröhlichen Stimmung der kleinen Gruppe anstecken.
Katharina war dennoch froh, als sie nach weiteren zwei Stunden endlich allein in ihrem Schlafzimmer saß und sich vor dem großen Spiegel die Haare bürstete. Durch die weit geöffneten Fenster kam erfrischende Nachtluft und kühlte ihr erhitztes Gemüt. Das schöne, aber doch auch sehr unbequeme Kleid hing bereits wieder sorgfältig in ihrem Ankleidezimmer und sie trug nur noch das weitaus angenehmere Nachtgewand. Obwohl es bereits weit nach Mitternacht war, war sie immer noch nicht müde. Wahrscheinlich lag das am Champagner, von dem sie im Laufe der Nacht um einiges mehr als sonst bei ähnlichen Gelegenheiten genossen hatte. Leise vor sich hin lächelnd ließ sie die vergangenen Stunden noch einmal Revue passieren, während sie gedankenverloren ihre Haare mit der Bürste bearbeitete. Es war wirklich ein wunderschöner Abend gewesen und sie versuchte sich zu erinnern, wann Sie sich das letzte Mal auf einem Fest so wohl gefühlt hatte oder wann Sie überhaupt das letzte Mal so glücklich gewesen war.
Ein anerkennender Pfiff schreckte sie aus ihren Gedanken.
Sie drehte sich zum Fenster, von wo das Geräusch gekommen war und erschrak.
Auf dem Fenstersims saß ein fröhlich grinsender Karl.
„Karl, was macht Ihr denn hier?“
Überrascht versuchte sie möglichst unauffällig an sich herunter zu schauen, ob ihr Nachtgewand auch all ihre Blößen verdeckte.
„Keine Angst, man sieht nichts – leider...“ Er zwinkerte ihr zu.
Offensichtlich war ihr Unterfangen nicht ganz so unauffällig gewesen und Katharina errötete.
„Ich will Euch nicht erschrecken und auch nicht von Eurer wohlverdienten Nachtruhe abhalten.
Aber ich konnte nicht schlafen und bin noch ein wenig durch den Garten spaziert. Und als ich bei Euch auch noch Licht brennen sah, dachte ich, ich schaue einfach mal vorbei. Keine Sorge, ich werde mich nicht von hier wegbewegen...“
Er deutete vergnügt auf die Fensterbank.
„Ihr seid wirklich unmöglich!“
Katharina versuchte streng zu klingen, aber so ganz wollte ihr das nicht gelingen.
„Nun, ich hatte Euch ja vorgewarnt und außerdem muss ich mich noch über Euch und Euer Verhalten am heutigen Abend beschweren!“
„Warum denn, habe ich etwas falsch gemacht?“
Erschrocken ließ Katharina die Bürste sinken, mit der sie die ganze Zeit fast unbewusst gespielt hatte und blickte ihn nun so entsetzt an, dass Karl grinsen musste.
„Das habt Ihr in der Tat! Nicht nur, dass Ihr Euch den ganzen Abend über auffallend oft und lange mit den verschiedensten Herren unterhalten habt, nur nicht mit mir! Nein, zuvor macht Ihr mir auch noch ein schlechtes Gewissen, weil Ihr angeblich durch mich überhaupt nur zu dem Fest gehen musstest, doch ich hatte absolut nicht den Eindruck, dass Ihr Euch den Abend über bei Euren Gesprächen unwohl gefühlt habt...ich weiß wirklich nicht, was ich davon halten soll...“
Er schaute so gespielt beleidigt, dass Katharina erleichtert lachen musste.
„Ich hatte keine Ahnung, dass Ihr derart viel Aufmerksamkeit bedürft. Und lege Wert darauf, dass es nur ein Herr war, der sich länger mit mir unterhalten hat, während – ich bitte das zu beachten – Ihr mich habt allein stehen lassen, um Euch lieber den halben Abend mit August und seinen Ministern zu beschäftigen. Außerdem haben wir nach dem Feuerwerk die ganze Zeit gemeinsam verbracht, ich sehe also wirklich keinen Grund für Eure Beschwerde...“
„Meine liebe Baroness, und ich sehe schon, Ihr scheint geradezu meisterhaft darin, mir die Worte im Mund zu verdrehen! Nun gut, ich gebe Euch ja mit dem Feuerwerk Recht, doch da waren wir ja ständig von Leuten umgeben. Und tut nur bitte nicht so, als wenn Euch das mit den Ministern unrecht gewesen wäre, geradezu weggeschickt habt Ihr mich, denkt nicht, ich hätte das nicht bemerkt. Also, wer war denn der Kerl, der so lange bei Euch stand und offensichtlich seinen ganzen Lebenslauf erzählt hat, hmm?“
Karl mimte noch immer den Beleidigten und Katharina ging weiterhin belustigt auf sein Spiel ein.
„Ihr meint sicher den Grafen von Bülow??“ fragte nun sie nun ebenfalls gespielt unschuldig.
„Der hat sich tatsächlich sehr ausgiebig mit mir unterhalten und ich muss zugeben, darüber habe ich mich selbst etwas verwundert. Ich nehme jedoch an, dass hängt mehr mit Euch als mir zusammen! Als die vom schwedischen König ausgewählte Begleiterin bin ich wohl offensichtlich jetzt auch für die anderen Männer am Hof interessant geworden und muss gestehen, unter diesen Bedingungen hat mir das Fest tatsächlich um einiges mehr Spaß bereitet als sonst...“
Auf ihr Gesicht stahl sich ein kokettes Lächeln.
„Ach so ist das – indem ich Euch erwählt habe, habe ich mir sozusagen praktisch selbst die Konkurrenz an den Hals geholt...also das werde ich mir für das nächste Mal merken und dann die Frau aussuchen, die mir am wenigsten gefällt!“
Er lachte über ihren empörten Blick.
„Aber wo wir gerade bei dem Thema sind...wenn ich noch einmal auf meine Frage von vor wer weiß wie vielen Stunden zurückkommen darf? Einmal abgesehen von dem Umstand, dass Ihr mir grenzenlosen Leichtsinn in Verbindung mit Dummheit vorgeworfen habt, kann ich mich nicht erinnern, dass ihr mir bereits eine Antwort auf meine Frage gegeben habt, welche Gedanken Euch durch den Kopf gingen, als Ihr mich heute auf einmal im Schloss gesehen habt.“
Er schaute sie neugierig an. Bei dem Gedanken daran schüttelte Katharina erneut empört den Kopf.
„Was für eine Frage. Ich war natürlich entsetzt und hatte doch überhaupt keine Ahnung, um wen es sich bei Euch handelt! Ich dachte ja damals in Eurem Lager die ganze Zeit, ich hätte es mit einem ganz normalen schwedischen Offizier zu tun...ein Rangunterschied, den Ihr mir übrigens hättet schon da verraten können!“
Sie blickte ihn mit strafendem Blick an, bevor sie Stirn runzelnd weiter sprach.
„Ich konnte mir ehrlich gesagt zunächst überhaupt keinen Reim darauf machen, was Ihr hier Schloss verloren habt, weder als Kommandeur geschweige denn als König von Schweden.
Aber das war mir letztendlich auch fast egal, wirklich Angst hatte ich nur davor, dass Ihr meinen Ausflug in Euer Lager verraten könntet. Denn davon habe ich bis heute niemanden berichtet und auch die anderen Damen schweigen zur eigenen Sicherheit.“
„So etwas in der Art habe ich befürchtet, als ich Euer Gesicht bei meinem Anblick sah. Aber eines müsst Ihr zugeben! Ein kleinwenig enttäuscht seid Ihr schon gewesen, als ich Euch scheinbar nicht erkannt habe, das habe ich Euch doch angesehen...“
Karl war ganz in seinem Element und lachte leise, als Katharina erneut errötete.
„Zunächst war ich eigentlich nur grenzenlos erleichtert. Aber ja, ich gebe es zu, danach war ich auch enttäuscht oder doch zumindest ernüchtert...immerhin seid Ihr bis dato der einzige Lebensretter, den ich vorweisen kann und wenn der mich schon nach einer Woche wieder vergessen hätte, wäre das nicht sehr dienlich für mein Selbstwertgefühl gewesen...“
Karl lachte so laut auf, dass Katharina erschrocken den Finger an den Mund legte.
„Psst, seid Ihr verrückt...am Ende bemerkt Euch hier noch jemand...“
„Na und?“ Karl war sehr vergnügt.
„Ich besuche schließlich nicht irgendjemanden, sondern die Frau, der ich das Leben gerettet habe!“
„Aber das weiß leider keiner und darf auch niemand erfahren! Von daher muss ich doch um ein wenig Zurückhaltung bitten. Außerdem möchte ich jetzt auch endlich einmal ein wenig neugierig sein dürfen. Habt Ihr mich denn sofort erkannt?“
„Natürlich, sofort! Ich wusste eigentlich schon instinktiv als auf Euch gewartet wurde, dass es sich dabei nur um Euch handeln konnte, auch wenn ich Euren Nachnamen bis dahin nicht kannte.
Zwar bestand auch immer noch die Gefahr, dass Ihr Euch gar nicht mehr unter den unverheirateten Mädchen befinden könntet, aber da mir damals im Lager kein entsprechender Ring an Euch aufgefallen ist, war ich diese Sorge eher gering. Außerdem verfügen Ehefrauen meist nicht mehr über so viel Temperament...“
Er grinste.
„Dennoch war ich froh, als Ihr dann endlich in der Tür standet und ich kann Euch versichern, es war auch für mich alles andere als einfach, so zu tun, als ob ich Euch nicht kennen würde...“
Nun wurde er kurzzeitig nachdenklich und man konnte ihm ansehen, wie er in Gedanken die Szene Revue passieren ließ.
„Am liebsten hätte ich Euch zur Begrüßung in die Arme genommen. Ihr wirktet so unglücklich und für einen Moment habe ich befürchtet, dass Ihr bei meinem Anblick gleich in Ohnmacht fallen werdet. Da habe ich schon bereut, Euch so überrascht zu haben. Aber zum Glück habt Ihr Euch ja dann schnell wieder gefangen...“
Er wollte weitersprechen, stoppte aber beim Anblick von Katharinas veränderten Gesichtsausdruck.
„Was ist, habe ich etwas Falsches gesagt?“
„Nein, sicher nichts Falsches, aber Ihr beunruhigt mich dennoch. Denn aus Euren Worten könnte man durchaus schließen, Ihr seid nur wegen mir nach Moritzburg gekommen...“
Katharina schaute ihn mit ernstem Gesicht an, ohne auf seinen scherzhaften Ton einzugehen.
„...und ich muss sagen, es gefällt mir ganz und gar nicht, wenn Ihr wegen mir solche Risiken eingehen würdet! Versteht mich bitte nicht falsch, ich weiß es wirklich sehr zu schätzen, dass Ihr mich vor der Gräfin Reuß warnen wolltet. Aber das ist doch nichts im Vergleich zu der Gefahr, der Ihr Euch deswegen hier aussetzt! Ich halte jede Wette, mindestens die Hälfte des Hofstaates beschäftigt sich derzeit nur damit, wie sie August überzeugen können, Euren Besuch nicht als nette Geste unter Verwandten sondern als schicksalhafte Wende des Krieges zu sehen...und ehrlich gesagt, kann man das beim derzeitigen Stand der Dinge auf dem Schlachtfeld auch keinem verdenken. Ich weiß, dass Ihr das nicht hören wollt, aber es ändert nichts an den Tatsachen...!“
Den letzten Satz fügte sie noch mit Nachdruck hinzu, als sie seinen nun wieder belustigten Gesichtsausdruck sah.
„Liebe Katharina, ich kann Euch versichern, Eure Bedenken sind völlig unnötig! Ich habe Euch doch schon gesagt, dass ein gewisser Hang zum Risiko einfach zu meinem Leben gehört. Nach Monaten im Feldlager und zunehmender Langeweile aufgrund keinerlei neuer militärischer Herausforderungen brauchte ich einfach einmal wieder eine neue Herausforderung. Auf Dauer ist das Leben im Krieg und nur unter Männern alles andere als aufregend, zumindest wenn nicht gerade eine Schlacht geschlagen wird. Ich gebe ja zu, Euer überraschender Besuch im Lager hat mir sehr unvermittelt vor Augen geführt, wie sehr ich doch in den letzten Monaten die zivile Gesellschaft und vor allem ein wenig Kultur vermisst habe und gab letztendlich tatsächlich den Ausschlag zu meiner Entscheidung, hier einfach einmal vorbei zu schauen. Ansonsten hätte ich mir sicher eine andere Dummheit zur Zerstreuung ausgedacht. Ihr seht, abgesehen von der Warnung, die ich Euch überbringen wollte, seid Ihr so gut wie unschuldig an meinem Aufenthalt hier. Und damit das leidige Thema nicht mehr zu Sprache kommt, möchte ich nur noch einmal bekräftigen, Ihr braucht Euch auch die nächsten Tage keine Sorgen um mich und meine Sicherheit zu machen! Ich vertraue August, aber noch mehr vertraue ich meiner Armee...und wie Ihr am besten wisst, befindet sich ein großer Teil meiner Truppen derzeit keine Stunde von Moritzburg entfernt – was ich übrigens sowohl August als auch seine Minister habe wissen lassen, ebenso wie den Umstand, dass diese Armee täglich ein Zeichen von mir erhält, welches ich natürlich nicht verrate. Sollte dieses Zeichen ausbleiben, erfolgt die Mobilmachung...ganz so blauäugig und leichtsinnig, wie ich vielleicht in Euren Augen scheinen mag, bin ich nun auch wieder nicht...“
Er gähnte demonstrativ und erhob sich von seinem Sitz auf dem Fenstersims.
„So, und jetzt werde ich Euch aber in Ruhe lassen, damit Ihr diese Nacht noch etwas Schlaf bekommt...obwohl, eine Kleinigkeit habe ich noch auf dem Herzen. Nachdem es heute mit dem Vornamen ansprechen bereits so gut geklappt hat, hoffe ich, Ihr habt nichts dagegen, wenn wir uns, zumindest wenn wir allein sind, in Zukunft gleich ganz duzen...dieses ganze „Ihr“, „Euch“, „Eure“ -Gerede ist so gar nicht nach meinem Geschmack...“.
Katharina, welche die Diskussion um seine Sicherheit eigentlich noch nicht als beendet angesehen hatte, musste bei seinem verschmitzten Blick unwillkürlich lächeln.
„Wenn Ihr versprecht, mich dafür mit weiteren Überraschungen zu verschonen und vor allem trotz Eurer Vorkehrungen die Gefahren hier ernst zu nehmen, fällt mir kein Grund ein, warum ich damit nicht einverstanden sein sollte, so ungewöhnlich mir das alles auch vorkommt! Doch da es heute ohnehin der ungewöhnlichste Tag in meinem ganzen bisherigen Leben war, kommt es auf eine Merkwürdigkeit mehr oder weniger auch nicht mehr an.“
„Wunderbar“
Lachend begann Karl sich flink von ihrem Fenster aus auf die nah stehende Kastanie zu schwingen und drehte sich von da aus noch einmal zu ihr um.
„Eine sehr löbliche Einstellung, die ich als Anlass nehmen möchte, meinen Besuch für heute Nacht zu beenden. Allerdings kann ich dir nicht mehr versprechen, als dass ich bestimmt von dir träumen werde. In dem Sinne, schlaf schön, süße Katharina...“
Er warf ihr noch eine Kusshand zu, bevor er mit einem beherzten Sprung in der Dunkelheit verschwand. Ihm ungläubig nachschauend saß Katharina noch ein paar Minuten bewegungslos an ihrem Frisiertisch. Er war wirklich der unglaublichste Mann, dem sie je begegnet war.
Obwohl sie zugeben musste, dass auch die Männer, mit denen sie sich im Laufe des Abends über unterhalten hatte, allesamt bei Weitem nicht so schlecht waren, wie von ihr im Vorfeld immer gedacht. Wahrscheinlich lag es am Champagner, dass sie die Hofgesellschaft im Allgemeinen und die Männer im Speziellen auf einmal viel unterhaltsamer und angenehmer als bisher fand. Vielleicht hätte sie einfach schon viel früher einfach mal davon probieren sollen...der Gedanke daran erheiterte sie. Oh je, sie war noch immer ziemlich beschwipst und es wurde wirklich Zeit, dass sie endlich ins Bett kam. Beschwingt tanzte Katharina durchs Zimmer, um die Kerzen zu löschen, die in verschiedenen Ecken des Zimmers brannten und den Raum in ein warmes Licht tauchten. In diesem Moment fühlte sie sich so glücklich, am liebsten hätte sie die ganze Welt umarmt.