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Die Optionen der Teile: Verschmelzen und Lösen

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Weil die Beziehung zwischen den Teilen und dem Selbst Klarheit fördert und sowohl schwierige wie traumatische Erfahrungen heilt, besteht das wichtigste Ziel der IFS-Therapie darin, diese Beziehung zu entwickeln. Alles, was sie beeinträchtigt, kann für die Behandlung fruchtbar sein, und das ist für Paare wie für das Individuum in erster Linie das Verschmelzen.

Vom Verschmelzen spricht man, wenn ein Teil die Führung über das Bewusstsein übernimmt. Nehmen wir an, wir fahren an einem wunderschönen Frühlingstag mit dem Auto nach Hause. Das Fenster ist offen, im Radio läuft Musik; wir singen mit und freuen uns darauf, den Abend zu Hause zu verbringen. Plötzlich überholt uns ein anderer Wagen und schneidet uns. Wir treten fluchend auf die Bremse, wir sind wütend und verspüren den Impuls, diesen Trottel, der da davonrast, zu verfolgen, um ihm ordentlich die Meinung zu sagen. Aus der Perspektive von IFS hat dabei gerade ein wütender Teil die Führung übernommen; er ist mit uns verschmolzen. Wo ist nur das unbeschwerte Gefühl von vorher geblieben? Ist es für immer verschwunden? Richard Schwartz würde sagen, dass dieses Gefühl von einem Teil stammte, der momentan in unserem Bewusstsein durch etwas anderes ersetzt worden ist. Sobald sich der wütende Teil beruhigt hat, kann der unbeschwerte Teil allmählich zurückkehren und wieder Freude verbreiten.

Ein solcher Vorgang stellt die natürliche Aktivität unserer Teile dar. Sie verschmelzen mit uns und lösen sich von uns. Sie üben Einfluss auf unser Bewusstsein aus und ziehen sich dann wieder zurück, was der in der Achtsamkeitsliteratur beschriebenen Dezentrierung entspricht (Kabat-Zinn 2019). Wenn alles gut läuft, ist ihre Rolle zeitlich und räumlich ausgewogen; sie erhalten Unterstützung durch die Führung des Selbst und tragen dazu bei, dass das gesamte System optimal funktioniert. Steht die Sorge um die eigene Sicherheit jedoch an erster Stelle und hat man wenig eigene Erfahrung mit Selbstführung (und auch kein Vorbild in dieser Hinsicht), so verwenden die beschützenden Teile das, was sie gelernt haben, um zurechtzukommen und Sicherheit herzustellen. Oft ist das jedoch genau die Taktik, der sie selbst auf schädliche Weise ausgesetzt waren. Die erste Phase der IFS-Therapie widmet sich daher der Aufgabe, Freundschaft mit unseren beschützenden Teilen zu schließen und ihnen zu vermitteln, dass sie sich gefahrlos von uns lösen können. Wenn ein Teil sich weigert, sich zu lösen und dem Selbst von Klientin oder Klient die Führung zu überlassen, kann unser eigenes Selbst in der therapeutischen Rolle, in der wir immer ein Beispiel an Selbst-Führung sein sollten, vorläufig als Vertretung dienen.

Von Selbst zu Selbst

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