Читать книгу Westend 17 - Martin Arz - Страница 10

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07 Arslan buddelte mit einem Stück aus altem, aber hartem Plastik eine kleine Grube und legte die wenigen Habseligkeiten hinein, die ihm Tayfun aus der WG mitgebracht hatte. Er hatte die Sachen in mehrere Plastiktüten eingewickelt. Er füllte die Erde zurück in das Loch und klopfte alles fest. Zur Tarnung legte er noch ein paar Zweige darüber und trat sie nieder.

»So leicht klaut mir jetzt keiner mehr was«, sagte Arslan dann zufrieden.

Tayfun grinste. Er hatte seine Freundin Saida mitgebracht, was Arslan gewaltig störte. Hauptsächlich störte ihn, dass Saida ihn hier als Obdachlosen sah. Denn Arslan war ebenso heimlich wie unheimlich in Saida verliebt, seit Tayfun sie vor einigen Wochen das erste Mal mitgebracht hatte. Für ihn war es Liebe auf den ersten Blick gewesen. Saida war nicht nur wunderschön, sie war wirklich etwas Besonderes. Und etwas Besseres. Das merkte man sofort an jeder ihrer Gesten, an ihrer Haltung, ihrer Art, ihrer Ausdrucksweise. Sie war keine der lauten, grell geschminkten Tussen, mit denen die anderen Jungs gerne abhingen. Ihre Eltern kamen nicht aus der Türkei, das war sicher. Doch ihre genaue Herkunft – Arslan tippte auf den Iran – und womit ihre Eltern Geld verdienten, hatte Arslan noch nicht herausgefunden. Reich waren sie auf jeden Fall. Sicher schien Arslan auch, dass Saida ein paar Klassen zu hoch für Tayfun war, beziehungsweise, dass Tayfun offenbar versuchte, sich hochzuschlafen.

»Das ist kein Ort für dich, Arslan«, sagte Saida leise, und Mitgefühl schwang in ihrer Stimme. Ihr sorgenvoller Blick traf ihn ins Herz. Wenn er nicht schon längst in sie verknallt gewesen wäre, wäre Arslan ihr spätestens jetzt verfallen. Und auch sie, so bildete er sich zumindest ein, schien sich für ihn zu interessieren. Warum sollte sie sonst so viel Wärme im Blick haben, wenn sie ihn ansah?

Tayfun legte ihr den Arm um die Hüfte, drückte sie an sich und gab ihr einen Kuss auf die Wange. »Da kümmere ich mich schon drum, Hase.«

»Lass das! Mach auch wirklich mal was«, sagte Saida spitz und runzelte kritisch die Stirn. »Nicht nur reden.« Sie gab Tayfun einen Knuff auf die Brust und machte sich von ihm frei. »So, ich muss dann leider. Mein Vater kriegt sonst die Krise, wenn ich nicht pünktlich zu Hause bin.«

Die drei verließen den Bahndamm. Um die Ecke hatte Saida ihren Mini Cooper geparkt. Sie verabschiedete sich mit zwei angedeuteten Wangenbussis, einem süßen Lächeln und einem sehr tiefen Blick in Arslans braunen Augen – so bildete er es sich zumindest ein. Auch Tayfun bekam seine Wangenbussis, woraufhin er ihr unzufrieden hinterhersah, er hatte offenbar mehr erwartet.

Die beiden Jungs gingen durchs Schlachthofviertel zur Lindwurmstraße. »Und jetzt?«, fragte Arslan.

»Jetzt?« Tayfun deutete auf einen türkischen Imbiss an der Ecke. »Jetzt essen wir erst mal was, Alter. Ich lade dich ein. Danach werden wir reich!« Er stieß Arslan mit dem Ellenbogen in die Seite. »Und keine Angst, du bist bald wieder zurück bei deinem Erdloch.«

»Arsch.«

Nach dem Essen – es war zu fettig und nicht wirklich gut – schulterte Tayfun seinen Rucksack und sagte: »Auf gehts. Reich werden.« Es war inzwischen dunkel draußen.

Arslan schlug das Herz bis zum Hals. Er hatte keine Ahnung, wo es hingehen sollte. Er hatte keine Ahnung, was den Reichtum bringen sollte. Aber er war dabei. Niemand würde bedroht oder verletzt werden, das war für Arslan das Wichtigste. Tayfun ließ sich keine weiteren Informationen entlocken. Sie fuhren mit der U-Bahn zum Marienplatz, dort warteten sie auf die S-Bahn zum Flughafen. In Englschalking stiegen sie aus. Es ging durch eine kleine Grünanlage in eine Wohnstraße mit dem üblichen vorstädtischen Mix aus Reihenhäusern und Mehrspännern. In den Vorgärten war niemand zu sehen. Da es ein warmer Sommerabend war, hing Grillgeruch in der Luft. Eine ältere Frau führte einen hässlichen und erbärmlich schnaufenden Hund spazieren. Sie beachtete die beiden Jungs nicht weiter. Die Straße erwies sich als Sackgasse. Doch Tayfun ging unbeirrt weiter, ein schmaler Weg führte durch Büsche zu einem Feldweg. Nach einigen hundert Metern standen Arslan und Tayfun vor der Rückseite eines kleinen Einfamilienhauses inmitten eines großen Gartens. Der Garten war eingezäunt, die Gartentür, die zu den Feldern führte, verschlossen. Irgendwo, weit weg, bellte ein Hund. Das Haus was dunkel. Ebenso das Nachbarhaus rechts daneben. Sonst sah man keine weiteren Anwesen. Links begannen die Felder.

»Er ist übers Wochenende weg«, sagte Tayfun leise. Arslan erschrak leicht, denn seit sie die S-Bahn verlassen hatten, hatten sie geschwiegen. »Die Nachbarn sind heute Abend im Theater.«

»Du willst da einbrechen?«, fragte Arslan. In seinem Inneren tobte ein Kampf zwischen sofortigem Wegrennen und adrenalingepuschter Neugier. Tayfuns Entschlossenheit faszinierte ihn.

»Nicht so ganz.« Tayfun lachte leise. »Wir machen hier nix kaputt, Alter. Hab ich dir doch versprochen. Wir gehen einfach rein, holen unseren Schatz und gehen wieder raus und hinterlassen so gut wie keine Spuren. Allah sei mein Zeuge.«

»So gut wie? Und lass Allah aus dem Spiel.«

Statt zu antworten, zückte Tayfun dünne Einmalhandschuhe und reichte zwei davon Arslan. »Anziehen.« Er selbst zog sich welche an und holte einen Schlüsselbund hervor. Er suchte kurz und steckte dann den Schlüssel seiner Wahl in das Gartentorschloss. Es ließ sich aufschließen. Die beiden Jungs schlichen vorsichtig durch den Garten zum Kellerabgang und die Treppen hinunter. Arslans Herz schlug bis zum Hals. Nun war er also endgültig kriminell. Aber irgendwie fühlte sich das hier auch verdammt aufregend an. Wieder wählte Tayfun nach kurzem Überlegen einen Schlüssel, mit dem er die Kellertür öffnete. Die Tür quietschte ein wenig, was die beiden Einbrecher erstarren ließ. Dann lachte Tayfun: »Ist doch eh keiner da, Alter.«

Sie betraten den dunklen Keller. Tayfun ließ seine kleine Taschenlampe aufleuchten. Arslan zuckte zusammen, als der Lichtkegel durch den Raum geisterte. Ausgestopfte Vögel verschiedener Größen hingen fein säuberlich nebeneinander an den Wänden. Mitten im Raum thronte ein gewaltiger Sessel mit furchterregenden Fangzähnen an der Nackenlehne, der sich bei näherem Hinsehen als riesiger Bär entpuppte, der in Form eines Sessels präpariert war. Das abgewetzte Fell auf der Sitzfläche zeugte davon, dass der Bärensessel tatsächlich mal benutzt worden war.

»Das ist …« Arslan fand keine Worte.

»Wird noch besser«, sagte Tayfun. »Du magst doch Tiere, oder? Willst du nicht sogar Tierarzt werden, Alter?«

»Wenn ich mein Abi nachmachen kann, werde ich Jura studieren. Danke, dass du mir immer so gut zuhörst.«

»Mann, reg dich ab.«

»Ich verstehe aber immer noch nicht ganz.« Arslan merkte, dass er immer noch flüsterte. Mit normal lauter Stimme fuhr er fort: »Tierpräparate klauen? Dafür bekommst du doch nix. Selbst wenn es Exoten sind … Und so einen Monstersessel können wir weder unbemerkt hier rausschleppen, geschweige denn verchecken!«

»Cool bleiben, Alter.«

»Woher hast du überhaupt die Schlüssel? Und woher weißt du überhaupt von dem Haus und dem allen?« Arslan packte Tayfun an der linken Schulter, damit der stehen blieb. »Oh, Moment mal … Ist das ein Freier von Janko?«

»Und wenn?«

»Das ist also ein Freier von Janko. Na toll!«

»Ich hab nicht gesagt, dass es so ist«, sagte Tayfun lässig. »Und selbst wenn, was geht es dich an, Alter?«

»Müssen wir mit Janko teilen, was immer auch so wertvoll hier sein mag?« Arslan war entnervt.

»Das muss dich nicht kümmern. Du bekommst deine zwölf- bis fünfzehntausend. Mindestens. Das hab ich dir versprochen. Alles andere muss dich nicht kümmern.«

»Wer soll uns denn auch nur einen Cent für irgendwas von hier zahlen?« Arslan merkte selbst, dass seine Stimme einen Stich ins Hysterische bekam. Worauf hatte er sich da nur eingelassen?

»Auch nicht dein Bier.« Tayfun blieb weiter ganz relaxed. »Aber wenn du es genau wissen willst, Alter: der Chinese.«

»Der Chinese?« Arslan bekam Gänsehaut. »Du meinst den Chinesen? In was für eine Scheiße reitest du uns hier eigentlich rein?«

»Bitte, dann geh!« Tayfuns Augen funkelten gefährlich. »Hau ab. Aber jammer nicht mehr rum, dass du fett Kohle brauchst für was auch immer! Das hier ist eine Chance. Kapiert? Eine ganz einfache, gute Chance an viel Geld zu kommen. Niemand wird verletzt, niemand hat einen wirklichen Schaden. Und vor dem Chinesen brauchst du auch keine Angst zu haben, das habe ich alles im Griff. Kapiert? Also: Hau ab oder bleib.«

»Du machst den ganzen Scheiß hier doch nur, um genug Kohle zusammenzubringen, damit du vor deiner Püppi einen auf dicke Hose machen kannst!«, schrie Arslan.

»Und wenn?« Tayfuns Augen funkelten weiter gefährlich.

In Arslan tobte es, doch er rührte sich nicht. Die Entscheidung war längst gefallen.

»Na also«, sagte Tayfun selbstzufrieden und ging weiter durch den Keller.

»Mann, der Typ wird ja wohl nicht ganz blöd sein, oder?«, meldete sich Arslan schließlich wieder zu Wort. »Der wird doch irgendwann merken, dass ihm was fehlt, und dann zählt er eins und eins zusammen, und dann ist Janko dran.«

»Auch das muss dich nicht kümmern.«

»Es kümmert mich aber, verdammt noch mal!«

»Hör zu, Arslan.« Tayfun drehte sich ganz zu seinem Kumpel um, seine Augen zu teuflischen Schlitzen verengt. »Du hast dich eben entschieden, oder? Wie ein Mann es tut. Männer müssen sich entscheiden können. Um Janko brauchst du dir keine Sorgen machen, wenn ich es dir sage, okay?«

Er meinte ein schnelles Klackern zu hören. Wie von einer Klapperschlange. Dann ein Zischen. Wieder Klackern, dann Zischen. Panik kam in ihm auf. Und dann brach plötzlich ein Elefant durch das Gebüsch und raste auf ihn zu. Er versuchte auszuweichen und hechtete hinter den einzigen Baum weit und breit. Auf dem Baum saßen zwei Tukane mit großen bunten Schnäbeln. Doch in den Ästen verbarg sich auch eine Raubkatze, ein Leopard vermutlich. So genau konnte er das Tier nicht bestimmen. Sandfarben mit dunklen Flecken jedenfalls. Er schreckte zurück, der Leopard schreckte ebenfalls zurück. Das Toben des Elefanten kam näher. Das riesige Tier walzte alles nieder, was ihm in den Weg kam. In fieberhafter Panik suchte er einen neuen, sichereren Platz. Nun sprang der Leopard vom Baum, schlich mit langsamen, rollenden Bewegungen näher und beschnupperte seine Beine. Die Panik wich nackter Angst. Von einem Leopard gefressen oder von einem Elefanten zertrampelt zu werden, schienen seine Alternativen zu sein. Der Leopard leckte nun seine rechte Hand. Kalter Schweiß rann Arslans Rückgrat entlang. Wohin fliehen? Rauf auf den Baum? Da würde der Leopard hinterherkommen. Wegrennen? Da waren beide Tiere schneller. Vielleicht könnte er dem Leoparden an die Gurgel gehen und ganz fest zudrücken … Die Tukane über ihm drehten gelangweilt die Köpfe. Dann packte ihn der Leopard am rechten Bein und zog vehement daran. Er fiel auf den Rücken und schlug um sich. Jetzt wurde auch sein linkes Bein gepackt, und Arslan wurde über den Boden geschleift. Plötzlich traf ihn ein Strahl warmer Flüssigkeit mitten ins Gesicht und füllte seinen schreienden Mund. Er verschluckte sich hustend und wachte endgültig auf. Es schmeckte bitter und der Strahl versiegte langsam.

Als Arslan die Augen aufschlug, schüttelte Voitl gerade ab und verstaute seinen Schwanz in der Hose.

»So, wach wäre er«, gackerte Voitl. »Und geduscht hat er auch schon.« Er lachte sein blödes »Hihihi«.

Arslan stellte entsetzt fest, dass Voitl und Boromir ihn an den Füßen aus dem Zelt gezerrt hatten und er ihnen völlig schutzlos ausgeliefert war. Er richtete sich auf, um den Urin, den er nicht verschluckt hatte, auszuspucken.

Wie kamen die denn jetzt hierher? Wie hatten sie ihn finden können?

»Ist der gnä’ Herr jetzt ansprechbar«, sagte Boro und hockte sich neben Arslan. Er zerrte den Burschen an dessen Gürtel noch ein wenig näher.

»Was wollt ihr?«, fragte Arslan mit dünner Stimme. »Ich habe kein Geld mehr! Ihr habt mir alles weggenommen, ihr …«

»Haben wir was gesagt?« Boro zückte ein Klappmesser und öffnete es. Mit der Spitze pulte er Dreck unter seinen Fingernägeln hervor. »Allerdings, wenn ich es mir recht überlege, dann könntest du dir noch ein bisschen Geld besorgen, oder? Schlechte Wohngegend hier! Da kommen die seltsamsten Gestalten vorbei, und am Ende wirst du noch überfallen.« Boro riss affektiert besorgt die Augen auf.

»Schlechte Wohngegend«, echote Voitl und gackerte. Er hielt ein Stück Schnur zwischen den Händen, verknotete es, ohne hinzusehen, zu einem abenteuerlichen Gebilde und entknotete es wieder, um dann ein neues Gebilde zu knoten.

»Was wollt ihr?«, fragte Arslan verzweifelt. Dann ärgerte er sich, dass man die Verzweiflung hören konnte. Er hatte sich geschworen, nicht mehr so leicht angreifbar zu sein.

»Na, so, wie es hier aussieht, wollen wir dir unseren Schutz anbieten«, sagte Boro. »Wir würden uns wirklich große Vorwürfe machen, wenn dir hier was passieren würde. Darum passen wir auf dich auf. Für … sagen wir …« Er legte den linken Zeigefinger an die Lippen und sah nachdenklich in die Sterne. »… sagen wir zweitausend Euro. Du kannst natürlich auch heim zu Mami rennen und dich dort ausheulen.«

»Hihihi«, jaulte Voitl los. »Zu Mami rennen! Das war neulich auch so bei dem Dings, weißt schon, der von Berlin – Tag & Nacht, der ist auch zu seiner Mami, weil …«

»Hoit die Bappn, Oasch!«, sagte Boro ärgerlich. »Also, junger Mann. Wir geben dir eine ganze Woche Zeit. Eine ganze Woche! Dann ist das Geld da. Verstanden? Ich mach mir bloß ein wenig Gedanken, dass du uns nicht ernst nimmst und am Ende vergisst. Oder auf so dumme Gedanken kommst wie zum Beispiel Untertauchen. Wir finden dich, Bürscherl. Verlass dich drauf, wir finden dich immer und überall.«

Boro ließ sein Messer dicht vor Arslans Augen tanzen. Dann setzte er die Spitze vorsichtig unter Arslans linkes Auge und fuhr mit dem Messer zart über seine Wange. Voitl gackerte. Boros Messer kam an Arslans Kinn zum Stillstand. Dann machte Boro eine schnelle Handbewegung, und sein Messer schlitzte Arslan die Wange auf.

»Kleine Erinnerungshilfe«, sagte Boro und stand auf, während Arslan keuchend zusammensackte und mit beiden Händen versuchte, das Blut zu stoppen.

»Valentin, ich hab dir schon tausendmal gesagt, dass du keinen solchen Schmarrn labern sollst, wenn wir arbeiten«, giftete Boro wütend, während er und Voitl langsam zwischen den Büschen im Dunkeln verschwanden. »Das ist unprofessionell. Du bist einfach nur blöd, du Oasch. Und wie oft soll ich dir eigentlich noch sagen, dass diese Scheiß-Serie keine Doku ist, sondern ein Fake. Das ist nicht das echte Leben. Das müsste selbst ein hirnamputierter Volloasch wie du kapieren.«

»Ist es doch«, antwortete Voitl trotzig.

»Nein, du Oasch! Und jetzt tu endlich diese bescheuerte Schnur da weg.« Boro riss Voitl die verknotete Schnur aus der Hand und warf sie ins Dickicht.

»Mann!«, rief Voitl sauer. »Außerdem bin ich mir absolut sicher, dass wir hier schon mal waren!«

»Blitzmerker!« Boro seufzte gequält.

»Doch«, sagte Voitl, »weißt nimmer, als wir die Illegalen dort aus dem Häuschen vertreiben mussten, warum auch immer? Das war doch erst die Woche, oder? Da hast du dem einen die Hand gebrochen …«

»Ich sag doch: Blitzmerker. Du bist so ein dämlicher Oasch.«

»Das tut mir fei schon weh, wenn du mich immer so beschimpfst, als wäre ich blöd.«

»Du bist blöd …«

Die Stimmen verloren sich langsam in der Nacht. Arslan presste sein T-Shirt gegen die blutende Wunde und rappelte sich auf. Er begann zu heulen, weniger vor Schmerzen als vor Wut und Selbstmitleid. Er tastete nach seinem Handy, um Tayfun anzurufen. Doch seine Hand bekam nur ein paar Stofffetzen zu greifen. Seine beiden Hosentaschen waren aufgeschlitzt. Er war so abgelenkt gewesen, dass er gar nicht bemerkt hatte, wie Boro ihm die Taschen aufgeschnitten und das Handy sowie den Geldbeutel herausgeholt hatte. Jetzt war für Arslan endgültig Schluss. Finito. Nie wieder Opfer sein. Arslan zog den Rotz die Nase hoch und wischte sich die Tränen weg.

»Fuck!«, wollte Arslan schreien, doch der Schmerz in der Wange ließ nur ein undeutliches Gurgeln zu. ›Bis zur Klinik am Sendlinger Tor schaffe ich es‹, sagte Arslan zu sich selbst und taumelte los.

Westend 17

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