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Der anders Denkende
ОглавлениеEine persönliche Erfahrung, zu meiner eigenen Person: In den vielen Jahren, in denen ich Menschen kennen lernte, die anders dachten als ich, wurde mir eins klar:
Sie ändern sich nicht.
Viele, gläubige Christen versuchten mir zu beweisen, dass es einen Gott gibt, oder sie versuchten zumindest darzulegen, dass es ihn geben müsste, solange ich ihnen nicht das Gegenteil beweisen könnte.
In den vielen, vielen Jahren war ich der Meinung, ich könnte mit Intelligenz und missionarischem Eifer Menschen von meinem Standpunkt aus überzeugen.
Ich lebte immer im Glauben, ich könnte Menschen meinen Standpunkt aufzeigen und sie würden mir irgendwann einmal zustimmen und ihre Meinung ändern.
Falsch.
Menschen sind nicht so.
Menschen lassen sich nicht überzeugen. Es gibt Mechanismen im menschlichen Geist, die auf jeden Fall verhindern, dass sich ein Glaubenssatz verändert, wenn er einmal gebildet wurde.
Du wirst als gläubiger Christ dieses Buch zu Ende lesen können und genau wissen, dass Gott Dich liebt. Du wirst sagen: Mensch, wie gut hat der Becker das alles zusammengetragen und mir meinen Glauben wieder einmal bestätigt.
Als Atheist wirst Du sagen: Na bitte, wusste ich‘s doch. Wie gut hat der Becker das alles zusammengetragen und mir meinen Nicht-Glauben wieder einmal bestätigt.
Egal, was Du jemandem sagst. Der Mensch filtert jede Information nach seinem Verständnis. Der Mensch findet immer und in jedem Fall einen Weg, eine Information so zu verstehen, wie sie ihm persönlich am besten passt.
Andere Informationen dringen erst überhaupt nicht in das Bewusstsein vor.
Jahrelang stand ich diesem schützenden Mechanismus gegenüber, wie eine Robbe, die gegen die Brandung am Ozean ankämpft.
Doch das ist nicht richtig. Meine Überzeugung ist nichts wert. Sie ist nur eine unter vielen.
Menschen denken nicht falsch. Sie denken anders.
Manche davon ziemlich schräg. Man denke nur an die jüngste amerikanische Geschichte und die Polarisierung ihrer politischen Gesellschaft in zwei Lager.
Jede der beiden Gruppen blickt entsetzt zu den anderen hinüber und ist vollständig davon überzeugt, dass die andere Seite falsch denkt.
Obama konnte während seiner Amtszeit (gefühlt) nicht einen einzigen Republikaner davon überzeugen, wie gut das demokratische Weltbild ist, und Trump konnte in seiner Amtszeit keinen einzigen Demokraten davon überzeugen, wie toll republikanische Werte sind.
Beide Präsidenten zeigten jeweils einen völlig unterschiedlichen Führungsstil und beide wurden jeweils von der eigenen Seite geliebt und von der anderen Seite gehasst.
Wenn ein Glaubenssatz steht, dann ist er erst wandelbar, wenn er von allein fällt. Ein Mensch kann seinen Glaubenssatz erst dann verändern, wenn es vollkommen in sich zusammenbricht.
Ein Gläubiger wird erst dann zum Nichtgläubigen, wenn ihn ein Zweifel dazu bringt. Das wird in der Regel nie passieren, denn er ist immer derjenige, der betet und der glaubt, irgendjemand höre ihm dabei zu.
Er erwartet keine Antwort. Zuhören reicht ihm. Das kann er sein Leben lang so durchhalten.
Ebenso ist es auch mit dem Nichtgläubigen. Es gibt nicht die geringste Naturerscheinung, die nicht physikalisch erklärt werden kann. Es gibt also keine Wunder, nur Zufälle. Wozu also zweifeln, wozu braucht es einen Gott?
Der eigene Glaubenssatz kann nur dann verändert werden, wenn die eigene Nase blutet.
Glaubenssätze sind so wunderbar vom menschlichen Geist geschützt, da muss die Nase erst gegen Beton schrappen, bevor diese verändert wird. Und manchmal denkt man sich: Diese Nase ist wirklich härter als Beton.
Dies ist der Grund, warum Überzeugungen nichts nützen, nur eigene Erfahrungen. Du kannst zwar von Deiner eigenen Erfahrung berichten, und ein kluger Mensch hört Dir vielleicht auch zu, aber jeder Mensch muss seine Erfahrungen selbst machen.