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2. Mythos als Ursprung von Geschichte
ОглавлениеDer Beginn ritualisierter Geschichte
Schriftliche Quellen, die detailliert Auskunft geben könnten über die vielschichtigen Prozesse, die zum ägyptischen Staat geführt haben, gibt es nicht, obwohl die Hieroglyphenschrift zu diesem Zeitpunkt, also kurz nach der Erfindung der Schrift in Mesopotamien, ausgebildet vorlag. Möglicherweise verlaufen diese Prozesse vor der Gründung einer autorisierten Staatsgewalt auch mehr intuitiv als von langer Hand geplant, weshalb sich eine allgemeingültige, zeitgenössische Beurteilung nicht aufdrängte. So treten anstelle historischer Inschriften mythisch überhöhte „historisierende“ Bilder, deren Entschlüsselung nach wie vor die mit der ägyptischen Geschichtsforschung befassten Ägyptologen beschäftigt. Eine allgemeingültige Lehrmeinung zu formulieren, darf aufgrund der verschiedenen Forschungsansätze derzeit nicht erwartet werden. Neben der teilweise bildlich dekorierten Naqada-Keramik sind es insbesondere Prunkpaletten und Ritualmesser der ausgehenden Naqada-II- und der beginnenden Naqada-III-Zeit, die das reichste verwertbare Bildmaterial liefern. Zwar erschließen diese Funde einerseits die Entwicklung religiöser Konzepte ebenso wie politische Strukturen und die Repräsentation von Herrschern, andererseits sind gesicherte Interpretationen über die Uniformität des Staatsgebildes dieser Zeit nicht möglich.