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3.2 Die Dynastie 0

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Wille zur politischen Einheit

Bei der Einigung der beiden Landeshälften, dem Ausgangspunkt der Entstehung des ägyptischen Staates, welche die Palette des Narmer um ca. 3100 propagiert, handelt es sich nicht um die Darstellung von Vorgängen, die aus dem Nichts heraus künstlich geschaffen wird: Tatsächlich sind Ober- und Unterägypten bereits viel früher nachhaltig zusammengewachsen, wie dies in den letzten Jahren von der Forschung insbesondere für bilaterale Handelsbeziehungen zwischen Ober- und Unterägypten kenntlich gemacht werden konnte. Die Naqadisierung Ägyptens ist ein Prozess der schleichenden Durchdringung des Niltals, wobei archäologische Formationen und die eigentliche Kultur oberägyptisch geprägt sind. Doch bereits in der Stufe Naqada I (ab ca. 4000) lässt sich ein stark expansiver Vorgang nachweisen, der sich im Fundmaterial dieser Zeit (Keramik, Steinwerkzeuge) als eine Durchmischung von Stilen zu erkennen gibt und der in der Stufe Naqada II D (ca. 3300) die Küste des Mittelmeeres erreicht. Diese Akkulturation, die sich von Süden ausgehend im gesamten Niltal niederschlägt, ist ein schleichender Prozess, der, wie dies insbesondere die Keramik erkennen lässt, mehrheitlich friedlich ablaufen sollte. Wenn der insbesondere in späteren Königstiteln beschworene Dualismus der Beiden Länder nach neuester Forschungsmeinung keine Konkurrenzsituation erkennen lässt, so mag dies daran liegen, dass Ägypten bereits vor der eigentlichen Reichseinigung durch Narmer kulturell zusammenwächst. Narmer scheint vielmehr zu offizialisieren, was bereits ca. 200 Jahre früher miteinander verbunden war, wobei offenbar Handelsbeziehungen für einen Prozess kultureller Identität namhaft gemacht werden müssen. Die Stufe Naqada III AB ist bis zum Auftreten Narmers jedoch von rivalisierenden Häuptlingstümern geprägt, die in befestigten Städten residieren. Wenn sich also am Ende der Naqada-Zeit der ägyptische Territorialstaat ausbildet, so setzt er sich damit gegen die polyzentristischen und autark regierten Häuptlingstümer durch. Dieser Aspekt der Staatsentstehung geht jedoch nicht etwa mit der ausschließlich friedlichen Integration dieser Städte einher, sondern trägt durchaus auch Elemente der Zerstörung in sich, wie prädynastische Kriegsbilder zeigen. So bringt die in ihrem Aufbau der Narmer-Palette ähnliche sogenannte Städtepalette die Zerhackung einzelner Bastionen durch Tiere zum Ausdruck, die offenbar symbolhaft für Herrscher stehen. Dieser Tiersymbolik bedienen sich offenbar bewusst auch die frühen Pharaonen, die Namen wie ‚Skorpion‘, der ‚Fänger‘ (König Djer) oder ‚Horus kämpft‘ (Horus-Aha) tragen. Man wird abschließend zusammenfassen dürfen, dass die kulturelle Einheit Ägyptens am Ende von Dynastie 0 vom Handel begünstigt und vorbereitet wurde, die politische Einheit jedoch von durchaus kriegerischen Auseinandersetzungen getragen worden sein könnte. In kultureller Hinsicht wird man bis in das Alte Reich hinein, wenn auch mit abnehmender Tendenz, von der Fortsetzung der Naqada-Kultur sprechen dürfen, in politischer Hinsicht hingegen von Herrscherdynastien.

Das Alte Ägypten

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