Читать книгу Damen an die Macht - Martin Breutigam - Страница 18
ОглавлениеKramniks kühler Kopf
Zu den vermeintlichen Ungerechtigkeiten im Schach gehört, dass man mit König und zwei Springern gegen einen einsamen gegnerischen König keinen Gewinn erzwingen kann. Trotz gewaltigen Materialvorteils müsste sich die stärkere Partei in einer solchen Konstellation mit Remis begnügen. Tatsächlich steckt in der inneren Logik des Spiels aber kein Unrecht, sondern Schönheit. Schach ist ja keine Erbsenzählerei. Wie ästhetisch eine Rettung in bedenklicher Lage sein kann! Sei es durch ein Pattmotiv oder dergleichen.
Dies gilt auch umgekehrt, wenn es nur scheinbar klar nach Remis aussieht wie zuletzt in Dortmund zwischen Wladimir Kramnik und Jan Nepomnjaschtschi. Wieso spielten die denn immer noch? Keine Lust auf die Hitze draußen? Materiell stand es ausgeglichen, und selbst im schlimmsten Fall müsste Schwarz doch irgendwie das besagte technische Remis gegen die weißen Springer arrangieren können, oder? Falsch gedacht. Kramnik behielt kühlen Kopf und erzwang mit Weiß den entscheidenden Bauerngewinn. Wie?
Lösung: 1.Sd8! (Plötzlich droht Matt auf f7! Gut war auch 1.f4 Ld4? 2.Sd8!) 1…g5 (Falls 1…Txd7, gewänne 2.Sxd7+ Ke7 3.Sxe5 Kxd8 4.Sxg6 Sd5 5.Kf3 und 6.Sf4.) 2.Txd1 Sxd1 3.Sd7+ Ke7 4.Sxe5 Kxd8 (Oder 4…gxh4 5.Sec6+ und 6.gxh4.) 5.hxg5 Ke7 6.f4 Sc3 7.Kh3 Se4 8.Kh4 (Schwarz gab auf, z. B. 8…Kf8 9.Kxh5 Sxg3+ 10.Kg6.) 1:0.