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„Mein Name ist Hoffmann, Gert Günther Hoffmann“

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Bond auf Deutsch

Selbst Leute, die sich nicht für das Thema Bond interessieren, können wahrscheinlich den einen oder anderen Schauspieler nennen, der einmal den berühmtesten Geheimagenten Ihrer Majestät gespielt hat. Aber nur die wenigsten wissen, wer ihm in Deutschland seine Stimme geliehen hat. In einer Zeit vor dem Internet und DVDs war der Zugang zu Originalfassungen bei Filmen und Serien nicht so selbstverständlich, wie er das heute ist. Und da der Deutsche an sich ja eher faul ist, wurde relativ früh mit der Synchronisation von Filmen begonnen. Davor hatte man zunächst bei Filmen Szenen mit verschiedenen Nebendarstellern in verschiedenen Sprachen gedreht, doch dann fand man einen Weg, die Tonspur auszutauschen und so war der Möglichkeit, jeden Film in der jeweiligen Landessprache herauszubringen, Tür und Tor geöffnet. Wer sich dafür interessiert, wie das alles begonnen hat, dem sei das hervorragende Werk „Das Dick und Doof Buch“ von Norbert Aping (erschienen bei Schüren) empfohlen. Es ist ein schöner Blick in die Geschichte der Synchronisation in Deutschland.

Oh, Ton!

Seit man also die Synchronisation in Deutschland eingeführt hat, werden die meisten Filme, von wenigen Ausnahmen abgesehen, dem Publikum in deutscher Sprache präsentiert. Viele Hardcore-Cineasten lehnen die Synchro prinzipiell ab, weil sie das Original verfälsche – aber das können schlechte Untertitel bei einer Sprache, die man gar nicht versteht, auch. Ironie überträgt sich schwer in Untertitel. Und ein tiefes Brummen des Schauspielers kann in einem Kulturkreis etwas anderes bedeuten als in einem anderen – nur um auf den „Ausdruck des Schauspielers“ einzugehen. Kurz gesagt: In Deutschland wird fast alles eingedeutscht und manchmal ist das sogar besser als das Original und manchmal ist das Murks.

Oh, eine Randnotiz für die berüchtigten O-Ton-Faschisten, die sagen, die Originalfassung sei besser, weil man dort die Originalstimme des Schauspielers hört: Ihr, Freunde, dürft Bond dann frühestens ab „Diamantenfieber“ gucken. Denn in allen Bonds davor wurden Schauspieler synchronisiert – und zwar in der englischsprachigen Originalfassung! Auf Englisch spricht Ursula Andress („Dr. No“) nicht für sich selbst, ebenso wenig wie Daniela Bianchi („Liebesgrüße aus Moskau“). Im O-Ton hört man weder Gerd Fröbe („Goldfinger“), Adolfo Celi („Feuerball“), Tetsuro Tamba („Man lebt nur zweimal“) oder Gabriele Ferzetti („Im Geheimdienst Ihrer Majestät“) – aber sie haben dort fast alle denselben Sprecher (Robert Rietty). Bis auf Fröbe, der wird auf englisch von Michael Collins gesprochen – wobei der sich wirklich Mühe gibt, wie Gerd Fröbe zu klingen, aber wenn man den hören will, muss man eben auf das Original zurückgreifen… das deutsche Original!

Und dann haben wir noch „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“, wo man sogar Bond-Darsteller George Lazenby streckenweise synchronisiert hat: In den Szenen, in denen er sich als Sir Hilary Bray ausgibt, erklingt in der Originalfassung statt Lazenby die Stimme von George Baker, der im Film Sir Hilary Bray spielt.

Viele Menschen mögen James Bond also nur auf Deutsch kennen. Aber, wie man weiß, ist der Prophet im eigenen Land ja nicht viel wert. Also kann man im Abspann eines jeden Film nachlesen, wer die Kamera geführt, das Skript überwacht oder den Kaffee gebracht hat – aber nicht, wer Bond, M, Q und Blofeld ihre deutschen Stimmen lieh. Durch das Internet ist all dies viel leichter geworden. Heutzutage kann man das, was unsereins sich in den 80ern durch Angaben in „Hörzu“ und die Benutzung der eigenen Ohren mühsam zusammentragen musste, problemlos erfahren. Trotzdem ist es an der Zeit, hier diejenigen zu ehren, die Bond in unseren Ohren bekannt – und beliebt – gemacht haben.

Gert Günther Hoffmann

Er war… die zweite Stimme von Bond. Aber da er eine der wichtigsten ist, wie ich finde, sollte ihm die Ehre gebühren, als erster genannt zu werden. Hoffmann, der in Synchron-Fankreisen meist unter dem Kürzel „GGH“ genannt wird, war viele Jahre lang die Stimme für Helden. Durch seine Einsätze als Bond begründet wurde er dann auch in fast jedem Film, der Bond nachzueifern versuchte, besetzt. Typecasting gibt es nämlich nicht nur bei Schauspielern sondern auch bei Synchronschauspielern!

Neben den ganzen Agenten und Kommissar Xes hatte er aber auch diverse andere Helden im Angebot. Er war die Stimme von John Steed (Patrick MacNee), Old Shatterhand (Lex Barker) und Captain Kirk (William Shatner). Wer kann das schon in seiner Vita von sich behaupten? James Bond, Captain Kirk, Old Shatterhand. Sein Auftritt als Sherlock Holmes (für Stewart Granger) kommt in Fankreisen nicht so gut an, aber jeder hat mal einen schlechten Tag. Neben Sean Connery sprach er für Rock Hudson, Michael Piccoli und Paul Newman. Die Stimme von Stars – und schwer zu ersetzen. Connery lieh er das erste Mal in dessen zweiten Bond Abenteuer „Liebesgrüße aus Moskau“ die Stimme und dann in jedem Bond Film sowie vielen anderen Produktionen. Außerdem hört man ihn für George Lazenby als Bond in „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“, was den Film insofern aufwertet, als man sich hier der Illusion hingeben kann, 007 würde weiterhin von Connery dargestellt. Seine Art, ironisch zu klingen, passte gut zu Connerys Rollen und gab Bond die Art Pfiff, die den Craig Filmen bislang definitiv fehlt. Hoffmann wurde 1929 geboren und starb 1997. Zu sehen war er u.a. in der Agentenserie „Es muß nicht immer Kaviar sein“, in der er jedoch nicht den Helden spielte.

Klaus Kindler

Doch vor „GGH“ klang Bond noch nach… Clint Eastwood. Denn das dürfte Klaus Kindlers bekanntester „Kunde“ sein, für den er ins Synchronatelier kam. Man hört ihn aber auch für Jean-Paul Belmondo (u.a. in der Bond „Satire“ „Casino Royale“), James Caan, Franco Nero und Steve McQueen. In „Dr. No“ sprach er Connery zum ersten Mal – und nach der Umbesetzung von Hoffmann hört man ihn für Connery in „Im Sumpf des Verbrechens“ zum zweiten Mal. Er sprach ihn also direkt vor Hoffmanns erstem und nach Hoffmanns letztem Einsatz auf dem Schotten. Für Connery hat er mir nie so recht gefallen, doch unersetzbar ist und bleibt er auf Clint Eastwood. Kindler wurden 1930 geboren und starb 2001.

Niels Clausnitzer

Ein neuer Bond, eine neue Stimme… diesmal. Wer weiß, ob es einen der Verantwortlichen nicht gejuckt hat, auch bei Roger Moore GGH zu besetzen – doch man unterließ es. Der neue deutsche James Bond wurde Niels Clausnitzer, der Moore bereits in den Serien „Ivanhoe“ und „Simon Templar“ gesprochen hatte. Im Laufe der Jahre hat er Größen wie Anthony Hopkins, Robert Vaughn und Christopher Plummer die Stimme geliehen, doch vielen dürfte er als Vater Willi in der Serie „Alf“ vielleicht eher bekannt sein – was nur wieder zeigt, wie wandlungsfähig Synchronschauspieler sein können. Im Laufe der Zeit hat er sein Studium zum Psychotherapeut beendet, wer also im Raum München wohnte und sich von James Bond therapieren lassen wollten, hatte bis vor kurzem noch Gelegenheit dazu. (Schade, dass Woody Allen Sprecher Wolfgang Draeger nicht auch diesen Weg eingeschlagen hat, denn das wäre garantiert sehr schräg!) Leider besteht diese Möglichkeit nun nicht mehr, denn der 1930 geborene Clausnitzer starb 2014.

Lutz Riedel

Als nächster übernahm Shakespeare-Mime Timothy Dalton die Doppelnull und gab Bond damit eine Verjüngungskur. Also musste auch ein jüngerer Sprecher her. Das Los fiel auf Lutz Riedel, der Dalton kurz zuvor in einer anderen Produktion gesprochen hatte. Riedel arbeitet viel als Synchronregisseur, ist lustigerweise in allen drei „Crocodile Dundee“ Filmen in einer jeweils anderen Rolle zu hören (wahrscheinlich hatte er Regie) und spricht u.a. für Sam Neill, Tom Wilkinson und Richard Gere. Mit am bekanntesten dürfte vielen (älteren) Lesern aber vielleicht sein Kampf „Allein gegen die Mafia“ mit Michele Placido sein. Witzigerweise wurde Dalton in dem Film „Flash Gordon“ allerdings von Frank Glaubrecht gesprochen…

Frank Glaubrecht

…der Stimme von Pierce Brosnan. Glaubrecht hatte eine lange Erfahrung mit Brosnan, hatte er ihn doch schon in der langlebigen Serie „Remington Steele“ synchronisiert. Wie Hoffmann trifft er einen humorigen Ton und den charmanten Charakter, den ein James Bond durchaus haben kann und sollte. Neben 007 ist Glaubrecht auch für Al Pacino, Jeremy Irons, James Woods und Kevin Costner zu hören – und auf dem Köln-Bonner Flughafen, falls man die Ansage inzwischen nicht geändert hat. Als besonderes Highlight würde ich jedoch seine Arbeit für Bill Nighy in „Tatsächlich…Liebe“ bezeichnen, wo er dessen abgefuckten Ton perfekt trifft.

Dietmar Wunder

Mit Daniel Craig kam wieder eine neue Stimme. Dietmar Wunder wurde der neue deutsche Bond. Wunder ist phantastisch in schrägen Rollen, wo er richtig spielen kann. Craig gibt ihm leider nicht die Möglichkeit, viel zu tun, was schade ist – und ein wenig Verschwendung. Er spricht u.a. für Cuba Gooding jr. und Sam Rockwell und er ist großartig für Don Cheadle. Am bekanntesten dürfte er aber für seine Arbeit als Stimme von Adam Sandler sein, was besonders schade ist – und eine extreme Verschwendung!

Nachsynchro

Nur der Vollständigkeit halber wollen wir auch noch die beiden Sprecher aufführen, die anlässlich der DVD-Veröffentlichungen der Filme für die Stellen eingesprungen sind, die man vorher nicht synchronisiert hatte. Für Sean Connery kommt in „Sag niemals nie“ an ein paar Stellen Engelbert von Nordhausen zu Wort, den man dann auch für das im Original von Connery gesprochene Videospiel von „From Russia with Love“ besetzte. Er sprach Gene Hackman und Bill Cosby, ist aber inzwischen wohl eher als die Stammstimme von Samuel L. Jackson bekannt.

Bei der wirklich grauenvollen Nachbearbeitung von „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ engagierte man Erich Räuker. Räuker ist hervorragend für Richard Dean Anderson in „Stargate“ und so hätte auch ich gedacht, dass er für den humorig-ironischen Ton eines GGH der ideale Ersatz wäre – das Endergebnis unterstützt diese Einschätzung aber leider nicht. Ansonsten hört man ihn im Fernsehen für nahezu jeden Colonel oder Vorgesetzten… Typecasting eben.

Sie sind durchschaut, Mr. Bond!

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