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ОглавлениеProlog:
Danke, Andrea Berg! Du hast an Fantasy geglaubt, und nun gibt es kein Halten mehr …
Es ist der 14./15. Juli 2017 und 20.000 Menschen jubeln uns im Fußballstadion des SG Sonnenhof Großaspach (bei Stuttgart) zu. Andrea Berg, die „Königin des deutschen Schlagers“ (mit mehr als 13 Millionen verkauften Tonträgern), hat zu ihrem jährlichen Live-Sommerkonzert geladen – und wir sind auch wieder mit dabei. Wir kennen und lieben Andrea Berg seit vielen Jahren, sie hat unseren Aufstieg nicht nur leibhaftig miterlebt, sondern maßgeblich gefördert und stets positiv beeinflusst. Wir sind uns ganz sicher, dass wir es ohne Andrea niemals so weit gebracht hätten: Liebe Andrea, wir danken dir von ganzem Herzen, dass du an uns geglaubt hast! Kurz bevor wir Andrea Berg kennenlernten, waren wir uns eigentlich sicher, in musikalischer Hinsicht alles hinzuwerfen und doch besser mit unseren erlernten Berufen Geld zu verdienen. Doch dann engagierte uns Andrea – und der Erfolg wurde mit jedem Konzert größer.
* * *
Das sagt Andrea Berg:
Ich kenne die beiden Jungs von Fantasy seit langem; damals traten sie noch als Solo-Künstler auf und dachten nicht im Traum daran, dass sie einmal so erfolgreich werden würden. Ich war zu der Zeit ja auch noch nicht so erfolgreich wie heute und sang bei großen Schlagerpartys und Stadtfesten. Also immer draußen auf der grünen Wiese. Dort gab es Wohnwagen, in denen man sich umgezogen hat. Das war wirklich die alte Rock’n’Roll-Zeit, und der Freddy hatte damals schulterlange Locken, dieses Bild werde ich nie vergessen. Sie haben Modern Talking imitiert, Freddy war Thomas Anders und Martin Dieter Bohlen. Das war zum Brüllen komisch! Ich mochte die beiden auf Anhieb, und wir hatten hinter der Bühne immer viel Spaß, vor allem konnte man mit ihnen entspannt ein Bier trinken, da sie ja wie ich aus dem Rheinland kommen.
Als ich mit Hansi Möllering anfing, Anfang der 2000er Jahre eigene Tourneen zu veranstalten, wollten wir unbedingt ein Vorprogramm haben. Mir fielen Martin und Freddy ein, also sagte ich zu Hansi: „Weißt du was, wir holen uns die zwei Jungs. Mit denen hat man Spaß, sie machen Musik für die Menschen. Die sind wie ich. Ruf sie doch bitte mal an.“ Und als hätten die beiden geahnt, was wir planten, rief eines Tages Martin bei Hansi an und fragte ihn, ob er nicht mit mir reden könne. Sie würden dringend Jobs suchen, um Geld zu verdienen. Hansi Möllering erklärte ihm dann, dass ich sie hin und wieder für halbstündige Auftritte vor meinen Konzerten buchen wolle. Erst später haben wir erfahren, dass die beiden wirklich absolut pleite waren und mit dem Gedanken spielten, mit ihrer Musik aufzuhören, weil sie keinen einzigen Pfennig auf der Pfanne hatten.
Nun erst recht. Wir wollten sie unbedingt dabeihaben! Wir fingen mit zwei, drei Konzerten an, und die beiden haben es wirklich toll gemacht. Die Leute waren total begeistert. Weil sie einfach Musik für die Fans machen. Sie gehen raus auf die Bühne, machen Musik, machen Quatsch und sind absolut authentisch. Genau diesen Unterhaltungsfaktor wünschte ich mir für meine Shows. Das war wirklich klasse. Wir engagierten sie dann mehrere Jahre hintereinander und tourten gemeinsam quer durch Deutschland, Österreich und die Schweiz. In meiner Live-Zeit waren das für mich die schönsten Konzerte, weil wir nach der Show immer wie eine große Familie zusammensaßen und Blödsinn machten.
Als ich 2003 mit meinem ersten Echo geehrt wurde, feierten wir zusammen die ultimative Echo-Party; wir spielten einen Tag später in einem ganz kleinen, verschlafenen Nest und haben danach bis früh morgens gefeiert. Freddy und Martin haben immer den Moderator der TV-Sendung Aktenzeichen XY … ungelöst, Eduard Zimmermann, nachgemacht, sie hatten überhaupt nur ganz verrückte Sachen im Kopf. Man könnte auch sagen, die beiden hatten einen an der Waffel. Aber ich glaube, ich habe noch nie so laut über jemanden gelacht wie über diese beiden liebenswerten Chaoten. Wir hatten so viele tolle Momente zusammen, vor allem diese unbändige Freude daran, die Menschen mit unserer Musik ein kleines bisschen unbeschwerter zu machen. Das war absolut klasse und ist in der Musikbranche nicht selbstverständlich. Ich fand es sensationell, dass sie bei meiner Tournee dabei waren.
Heute habe ich meine eigene Band dabei, aber mit Fantasy war alles so herrlich unbefangen. Wir sind einfach losgefahren und haben Mucke gemacht. Im Grunde sind wir drei uns ziemlich ähnlich. Dieses Spontane vermisse ich heute manchmal schon. Die Zeit mit den beiden Jungs werde ich nie vergessen. Zum Glück sehen wir uns auch heute noch regelmäßig, weil Andreas Ferber, der Sohn meines Mannes Uli Ferber, das Management von Fantasy macht und die beiden auch regelmäßig in unserem Hotel in Kleinaspach auftreten. So wie dieses Jahr bei meinem Live-Open-Air „Heimspiel“, da standen sie wieder gemeinsam mit mir auf der Bühne.
Die Fans hatten riesigen Spaß. Und man sah wieder einmal, wie sehr die Menschen klassische Unterhaltungsmusik brauchen. Bei Fantasy hatte ich in all den vielen Jahren nicht ein einziges Mal das Gefühl, dass sie nicht glücklich sind mit ihrer Musik. Genau das ist der Schlüssel zum Erfolg. Das Geheimrezept. Wenn man das, was einem wichtig ist, aus Überzeugung und mit Leidenschaft macht und absolut dahintersteht, dann findet man auch Erfüllung. Und man schafft es bis ganz nach oben. Fantasy leben ihre Schlager, sie füllen das Genre total aus, und sie haben große Freude daran. Deswegen sind sie auch authentisch – und lassen sich nicht zähmen. An den beiden beißt sich jeder die Zähne aus.
Wir spielten mal in Magdeburg ein Konzert. Ich hatte meine damalige Plattenfirma Ariola eingeladen und sagte: „Guckt euch doch mal bitte die Jungs an.“ Hansi Möllering war begeistert: „Mein Gott, wenn ich diese Chance hätte, dann würde ich schon am Tag vorher nach Magdeburg laufen und vor der Halle warten, damit ich auch ja pünktlich zum Gespräch mit den Plattenbossen da wäre.“ Ich lachte und erklärte ihm: „Du schon, Hansi, aber das sind Fantasy.“
Natürlich kamen sie dann zu spät! Martin rief an und sagte, sie stünden im Stau. Ihr Auftritt sollte um 19.30 Uhr sein, das Gespräch mit Sony im Anschluss. Sie wussten, dass es eine einzigartige Chance für einen Plattenvertrag war. Um 20 Uhr waren sie immer noch nicht da. Um 20.15 Uhr bin ich dann auf die Bühne und habe meine Show gemacht. Sie hatten tatsächlich ihre Chance verpasst. Einige Zeit später kamen sie dann doch noch zu Ariola – weil man Gutes ja zum Glück nicht verhindern kann. Aber es war einfach so typisch für die beiden! Ich habe Dutzende solcher Abende erlebt und rege mich längst nicht mehr über ihre Unpünktlichkeit auf. So sind sie halt einfach. Du kannst sie nicht bändigen. Du kannst sie höchstens ein Stück weit führen oder ihnen Tipps geben, was sie besser machen könnten. Dann schütteln sie sich, maulen ein bisschen rum, und meistens funktionieren sie dann doch.
Freddy schreibt und komponiert die meisten Songtexte selbst. Aber mit jedem Jahr, in dem sie noch erfolgreicher wurden, bekamen sie auch vermehrt Songs von fremden Textern angeboten. Sie haben ja im Frühjahr 2017 bereits ihr achtes Studio-Album Bonnie & Clyde herausgebracht, und ich freue mich riesig für die beiden. Sie sind für mich echte Freunde, total loyal. Sie gehören auf jeden Fall zu meiner Familie.
Juni 2017
* * *
Das „Heimspiel“ ist vorbei, wir trinken ein Bier und stoßen auf unser 20-jähriges Fantasy-Jubiläum an – und auf unsere großartigen Fans, die uns schon so lange auf dieser Reise begleiten.
Wir sind uns bewusst, dass wir heute unseren Traum leben (dürfen). Musikalisch haben wir fast alles erreicht, was wir uns für unsere Karriere vornahmen. Wir stehen hier in Aspach auf der Bühne und sind uns an diesem lauen Sommerabend ganz sicher: Wir sind dort angekommen, wohin wir uns immer gewünscht haben – mehr als zwei Millionen verkaufte Tonträger, acht Studio-Alben, eigene Tournee, Fernsehauftritte und nun auch noch eine eigene Autobiografie.
Uns fehlt nur noch der so begehrte wie wichtige Echo, der bedeutendste deutsche Musikpreis; wir waren bereits fünf Mal nominiert und mussten leider jedes Mal mit leeren Händen nach Hause gehen. Diese Trophäe eines Tages in Händen halten zu dürfen wäre ein denkwürdiges musikalisches Ereignis! Ein anderer Traum von uns ist, dass wir gerne am Samstagabend eine Unterhaltungsshow im Fernsehen präsentieren würden. Eine Mischung aus Florian Silbereisen, Carmen Nebel und Hape Kerkeling, mit Talk-Gästen, Musik und Spielen. Eben hundertprozentige Unterhaltung. Das wäre der Hit! Wir arbeiten jetzt nicht wie verrückt darauf hin, aber wenn sich irgendwann die Gelegenheit ergeben sollte, würden wir sicher nicht nein sagen. Es müsste ja nicht gleich bei ARD oder ZDF sein, vielleicht in einem kleineren Sender wie dem MDR, dort schaltet ja auch unsere Kernzielgruppe ein. Und da es in der Vergangenheit doch recht lange dauerte, bis wir auf der Bühne Erfolg hatten, wäre es schön, wenn wir noch vor Eintritt ins Rentenalter auch als TV-Moderatoren erfolgreich werden könnten. Wir sind offen für Anrufe …
Martin Hein und Fredi Malinowski, Juli 2017